Gebetstag strassen-kirche.de

Heute wieder bei einem Gebetstag unterwegs in Ostbayern mit Miriam, Johnny und Even vom Team strassen-kirche.de. Super Leute mit einer Vision für das Reich Gottes und Gemeindeneugründung.

Verschiedene Ort im Südosten Bayerns besucht und dabei für die Städte und die dort wohnenden Menschen gebetet.  Es ist spannend solche „Gebetsausflüge“ zu machen.

Mal sehen, an welchen Orten die Straßenkirche im nächsten Jahr / in den nächsten Jahren sein wird. Motto: Alles, was wir tun, soll aus dem Gebet heraus geboren werden.

Heute wiederum festgestellt: Bayern hat wunderschöne Städte, reiche, lange Tradition, aber auch Ecken, die eher „zur zweiten Wahl“ gehören.

Seminar in Eisenach

Tolles Seminar heute gemeinsam mit der besten Ehefrau von allen in CZEisenach.de gehabt. Gott ist gut!!!  Thema: Ermutigung für den prophetischen Dienst.

Danke Melanie und Jens für eure liebe Gastfreundschaft. Ihr macht einen klasse Dienst in Eisenach. Ich freue mich sehr über euer neues Gemeindezentrum in Eisenach-Nord und den Dienst mit der Kleiderkammer in die Nachbarschaft hinein. Ihr habt eine nette Gemeinde. Weiter so!

Abschlussfoto bei bitterkalten Temperaturen mit Blick auf die Wartburg.

Ein feste (Wart) Burg…

Heute in Eisenach: Da kann man nur sagen: „RICHTIG!“ Oder „Amen!“ – Fotografiert an der Georgenkirche in der Stadtmitte. Zur Besichtigung der Wartburg reichte leider die Zeit nicht.  Martin Luther hat dieses Lied vor 1530 gedichtet und komponiert, Bach hat es aufgegriffen.

For my internat. friends: „A mighty fortress is our God“. – City of Eisenach / Thuringen. Dr. Martin Luther lived here on the Wartburg, translating the bible into German, wrote this hymm.

Johann Sebastian Bach: Ein großartiges Genie mit göttlicher Inspiration!  Vor Weihnachten haben wir in München sein Weihnachtsoratorium genossen. Heute sind wir in Eisenach an seinem Geburtshaus.

Petra und ich halten heute und morgen hier ein Seminar über Prophetischen Dienst.

Grandioser Temperatursturz: South Africa / Eisenach! Herzen aber „sehr warm!“ 🙂

„Gott braucht ganz normale Omas“

Sie sieht eigentlich nicht wie eine typische Oma aus. ‚Mit 51 hat Gott mich in die Mission berufen, da bin ich gerade Oma geworden. Ich bin eine ganz normale Frau, habe keine Bibelschulausbildung und auch sonst keine besonderen Fähigkeiten.‘ H. S. ist Missionarin des AVC in Indien. Mit einem indischen Tragekorb an der Stirn und in Landestracht, die sie in einem Dorf geschenkt bekommen hat, hübsch gemacht, tritt sie nach vorne. ‚Oft schlafe ich mit Ratten und anderem Kleinvieh zusammen‘. Sie wirkt überzeugend und authentisch. Sie erzählt von ihren eigenen Wegen, berichtet, wie sie in Niniveh (im heutigen Irak) gelebt hat, wo sie eigentlich nicht hin sollte – und der Prophet Jona hin sollte – und nicht wollte. In Indien ist sie in Sozialprojekten des AVC tätig. Schulen, Wasserprojekte und anderes, vor allem in abgelegenen Gebieten tragen auf der einen Seite zur Linderung der Not bei, aber bewirken auch die Öffnung der Menschen für die Botschaft von Jesus Christus. ‚Die Leute in Nagaland waren früher Kopfjäger, aber man muss heute keine Angst mehr vor ihnen haben.‘ Wie beruhigend.

Zum Abschluss ihres Berichtes lüftet sie das Geheimnis des Tragekorbs: ‚Sie haben mir in einem Dorf diesen Korb geschenkt und ich habe ihnen versprochen, dass ich – symbolisch – ihr Anliegen in diesem Korb tragen werde.‘ Die Menschen leben dort in sehr rückständigen Verhältnissen. H.  dient ihnen mit Hingabe. ‚Eine ganz normale Oma‘ – von Gott gebraucht. Klasse.

‚Komm herüber und helft uns.‘ L. R. ist seit kurzer Zeit Geschäftsführer und stellvertretender Leiter beim AVC. Er ist das erste Mal in München. In seiner Predigt legt er eindrücklich die Notwendigkeit für weltweite Hilfe dar. Aber er berichtet nicht nur von den Erfolgen, sondern auch von den Schwierigkeiten. Dies ist die vierte Missionskonferenz, die das AVC in München veranstaltet und G. K. war jedes Mal dabei. Er bedankt sich beim CZM für die Gastfreundschaft und freut sich über die Verbindung nach München. Sein Schwerpunkt ist der Bericht über ‚Europa braucht Jesus‘, einer Aktion des AVC, um das Evangelium in Europa auszubreiten. In diesem Jahr war Gemeindegründung in Tschechien der Schwerpunkt.

