Orientierungshilfe der EKD: Pfingstbewegung und Charismatisierung

288 Seiten sind es geworden, fünf Jahre hat die Fertigstellung gedauert, seitdem der Rat der EKD sie in Auftrag gegeben hat. Ihr Titel weckt Interesse: Pfingstbewegung und Charismatisierung | Zugänge – Impulse – Perspektiven.

Jeweils für eine Ratsperiode richtet der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eine „Kammer für weltweite Ökumene“ ein. Da die Pfingstbewegung ein weltweites, großes Interesse weckendes Phänomen ist, wurde der Gruppe dieses Thema gestellt, was sie mit großem Engagement und Aufwand bearbeitete. Mit dieser Orientierungshilfe will die EKD nach eigenen Angaben den Dialog mit Gemeinden der Pfingstbewegung stärken.
Mitte September wurde das fertige Werk der Öffentlichkeit präsentiert und anlässlich eines Studientages (kritisch) durchgesehen. Dazu waren 10 Experten eingeladen, die jeweils zu den fünf Kapiteln des Buches Stellung nahmen. Anschließend wurden in Diskussionsrunden die Inhalte vertieft.

Nicht nur „über“, sondern „mit“

Für den BFP und als Vertreter der Pfingstbewegung waren Dr. Bernhard Olpen und Frank Uphoff eingeladen. Bernhard nahm zum Kapitel 3 über die Theologie der Pfingstbewegung Stellung, Frank sprach über das Phänomen der weltweiten Pfingstbewegung, das in Kapitel 2 der Orientierungshilfe auch historisch dargelegt wird.
Beide würdigten die Tatsache, dass man nicht nur „über“ die Pfingstbewegung reden würde, sondern sie frühzeitig in die Entstehung des Werkes mit eingebunden habe und „mit ihr“ geredet hätte. So wurden wesentliche Abschnitte vorher zur Durchsicht an den BFP gegeben.

Besonders begrüßten beide den in der Orientierungshilfe formulierten Vorschlag, in der Ausbildung von Religionslehrern zu kooperieren. Dieser wurde im Gespräch vor Ort noch auf die generelle Frage von Religionslehrern aus Pfingstgemeinden erweitert. Ebenso erwähnten Olpen und Uphoff positiv die Offenheit für eine akademische Gastfreundschaft seitens der EKD. „Das ist neue Musik in unseren Ohren“, formulierte Vizepräses Frank Uphoff seine Empfindungen. Er drückte seine Freude über das gewachsene Vertrauen und die Wertschätzung aus.

Positives Votum der ACK

ACK-Geschäftsführerin Dr. Verena Hammes empfahl in ihrem Beitrag die Zusammenarbeit mit den Pfingstgemeinden, namentlich dem BFP. Sie berichtete über ihre persönlichen Erfahrungen und meinte, die Formen von oekumenischen Gottesdiensten sollten überdacht werden und die Spiritualität der Freikirchen, insbesondere der Pfingstgemeinden, Berücksichtigung finden.

Die Tagung fand in Hamburg mit Gästen vor Ort und auch per Zoom statt. Es wurde angeregt, weitere Gespräche zu führen und nach gewisser Zeit die Wirkungsgeschichte des Buches zu reflektieren. Ebenso wurde die Anregung gegeben, die Pfingstler mögen doch auch eine eigene Handreichung zur Theologie und Glaubenspraxis der EKD verfassen. (up)

JAMI/VEF-Symposium: Das Sagen hat der Geist – wirklich?

Es war das zehnte Symposium dieser Art: Vertreter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und des  (katholischen) Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik trafen sich in dieser Woche in Paderborn, um über das Wirken des Heiligen Geistes zu diskutieren.

Als Vertreter des BFP waren Vizepräses Frank Uphoff und BFP-Vorstandsmitglied Dr. Bernhard Olpen anwesend und brachten jeweils ihre Beiträge. Andere freikirchliche Beiträge kamen von Vertretern der Baptisten, Methodisten und der FeG.

Podiumsdiskussion

In einem Podiumsgespräch mit Vertretern von Kirchenleitungen (Bischof Gerhard Feige, Präses Ansgar Hörsting und Stv. Präses Frank Uphoff) wurde die Frage besprochen, welche Rolle das Wirken des Heiligen Geistes in den Diensten der Kirchenleitungen spielen würde. Frank Uphoff betonte die Wirksamkeit der Gaben des Heiligen Geistes auch heute und ermutigte seine Gesprächspartner, dem Wirken des Heiligen Geistes Raum zu geben. Mehr über diese Veranstaltung ist nachzulesen bei der Ev. Nachrichtenagentur IDEA. (https://s.idea.de/6x)

Bernhard Olpen betonte, dass der Empfang von Kraft und Ausrüstung zum Dienst in einer der Wiedergeburt folgenden Geisterfahrung nach wie vor tragende Säule der pfingstlichen Verkündigung ist. Damit verbindet sich auch die Hoffnung und Erwartung, dass unser Glaubenszeugnis nicht nur in Worten, sondern eben auch in „Erweisung des Geistes und der Kraft“ (1.Kor. 2,5) möglich ist.

