Aufbruch 2014 in Thüringen

rr004Camp der Superlative – 15.000 Royal Rangers beim Bundescamp – Segen und gute Impulse

„DIXI“ steht auf den kleinen blauen Häuschen. Es ist etwa drei Uhr morgens, wegen eines sehr dringenden Bedürfnisses habe ich mich auf den Weg hierher machen müssen. Gleich beim Münchner Nachbarstamm fließt eine „kleine Isar“ leicht plätschernd in der Dunkelheit vorbei. Gestern war die noch nicht da.

Meine Stirnlampe leuchtet auf meine Schlafanzughose, die beim Gang aus Versehen in den frischen Matsch getaucht wird – so kann ich nicht zurück in meinen Daunenschlafsack, der inmitten einer Pfütze auf einer Isomatte in meiner Kote, dem Pfadfinderzelt, liegt. Dank einer Plastikfolie bleibt mein Schlafsack trocken, nur mein Kostüm für die Abendveranstaltungen bekommt etwas Feuchtigkeit ab, anderen Stämmen ergeht es schlimmer.

Aufstehen gegen Antisemitismus und für gesunde Familien
Neufrankenroda, Hofgut Siloah, am Mittwochabend: Während das Programm in der riesigen Burg-Arena auf seinen Höhepunkt zusteuert, geht ein Starkregen auf die 15.000 Royal Rangers nieder. Gerade hat der israelische Botschaftsrat Rogel Rachman aus Berlin ein Grußwort gebracht und die Royal Rangers haben eine Erklärung gegeben, mit der sie bewusst gegen Antisemitismus in Deutschland aufstehen, da kommen auch schon die Wagengespanne in die Arena. Fast schon traditionell ist dieses Wagenrennen mit jungen Männern aus allen Bundesländern. Wagemutig werfen sie sich in den extra ausgehobenen Wassergraben. Wegen der Witterungsverhältnisse kann allerdings nur eine Schaurunde gelaufen werden.

Am nächsten Morgen strahlt die Sonne zum morgendlichen Stammleitergebet um 7:00 Uhr schon wieder mit aller Kraft auf das Campgelände. Vorher noch schnell einen Platz im Duschcontainer ergattert, kalt geht es sowieso schneller. „Warmduscher“ hätten besser daheim bleiben sollen.

„Wir schauen nicht zurück, sondern vorwärts und wir werden einen gesegneten Tag haben“. RR-Bundesleiter Peter Lehmann motiviert die Stammleiter und Dank der kräftig scheinenden Sonne ist das meiste schnell getrocknet und der Abend schnell vergessen. „Wir als Rangers können mit und ohne Regen“, sagt der Bundesleiter. „Gestern war es halt mal mit…“.

Logistische Meisterleistung
Dieses ist das weltgrößte Royal Rangers Camp, das jemals stattgefunden hat. 30.000 Semmeln werden jeden Morgen frisch angeliefert, die Versorgung ist eine logistische Meisterleistung. Die Regionalküchen, beliefert von 30 Versorgungsfahrzeugen, verteilen das Essen auf die Stämme, diese auf die Teams, in der jeder Teilnehmer seine „Familie“ hat. So geht der Einzelne in der Masse nicht unter.

Exif_JPEG_PICTUREIm Campheft gibt es für jeden Tag eine Andacht, die in den Teams durchgesprochen wird. Die Stämme treffen sich intern, auch gibt es Zusammenkünfte in den Regionen. Dazu dann die Plenumsveranstaltungen in der Burg-Arena, die eigens mit viel Liebe fürs Detail für die Abende aufgebaut worden ist. Mir gefällt diese effektive Struktur sehr.

La-Ola in der Burg-Arena
Die Burgtreffen sind eindeutig der Höhepunkt des Camps. Der Einmarsch ist peinlich genau geplant, damit jeder Stamm an jedem Abend an einem anderen Platz sitzt. Das Vorprogramm allein schon sehenswert. Hunderte von Helfern sind eingebunden, damit die Abende klappen. Ein klassisches Orchester von Rangern mit Cello, Geige und Trompete bildet den musikalischen Rahmen. Dieses muss wegen der Witterungsverhältnisse in ein Zelt hinter der Bühne umziehen, spielt aber weiter life und ist per Videoscreen eingeblendet. Das klappt (fast) perfekt und mischt sich mit der Lobpreisband auf der Bühne, die fetten Sound in die 140.000 Watt Musikanlage powert. Hinter der Burg schnurren mehrere riesige Dieselgeneratoren für die nötige Campenergie.

„Geht’s euch gut, Rangers?“ Begeistertes Gebrüll brandet aus dem weiten Rund der Arena auf. Campleiter Martin Seiler aus Stuttgart weiß die Rangers im Hauptprogramm zu packen. „Woh-oh-oh-ohohohoh, wir singen für dich, unseren Gott, denn du bist schnell, schneller als die Feuerwehr….“.  Das Stadion rockt. „Ich sag JA zu dem Geschenk, dass du für mich am Kreuz starbst“. Das Camplied ist ein richtiger Ohrwurm und begleitet einen auch tagsüber. Links am Tribünenende startet eine La-Ola-Welle und kreuzt sich mit der, die rechts gestartet ist.