Am späten Freitagabend gegen Mitternacht kommt V. N. bei uns daheim an. Sie ist in der vergangenen Woche in Westrussland gewesen, wo sie die Vorbereitungen für die neue Bibelschule getroffen hat. Um Mitternacht fällt sie totmüde ins Bett, aber beim Frühstück erzählt sie über die letzte Woche. ‚Es war ein echter Kraftakt, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Wir fangen in Kürze mit einer neuen Bibelschule an. Die Leute haben die Vision aufgenommen.‘ Sie ist dankbar für die Gebete in München. Noch am Montag hatte Petra über unseren internen Mailverteiler um Fürbitte für die besondere Zeit von V. gebeten. ‚Gott hat eure Gebete erhört. Danke!‘

Bei V.´s Vortrag am Nachmittag ist ihr kein Deut von Müdigkeit abzuspüren. Sie sprüht vor Begeisterung und nimmt die Konferenzversammlung in eine Reise nach Russland mit. Es ist atemberaubend zu hören, was Gott durch ihren Dienst hier und dort tut. Ob Bibelschularbeit, Gemeindegründung, Drogen-Reha, Evangelisation – das Spektrum ist breit. Freuen wir uns auf den Dienst von V. am Sonntagmorgen bei uns in der Gemeinde.
AVC – der verlängerte Arm unserer BFP Gemeinden für Verfolgte, Notleidende und der Verkündigung des Evangeliums in unerreichten Gebieten. Danke AVC. Ihr seid ein wunderbarer Dienstzweig, danke auch für’s Kommen nach München.

Ein Pionier geht

Mittwoch in Henndorf bei Salzburg. Abschied von Nikolaus Betschel. Im 97. Lebensjahr geht er von dieser Erde. Ein echter apostolischer Vater im Glauben. Er hat die Pfingstbewegung in Österreich mit begründet und war über viele Jahre ihr Vorsitzender. Ein bewegender Abschied mit großer Anteilnahme.

Platz für ein neues Stück Kelheim

November 2010: Fünf Pastoren sind gemeinsam in Bayern unterwegs, um für verschiedene Städte zu beten. Es ist spätherbstlich kalt, aber das Gebet ist „heiß“ und intensiv. Unter anderem kommen wir nach Kelheim, die kleine verträumte Stadt im Altmühltal. Hoch oberhalb der Stadt die Befreiungshalle. Ein Schild spricht uns besonders an: Platz für ein neues Stück Kehlheim.

Oktober 2011: Diese Plakate kleben noch überall in der Stadt und drücken den Wunsch der Stadtverwaltung aus, was mit leerstehenden Häusern in dieser Stadt geschehen soll: Hier braucht es etwas Neues. Die Straßenkirche ist von Mittwoch bis Freitag dort. Auch durch sie soll Neues in Kelheim geschehen. Öffnet Gott in dieser Stadt eine Tür für Gemeindeneugründung? Aus der FCG-M unterstützen wir diese Aktion tatkräftig. Wir verteilen das Wort Gottes in kompakter Form, sprechen mit den Menschen, laden sie ein. Die Reaktion der Bevölkerung auf die Einladung bleibt hinter den Wünschen zurück. Der abendliche Gottesdienst im Gasthof ist trotzdem sehr gut und ein wichtiger Meilenstein in den Aktivitäten der Straßenkirche in Kelheim.

Der Missionar und seine potentiellen ‚Erben‘
Zum ersten Mal sind sie mit dabei: Johnny und Miriam aus Norwegen. Die deutschen Sprachkenntnisse sind bei Johnny zwar noch nicht perfekt, aber man spürt, dass sie eine Berufung für die Straßenkirche haben. „Wir wollen eine Multiplikation der Straßenkirche sehen. Unsere Mission hat ein Herz für Gemeindegründung in Europa – und in Bayern!“ Klasse! Zunächst arbeiten sie mit Even Grün(d)er mit der Absicht, diese Arbeit einmal weiterzuführen.

Seite an Seite für das Evangelium

Daniel Kolenda und Reinhard Bonnke könnten altersmäßig durchaus als „Enkel und Groß-Vater“ wahrgenommen werden. Doch verwandt sind sie nicht miteinander. Während viele Missionswerke und größere Gemeinden von Vater- in Sohneshände übergeben werden, ist es hier nicht so. „Es geht nicht um mich, es geht um das große Werk der Ernte. Ich will das, was Gott durch mich hat aufbauen können, nicht sterben lassen, wenn ich einmal nicht mehr da bin“, konstatiert der „Groß-Vater“.

Der „Enkel“ bewegt sich auf der Bühne, predigt, artikuliert, gestikuliert. Dynamisch, sprudelnd, frisch, impulsiv. Dass der „Groß-Vater“ den „Enkel“ „machen“ lässt, spricht mehr als für ihn. 11 Millionen Menschen haben durch den „Enkel“ bereits zum Glauben gefunden.

