„Den Menschen abgeschafft…“

„Lies mal das…“ – Die beste Ehefrau von allen, die ihren Morgenkaffee gerne bei der Lektüre des MM genießt, hat es mir angemalt. Das ist wirklich eine interessante Kolummne: Der Merkur berichtet in einer seiner letzten Wochenendausgaben über den russischen kremlnahen Kolumnisten Maxim Schewtschenko. Der Westen, so Schwetschenko, habe den Menschen mit der Erlaubnis von Homo-Ehen praktisch abgeschafft. Dabei bezieht er sich auf die französische Erlaubnis von Homo-Ehen.

„Solange der Mensch noch Sünder war, war er ein Mensch“, philosophiert (laut Merkur) Schewtschenko. „Jetzt, wo er offiziell weder Mann noch Frau ist, sondern einfach Bürger und Partner (egal welchen Geschlechts), gibt es keine Sünde mehr.“ Und damit sei der Mensch faktisch abgeschafft. Im Westen, so Schwetschenko sei ein „liberaler Totalitarismus“ erreicht worden. Russland sei eine der letzten Bastionen des Menschen und der Menschheit…

Der Kommentar des russischen Kolumnisten stimmt nachdenklich. In welche Richtung bewegt sich Europa? Nahezu beliebig werden Werte infrage gestellt. Auch die deutsche Regierung wurde nun verfassungsgerichtlich aufgefordert, in der völligen Gleichstellung von Homo-Ehen nachzuziehen. Zwei von drei Mitbürgern sind dafür, haben die Umfragen ergeben.

Wir berauben uns selbst und unser Menschsein, wenn wir die göttlichen Ordnungen infragestellen oder abschaffen. Irgendwie fällt mir schwer nachzuvollziehen, dass das so schwer zu verstehen sein soll. Oder nicht verstanden werden will.

Wir sind (wieder) Mensch!

Quelle: Bild.de
Quelle: Bild.de

Nachdem „wir“ Papst waren, sind „wir“ seid Donnerstag 20 Uhr „wieder Mensch“. Am Freitagmorgen, als ich früh in die S-Bahn steige, um nach Erzhausen zu fahren, liegt des „Volkes rote Stimme“ auf der Bank gegenüber. „Hier fliegt unser Papst in die Rente“, weiß das Blatt buntbebildert (wie immer) zu berichten.

Der deutsche Papst wurde und wird fast „vergöttlicht“. Respekt auf jeden Fall vor seiner mutigen Entscheidung zum Rücktritt. Aber die Rolle, die ihm zugemessen wird, finden wir in der Bibel nicht. Auch hier werden Werte auf den Kopf gestellt. Einer ist Mittler zwischen Gott und den Menschen – und das ist Jesus (vgl. 1. Tim. 2,5). „Ab heute Abend gibt es keinen Papst mehr. Wie gut dass wir Jesus Christus haben, den gibt’s immer“, sinniert mein Facebook-Freund Bernhard aus dem Schwabenländle. Recht hast du, Bernhard.

Der bayerische Finanzminister als Royal Ranger

Quelle: BR-Mediathek
Quelle: BR-Mediathek

Derblecken am Nockherberg, diesmal mit einem Royal Ranger. Als ich am Mittwoch vom Bibelkreis heimkomme, macht mich eine eMail auf das heutige politische Kabarett aufmerksam. Stammnummer 169 prangt auf dem echten Royal Ranger-Hemd des Schauspielers, der den bayerischen Finanzminister Markus Söder mimt. Das NTC habe er auch besucht, drei Balken deuten darauf hin, dass er ein Leiter sei. Wo der wohl das echte RR-Hemd incl. Knoten und Halstuch her hat, sinnieren wir gemeinsam am Mittagstisch? Keine Ahnung.

Mehrere Ranger sind heute bei uns am Mittagstisch. „Der war kein echter Ranger, wir haben als Rangers andere Werte“, tönt es bei uns zwischen Lasagne und Salat. Das bayerische Kabarett-Singspiel vom Nockherberg in dieser Woche war aus politischer Sicht wirklich sehenswert. Aber dieser Mittagskommentar gefällt mir besser: Das, was uns ausmacht, muss in unserem Herzen sein. Ein Hemd und ein Halstuch reichen nicht.