Schade, dass man auf der Tribüne baupolizeilicherseits nicht tanzen darf. Dafür tun das die Ranger auf der Bühne in jeder Art und Weise. Apropos Bauaufsicht: Erst fünf Stunden vor der Eröffnungsfeier war der letzte Stempel unter die nötigen Genehmigungen für Bauten und Sicherheitskonzept gesetzt worden – großes Aufatmen bei den Verantwortlichen. Den Verantwortlichen der Feuerwehr schlottern bei zehn Lagerfeuern in der Arena jeden Abend die Knie und so bewachen sie mit mehreren einsatzbereiten Autos und Argusaugen die lodernden Flammen…

Von Wertheim nach Wittenberg und zurück
rr006Aufbruch Anno 1514 – Auch die Stadt Wertheim hat Berührung mit dem „neuen Glauben“ von Martin Luther bekommen. In einem hochklassigen Theaterstück werden die Rangers mit atemberaubender Spannung in die Historie hineingenommen. Ein Theaterstück mit mehreren parallel laufenden Handlungssträngen zieht sich in Fortsetzung durch alle vier Burgabende durch. Zwischendrin auf den großen Videoscreens immer wieder Einspieler aus dem Luther-Film. Verpackt in eine fast dramatische Handlung immer wieder die Botschaft von Jesus, dass Errettung nur durch Gnade geschieht. Das berührt die Rangers – und mich auch. Weitere Werte, die den Royal Rangers wichtig sind, werden mit in das Theaterstück eingepackt.

Die Geschichte hat ein melodramatisches Happy End, als die unfreiwillig ins Kloster geratene Lene von dort befreit wird und ihren Buchdrucker Hans heiraten kann, der selbst das Neue Testament drucken darf. Beide kommen im Verlauf des Theaters zu einer Entscheidung für den „Glauben an Jesus aus Gnade“. Sein Fürst öffnet sich dem evangelischen Glauben und empfängt dann das Neue Testament in der Übersetzung Martin Luthers. Das Theaterstück ist hochklassig und mit vielen Schauspielern und Statisten besetzt. Auf der etwa vierzig Meter breiten Bühne, die perfekt dekoriert ist, läuft es in mehreren Bühnenbildern ab, die auf den großen Video-Screens übertragen werden.
Aufbruch Anno 2014. Die Botschaft, die das Camp durchzieht, ist einfach aber nachhaltig: Wir müssen in allen Bereichen unseres Lebens aufbrechen – und das fängt in unserer Beziehung zu Gott an.

Eine Bibel für jeden Teilnehmer
Passend zum Thema hat die Bundesleitung der Rangers eine Bibel drucken lassen, extra für das Camp. Es ist keine „Billig-Ausgabe“, sondern eine komplette Bibel mit Ranger-Einband, die jeder Teilnehmer am Eröffnungsabend geschenkt bekommt. „Ja, für jeden ist eine da, bitte nicht rennen“.

Am Montag ist Entscheidungsabend. Die geistliche Botschaft ist herausfordernd und klar. Viele Rangers treffen eine Entscheidung für Jesus Christus. Am Ende des Abends ist Möglichkeit zum Gebet. Auch hier bewährt sich die Teamstruktur des ganzen Camps. Die Teamleiter beten gemeinsam mit den Seelsorgern für die jungen Leute.

„Pastor, ich möchte mich taufen lassen“. Eine Pfadfinderin aus dem Team der Glühwürmchen kommt am nächsten Tag zu mir. „Ich habe Jesus mein Leben anvertraut, nun will ich das festmachen“. Das finde ich richtig stark.

Mit der Seilbahn in den Swimming-Pool
Tagsüber laufen Workshops und Marktstände. Das schier unübersehbare Angebot umfasst im Campheft achte eng bedruckte Seiten mit Stichworten wie Papier-Frisbee bauen, Swimming Pool mit Seilbahn, Turmklettern, Ringen auf geseifter Plastikplane,  Kerzen ziehen, am Spinnrad Wollgarn spinnen. In der Arena findet ein Kochwettbewerb mit einem Dreigänge-Menü, gekocht nach Ranger-Art, statt, „Con-Spirito“ nennt sich der Lobpreiswettbewerb. Auch die besten Bauwerke werden bewertet und die Sieger geehrt.

Für mich ist die Vielfalt fast frustrierend, weil ich gerne alles sehen würde, aber weil ich selbst „eingespannt“ bin, ich dafür keine Zeit habe. So bleibt uns nur der spätabendliche Rundgang zur „Schwabenmühle“, die mit schwäbischen Gaumen-Spezialitäten als der „Geheimtipp“ gehandelt wird.

Unser letzter Punkt an fast jedem Abend ist unsere Münchner Frauenkirche, die die Ranger unserer Region gemeinsam in einem enormen Kraftakt gebaut haben. Es ist Freitagmorgen, 1:00 Uhr, die „Sperrstunde“ ist vom Bundesleiter extra aufgehoben worden. Die Frauenkirche ist noch gut gefüllt. Auch heute gibt es noch alkoholfreie Cocktails und in Öl gebackenes Gebäck. In Gruppen stehen und sitzen die Jugendlichen. Chill-Out, so lieben sie es. Viele wertvolle Gespräche werden geführt und Beziehungen geknüpft.

 „Meine besten Mitarbeiter kommen von den Royal Rangers“,
rr001bekennt Jean-Christoph Nadon, Gemeindegründer aus Füssen, während des Pastorencamps. Seit vielen Jahren ist er mit den Rangers verbunden. An die 100 Pastoren sind in jeder Plenumsveranstaltung von Sonntag bis Dienstag in der Bundesjurte versammelt und bekommen Impulse für die Ranger-Arbeit in der lokalen Gemeinde. Ein reger Austausch schließt sich an. Gemeinsam mit RR-Bundesleiter Peter Lehmann leite ich dieses Camp, das auf großes Interesse stößt.