Steht man dem „Groß-Vater“ nah gegenüber, versteht man an den inzwischen gereifteren Gesichtszügen, warum es ihm wichtig ist, für einen Nachfolger zu sorgen. Greift er jedoch selbst zum Mikrofon, ist nichts Ergrautes oder Abgestandenes zu spüren: Frische fließt, auch ohne den sonst obligatorischen Schlips.

Allerdings ist ein anderer „Opa“ in der Linie des Enkels zu finden. Und der wiederum hat weitreichende Akzente in der Geschichte des BFP gesetzt. Mit tiefer Wertschätzung spricht Daniel Kolenda über seine Verwandten, die sich in die USA aufgemacht haben, um dort an der Erweckung in der Azusa-Street in Los Angeles teilzuhaben. Und so ist seine Familie gesegnet. Meine „Groß-Groß-Tante“ hat die Taufe im Heiligen Geist auf der Rückbank des Autos von Aimee Semple McPherson, eine der Pionier-Pastorinnen der Pfingstbewegung, erlebt. „Und mein Grand-Grand-Grandfather war euer Opa J.P.Kolenda“.

Ich stocke beim Schreiben. Habe ich mir die Anzahl der „Grands“ richtig gemerkt? Das tut ja letztlich auch nicht viel zur Sache. 60 Jahre Geschichte Beröas feiern wir,  in den Anfangsjahren vom amerikanischen Missionar „Opa Kolenda“ sehr geprägt, das hatten wir doch heute morgen erst in der Ansprache von Richard Krüger gehört. Und nun steht einer seiner Nachkommen vor uns. Der Kreis schließt sich. Ein echter Pfingstler, wie sich schnell zeigt.

Mit seinen 30 Jahren und „3 1/2 Kindern“ (Zitat) wirkt Daniel Kolenda noch durchaus jugendlich, Enkel eben. „Ich will, dass meine Generation das Echte, die Kraft Gottes erfährt“. Seine Stimme wird energischer. Seinem Vorbild, Mentor und Leiter steht er kaum in etwas nach.  Er brennt für Jesus, für die Verlorenen und für einen Durchbruch im Heiligen Geist.

Was ist hinter dem Vorhang zu finden?
„Wie oft pflegen wir in unseren Gemeinden nur noch die Kulisse.“ Er berichtet von Amerika und dort rückläufigen geistlichen Erfahrungen. „Wie ist es bei euch? Sprichst du auch über etwas, was du nicht hast?“ Mose musste eine Decke auf sein Angesicht legen, damit das Volk Israel nicht das Schwächerwerden der Herrlichkeit mitbekam. Der Evangelist legt 2. Kor 3 aus und für manche Ohren sind das neue Gedanken. „In der Kinderstunde hatte ich den Eindruck, dass Mose die Decke auf sein Angesicht legen musste, weil er so stark gestrahlt und die Leute geblendet hat“, greift Daniel in seinen Erfahrungsschatz zurück und relativiert. „Aber es ist nicht so. Er wollte verdecken, dass die Herrlichkeit nachließ und sich zurückzog. “

„Ich fühle mich in der Gemeinde manchmal, wie in dem indischen Restaurant, in dem ich einmal war.“ Kolenda wird vom Predigen heiß und das Jackett wandert von der Bühne nach unten. Die Teammitarbeiter gehen ihm ebenso zur Hand, wie seinem Vorgänger. „Ich hatte Hunger und wollte irgendwas essen. Die Speisekarte war lang, ich konnte sie nicht lesen und deutete nacheinander auf mehrere Gerichte. Der Kellner erklärte mir, sie seien alle schon ausverkauft…“

Die Versammlung lacht herzhaft. Ertappt. „Haben wir in der Gemeinde manchmal nur noch eine bunte Speisekarte aber nicht das Essen, was wir servieren sollten?“ Der junge Evangelist ist nicht überheblich. „Ich sollte besser unten sitzen und vielen von euch zuhören, die ihr viel mehr Erfahrung habt als ich.“  Doch dann gibt er sich kühn und mutig: „Ich habe ein Mandat von Gott, deswegen stehe ich hier“.

Seine Botschaft trifft die Herzen. „Wir legen immer wieder eine Maske über vergehende Herrlichkeit. Älter werdende Männer kaufen schnellere Autos, damit nicht gesehen wird, dass ihre Herrlichkeit weggeht. Frauen verwenden mehr  Makeup, damit das Vergehen ihrer Herrlichkeit nicht gesehen wird. Die Geschichtsbücher sagen, dass im Jahr 70 nach Christus, als Jerusalem zuerstört wurde, im Tempel nur noch der Vorhang da war. Das soll sogar schon im Jahr 63 nach Christus so gewesen sein. Nur ein leerer Raum. Wie lange war das Allerheiligste denn schon leer? Die Priester haben ihre religiöse Zeremonie immer wiederholt. Alles dahinter war leer, aber sie haben das religiöse System weitergepflegt. Auch wenn die Herrlichkeit weg ist, macht man einfach weiter mit dem System.“

Man spürt es ihm ab, dass das keine heiße Luft ist. „Höre auf von dem zu reden, was du nicht hast. Suche die Gegenwart Gottes. Lege allen Schein ab“. Er ruft die junge Generation nach vorne, um sich Gott zu stellen. Die Resonanz auf den Altarruf lässt erahnen, wer sich noch jung fühlt. Die Übergänge werden fließend, als Kolenda die „ältere Generation“ nach vorne ruft, um für „die jungen Leute“ zu beten. Der weite Raum vor der Bühne ist annähernd voll.