Wer bestimmt über mich?

Die Antwort auf diese Frage hat sehr verschiedene Ebenen. Wir brauchen eine grundsätzliche Haltung, aber auch Antworten auf spezielle Fragen.

Jesus: „Vater, dein Wille geschehe“
Immer wieder betont Jesus, dass der Wille des Vaters geschehen soll [1] und er verherrlicht werden soll [2]. Das war seine Grundhaltung, die sein Leben geprägt hat. Jesus ist uns darin Vorbild, alles bewusst dem Vater in Seine Hände zu übergeben. Wenn wir das tun, haben wir eine stabile Lebensgrundlage.

gb_2013_02Jesus die Herrschaft übergeben
Die wichtigste Entscheidung, die wir im Leben treffen können und müssen ist die Entscheidung zu einem Leben in der Gemeinschaft mit Jesus Christus. Damit erkennen wir schon hier auf dieser Erde an [3], was in der zukünftigen Welt alle anerkennen müssen: Jesus ist der Herr. Aus diesem Grunde liegt es einem Christen fern, das heute sehr laut propagierte Selbstbestimmungsrecht zu postulieren, denn in unserem Wesen, der neuen Natur in Christus, liegt der Wunsch nach Unterordnung unter Seine Herrschaft.

Ewigkeitsbewusstsein: Gott ist Herr über Leben und Tod
Im Heiligabendgottesdienst 2012 grüßte mich ein Bruder (59) unserer Gemeinde sehr herzlich. Er war gerade von einer langen Reise zurückgekommen und freute sich, seine Familie zu sehen. Ich drückte ihn und wir wechselten liebe Worte. Am 1. Weihnachtsmorgen rief mich seine Frau an: Mein Mann ist heute Nacht um 2 Uhr verstorben, unerwartet, plötzlich. Dramatisch wurde mir deutlich, was die Jahreslosung sagt: Keine bleibende Stadt hier auf Erden [4]. Und wie schreiben die Psalmen? Die Tage unserer Jahre sind siebzig Jahre, und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühe und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin. So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen! [5] Am Grab sprach ich eindringlich darüber, dass Gott der Herr über Leben und Tod ist und dass wir Ewigkeitsbewusstsein brauchen. Wir müssen weise leben! Trotz allerbester Vorsorge steht das über allem.

Die Erfolge der modernen Medizin
Die moderne Medizin hat in den vergangenen Jahren SEHR viele sehr beachtenswerte Erfolge erzielt. Bestimmt damit der Mensch? Ist damit Gott die Herrschaft aus der Hand genommen worden? Früher sind Menschen (Kinder) überhaupt nicht in das Leben hineingekommen, weil die medizinische Versorgung schlecht war. Menschen sind früher gestorben, weil es kaum oder keine medizinische Versorgung gab. Heute müssen wir uns mit anderen Fragen auseinandersetzen, die früher in der Form überhaupt nicht gestellt wurden. Welche „lebenserhaltenden“ oder „lebensverlängernden“ Maßnahmen will ich an mir zulassen? Je weiter die Medizin gelangt, desto schwieriger werden die Antworten auf diese Fragen. Wer soll „bestimmen“?

Ich bin dankbar dafür, was die Ärzte können, aber glaube, dass nicht alle Erfolge der Medizin wirklich gut sind. Ich habe Menschen erlebt, die eigentlich „reif“ waren für die Ewigkeit, die das auch dorthin wollten, aber durch die moderne Medizin am Leben erhalten worden sind. Nehmen wir Gott nicht „das Zepter aus der Hand“? Das ist keine einfache Frage. Meine Tante, eine vorbildlich-hingegebene christusgläubige Frau fiel mit über 80 beim Frisör, zu dem sie noch mit dem Fahrrad gekommen war, vom Stuhl. Tot. Notarztwagen. Dramatische Wiederbelebung. Erfolgreich! Mehrere Jahre noch „lebte“ sie bettlägrig, künstlich mit bester „Astronautennahrung“ ernährt, nicht kommunikationsfähig. Was war der „Wille Gottes“? Ich habe bis heute keine abschließende Antwort darauf.