Zwischendrin sind die Pastoren ermutigt, ihre Stämme in den Claims zu besuchen – oder auch bei ihnen zu übernachten. „Ein beeindruckendes Camp“, bestätigen viele Pastoren. Unser Präses Johannes Justus, der das Camp am Eröffnungsabend besucht und ein Grußwort gibt, schreibt auf seiner Facebookseite: „Was die Royal Rangers derzeit auf dem Bundescamp in Neufrankenroda veranstalten, ist gigantisch! Ich durfte vor Ort sein und war einfach nur überwältigt.“

Soli Deo Gloria
Rund um die Uhr an allen sieben Camptagen gibt es Lobpreis, Gebet und Bibellese im „Soli-Deo-Gloria-Dom“. Eine kleine Jurtenburg ist extra für diesen Zweck errichtet worden. Ein Ort der Besinnung, der Proklamation und des Gebets. Rechts vom Eingang hängt eine „Dank- und Klagemauer“, an der unzählige Gebetszettel angepinnt sind, links hinten gibt es einen separaten Gebetsraum. Während ich hier eine Gebetszeit leite, kommt eine Rangerleiterin und sucht Ruhe. „Ich brauche einfach einen Ort zum Gebet.“

Die Krypta im Hofgut Siloah ist während des Camps ein Ort des Segnens. Meine Frau und ich beten zusammen mit einigen Mitarbeitern für Leiter, die sich auf dem Camp befinden. Segnung, Fürbitte und prophetisches Gebet sind unsere Schwerpunkte.  Das Angebot wird sehr rege und dankbar angenommen. Nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Mitarbeiter ist auf diesem Camp gesorgt.

Was bleibt sind Beziehungen
„Die Bauwerke werden wieder abgebaut, sie sind nicht so wichtig. Was aber bleibt, sind die Beziehungen, zu Gott und Menschen.“ RR-Bundeswart Manfred Knecht, erfolgreicher Unternehmer aus Ravensburg, fokussiert für die Stammleiter noch einmal das Wichtigste. Mir gefällt diese Haltung der RR-Bundesleitung, die immer wieder durchkommt. Manfred ist dieser Bereich ein besonderes Anliegen – und das sagt der Mann, der sich mit großer Energie für die Planung der Bauwerke und Camp-Infrastruktur mit eigenem Straßenbau, mobilen Toiletten, Duschcontainern und allen Bauwerken eingesetzt hat.

In seiner Berufung leben
rr005„Mach deine Berufung fest und lebe in ihr“. Der Abschlussabend bringt es auf den Punkt, dass Royal Rangers nicht nur für sich leben, sondern dienen sollen. „Rechne damit, dass Gott dich sendet“, lautet die Botschaft und das segnende Gebet schließt sich genau in diese Richtung an.

Die Scheinwerfer werden dunkel gemacht und Teelichter werden in kleinen Gläsern quer durch das Stadion gereicht. „Gib das Licht, das Gott dir gegeben hat, weiter.“ Zum Schluss brennen 15.000 Kerzen im weiten Rund und die „Ranger-Hymne“ wird gesungen. Es ist ein bewegender Moment. Ein dickes Dankeschön an alle Mitarbeiter und auch die RR-Bundesleitung, die den Mut hatte, so ein Mega-Event auf die Beine zu stellen.
Während die „Kleinen“ die Burg verlassen dürfen, darf die Musikanlage noch einmal zeigen, was sie kann. Und so geht der Lobpreis noch kraftvoll weiter, während ich nebenan im Bürozelt sitze und noch ein paar Bilder auf Facebook poste.

Die jugendlichen Wachen, die hier heute im „Rathaus“ Nachtdienst haben, steppen mit ihren geschätzten 12 Jahren begeistert auf dem Holzfußboden, die Stimmung schwappt aus der Burg herüber.

Während in der Burg der Lobpreis mittlerweile auf stilvolle Pfadfindersongs umgeschwenkt hat und man dort an den zehn Pagodenfeuern noch bist tief in die Nacht sitzt, singt und chillt, sind die beiden streitbaren Wachen auf ihren Isomatten eingeschlafen. David, einer der offiziellen Camp-Fotografen, lädt noch ein paar Fotos auf den Bürocomputer. Er muss später die Wächter zur Nachtschicht wieder wecken, denn die geht immerhin noch bis sieben Uhr…

Trocken nach Hause
Am Freitagmorgen schauen die Mitarbeiter unseres Stammes besorgt zu den dicken Wolken auf. „Wir brauchen unbedingt trockenes Wetter zum Abbau, sonst ist der Kraftaufwand viel größer“, erklären sie mir. Sehr verständlich. „Bete bitte intensiv.“ Wir stellen uns in einem kleinen Kreis zusammen und beten noch einmal gemeinsam. Was wenig später geschieht, ist wie ein besonderes Zeichen zum Campabschluss: Ein leichter Wind kommt auf, die Sonne bricht durch und der größte Teil der Zelte und Bauten kann trocken eingepackt werden – trotz anderslautender Vorhersagen. Letztlich liegt auf dem ganzen Camp, trotz mancher Widrigkeiten, ein großer Segen.

Noch schnell ein Gruppen-Erinnerungsfoto vor der Frauenkirche, dann fahren über 300 Busse vor, große Trucks, kleine LKWs und Transportanhänger sind überall auf dem Gelände. Es wuselt noch einmal so richtig. Im Hintergrund heulen die Motorsägen und bringen 200.000 Meter Restholz auf Länge, denn es soll alles wieder verkauft werden. Als wir um 17 Uhr unser Auto starten, sind die meisten Bauten und Zelte schon weg.