Dann gibt er das Mikrofon an seinen 71-Jährigen „großen Vater“. Mit tiefer Ruhe und Entschlossenheit tritt Reinhard Bonnke aus dem Hintergrund der Bühne nach vorne und bindet in seiner souveränen Art den „Sack“, den sein Nachfolger an diesem Abend geöffnet hat, wirkungsvoll zu. Er habe Gott gefragt. „Was ist mit Reinhard Bonnke in 10 bis 20 Jahren“?  Und er habe von Gott empfangen, er sei nur ein Vorläufer für eine ganze Generation von jungen Leuten, die ihre Nation evangelisieren und das Wort Gottes verkündigen. „Hier wird etwas losgetreten, wir kommen in eine ganz neue Dimension“.  Der Saal jubelt vor Begeisterung. In der zweiten Reihe hält es meinen afrikanischer Pastorenkollegen aus München nicht auf dem Stuhl. Er tanzt und hüpft – Afrika in Willingen.

Die Konferenzlektion an diesem Abend für die BFP-Gemeinschaft ist mehrschichtig. Antworten auf Fragen, die man sich hin und her immer wieder stellt. Wie können Generationen gemeinsam glaubwürdig dienen? Wie kann ein Übergang von einer auf die andere Generation gesund gelingen? Die Lektion ist heute „ohne Worte“, aber doch mit Worten.

Christus für alle Nationen hat hier zwei Männer Seite an Seite, die als Einheit auftreten. Es ist Reinhards Wunsch, dass das Werk der Ernte in Afrika nahtlos weitergeht. Er, so ist es jedenfalls der deutliche Eindruck des Abends, hat das von seiner Seite sehr gut vorbereitet. Der Wunsch und das Gebet im BFP ist, dass Gott sein Amen dazu spricht.

Prophetischen Dienst in der Gemeinde fördern

„Du da in der ersten Reihe mit dem schwarzen Hemd. Gott möchte dich ermutigen und sagt dir…“ Wer ihn kennt, der weiß, dass er nicht zimperlich ist, Menschen anzusprechen und ihnen direkt zu dienen. Er gibt ihnen aber nicht nur einen Satz oder einen Gedanken, sondern geht sehr konkret und doch nicht bloßstellend auf einzelne Punkte des Lebens ein.

Mittwoch, 17:45 Uhr. Das Seminar von Armando Siewert in der großen Konferenzhalle neigt sich dem Ende zu. Wie kann prophetischer Dienst in der Gemeinde praktisch aussehen? Wo muss man aufpassen? Wie kann der Dienst gefördert oder wiederhergestellt werden? Armando Siewert (ELIM-Gemeinde, Hamburg) kommt von der Praxis und von einem reichen Erfahrungsschatz her: „ Eigene Vorstellungen können zu einer großen Blockade für den prophetischen Dienst in der Gemeinde werden.“

„Umso weniger jemand von dir weiß, umso mehr und glaubwürdiger ist der Dienst eines Propheten.“ Ich beuge mich zum „Schwarzhemder“ hinüber. Kennt Armando dich? „Nein“. Bist du ihm schon einmal begegnet? „Ja, er war in unserer Gemeinde und hat mir dort eine ähnlich lautende Botschaft gegeben.“ Ich bohre weiter: Kann er sich eventuell an dich erinnern? War die Botschaft für dich zutreffend? „Ja, sehr zutreffend. Nein, erinnern wird er sich vermutlich nicht an mich, das ist länger her und wir hatten keinen tieferen Kontakt miteinander.“

Das Seminar ist interaktiv gestaltet. Rüdiger Halder (IGNIS, Kitzingen) fordert den Referenten ziemlich heraus und stellt scharfsinnige Fragen „Kein Prophet in der Bibel ist allwissend gewesen. Auch für sie trifft die Bezeichnung „Stückwerk“ zu. Ein Prophet weiß nur das, was Gott ihm offenbart hat.“ Armando gibt sich entspannt. Als prophetisch Dienender muss er nicht alles wissen und nur das weitergeben, was Gott ihm zeigt. Im Gegenteil: menschliche Züge machen den Dienst glaubwürdiger, so der engagierte Hamburger.

Immer wieder zitiert er Bibelstellen und Schriftzusammenhänge: Samuel beispielsweise wusste, dass er in das Haus des Isai gehen sollte. Aber er wusste nicht, wie viele Söhne dieser hatte und welcher der König werden sollte.