Das Spannungsfeld der eigenen Entscheidung
Jeder von uns muss Entscheidungen treffen, weil sie nötig sind. Dazu gehört z.B. die Frage, wo ich wohne, was und wie viel ich esse, ob ich gewisse Dinge tue, oder nicht. Er kann Entscheidungen treffen, die darüber hinausgehen, die man aber nicht notwendigerweise treffen muss, aber die dann aber auch Einfluss haben (z.B. dass ich einen Urlaub mache, etc.). Das nennt man Lebensgestaltung. Je weitreichender eine Entscheidung ist, desto sorgfältiger treffe ich sie. Wie tue ich das gewöhnlich? Ich bete und suche Gott. Ich bespreche mich mit Ehepartner, Freunden und geistlichen Beratern. Ich suche die Stille. Ich versuche Gottes Willen zu erfragen. Dann treffe ich die Entscheidung nach der inneren Führung, die ich erlebe. Bei einem anderen Menschen kann die innere Führung durchaus anders aussehen.

Wer bestimmt also über mich?
Es liegt also an mir, wer über mich bestimmt, wie ich die Weichen stelle. Gott habe ich als erstes genannt, an ihn habe ich in Christus alles übergeben. Damit wir nicht „fremdbestimmt“ werden, müssen wir entsprechend Vorsorge treffen und dies dokumentieren. Denn im Krankheitsfalle haben die Ärzte die Verpflichtung, Leben zu erhalten. Und sie werden so entscheiden (müssen). Die Verwandtschaft und Angehörige müssen manchmal Entscheidungen treffen, die für sie dann auch sehr schwer zu treffen sind.

Insofern plädiere ich dafür, Entscheidungen für sich persönlich in der Stille vor Gott so zu treffen, wie ich sie als persönliche Führung von Gott erlebe und das auch entsprechend kund zu tun. Wie Petrus müssen wir aber manchmal auch lernen, dass andere uns „gürten und führen“ werden [6]. Über allem steht aber immer der allmächtige Gott.

(Dieser Artikel erschien in der Februar-Ausgabe (download hier) der BFP-Zeitschrift GEISTbewegt!)

Bibelstellen:
[1] Matth 6,10; Matth 26,42 u.a.
[2] Joh. 12,28; Joh. 13,32
[3] Phil 2,9-11
[4] Hebr 13,14
[5] Psalm 90,10+12
[6] Joh 21,18

Ermutigt – auf jede erdenkliche Art und Weise

Wer mag sie nicht, die kleinen Zeichen der Ermutigung, die man von anderen Menschen bekommt? Früher waren es kunstvoll und sorgfältig geschriebene Briefe, heute sind Kurzbotschaften „in“, elektronisch, SMS oder mit kleinen Post-its angeklebt – sie verfehlen ihre Wirkung nicht. „HDL“ – du, ich mag dich. Eine Süßigkeit, eine Blume, eine Karte – wir können Menschen auf jede erdenkliche Weise ermutigen. Der Kreativität ist hier kein Ende gesetzt. Wem tut das nicht gut?

vater_trostGottes Wesen ist von Ermutigung geprägt. Paulus hatte viele Phasen in seinem Leben, in denen Entmutigung überhand hätte nehmen können. Schiffbruch, geschlagen, verfolgt, in Angst – da kann einem schon anders werden, da ist man geneigt, die „Flinte ins Korn zu werfen“. In allem hat Paulus trotzdem immer wieder erlebt, wie Gott sich wie ein Vater ihm zugewendet, ihm Ermutigung gegeben hat. Auf jede erdenkliche Weise hat er den Trost des himmlischen Vaters erlebt. Deswegen war er auch in der Lage, anderen Ermutigung und Zuspruch zu geben.

Manchmal wünschen wir uns das große Wunder, aber es bleibt aus. Dann zweifeln wir an der Liebe Gottes. Wir übersehen dabei die kleinen Zeichen der Ermutigung, die er uns zukommen lässt. Vielfach und auf jede erdenkliche Art und Weise hat Gott sein „HDL“ eingepackt und lässt es dich sehen und spüren.