Bye, bye, Neufrankenroda. Es war für mich eine große Ehre und Freude, die ganze Zeit dabei gewesen sein zu dürfen. Wenn das Bundescamp 2022 wieder kommt, habe ich auch bestimmt schon mein NTC-Abzeichen auf meiner Kluft. Vorausgesetzt, die Rangers wollen einen so alten Opa dann noch…

„Raus aus der Komfortzone“

IMG_3265a„Du als Pastor bist ein entscheidender Schlüssel, wie sich das Verhältnis von Royal Rangers, Gemeinde und Jugend gestaltet“.  Basim Al Safau, Jugendpastor und Leiter der Royal Rangers aus Baden-Baden spricht aus der Praxis. Er zeigt vier Säulen auf, mit denen er den jungen Leuten dient. Dabei spielen die Jugend und die Royal Rangers eine wichtige Rolle. „Wir sind dankbar, dass es bei uns keine Wand zwischen diesen beiden Arbeitsbereichen gibt.“

Die Bundesjurte ist sehr gut gefüllt. Über 100 Pastoren sind zum Pastorencamp nach Neufrankenroda gekommen. Matthias Frank, Jugendpastor in der BGG Stuttgart, inspiriert dazu, nicht halbherzig in Royal Rangers und Jugend zu investieren sondern hingegeben zu sein. Während seines Vortrags fängt es auf dem Campgelände an zu regnen, ein Gewitter, das sich „gewaschen“ hat, geht nieder. Matthias lässt sich nicht irritieren und referiert weiter. Nach seinem Vortrag hat das Unwetter seinen Höhepunkt erreicht und die Pastoren gehen in eine intensive Gebetszeit um Schutz für das ganze Camp. Der Regen prasselt auf die Jurte und die Pastoren erleben live, wie Rangerarbeit in der Praxis sein kann. „Raus aus der Komfortzone“ ist hier das Motto. „Keine nennenswerten Schäden, ein wenig nass zu werden, ist nicht schlimm“, kann Peter Lehmann, Bundesleiter der Royal Rangers, am nächsten Morgen vermelden, während das Gewitter anderorts nicht unerhebliche Schäden verursacht hat.

IMG_3263a„In der Evangelisation ist das Vertrauensverhältnis total wichtig. Du benötigst eine authentische Beziehung zu den Kindern, damit die Botschaft ankommt. Die Möglichkeit, die biblische Botschaft weiterzugeben, ist im Leben eines Stammes begrenzt, aber wenn eine Beziehung da ist, dann ist eine Offenheit da. Und das wirkt!“ Martin Seiler, Stammleiter der BGG, ist überzeugt davon, dass die Royal Rangers eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Evangelisation sind. „Du musst junge Leute früh für Jesus begeistern und sie dafür auch herausfordern, ihre ‚Premiumtermine’ zu geben“, ist er überzeugt. Er zeigt auf, wie ‚Gemeindefremde’ effektiv erreicht werden können.

„Meine besten Mitarbeiter kommen von den Royal Rangers“, bekennt Jean-Christoph Nadon, Gemeindegründer aus Füssen. Seit vielen Jahren ist er mit den Rangers verbunden. Die Gemeindegründungsarbeit in Füssen ist ca. 15 Jahre alt und hat schon einige weitere Gemeinden im Allgäu ins Leben gerufen. Er berichtet von der Gemeindegründungsarbeit in Peiting, wo über die Royal Rangers auch die Eltern erreicht worden sind. Er motiviert dazu, gemeinsam mit den Rangers evangelistisch tätig zu sein.

Während seines Vortrags wird in der Bundesjurte im Feuerkorb ein Feuer entzündet, auf dem „ganz nebenbei“ Crêpes gebacken werden. Alles „flutscht“ ohne große Anweisungen und Kommentare. Auch der obligatorische Kaffee fehlt nicht, so ist für alles bestens gesorgt.

IMG_3223aDie beste Werbung für den Stamm ist der Stammtreff selbst. Dieser muss attraktiv sein, so dass die Kinder überzeugt sind und wiederkommen wollen. Dabei spielen die Teamleiter eine ganz wichtige Rolle. Sie haben oft einen Einfluss auf die Kinder, den manchmal die Eltern selbst nicht haben, so betonen mehrere der Referenten einmütig.

Manfred Knecht, Bundeswart der Royal Rangers und Unternehmer aus Ravensburg, spricht kompetent und weitherzig über Mitarbeiterentwicklung. Er hat Rebekka mitgebracht, die unter seiner Leitung „herangewachsen“ ist. Beide reflektieren gemeinsam ehrlich über durchlaufene Entwicklungen. Den Pastoren werden viele praktische Ansätze vermittelt. Fragen und Kommentare aus dem Plenum ergänzen die Vorträge. Dabei werden auch schwierige Themen nicht ausgeklammert.

„Danke, dass ihr das organisiert habt“, kommt es aus vieler Munde. Das Pastorencamp ist echt klasse.

Am Dienstagmorgen geht es mit Vorträgen von Frank Uphoff und Peter Lehmann, sowie einer Segnungszeit, in die Abschlussrunde.

Die Schlange vor dem Kaufhaus

IMG_3076abWir sind hier in Thüringen auf dem Boden der ehemaligen DDR. Meine Gedanken gehen 25 Jahre zurück, damals in Dresden, die Schlange vor dem Kaufhaus. Heute gibt es hier wieder eine Schlange – vor dem Kaufhaus des Bundescamps. Etwa 80 Ranger stehen an, um etwas von den Köstlichkeiten zu erwerben, sich Ranger-T-Shirts, usw. zu kaufen.

Schlangen gibt es auch vor den Dusch-Containern, „Dixi-Toiletten“ stehen überall in Reih und Glied – und sind meistens besetzt… Neufrankenroda, das christliche Hofgut Siloah. Ein idyllisches und gleichzeitig ideales Fleckchen Erde für das Ranger Bundescamp. Extra Wege wurden gebaut, der logistische Aufwand ist enorm.

Nebenan im Campbüro zeigt Regina auf einen zwanzig Zentimeter hohen Stapel Papier. Die Anmeldungen muss sie nachbearbeiten. Die Handys liegen in Reih und Glied – tja, sonst gibt es keine Möglichkeit zur Aufladung. „Willst du einen Kaffee“? Natürlich will ich. Nils vom RR-Büro bereitet gerade Presseausweise vor. Und Lisa weiß, wo sich mein Ausweis befindet. Mein Camp-T-Shirt habe ich schon. Es ist heiß im „Rathaus“, wie sich das Campbüro nennt.