„Du findest nicht die Gabe, sondern die Gabe findet dich. Warte ab, bis Gott dir das gibt, was du tragen kannst.“  Und dann wird er wieder konkret: „Es sind Menschen hier mit Schmerzen in der rechten Schulter hinab bis zum Ellenbogen“. Ein Bruder, den ich kenne, geht nach vorne, um für sich beten zu lassen. Auch hier spricht Armando ihm wieder sehr dezidiert zu, ohne bloßzustellen. Auch diesen Bruder interviewe ich später und frage nach, ob die persönliche Botschaft für ihn „zutreffend“ war? „Ja, sehr“, äußert sich der Bruder sehr erfreut und gibt mir gleichzeitig die Genehmigung, das dezent geschossene Foto dieser Gebetszeit für diesen Artikel zu verwenden.

Die Art, wie Armando dient, ist offen und beispielhaft hilfreich. „Ich unterstelle mich immer der Leiterschaft einer Gemeinde, in der ich diene.“ Etliche Fragen schließen sich an. Siewert bezieht klar gegen manipulative Leitung durch sog. „prophetische Eindrücke“ Stellung, ja er warnt sogar: „Leitung muss in der Hand von Leitern bleiben, nicht von den Propheten übernommen werden.“ Aber er ermutigt ausdrücklich zum prophetischen Dienst und dazu, diesen in der Gemeinde zu fördern. „Dazu ist es gut, Menschen einzuladen, die eine besondere Salbung dazu haben“. Er verweist auf den Vorabend und die unterschiedliche Salbung in der Evangelisation. „Jeder kann evangelisieren, aber nicht jeder ist ein Reinhard Bonnke.“ Und er gibt nachvollziehbare Anleitung mit an die Hand, wie und wo der Einzelne ansetzen kann.

Das Seminar schließt mehr wie ein Gottesdienst. Viele kommen zum Gebet nach vorne. Dem BFP ist es mit dem Teil des Konferenzthemas „Auftrag Heiliger Geist“ ernst. Der Freiraum für prophetischen Dienst ist auf der ganzen Konferenz – trotz engem Zeitplan – enorm.

Den Teilnehmern ist es mit diesem Thema auch sehr ernst, wie dieser Nachmittag eindrücklich zeigt.

Brennesseln bis zu den Ohren!

„Wir brauchen das Gebet als ein Geschenk von euch. Ja, wir brauchen eure finanzielle Unterstützung, aber viel mehr brauchen wir euer Gebet“. Vor der Bühne der BFP-Konferenz steht eine große Zahl von Menschen. Lehrer und Studenten von BERÖA präsentieren sich der Konferenz. Dazu kommen alle Mitarbeiter des Theologischen Seminars, die Gastlehrer, die Mitglieder des TSB-Kuratoriums. Dr. Rudi Fichtner und Marcel Locher, Lehrer am TSB, leiten die Feier zum 60. Jubiläum des Seminars. Sie laden bewusst zum Gebet für das Seminar und die nach vorne gerufenen Persönlichkeiten ein.

Große Teile der Konferenzversammlung strömen nach vorne, um zu dienen. Intensives gemeinsames Gebet, in Deutsch oder in Sprachen ist eine „Spezialität“ der Pfingstler, aber auch „individuelles Gebet“.  Segnendes Gebet, persönlicher Zuspruch, Fürbitte – prophetische Elemente sind bei solchen Gebetszeiten weithin zu finden.

Dann hat der prophetische Dienst ebenso in der ganzen Versammlung wieder breiten Raum. Das ist ein Phänomen pfingstlicher Gottesdienste. Prophetie ereignet sich, so wie Gott es will – und wie bewusst dem Wirken des Geistes Gelegenheit gegeben wird. Auch auf dieser Konferenz ist viel Raum dafür. Es ist ein Zusammenspiel zwischen göttlichen und menschlichen Komponenten. Auch an diesem Morgen geschieht starker Impuls durch den prophetischen Dienst, sowohl persönlich als auch für die ganze Gruppe. Bilder, prophetische Rede, Zungenrede und Auslegung: alles ist in Vielfalt und Reichtum da.

Frage nach dem Auftrag und Blick zurück
60 Jahre feiert das Theologische Seminar in 2011. Grund zum dankbaren Rückblick aber auch zum profilierten Ausblick. Was ist unser Auftrag? Welche Schwerpunkte müssen wir zukünftig setzen?

Ein Video-Clip mit Statements über die Bedeutung von BERÖA wird eingespielt. Professionell und überzeugend gemacht, obwohl an verschiedenen Orten im Land von verschiedenen Autoren gefilmt. Das Wichtigste: Menschen, die BERÖA durchlaufen haben, drücken aus, was ihnen die Bibelschule bedeutet.

Das „Herolds-Quartett plus 1“ lässt alte Zeiten wach werden. Besonders die Herzen der älteren Generation werden warm. Von BERÖA ausgegangen haben sie musikalisch im ganzen Land gedient. 2011 dienen die inzwischen gereiften Herren der Konferenz. In Pfingstgemeinden ist eine Breite musikalischer Stile willkommen – moderner Lobpreis in allen Varianten, der „klassische Pfingstjubel“, aber auch besinnliche Balladen – und Klassik. Auch sie hat an diesem Morgen Raum.