Seit einigen Monaten kommt K. zu uns. Seit etwa 50 Jahren folgt K. Jesus, seit knapp 20 Jahren sitzt sie im Rollstuhl. MS war der Auslöser für ihre äußerlich schwierige Lage „Bist du entmutigt?“, frage ich sie beim Besuch Ende Januar. „Nein, überhaupt nicht.“ K.s Gesicht strahlt, während sie begeistert weiterspricht: „Das Wichtigste ist, dass ich Jesus habe.“ Und dann erzählt sie von vielen kleinen Ermutigungen und Tröstungen, die ihr Leben reich machen. K. weiß, dass sie geliebt ist. Ich habe K. gebeten uns an einem der nächsten Sonntage ein wenig zu erzählen.

Entdecke doch in deinem Alltag Gottes Zuspruch und Trost, sein „Du, ich hab dich lieb“. Er ist ein liebender Vater, der dir diesen Zuspruch auf jede erdenkliche Weise zukommen lässt. Und er macht dich fähig, andere durch eine kleine Geste zu ermutigen. Tue es doch einfach!

Abschied von Georg

georg003Es sind bewegende Momente am letzten Mittwoch, als wir von Georg Abschied nehmen. Aus Rumänien ist extra eine Blaskapelle angereist, sein bester Freund Stefan, den er noch vor Kurzem in Rumänien besucht hat, findet passende und klare Worte. Am Grab stehend nimmt er immer wieder das Bild Georgs und hält es für alle gut sichtbar hoch. Er kann es noch nicht fassen, dass er Abschied nehmen muss von einem Freund, mit dem ihn 40 Jahre Freundschaft verbindet. So kann er an diesem Nachmittag den Sarg kaum loslassen und immer wieder schwenkt er das Bild durch die Luft.

georg001Wie zerbrechlich ist unser Leben. Gestern noch grüßen und umarmen wir einander – heute in der Ewigkeit. Am Freitag kommt R. zu mir und fragt mich, ob ich ein paar Bilder haben wolle, die sie am Heiligabend im Gottesdienst gemacht hätte. Bilder? Ja, will ich.

Bei der Durchsicht der Bilder stoße ich auf ein letztes Bild, das Georg von hinten zeigt, als er den „Heiligabendhirten“ grüßt. Das Bild berührt, auch wenn es „nur von hinten“ ist. Es mahnt uns, dass wir weise leben und an die Hoffnung, die wir in uns tragen, hegen und pflegen.

georg002Auf dem Kranz unserer Gemeinde steht es auf der orangefarbenen Schleife: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Mit dieser Hoffnung und Zukunftserwartung nehmen wir Abschied von Georg.

 

Bahamabeige oder himmelblau?

Was wirklich zählt…

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebr 13,14 (Luther

fliesenFliesen erzählen mir Geschichten, von Badezimmern, in denen ich zu Gast bin. Aber bitte keine falschen Gedanken! Ich finde es interessant, mir die Fliesen anzuschauen. Sie erzählen über das Haus, in dem ich mich gerade befinde. Die Tapeten in Wohnzimmern erneuert man in der Regel häufiger als die Badezimmerfliesen.

Sie erzählen, wann das Haus gebaut oder letztmalig renoviert worden ist. Die 15 x 15 cm großen quadratischen Fliesen, altgelb, erzählen aus den 50er-Jahren, dann wurde himmelblau modern, gefolgt von superdunklen Fliesen in schrillem Grün- oder gar Brauntönen, blumig verziert. Bahamabeige war in den 80ern eine Modefarbe, heute eine „Problemfarbe“ (Zitat Internet). Während meiner Jugend waren die kleinen Mosaikfliesen am Boden top-modern. „Sie sind wieder im Kommen“, hörte ich unlängst. Während sich die 15er-Fliesen bis in die 70er Jahre hielten, sind inzwischen immer größere Formate und helle Töne modern. Edle Bedürfnisanlagen gastronomischer Betriebe setzen auf Großformatiges in anthrazit, schwarz oder Marmor.

Nicht auf Ewigkeit angelegt…
Wer ein Badezimmer baut, errichtet es nicht für die Ewigkeit, aber auch nicht nur für fünf Jahre. Altbausanierer und Wohnungskäufer machen sich in der Regel zuerst an das Bad. Nicht nur wegen der Technik, sondern in der Regel wegen der „altmodischen“ Fliesen… Runter „mit dem Zeug“, Neues rein.