IMG_3047aAUFBRUCH. Deutschland im Jahr 1514. Auch die Campbauten sind von diesem Thema geprägt. Noch habe ich nicht geschafft, mir auch nur einen kleinen Teil anzuschauen, aber schon jetzt steht fest: dieses Camp ist MEGA. Es verschlägt einem schon den Atem, wenn man all die Bauten sieht. Gleich neben der Münchner Frauenkirche steht das Ulmer Münster. „Du wirst bestimmt mal ein Pastor werden“, sagt jemand zum Bauleiter der Frauenkirche. „Du kommst hierher, da ist nur grüne Wiese, drei Tage später steht hier eine Kirche und du predigst“. Auf Camps hat schon manch ein Ranger eine Berufung erhalten, so weiß ich. JESUS, heißt es mit dicken Lettern vorne im „Altarraum“. Alles ist mit Seilen, Planen und Holzbalken gebaut, nach Rangerart, keine einzige Schraube.

IMG_3042aUm JESUS geht es wirklich. 7:00 Uhr, Samstag. Ich bin in der Morgenandacht für die Stammleiter und Verantwortlichen. Manfred Knecht, RR-Bundeswart skizziert das Bild, was ihm auf dem Herzen liegt. „Wir wollen, dass sich in der Lebensgeschichte vieler Anwesender der 8. bis 15. August als ein signifikantes Datum mit (Neu)-Entscheidungen für Jesus wiederfindet. Dazu braucht es unseren ganzen Einsatz“. Er vergleicht den Einsatz der Leiter beim Camp mit einem Marathon-Lauf. „Bei Kilometer 36 liegen die Leute im Graben und kotzen – aber du läufst weiter. Du willst das Ziel erreichen!“. Die Morgensonne leuchtet auf die fast 500 Anwesenden, nur Leiter. Sie wirken in der großen Burg fast etwas verloren. Applaus brandet auf. Dazu sind sie hier – und jeder hat noch sein „Startgeld“ für diesen Lauf bezahlt.

„Wir haben Toilettenpapier an einem Tag verbraucht, das wir für drei Tage kalkuliert hatten. Nein, wir rationieren es trotzdem nicht“. Der Schöller-Eisfahrer sucht verzweifelt den Ansprechpartner, bei dem er das Eis abgeben soll. „Wo finde ich Stamm 222?“, fragt mich ein Mädchen mit leicht östlichem Akzent. Auch da kann ich leider nicht helfen.

Ich bin froh, dass ich mein Fahrrad aus München mitgebracht habe. So bin ich einigermaßen beweglich. 15.000 Ranger brauchen halt Platz – da sind die Wege weit. Und dann die „Burg“, das Amphitheater – gigantisch. Hier wird heute Abend die Eröffnungsfeier stattfinden. Alles ist bis ins Detail geplant. Welcher Stamm  kommt durch welches Auge in die Burg. „Wir geben nicht auf“, tönt es von Manfred Knecht – um 11:00 Uhr sollen die letzten Genehmigungen durch das Bauamt kommen.

IMG_3083aAm Vormittag kommt eine Starkwindwarnung. Betet mit dafür, macht es per Mund-zu-Mund-Propaganda die Runde. Gegen Mittag fallen für ein paar Sekunden ein paar Tropfen, aber wie durch Wunderhand ist die Wolkenwand weggefegt.

Der Probensound dringt aus der Burg herüber (nein, gucken darf man nicht), während mir gegenüber Ranger mit Putzgeräten ausgerüstet ans Werk gehen.

Alles ist bestens vorbereitet. Das Bundescamp 2014 kann mit der Eröffnungsfeier beginnen.

Das große Finale: Der zweite Platz ist nicht genug!

Vize-Fußball-Weltmeister 2014 ist Deutschland schon, aber ein zweiter Platz reicht nicht, finden die Fußballbegeisterten übereinstimmend. Deswegen fiebert an diesem Wochenende (fast) eine ganze Nation, werden die Straßen leegefegt sein, die Couchen besetzt und der Tränen viele sein, sollte das Ergebnis anders ausfallen, als erwartet. Das gilt für Germania aber auch in Südamerika.

Sieben zu eins hieß es am Dienstagabend. Das Treffen unserer Erweiterten Gemeindeleitung musste rechtzeitig beendet werden, weil einige unbedingt nach Hause wollten… Verständlich. Und es hat sich ja auch gelohnt. Und nun „das große Finale“, natürlich nach unserem Abendgottesdienst…

Ich gehöre nicht zu den wirklich Fußball-Begeisterten. OK, das Endspiel an diesem Sonntag schaue ich mir vielleicht teilweise auch an, da bin ich dann doch zu deutsch. Was ich verstanden habe, ist, dass man beim Fußball in der Regel nicht den ersten Platz bekommt, wenn man nicht alles einsetzt. Das gefällt mir, wenn Menschen diese Lebensgrundhaltung haben, sich zu investieren. Das gilt im Alltag genauso, wie im Leben in der Gemeinde. „Alles für den Sieg“, heißt eine Broschüre, die wir bei den Einsätzen der Straßenkirche gerne verteilt haben. Was bin ich bereit zu investieren? Und auch, wenn ich scheinbar alles investiert habe, bleibt manchmal nur die Enttäuschung.