Ehemaliger Direktor Richard Krüger blickt zurück
Einer, der jahrelang BERÖA geprägt hat, ist Richard Krüger, ehemaliger Direktor in Erzhausen. Auf dem TSB ist Kirchengeschichte – und dabei besonders die neuere – eine Spezialität von ihm. Auch heute ist er als Lehrer und Redner noch hochgefragt. Einen Teil der Pfingstkirchengeschichte hat er inzwischen selbst mitgestaltet.

Er kann druckreif reden – ohne ein Konzept zu brauchen. Das beweist er auch an diesem Morgen. Leicht schmunzelnd konstatiert er, dass auch BERÖA seinen „Johannes Paul“ gehabt hat.  „Opa“ J.P. Kolenda, einer der prägenden Väter von BERÖA, war ausgesandt von den amerikanischen Assemblies of God.

Er malt geschickt mit der Sprache: „In Erzhausen brauchte man zu Beginn Ohrenschützer, um nicht von den Brennesseln Schmerzen an den Ohren zu bekommen.“ Opa Kolenda hatte eine Vision für die Errichtung der Bibelschule in Erzhausen. „Bist du darin, Herr?“ war seine Frage, als er in „Froschhausen“, wie er es zunächst fälschlich verstanden hatte, das Grundstück der heutigen Bibelschule besichtigte.

Gott war darin! Aus der alten Industrieruine in der Erzhausener Industriestraße wurde durch den Fleiß und den Einsatz vieler Generationen ein Anwesen, das heute mehr als sehenswerten Charakter hat. „Viele Menschen haben hier ihren Schweiß eingebracht. Wir stehen auf den Schultern von vielen Generationen, die sich investiert haben.“

BERÖA, das ist aber nicht in erster Linie das Gebäude, das sind Menschen, mit denen Gott sein Reich baut. Für die Pfingstbewegung in Deutschland hatte das Theologische Seminar eine stark integrative Funktion. Sie hat sich zum Herzstück des BFP entwickelt. Bewegungen, die nicht in eine Bibelschularbeit investiert haben, haben lange nicht die Entwicklung genommen, die der BFP genossen hat. Das wird dankbar wahrgenommen.

Spende aus den USA
Ein starker Blick wird auch an diesem Morgen nach Amerika gerichtet. Die Assemblies of God haben einen Blick für Deutschland gehabt und deswegen in Deutschland investiert. Paul Clark, Deutschlandleiter für die Missionare der Assemblies of God, grüßt im Namen der amerikanischen Geschwister. Einen Scheck über 8000 EUR kann er im Namen der Deutschlandmissionare für den Ausbau der Bibliothek überreichen. „Ich hoffe, dass jede Gemeinde schon etwas als Geburtstagsgeschenk für die Bibliothek überwiesen hat“.  Dankbar gibt der BFP die Grüße nach Amerika zurück: Was wäre aus BERÖA geworden ohne die (Anfangs-)Investitionen durch die amerikanischen Freunde?

Abschied von Günter Karcher
Dann muss noch einmal Abschied genommen werden: „Wir gedenken unseres Bruders, Freundes und Kollegen Günter Karcher.“ Der BFP nimmt mit großer Wertschätzung und tiefer Hochachtung auch im Rahmen der Konferenz Abschied.“ Auf der Bühne steht ein großes Bild von Günter. Vor wenigen Tagen ist der Seminardirektor in die Ewigkeit abberufen worden. Präses Roman Siewert fasst seine Trauerrede, die er vor wenigen Tagen in Erzhausen gehalten hat, vor der Konferenz zusammen.

Ein Haus des Gebets
„Ein Haus des Gebets soll BERÖA sein.“ Der neue Seminardirektor Johannes Schneider  predigt engagiert und bündelt an diesem Morgen die Linie. Dieser Mann hat nicht nur theologische Kompetenzen, sondern sein Anliegen ist, dass Menschen göttliche Prägung erfahren.  „Gebet verändert mich. Es ist unmöglich, Gott zu begegnen und unverändert zu bleiben. Dies war und ist durch die gesamte Geschichte hindurch sichtbar. Menschen, die Gottes Angesicht suchten, wurden verändert und veränderten auch Ihr Umfeld. Das ist unser Erbe – Gott lässt sich suchen, lässt sich bitten. Ich, Du, BERÖA, ja der gesamte BFP soll ein Haus des Gebets sein. Aber unser Fokus soll neu das Suchen des Angesichts Gottes sein.“

Spotlight: BERÖA – Wie alles begann!
Eigentlich begann es schon 1948 mit Bibelkursen in Walle bei Bremen – wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Diese wurden dann in den folgenden Jahren in Eckernförde und Rönnebeck fortgesetzt. Der gute Besuch ließ die Leiter der Gemeinden die Notwendigkeit einer Bibelschule zur Ausbildung von Predigern und Gemeindemitarbeitern erkennen.