Am Badezimmer wird deutlich, wie unser Leben eigentlich ist. Nichts auf dieser Erde ist „für die Ewigkeit“ angelegt, wirklich beständige Werte – und seien sie auch noch so teuer – gibt es einfach nicht. „Keine bleibende Stadt“, sagt der Hebräerbriefschreiber. Gewiss, die Erben freuen sich über ein schönes Haus – und das ist auch gut so. Vielleicht fällt der Grabstein etwas monumentaler aus, wenn das Leben menschlich eine hohe Bedeutung gehabt hat, aber dann?

Auf das Unsichtbare schauen…
Steht die himmlische Stadt auf unserer Agenda? Gilt ihr unsere Sehnsucht, ist sie uns wichtig? An der Schwelle zum Neuen Jahr erinnert uns die Jahreslosung für 2013 daran, wie Gott unser Leben sieht: „Übergangs-Charakter“ hat es. Wir können und müssen immer in dem Bewusstsein der zeitlichen Vergänglichkeit leben, immer „auf dem Sprung“ sein.

Menschen, die sehr auf das Diesseits fokussiert sind, fällt das schwer. Sie lassen sich von „Maya-Kalendern“ und ähnlichen Weltuntergangsvoraussagen verunsichern, denn sie blicken auf das Sichtbare, das gefährdet ist. Wer es gelernt hat, auf das Unsichtbare zu schauen (2. Kor 4, 18) hat eine komplett andere Lebensperspektive. Schon ein Unfall oder ein Krankenhausaufenthalt stellt alles auf den Kopf! Auf einmal zählt das wirklich Wichtige, Nebensächliches bekommt eine andere Bedeutung.

Prioritäten überdenken…
Gewiss ist es angenehm, die menschlichen Bedürfnisse umgeben von modernster Keramik erledigen zu können – aber entscheidend ist es nicht. Vor einem Jahr in Afrika reichten mir dazu vier Holzbretter über einem Loch. „Du bist aber altmodisch!“ Nein, ich bin nicht „modernefeindlich“. Aber ich versuche, die Prioritäten immer wieder zu überdenken. „Zu ihm (Jesus) hin – aus dem Lager hinausgehen“ heißt es im Bibelabschnitt, aus dem dieser Vers zitiert ist. Das bedeutet für uns, anders zu sein, anders zu denken, andere Werte zu haben, eventuell außerhalb des Lagers (der „Norm“) zu liegen.

Der Jahreswechsel bietet wiederum die Möglichkeit, aus dem Gewohnten, der vertrauten Umgebung herauszutreten und sich zu und mit Jesus neu auf den Weg zu machen. Sind die Prioritäten richtig? Ist meine Sehnsucht auf das „himmlische Jerusalem“ ausgerichtet – oder auf die knallgrünen Fliesen, die „so dringend“ erneuert werden müssten?

Dieser Artikel erschien in der Januar-Ausgabe vom Jahr 2013 der BFP-Zeitschrift GEISTbewegt!.

„… und die Welt geht unter“

Eine ungewöhnliche Einladung liegt am Freitag dieser Woche in meinem eMail-Postfach. Ich bin für den 21.12. zu einem Essen in der Nachbarschaft unserer Kirche eingeladen, um gemeinsam ‚den Weltuntergang‘ zu erleben, einen Film anzuschauen und ein wenig zu diskutieren. Man ist daran interessiert, was ich als Pastor dazu denke…

Schriftzeichen der Maya, Quelle: http://www.sxc.hu/

Helle Aufregung über den 21.12.12. – Das große Bangen tituliert der Münchner Merkur an diesem Wochenende und stimmt seine Leser mit verschiedenen Berichten darauf ein, wie sich Menschen in unterschiedlichen Ländern auf den von ihnen erwarteten Welteruntergang vorbereiten.

Im Internet unter 21dezember2012.org kann man dazu lesen: Der Maya Kalender ist die bekannteste aller Prophezeiungen. Er beschreibt exakt auf den Tag genau unser gegenwärtiges viertes Zeitalter, das vom 11. August 3114 vor Christus bis zum 21. Dezember 2012 geht. Dieser Tag ist nach dem Langzeitkalender der Maya das Ende dieser menschlichen Zivilisation. Die Menschen werden in eine gänzlich neue Zivilisation eintreten, die von der gegenwärtigen völlig unabhängig ist. Es existiert eine Inschrift der Maya aus dem 7. Jahrhundert, die 2012 das Herabsteigen des Gottes Bolon Yokte (Gott der Totenwelt) vorhersagt.