Intensiver Austausch über das Wirken des Geistes

Prof. Dr. Thönissen (Lehrstuhlinhaber/Prof. für Ökumenik und Dogmatik an der Katholischen Fakultät der Uni Paderborn) erklärte das Verhältnis von Amt und Charisma. Dabei stellte er klar, dass nach katholischer Lehre die vielfältigen Gaben des Geistes allen Christen verheißen sind und den sogenannten „Amtsgnaden“ voraus gehen, also grundlegender sind.

Hans Gasper, ehemaliger Sekretär für Ökumenefragen der deutschen Bischofskonferenz (DBK), beschrieb die Spannung des Pfingstlich-Katholischen Dialogs, an dem er jahrelang teilgenommen hat, so: „Katholiken befürchten, dass Pfingstler das Wirken des Geistes ausschließlich mit Erfahrungen gleichsetzen und Pfingstler befürchten, dass Katholiken das Wirken des Geistes ganz an die Sakramente binden.“

Uwe Swarat, baptistischer Prof. für Systematik und Dogmatik in Elstal, bezog sich bei der Behandlung des Themas Geisterunterscheidung in der Katholischen Kirche auf den kath. Theologen Karl Rahner. Rahner unterscheidet in Anlehnung an die Exerzitientradition drei Wege, wie wir Gottes Stimme erkennen können. Er bejaht dabei als wichtigste Ebene eine unmittelbare, geistgewirkte Erfahrung, die der pfingstlichen Vorstellung sehr nahe kommt.

Als besonders wertvoll wurde von den Teilnehmern die Offenheit und Klarheit im Umgang miteinander gelobt, wobei unterschiedliche Sichtweisen nicht ausgespart wurden.

(up / bo)

Foto v. l.: Frank Uphoff, Burkhard Neumann, Ansgar Hörsting, Jürgen Stolze, Gerhard Feige. Foto: Johannes Oeldemann

Treffen von VPE und BFP: Keine Herzensgrenzen

„Wir sind gekommen, um zu sehen, was wir von euch lernen können.“ Machiel Janker, Präses der niederländischen Pfingstbewegung, ist gleich zu Beginn des heutigen Treffens in Erzhausen sehr direkt und ohne Umschweife. Mit sich gebracht hat er einen Teil seines Bewegungsvorstands und Helene Wuhrer. „Wir sind froh, dass ihr sie uns von Deutschland nach Holland ausgeliehen habt“, flachst er. Dr. Helene Wuhrer ist Pastorin im BFP und Sprecherin des Forums Theologie & Gemeinde im BFP und wirkt als übersetzendes Bindeglied. Die Sprache erweist sich aber kaum als Hindernis.

Sechs Besprechungspunkte hätte er, meint Machiel, aber auch Präses Johannes hat sich seine Gedanken über den Tag gemacht und so ist gleich von der ersten Minute des Gespräches eine lockere Atmosphäre zu spüren und es entwickelt sich eine erfreuliche Offenheit. VPE heißt die niederländische Bewegung, „Verenigde Pinkster- en Evangeliegemeenten“. Sie berichten über ihre Wurzeln als Sammlungsbewegung und ihren Wandel von einer streng kongregationalistischen Bewegung zu einem Miteinander, das von apostolisch geprägten Momenten durchzogen ist.

„Wie schafft ihr es, neue Gemeinden zu integrieren und sie dabei nicht zu erdrücken“, wollen die Geschwister aus dem Nachbarland wissen? Was macht den BFP attraktiv? Der Präses und sein Team sprechen über die Vision des BFP, über gute Entwicklungen, aber auch über Herausforderungen.

Dass das Herz an vielen Punkten gleich schlägt und die Bewegungen ähnlich ticken, zeigt sich spätestens, als Christian Tan, der indonesische Wurzeln hat, über Gemeindegründung im Nachbarland (und darüber hinaus) redet. Auch dort ist eine Entwicklung in Gange, wo neue Gemeinden an den Start kommen und wachsen. „100 Gemeinden wollen wir in den nächsten Jahren neu gründen“, berichten die Christian. Gleichzeitig will er wissen, welche Schulungen es im Bereich Gemeindegründung im Rahmen des BFP gibt. „Und wie finanziert ihr den BFP? Was kostet euch die BFP-Ausbildung?“ Die Leiter aus dem Nachbarland sind inspiriert von der Sendungsbereitschaft und dem Mut, den sie im BFP wahrnehmen und drücken das entsprechend aus.

„Wir spüren hier einen Geist für mehr, für eure Berufung in Europa, ihr seid in eurem Denken nicht limitiert“, fasst der holländische Präses das Gespräch zusammen. Besonders „zur Sache“ geht es in der abschließenden Gebetszeit. Gemeinsam ist man auf den Knien für die beiden Nationen – und für Europa. Gegenseitige sehr persönliche, prophetische Segnung schließt sich an, bevor sich die Geschwister wieder auf die Autobahn begeben.  (up)