Da die Möglichkeiten der deutschen Pfingstgemeinden einen solchen mutigen Schritt nicht zuließen, ergriff die Assemblies of God in den USA (abgekürzt AoG, eine der größten Pfingstkirchen) durch ihre Mitarbeiter in Deutschland die Initiative.

Neben Gustav Kindermann hatten Paul und Gladys Williscroft, Walter Waldvogel und  Balthasar T. Bard wesentlichen Anteil an der Gründung des „Theologischen Instituts“ 1951 in Stuttgart. Diese Ausbildungsstätte war für die gesamte deutsche Pfingstbewegung gedacht. Es gab jedoch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber dieser „amerikanischen“ Schule.

(Auszug aus GEISTbewegt! 09/2011 – von Richard Krüger)

Mit Bibel und Sekundenkleber auf BAURÖA

Auf BERÖA war ich zu einer Zeit, als man Telefonzellen noch mit 10-Pfennig-Stücken fütterte. Im Flur nahe des Kapelleneingangs hatten wir eine (und wirklich nur eine) davon. Leider war immer eine lange Schlange davor. Meine damalige Verlobte und heutige Frau hatte mir bergeweise 10-Pfennig-Stücke mitgegeben, sehr zum Leidwesen meiner Mitstudenten, denn das verlängerte die Schlange vor der Telefonzelle enorm. Nun gut, wenn man Dank der hohen beröanischen Moral, drei Jahre 700 km weit auseinander leben muss, sollte solches Warten für die Kollegen doch Peanuts sein…

Handy, Telefon, Iphone oder Laptop? Fehlanzeige. Meine elektrische Schreibmaschine aus dem Hause „Quelle“ ließ meine Zimmerkollegen bei jedem Tastendruck hochschießen, so durchdringend gut funktionierte sie. Meine Zimmergenossen hatten auch immer ausreichend Gelegenheit, sich in der Geistesfrucht der Geduld zu üben, besonders wenn ich schnarchte. Mal zogen sie aus, mal reagierten sie deutlicher. Mein Freund Gerhard aus Bayern, seinen Nachnamen verrate ich hier nicht, klebte mir während einer Mittags-Schnarchzeit einmal die Finger mit Sekundenkleber zusammen. Innerhalb von kürzester Zeit war mein „Mittagsschnarch“ zu Ende…

BERÖA ist also ein Ort vielfältiger Erfahrungen für mich.

Als die Frage aufkam, auf welche Bibelschule ich gehen würde, kam für mich nur BERÖA infrage, nein, es gab diese Frage eigentlich nicht. Ich hatte eine Berufung von Gott erhalten – und das hieß für mich automatisch BERÖA. Der Bewerber aus dem hohen Norden wurde auch nicht einmal zu einem Gespräch eingeladen. Meine schlichte Bewerbung reichte – und die Empfehlung der Gemeinde.

Heute, zurückblickend, kann ich sagen, dass ich total dankbar bin für die Zeit auf BERÖA. Um einige Dinge hätte ich mich damals mehr kümmern sollen. Die griechischen Vokabeln hatten es mir nicht so sehr angetan, den Hebräisch-Unterricht, damals noch Wahlfach, habe ich mir gar nicht erst zugemutet. Anfang August in Israel habe ich das wieder extrem bedauert.

Im Besonderen:  Was war für mich während meiner Zeit auf BERÖA wichtig? Was hat Spuren hinterlassen? Wofür bin ich dankbar?

Wort Gottes und geistliche Prägung.
Eine klare Beziehung zum Wort Gottes, ein tiefes Schriftverständnis und eine Ehrfurcht vor dem Wort Gottes sind mir vermittelt worden. Ich denke an den ehrwürdigen „Rabbi Lukas“, der uns mit Liebe das Alte Testament nahe gebracht hat. Seine Didaktik war nicht immer wirklich prickelnd, aber er liebte das Wort Gottes. Das hat mir Liebe zum Wort Gottes vermittelt, und Zugang auch zu Bereichen, in denen ich nicht so zu Hause war. Ich denke an Reinhold U., der uns ein prägendes Verständnis der Pneumatologie vermittelt hat. Noch heute profitiere ich von Aufzeichnungen, die ich in seinem Unterricht gemacht habe. Ich denke an Gladys und Paul W., die mir wirkliche Liebe zum Kinderdienst vermittelt haben. Ihre schlichte und einfache Art, gekoppelt mit einer gigantischen Hingabe, war einzigartig.  Ich denke an Richard K. und seine vielfältigen Impulse besonders im Bereich des prophetischen Wortes. Danke euch allen, dass ihr mir geistliche Prägung mitgegeben habt.

Gebet, Lobpreis, Gabendienst
Monatlich hatten wir damals Gebetstage auf BERÖA. Sie haben tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Die Musikräume waren in Doppelfunktion, mal zum Musizieren, mal zum Beten. Die Herausforderung, geistlich dran zu bleiben, haben das Gebet bei mir wachsen lassen, mir im Lobpreis Freiheit gegeben und für den späteren Gabendienst wichtige Impulse gesetzt.