Hier und da resignieren wir vorzeitig, geben uns mit dem „zweiten Platz“ zufrieden. Ich sprach in dieser Woche mit jemandem, der mir sagte, er wolle sich ja an den notwendigen Punkten (es ging um Beziehungen) in seinem Leben einbringen. „Aber dann gibt es immer wieder Momente, wo ich mich zurückziehe und das nicht umsetze, was ich eigentlich will.“ Was wäre, wenn am Sonntagnachmittag Bundestrainer Löw eine Pressekonferenz einberufen würde und bekannt machen würde, der zweite Platz würde ihm reichen, die Mannschaft spielt heute nicht, sie wollten lieber Trübsal blasen. Die Chancen stehen ja sowieso nur fifty-fifty…

Undenkbar wäre das. Ein Aufschrei würde durch die Nation gehen. Frau Merkel würde aus ihrem Regierungsflieger aussteigen und die Mannschaft persönlich besuchen: „Ihr müsst spielen Jungs, das geht einfach nicht… Ich bin extra gekommen, um zu zeigen, wie wichtig mir das ist, dass ihr nicht nur spielt sondern auch gewinnt.“

Und wie machen wir es in unserem Alltag? Ob es in der Ehe, der Familie, in Beziehungen, im Beruf oder in der Gemeinde ist: Zieh dich nicht zurück, sondern setze alles dafür ein, das zu erreichen, was gut und vollkommen, das, was Gott für dein Leben vorbereitet hat. Und noch besser ist: Gott hilft dir dabei, er ist dafür nur ein Gebet von dir entfernt.

Für die deutsche Mannschaft beten werde ich allerdings nicht, denn der Bessere soll gewinnen. Und an einen „Fußballgott“ glaube ich auch nicht, höchstens, dass es einen „Fußballgötzen“ gibt.

Ich kenne nämlich etliche argentinische Christen, die ziemlich gut beten können. Darauf will ich es nicht ankommen lassen.

fussball2P.S. Was mir aber noch viel besser gefällt ist, was einige WM-Fußballer über ihre Beziehung zu Jesus und Gott sagen. Das fand ich die Woche in proKOMPAKT und bei www.facebook.com/glaubensimpulse. Um die einzelnen Aussagen der Fußballer besser lesen zu können, bitte auf das Bild klicken.

Leicht verlängerte Bauzeit…

Dienstagmorgen, 9:18 Uhr. Ich sitze in der Morgensonne auf den breiten Stufen vor dem Kölner Dom. In 15 Minuten soll mein Gesprächspartner hier sein, wir haben uns an diesem markanten Ort verabredet. Die Morgensonne ist angenehm, es gibt hier sogar kostenloses WLAN, das macht den Aufenthalt für mich immer etwas wertvoller…

kdSchräg vor mir sitzen vier ausländische Studentinnen. Sie haben keine Scheu, mich um Hilfe zu bitten, denn sie haben wichtige Fragen auf ihrem Zettel vor sich. „Wie lange wurde denn am Dom gebaut, wissen Sie das?“ Schwach habe ich in Erinnerung, dass es „sehr lang“ war. „Nein, leider weiß ich es nicht“, erwidere ich. Da habe ich eine Bildungslücke in deutscher und Architekturgeschichte. Aber das monumentale Gebäude hinter mir wirkt wirklich bombastisch. Schön, dass sie nicht aufgegeben haben, daran zu bauen, denke ich, egal wie lange es war.

Aber wozu gibt es Google. Später in der Woche wurmt mich die Frage, auf die ich keine Antwort hatte, doch. Drei Sekunden später ist das Ergebnis da: 632 (!) Jahre hat man daran gebaut, 1880 ist er erst fertig geworden. 1248 wurde mit dem Bau begonnen. Hammer! Da wirkt die Baustelle Flughafen BER richtig lächerlich.

Manche „Baustellen“ in unserem Leben dauern etwas länger. Nicht aufgeben! Dranbleiben. Auch wenn es etwas länger dauert, Umwege erfordert. Gott baut an unserem Leben, Gott baut an seiner Gemeinde. Und es lohnt sich, dranzubleiben – und in seinem Willen zu leben.

Diese Woche ist richtig vollgestopft: Predigtdienste in Velbert und Grevenbroich (die Gemeinden lassen übrigens grüßen!), umfangreiche Sitzung mit dem Vorstand der Velberter Mission, Gespräch in Köln, verschiedene persönliche Treffen, BFP-Vorstandssitzung in Erzhausen, erstes Treffen mit dem Vorstand der Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Hannover am Freitag, … Die Woche ist voll, aber erfüllt und sehr gut.

bus1Freitagabend, 19:04. Deutschland liegt 1:0 in Führung. Die Straßen in Hannover sind leergefegt. Ich fahre von meiner letzten Besprechung zum Hauptbahnhof Hannover in einem „Taxi“ mit 40 Sitzplätzen: Der Linienbus hat mich für mehrere Stationen als einzigen Fahrgast! „Alle Männer gucken Fussball“, lacht die Busfahrerin. Ich wechsle mit ihr einige Worte, während sie den Bus souverän durch die Straßen Hannovers steuert. An einer Haltestelle hat sie so viel Puffer eingefahren, dass ich aussteigen und den Bus fotografieren kann. Sie kommt aus Rumänien, erzählt sie mir und ein Bekannter von ihr sei in einer Freikirche in München, die Schuhkartons nach Rumänien transportiert hätten. Wir können in der Fahrpause nicht wirklich viel reden, da sie das ja eigentlich auch nicht soll und dann auch die Fahrgastzahl um 200% steigt. „Gute Reise“ wünscht sie mir und hält direkt vor dem Eingang zum Hauptbahnhof, wo eigentlich keine Bushaltestelle ist.

Das Eis am Hauptbahnhof Hannover ist supergut – und billiger als in München. Entspannt habe ich im ICE einen Tisch für mich – und das ohne Platzreservierung am Freitagabend. Ich freue mich auf München. Auf meine Frau, meine Familie – und meine Gemeinde.

Von der Vision zum GEISTbewegten Handeln

titel_gb_2014_06Der Duft des Essens, das gerade zubereitet wird, zieht verführerisch in seine Nase. Seine Augen bleiben jedoch geschlossen. Oben auf der Dachterrasse des Hauses sitzt einer, dem man ansieht, dass er viel im Freien arbeitet. Aber jetzt betet er. Schon eine geraume Zeit.