So, so – exakt genau. Und warum soll man denn gerade daran glauben? Natürlich spricht auch die Bibel darüber, dass ‚Himmel und Erde vergehen werden‘, aber sie spricht nicht vom 21. Dezember. Wir können und müssen immer in dem Bewusstsein der zeitlichen Vergänglichkeit leben, immer „auf dem Sprung“ sein. Aber es ist wichtig, dass wir dazu Gott und die Bibel zurate ziehen und nicht nur auf menschliche Aspekte blicken. Menschen, die sehr auf das Diesseits fokussiert sind, fällt das schwer. Sie lassen sich von „Maya-Kalendern“ und ähnlichen Weltuntergangsvoraussagen verunsichern, denn sie blicken auf das Sichtbare, das gefährdet ist. Wer es gelernt hat, auf das Unsichtbare zu schauen (2. Kor. 4, 18) hat eine komplett andere Lebensperspektive.

Aber wer das nicht tut, kann Angst bekommen. Wer keine feste Lebensgrundlage hat, der wird von sogenannten Prophezeiungen und Meinungen irritiert und in Unruhe versetzt, so auch von dem Geschwätz über den 21.12. Wer in Jesus Christus gegründet ist und an ihn glaubt, der muss sich keine Sorgen um Weltuntergangsdaten und sonstige Spekulationen machen. Die Geschichte dieser Welt liegt eindeutig in Gottes Hand.

Ich habe die Einladung zur ‚Weltuntergangsfeier‘ (trotzdem) angenommen…

Das Leid der Verfolgten Gemeinde

Seit einigen Jahren ist der zweite Sonntag im November ein spezieller Gebetstag für die Verfolgte Gemeinde. Viele Christen weltweit werden um ihres Glaubens Willen verfolgt. Wieviele es genau sind? Das kann wohl nur der Himmel wirklich sagen. Die Zahl ist sekundär, die Tatsache an sich ist bedrückend genug.

Wie können wir ihnen helfen? Wir glauben an die Kraft des Gebetes. Das ist keine Vertröstung, sondern ein ganz wichtiger Aspekt, wie wir den Menschen, die verfolgt werden, etwas Gutes tun können. Lasst es uns unermüdlich tun, nicht nur an diesem Sonntag – aber heute besonders.

Am Dienstag fand in München eine Veranstaltung in der Hanns-Seidl-Stiftung zum Thema „Menschenrecht Religionsfreiheit“ statt. Dort wurde deutlich, dass das Thema auch in der Politik angekommen ist. Wolfgang Baake, Beauftragter der Ev. Allianz am Sitz der Bundesregierung, ermutigte, auf Politiker zuzugehen und sie auf das Thema hin anzusprechen. Ute Granold, Sprecherin des Stephanus-Arbeitskreises der CDU//CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag gab während einer Talkrunde Einblick in die Arbeit des Arbeitskreises, der sich speziell um das Thema „Verfolgte Christen in aller Welt“ kümmert. Auch Frau Dr. Merkel, unsere Bundeskanzlerin, sprach das Thema auf der EKD-Synode in dieser Woche deutlich an, wobei man von anderer Seite schnellstens eifrig bemüht war, das Thema wieder herunterzuspielen.

Es geht hier, so sehen wir, nicht nur um Geplänkel, sondern um handfeste geistliche Auseinandersetzungen, die ihre praktischen Folgen haben. Markus Rhode, Leiter von Open Doors Deutschland, stellte in seinem Statement die Situation der Verfolgten Gemeinde besonders in Nordkorea dar. Solche Berichte zu hören bewegt.

