Sprösslinge…

Siehe, ich wirke Neues! Jetzt sprosst es auf. Erkennt ihr es nicht? Ja, ich lege durch die Wüste einen Weg, Ströme durch die Einöde. (Jes. 43,19)

Als wir nach München kamen habe ich mir am Rande des Gemeindeparkplatz Efeutriebe abgeschnitten. Einige Zweige von unserer Parkplatzbegrünung haben ausgereicht, um unseren Garten (mittlerweile) gut einzugrünen. Beim nächsten Google-Maps-Fototermin wird man bei der Gartenhütte von oben nur noch Efeu sehen… 🙂

Efeu ist fast wie Unkraut. Es wächst, ist robust, man kann darauf herumtrampeln, ist immer grün – selbst im Winter. Und es kann sehr starke Zweige entwickeln.

Neue Efeuzweige schlagen Wurzeln. Aber nur die neuen tun das, die „älteren“ nicht mehr! Sie krallen sich mit einer enormen Kraft am Putz, Beton und Holz fest. Hier passe ich immer sehr auf unsere Hauswand auf. Jeder Versuch von „Anklebung“ wird von mir konsequent unterbunden. Jedes Jahr wachsen bei mir haufenweise neue Zweige, die ich sorgfältig forme, zurechtbiege, in die richtige Richtung leite – oder entferne. Eine andere chinesische Heckenpflanze, die auch unsere Hütte begrünt, hat mittlerweile so einen festen Stamm entwickelt, dass die eine Seite der Hüttentür nicht mehr aufgeht. Ob ich die noch auf den richtigen Weg bringen kann? Ich habe es versäumt.

Die jungen Zweige lassen sich gut biegen, aber sie sind sensibel, brechen ganz leicht ab, während die alten wirklich robust sind. Sie sind der tragfähige Grundstock für die neuen Sprösslinge. Ohne die alten können die jungen nicht, ohne die jungen die alten nicht… Klasse.

Um den Jahreswechsel 2012 sprach ich über Jesaja 43,19, ich hoffe, ihr erinnert euch. Gott lässt Neues aufsprossen. „Erkennt ihr es denn nicht?“, fragt uns der Prophet in dem Bibeltext. Neues ist oft erst klein und unscheinbar, deswegen aber auch sehr gefährdet. Leicht kann es verletzt, abgebrochen oder umgetreten werden. Geben wir dem Neuen immer wieder den nötigen Schutz, damit es nicht beschädigt wird.

Wir sind dankbar für vieles „Neues“, was in unserer Gemeinde aufgesprosst ist oder aufsprosst.  Konkretes ist aktuell auf unserer Homepage benannt. Weiteres ist auf dem Weg, andere „Sprösslinge“ klopfen an die Tür, suchen sich ihren Weg, strecken die starken Wurzeln aus, halten sich an der Wand fest.

Freuen wir uns auf das, was von Gott her Wachstum (und Frucht) bekommt! An dieser Stelle „klemmt“ das Efeu-Bild….

Tulpen im Januar!

Dank des internationalen Importes von Allem was unser Herz begehrt, ist es möglich zu jeder Jahreszeit alles haben zu können. Welch ein Vorrecht in einem reichen Land zu leben, welch eine Gnade!

Mittlerweile sind die Gebets- und Fastentage am Anfang des Jahres in der FCG-M zu einem festen Bestandteil geworden. Und diesmal wurden wir durch Gottes Geist eingeladen, das Neue zu suchen, dass er hervorkommen lässt (Jes. 43,18-19). Wie oft aber treten wir die kleinen und zarten Knospen nieder, weil wir sie gar nicht wahrnehmen. Es braucht eine enge Beziehung mit Gott und Zeit um sie sehen zu können.

Und wie oft ist das Neue etwas Altes, Bewährtes, das in einem Prozess des Umpflügens wieder zum Vorschein gebracht wird. Das sind nur zwei Beispiele einer Fülle von Eindrücken und Impulsen, die Gott uns in diesen Tagen geschenkt hat.

Zu den Gebetsgottesdiensten am Abend und am Vormittag war immer eine starke Zahl von Betern vertreten. Ungewöhnlich – und trotzdem sehr gut angenommen – der Zeitpunkt des Abendgottesdienstes: 18:00 Uhr. Thematisch zog sich das Neue, das Gott wirkt und wirken will, wie ein roter Faden durch die Tage. Gebet für Anliegen, für unsere Missionare, Gebet in Kleingruppen, Lobpreis, Abendmahl, eine Vielzahl von prophetischen Diensten. Alles war vorhanden. Einfach klasse!

Tagsüber schlossen sich Gebetsspaziergänge bei Sturm und Regen durch den Westpark an. Vom Sturm geschüttelt erhoben wir eng aneinander gestellt die Hände zum Gebet für unsere Stadt. In der nett eingerichteten Gebetslounge ging es mit intensivem „hörendem Gebet“ weiter, wo Beter und Gebet-Empfangende gemeinsam Gott gesucht haben. Welch ein Reichtum der Fülle Gottes wurde auch da offenbar.