Ein Klippdachsfell hängt an der Leine und wirkt richtig edel. Der Hausbesitzer wird damit gutes Geld verdienen können. Hungergefühle machen sich beim Sonnengebräunten auf dem Dach breit.

Wer hat da gerufen? Leicht „verzückt“ und doch erschrocken, schaut sich der Beter um! Niemand ist zu sehen, keiner rührt sich. Die Köchin kann es nicht gewesen sein, sie ist emsig mit der Mahlzeit beschäftigt. Auch auf den Nachbardächern ist niemand zu sehen.

Da ist die Stimme wieder. Eindeutig, diese Aufforderung. Und was ist das? Realität oder etwas jenseits der Wirklichkeit? Der Beter sieht ein großes leinenes Tuch, das sich vom Himmel her nähert, jeweils an den vier Zipfeln gehalten. Schützend hält er den Arm vor sein Gesicht.

Doch was ist da in dem Tuch? Dem Dachbeter wird übel. Es krabbelt und wuselt darin nur so. Eindeutig! Alles unrein. Nichts für einen Juden, selbst mit noch so knurrendem Magen.

„Steh auf, schlachte und iss!“ Da ist sie wieder, diese Stimme, die sagt, was er nicht hören will und darf. Das passt nicht. Er kneift sich in seinen Arm. Nein, er träumt nicht, er ist hellwach! Aber diese Aufforderung – wie sollte er? Unreines essen? Nein, entschieden, niemals! Dieses Tuch mit dem Krabbelzeug – dreimal sichtbar – und gleich wieder weg. „Was Gott gereinigt hat, das erkläre du nicht für unrein!“

Ganzen Artikel weiterlesen. Dieser Artikel erschien in GEISTbewegt Juni 2014 als Leitartikel.

Mama Elena und ihr jettender Enkel

Sechs intensive Tage in der Walachei

mama_elena84 Jahre ist sie alt. Als wir nach Targoviste kommen, sitzt sie in der Nachmittagssonne, ihre Arme hat sie vor sich gekreuzt. Schon im letzten Jahr hatten wir sie kennengelernt, damals ging es ihr gesundheitlich nicht so gut. „Ein wenig Herzprobleme habe ich, aber sonst geht es mir gut“. Mama Elena, schreibe ich mir später in meinem Handy auf, damit ich ihren Namen nicht vergesse.

„Wie geht es der Gemeinde in Deutschland?“, will sie am nächsten Morgen wissen, als sie uns beim Frühstück begrüßt. „Guten Tag“. Sie versucht sich auf Deutsch. Ihre Schwiegertochter hat ihr etwas Schafskäse hingelegt. Auch ein englisches Wort hat die rüstige alte Frau bereit. Sie ist hellwach und hochinteressiert, trotz ihres Alters – und stellt tiefgehende Fragen. Wie es unseren Kindern geht, will sie wissen. Ich zeige ihr ein paar Bilder auf dem Mobiltelefon. „Eine schöne Tochter habt ihr, ihr müsst sie mit nach Rumänien bringen.“ Sie lacht.

saal_targovisteWie lange sie denn gläubig sei, will ich wissen. „Mehr als 50 Jahre. Mein Mann war sehr mutig und unerschrocken. Gemeinsam sind wir hierher gegangen und haben mit der Gemeinde in unserem Haus begonnen, weil es keine Gemeinde in der Stadt gab.“ Heute versammelt sich die Gemeinde in einem repräsentativen Saal mitten in der Stadt – und es gibt weitere Gemeinden. Ihr Schwiegersohn zeigt mir den Raum, der früher den Gemeindesaal gebildet hat. Hier haben sich die Menschen während der kommunistischen Zeit versammelt, es war immer ziemlich voll.

„Als die Securitate kam und gesagt hat, wir dürfen uns nicht mehr versammeln, hat mein Mann gesagt, er würde zwar die Strafe zahlen, aber an der Versammlung würde er sich nicht hindern lassen. Dann sind sie nicht wiedergekommen“. Ihr Report wird richtig spannend.

Ihr Sohn ist heute erfolgreicher Unternehmer, hat mehrere Hotels. Die Missionare nächtigen in seinem Gästehaus – kostenlos, versteht sich. Und er ist aktiv in der rumänischen Außenmission, die vor zwei Jahren offiziell gegründet worden ist. Seine Frau bekocht uns mit einer Seelenruhe, obwohl sechs Kinder zu ihrem Haus gehören. An fast jedem Sonntag haben sie Gäste. Eigentlich ist sie eine Ingenieurin.

Sein Sohn, also der Enkel von Mama Elena, jettet an jedem Wochenende aus dem deutschen Trier, wo er gerade als Softwareentwickler arbeitet, nach Bukarest. Er will weiter hier in seiner Heimatgemeinde im Lobpreis dienen. Seine Firma bezahlt ihm die Flüge. Auch das ist Segen.

Mama Elenas Tochter ist L., die Frau von R., mit denen wir in diesen Tagen die Einsätze in Rumänien machen. „Ich habe viel geweint, als sie mich verlassen hat“, bekennt die betagte Mama freimütig. Heute dient L. mit großer Hingabe gemeinsam mit R. den Romas, besonders den Kindern, indem sie ihnen Musikunterricht gibt.