Sprösslinge…

Siehe, ich wirke Neues! Jetzt sprosst es auf. Erkennt ihr es nicht? Ja, ich lege durch die Wüste einen Weg, Ströme durch die Einöde. (Jes. 43,19)

Als wir nach München kamen habe ich mir am Rande des Gemeindeparkplatz Efeutriebe abgeschnitten. Einige Zweige von unserer Parkplatzbegrünung haben ausgereicht, um unseren Garten (mittlerweile) gut einzugrünen. Beim nächsten Google-Maps-Fototermin wird man bei der Gartenhütte von oben nur noch Efeu sehen… 🙂

Efeu ist fast wie Unkraut. Es wächst, ist robust, man kann darauf herumtrampeln, ist immer grün – selbst im Winter. Und es kann sehr starke Zweige entwickeln.

Neue Efeuzweige schlagen Wurzeln. Aber nur die neuen tun das, die „älteren“ nicht mehr! Sie krallen sich mit einer enormen Kraft am Putz, Beton und Holz fest. Hier passe ich immer sehr auf unsere Hauswand auf. Jeder Versuch von „Anklebung“ wird von mir konsequent unterbunden. Jedes Jahr wachsen bei mir haufenweise neue Zweige, die ich sorgfältig forme, zurechtbiege, in die richtige Richtung leite – oder entferne. Eine andere chinesische Heckenpflanze, die auch unsere Hütte begrünt, hat mittlerweile so einen festen Stamm entwickelt, dass die eine Seite der Hüttentür nicht mehr aufgeht. Ob ich die noch auf den richtigen Weg bringen kann? Ich habe es versäumt.

Die jungen Zweige lassen sich gut biegen, aber sie sind sensibel, brechen ganz leicht ab, während die alten wirklich robust sind. Sie sind der tragfähige Grundstock für die neuen Sprösslinge. Ohne die alten können die jungen nicht, ohne die jungen die alten nicht… Klasse.

Um den Jahreswechsel 2012 sprach ich über Jesaja 43,19, ich hoffe, ihr erinnert euch. Gott lässt Neues aufsprossen. „Erkennt ihr es denn nicht?“, fragt uns der Prophet in dem Bibeltext. Neues ist oft erst klein und unscheinbar, deswegen aber auch sehr gefährdet. Leicht kann es verletzt, abgebrochen oder umgetreten werden. Geben wir dem Neuen immer wieder den nötigen Schutz, damit es nicht beschädigt wird.

Wir sind dankbar für vieles „Neues“, was in unserer Gemeinde aufgesprosst ist oder aufsprosst.  Konkretes ist aktuell auf unserer Homepage benannt. Weiteres ist auf dem Weg, andere „Sprösslinge“ klopfen an die Tür, suchen sich ihren Weg, strecken die starken Wurzeln aus, halten sich an der Wand fest.

Freuen wir uns auf das, was von Gott her Wachstum (und Frucht) bekommt! An dieser Stelle „klemmt“ das Efeu-Bild….

Führung im Großen – Führung im Kleinen

Mittwoch: Alex gibt uns im BURN-Lobpreisabend einen supercoolen Impuls über Gottes Führung und Linie im Leben von Jakobs Familie. Gottes Linie ist auch dann da und bleibt  deutlich sichtbar, wenn es bei uns hier und da verworren aussieht. Jesus selbst ist ein Teil dieser Linie, zeigt Alex auf.  Und er richtet unseren Blick auf das Kreuz aus. „Ich seh auf’s Kreuz“ – auch Ralf hatte dieses Lied in der Vorbereitung. Das macht Mut. Ja, es stimmt, Gott hat den Überblick, auch wenn ich ihn scheinbar nicht mehr habe.

Donnerstag: Ich habe gerade einen Gesprächstermin beendet als jemand vor der HB4-Tür steht, den ich längere Zeit nicht mehr gesehen habe. „Ich war gerade in der Nähe, da dachte ich, ich schaue mal bei dir vorbei…“ In meinem Büro haben wir ein intensives Gespräch. „Willst du den Regenwassertank haben, den wir loswerden wollen?“ Ja, er will. Mehreren anderen hatte ich ihn vorher schon angeboten – vergeblich. Ein anderer Helfer erscheint wie gerufen  auf der Bildfläche und gemeinsam hieven wir den Tank in den leeren Anhänger. „Eigentlich wollte ich hier in der Nachbarschaft etwas abholen, was ich bei ebay gekauft habe, aber das war leider falsch beschrieben“…  Mein Besucher ist happy über den Tank – ich auch, dass wir ihn „los“ sind. Führung im Kleinen.