Dienstbereitschaft und Haltung
Ein wichtiges Momentum, was in mir auf BERÖA vertieft wurde, war die Dienstbereitschaft. Lehrer, Schüler und Mitarbeiter waren darin für mich ein Vorbild – nicht alle, aber viele! Damals hatten wir an Wochenenden immer wieder Reisedienste. Außerdem machten wir regelmäßig Musikfeste. Die mussten vorbereitet werden. Dazu kamen Einsätze in den Gemeinden vor Ort. Oft haben wir gestöhnt über die Menge an Arbeit, die damit verbunden war. Aber geschadet hat es mir nicht. Nein, im Gegenteil, es hat in mir eine Diensthaltung vermittelt und vertieft. Dafür war BERÖA äußerst wichtig.

Stallgeruch, Identität und Freundschaften
Der BFP war mir von meiner Heimatgemeinde zwar vertraut, aber eine innere Identität hatte ich nicht. Dazu war ich wohl auch noch zu jung. Zur Identität hat aber BERÖA entscheidend beigetragen. Ich habe einen Stallgeruch mitbekommen, eine innere Identität entwickelt. Viele Freundschaften sind damals entstanden, die noch bis heute andauern.

Praxisbezug
Gerne denke an meine Gemeindepraktika zurück. Ob unter den Fittichen von Ingolf E., den ich für einige Zeit in seiner Gemeinde vertreten durfte, ob in der Zeltmission in Buxtehude, wo ich vor allem für den Kinderdienst verantwortlich war und unseren heutigen Generalsekretär Hartmut K. in einer besonderen Situation kennenlernte, ob in Griesheim unter Manfred H., wohin wir dann auch nach der Bibelschule gingen.

Praktische Fähigkeiten
Gestern haben wir 30 Jahre Bernd und Doris B. gefeiert. Bernd war immer sehr charmant zu mir: „Herr Professor, wollen Sie mir nicht wieder mal auf BAURÖA helfen“. Meistens habe ich ihm gerne zugesagt, da man auf dem Bau ja keine Vokabeln lernen musste. Das hatte auch Vorteile. Ob Heizungsbau, Deckenverputz, das Schütten von Betonsäulen (und worauf man dabei achten muss), das Schutzgasschweißen – alles habe ich auf BAURÖA gelernt und es hat mir später auch nicht geschadet, im Gegenteil. Danke Bernd, für deinen Anteil daran.
Ich denke an die vielen Missionare der Assemblies of God, mit denen wir auf BERÖA zu tun hatten. Hier habe ich große Teile meines „Frommen Englisch“ gelernt“. Das war sehr wichtig für mich. Auch habe ich die Buchbinderei gelernt. In den Pausen sprangen wir damals immer zum mittäglichen Bad in den Papiercontainer der benachbarten Druckerei. Einfach herrlich in den Papierschnipseln zu „baden“.  So manche Buchreste haben wir gefunden, die wir eifrig mit Pattex zu Büchern banden. Ich klebte nicht nur Bücher, ich kaufte auch viele – sehr viele. So wurden aus drei Büchern beim Einzug, beim Auszug aus Ägypten, Verzeihung Beröa, über 30 Bananenkartons, fast wie bei der Brotvermehrung.

„Man muss Menschen mögen“
Es war Günter K. aus Mannheim, der mir diesen Satz in der Nachberöazeit vermittelt hat. Und ich ergänze: Auch wenn sie nicht perfekt sind oder perfekt handeln. Nicht alle Persönlichkeiten auf BERÖA waren kompatibel zu mir, nicht alle perfekt, auch nicht alle Lehrer. Mein koreanischer Banknachbar mit dem merkenswerten Namen „Oh“, der montags von seiner Frau zurückkommend, mit einer umwerfenden Knoblauchfahne in der Bank neben mir saß, war schon eine echte Herausforderung für mich. Ich denke an einen Ludwig E., der feine homiletische und seelsorgerliche Grundlagen bei mir gelegt hat. Ich denke, an einen Manfred H., von dem ich persönlich sehr viel gelernt habe und der mich enorm geprägt hat, auch später in Griesheim. Umso schwerer fiel es mir, spätere Ereignisse zu verkraften. Menschen, auch Lehrer, sind nicht fehlerfrei und vor unguten Schritten gefeit, auch das habe ich auf BERÖA gelernt.

BERÖA – ich danke dir für das, was du in meine Persönlichkeit hineingelegt hast, an mir geformt hast. Im Sinne des Letztgesagten kann ich über dich nur abschließend sagen: Du warst nicht immer das perfekte Theologische Seminar, aber du warst gut zu mir. Das kann ich heute uneingeschränkt und mit Überzeugung sagen. Dürfte oder besser gesagt müsste ich heute noch einmal studieren, ich würde mich wieder für dich entscheiden.

Auch wenn du nun bereits eine ehrwürdige 60-jährige Dame bist, vielleicht manche Falte hast, erlaube ich mir dir  – ohne rot zu werden, eine kleine Liebeserklärung zu machen:  BERÖA – I really love you.