Und so gab es nicht nur in den Gemeinderäumen Tulpen im Januar (nämlich als Teil der schlichten aber wirklungsvollen Dekoration für die Gebetstage), sondern auch in unseren Herzen brach eine Sehnsucht nach dem göttlichen Frühling auf. Beten wir weiter, das göttliche Neue sehen zu können – in unserem persönlichen Leben und in der Gemeinde.

Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen die ihn fürchten (Ps. 103,11). Welch eine starke Ermutigung für uns als Gemeinde im Jahr 2012!

Christine Fluijter/Frank Uphoff

Bis dass der TÜV uns scheidet…

Statt eines Nachrufs!

Das Versprechen war wirklich ernst: Wir bleiben zusammen, bis dass der TÜV uns scheidet. Liebevoll nannten wir sie unsere „multiple Kröte“. Italien, Dänemark, Polen – überall sind wir mit ihr gewesen. Nur auf Sardinien gab’s keinen einzigen Schluck Erdgas.

Am Freitag haben wir in aller Stille von ihr Abschied genommen.

Erdgas? Ja wirklich, sie fuhr damit – unsere italienische Kröte. Ungläubige Gesichter gab es immer wieder. Und zwar richtig günstig. Nein, nicht die Gesichter, sondern das Fahren mit Erdgas. Natürlich gibt es Erdgas nicht an jeder Straßenecke, aber dafür gibt es ja ein Navi. 75 cent pro Kilogramm Erdgas, das war damals im Jahr 2004 in der Erdgasauto-Modellstadt Augsburg. Fehler waren durchaus nicht in allen Teilen, aber eben doch in manchen. Trotzdem hatten wir viel Spaß an unserer Kröte. Vor allem, dass vorne drei sitzen konnten – und der Geldbeutel an der Tanksäule. Wir kalkulieren grob: Satte 7000+ Euronen dürfte uns das Auto in den Jahren an der Tanksäule gespart haben… Das ist bei aller Trauer sehr erfreulich. Und die Reparaturen haben sich in all den Jahren auch in Grenzen gehalten.

„Wenn bei Gaddafi eine Bombe hochgeht, fällt das nicht so auf. Du kannst das Auto noch nach Afrika verkaufen. Da kommt’s nicht so drauf an…“ Ich muss schlucken. Das telefonische Urteil der Herren der technologischen Überwachung ist schwungvoll und makaber zugleich. 10 Jahre. Punkt. Dann müssen lt. einschläger Vorschriften in der EU neue Tanks her. Gnadenfrist? Gibt es nicht. Nur wenn in den Tanks die richtigen Nummern eingeprägt sind. Ich wälze mich unter das Auto: sind sie nicht…

Der Anruf bei der italienisch gebundenen Fachwerkstatt schafft Klarheit: Tanks austauschen lohnt sich nicht mehr. Zu meinem Geburtstag hatten sie mir noch freundlich gratuliert und im Frühjahr auch den bald fälligen (teuren) Austausch des Zahnriemens besonders günstig angepriesen (10% Rabatt bei gleichzeitigem Kundendienst…), aber dass wenige Monate später die Tanks fällig würden, das hat der Programmierer in der Kunden-Erinnerungssoftware wohl (bewusst) vergessen…

Die Böllerschützen geben drei Schuss Salut. Nein, es sind nicht die Gasflaschen unter dem Multipla, die explodieren, davon gibt es vier. Auf dem nahegelegenen Friedhof des malerischen fränkischen Dörfchens Pyrbaum (das gibt es bei Nürnberg wirklich…) findet gerade eine Trauerfeier statt. Die Dorfschützen kommen zu Ehren des Verstorbenen.  Unsere Abschiedsfeier ist einsam.

Der Pyrbaumsche Himmel weint an diesem Tag mächtig mit uns. Der Sturm peitscht gegen die Beulen des Multiplas. Sie erinnern seit einigen Monaten leise daran, dass Beulen besser zu ertragen sind als Streit über Unfallschuld beim unerwarteteten „Küssen“ auf dem Aldi-Parkplatz, sagt die beste Ehefrau von allen. Recht hat sie.

Wir laden um: Die Fussmatten, den Verbandskasten, das Warndreieck. Ein letztes Foto mit dem Handy hält die fast ehrwürdig wirkende Zeremonie fest. Dankbarkeit überwiegt. Auf der Autobahn hatten wir auf dem Hinweg schon den himmlischen Dank formuliert. Es war wirklich gut, die „Kröte“ zu haben. Himmlische Versorgung – wirklich.

Im Hintergrund strahlt der silbergraue tschechische Krötennachfolger – mit deutschen Innereien, so wissen scheinbar selbst Auto-Laiinnen. Und Portugal-erfahren ist er! Trotz Portugal geht die Anmeldung bei der LH München am Donnerstag fast unheimlich komplikationslos. In 20 Minuten ist alles erledigt.

Wir brausen davon. Ob der Tscheche neidisch auf unsere verhaltene italienisch gefärbte Trauer ist?

Darüber werde ich wohl später mal bloggen…