Eine kleine unscheinbare Anekdote am Rande des Tages, mag man denken. Am Morgen hatten wir noch gemeinsam um Führung, Leitung und Segen gebetet. Wie äußert sich die Führung Gottes? Manchmal in den großen Linien, oft auch im Kleinen. Das, was vor uns liegt, ist manchmal eingepackt wie eine wachsende Kastanie, „pieksig“ und rauh. Aber dann, wenn die Frucht aufgeht, ist es schön und glatt, angenehm und macht Freude. Auch dieses Bild, das mir gesagt wird, beschäftigt mich an diesem Donnerstag.

Ich finde es total spannend, mit Jesus zu leben. Wenn der Friede Gottes unsere Herzen regiert, können wir (auch im „Urlaubsmonat August“) entspannt mit der Führung Gottes rechnen – im Großen und im Kleinen.

Der höchste Kirchturm der Welt

Der höchste Kirchturm der Welt, das Ulmer Münster. Bildquelle: Wikipedia. Das Bild ist gemeinfrei und unter der CC0 1.0 Lizenz der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt worden

Wann es genau war, weiß ich gar nicht mehr. Unsere Kinder waren noch klein und wir waren zu Besuch in Ulm. Was besucht man in Ulm? Na klar, das Ulmer Münster.

Den höchsten Kirchturm der Welt muss man natürlich gesehen haben – nicht nur von unten, sondern man muss hinaufsteigen, sonst ist das kein richtiger Ulm-Besuch.

Wir lösen also mehrere Eintrittskarten und mutig machen wir uns auf den Weg. Die Kinder tippeln voran, sportlich wie sie sind.

Irgendwann unterwegs wird mir „schummerig“ zu Mute. Dieses Bauwerk ist wirklich gigantisch und beeindruckend. Die offene Konstruktion ermöglicht einen tollen Blick nach unten – der mir aber sehr zu schaffen macht. Wer nicht ganz „schwindelfrei“ ist, weiß wovon ich rede.

Deswegen entschließe ich mich, umzukehren und mir das Bauwerk lieber vom Vorplatz anzuschauen. Meine Frau steigt mit den Kindern bis zur Spitze hoch…

Manchmal gibt es im Leben Situationen, bei denen man „umkehren“ muss. Man kommt nicht weiter, es geht einfach nicht, aus welchen Gründen auch immer. Das ist natürlich dann besonders deprimierend, wenn die anderen weitergehen können, ohne dass sie scheinbar Probleme haben.

Habe ich den Mut zuzugeben, dass es „nicht mehr weiter geht“? Kann ich so ehrlich mit mir selbst und anderen umgehen und andere auch um Hilfe bitten, wenn es nötig ist?

Ulm hat also eine gewisse Erinnerung für mich: ich musste „aufgeben“, zugeben „es geht nicht“.  Aber solche Erfahrungen sind im Leben total wichtig. Es zeigt einem, dass man abhängig ist von einem anderen… – Gott.

An diese Erfahrung werde ich an diesem Wochenende erinnert. Ich bin nach längerer Zeit einmal wieder in Ulm. Diesmal bin ich nicht auf dem Ulmer Münster, sondern im „Internationalen Christlichen Zentrum Ulm“, einer „Ecclesia-Gemeinde“, die auch zu unserem BFP gehört.

Ecclesia Ulm
Gottesdienst in Ulm am 15.6.2012

Ich predige hier von Freitag bis Sonntag in einer Gemeindewoche. Die Gemeinde ist nach meiner Wahrnehmung sehr positiv aufgestellt und die Beteiligung der jungen Leute beeindruckt mich. Stark!

Sehr stark auch die Reaktion am ersten Abend auf meine Predigt.

Es geht in diesen Tagen hier in Ulm um neue Erfahrungen mit dem Heiligen Geist. Wenn wir an unsere Grenzen kommen, dürfen wir uns für den Heiligen Geist öffnen, der uns in neue Dimensionen hineinführt. Das ist eine biblische Wahrheit, die uns in der Schrift an verschiedensten Stellen vor Augen geführt wird.

Ich bin froh, dass Gott nicht an meine menschlichen Grenzen gebunden ist.