„Heute waren nicht so viele in der Versammlung“. Mama Elenas Stimme klingt besorgt. Sie ist mit ihren 84 Jahren natürlich dabei, als wir in der Biserica Efraim in Targoviste dienen. „2800 Gemeinden haben wir im ganzen Land“, erzählt mir ihr Sohn. Toll zu sehen, was sich hier geistlich entwickelt hat.

rUnser Dienst in diesen Tagen ist, Menschen zu ermutigen und die Mitarbeiter zu lehren. Petras Dienst wird in den meisten Gemeinden auf Augenhöhe zu meinem angenommen. Besonders während der Mitarbeiterkonferenz übernimmt sie weite Teile unserer Ausführungen zum Thema „Wiederherstellung“. Und dann spiegeln Menschen uns, wenn wir für sie beten und ihnen prophetisch dienen, was der Zuspruch für ihr Leben bedeutet – ohne dass wir den Hauch einer Ahnung davon haben, was sie bewegt. Die Teenager in Valea Corbului, die fast vollzählig zum Seminar der „Alten“ erschienen sind, tuscheln begeistert und tauschen aus, was sie im Gebet als Zuspruch bekommen haben. Das berührt uns.

Einfache Menschen, besonders bei den Roma oft völlig ungebildet, lieben Jesus und dienen ihm. „Kannst du dich erinnern, dass du über dieses Thema vor 11 Jahren in Brateiu gesprochen hast? Das hat mich sehr berührt.“ Schwach kann ich, aber sie können es oft besser. M. begrüßt uns mit einer herzlichen Umarmung. Auch sie war schon 2009 in Brateiu dabei. „Wir haben auf euch gewartet“, begrüßt man uns im Roma-Dorf. Es ist, als wenn wir in unsere Familie kommen. Nicht alle sind nach deutschem Standard gewaschen, aber das stört uns nicht. Nach vielen Händedrücken waschen wir uns halt…

Kommt ihr nächstes Jahr auch zu uns? Für mehrere Tage. Der Leiter der eher traditionell geprägten Gemeinde in Pitesti, in der unsere A. aus München ihr Zuhause hat, öffnet sein Herz. Wir wollen beten und prüfen, welche Türen Gott uns öffnet.

Gemeinde – das sind Menschen, die sich hingeben für das Reich Gottes, die Jesus lieben und dienen. In München – und in Rumänien. Spuren des Segens sind über Generationen zu verfolgen.

Das haben wir auch diesmal gesehen. Bei Mama Elena – und bei den Romas in Valea Corbului.

P.S. Wir waren wirklich in der „Walachei“… Wer’s nicht glaubt, fragt Google.

Die zwei Ahornbäume – 20 Jahre Haa Bee vier

sskDamals waren sie noch ganz klein. Unscheinbar standen sie vor dem neuen Gebäude. „Es sah alles richtig kahl aus, heute kann man den Schaukasten kaum noch sehen“, sinniert Alt-Pastor Heinz. Am 8. Mai 1994 wurden die Räumlichkeiten der FCG-M in der Hinterbärenbadstraße eingeweiht. Elf Jahre(!) des Gastdaseins in der Landwehrstraße beim CVJM gingen zu Ende, ein Jahr dauerte der Umbau. Die Gemeinde – und besonders Pastor Heinz – freute sich, endlich eigene Räume beziehen zu können und dass die langjährige Suche ein Ende hatte. „Wir haben alles probiert, und zum Schluss ging es dann alles ganz einfach“, sagte Pastor Heinz rückblickend. „Da hat Gott uns geführt. Die Sparkasse ist auch noch erheblich mit dem Kaufpreis heruntergegangen.“

Heute sind sie richtig groß, die zwei Ahornbäume vor unserem Gemeindehaus. Sie sind gewachsen, haben viele Verzweigungen bekommen. Und immer wieder müssen sie beschnitten werden. Manchmal machen sie auch viel Laub und Dreck, aber sie sind ein Ausdruck von Gesundheit und Leben. Das ist ein Bild für unsere Gemeinde. Wachstum, Entwicklung, Leben!

Heute sind sie zwanzig Jahre alt – die zwei Ahornbäume und so lange ist auch unsere Gemeinde in der Haa Bee vier, wie wir sie liebevoll nennen. Viele göttliche Wunder wurden auf dem langen Weg der nun schon fast 60-jährigen Geschichte unserer Gemeinde sichtbar. Der Baum ist gewachsen, vier Gottesdienste bevölkern am Sonntag in der Regel das Haus. Die Nebenräumlichkeiten platzen aus allen Nähten.

Göttliche Wunder brauchen wir als Gemeinde auch in Zukunft auf unserem Weg. Wir sind total dankbar, dass wir im Innenbereich des Mittleren Rings ein Gebäude (und ein Grundstück) schuldenfrei besitzen. Aber wir blicken in die Zukunft. Und da erwarten wir, dass Gott uns mehr gibt. Wie und wo das sein wird? Dafür brauchen wir ein echtes Wunder. Erwarten wir das?

hb4Zum Jubiläum wollen wir das Haus Anfang Juni mit einem neuen Anstrich versehen? Warum denn das noch, wenn das hier sowieso alles zu klein ist, fragte im Laufe der Woche jemand. Ganz einfach: Wir sind dankbar für die Vergangenheit, wir blicken erwartungsvoll in die Zukunft und leben im JETZT. Und da gestalten wir alles so gut wie möglich, ansprechend und schön, damit Menschen sich wohlfühlen und in der Gemeinde ein Zuhause haben. Wir wertschätzen das, was wir haben und sind dankbar.

Und wenn Gott uns dann eine neue Tür öffnet, gehen wir begeistert durch sie hindurch, dankbar rückblickend, mit Freude in die Zukunft.

Aber ohne Wunder geht das nicht…

Happy Anniversary – Haa Bee vier!

Gründonnerstag auf Karfreitag: Wellnessnacht mit Jesus

‚Die gestrige Gebetsnacht war phantastisch und ich bin nach nur wenig Schlaf schon wieder erstaunlich fit. Das liegt vielleicht daran, dass wir eigentlich eine Art ‚Wellnessnacht‘ mit Jesus hatten und er uns aufgetankt hat, ich bin froh, dass ich dabei sein konnte!‘ So lese ich am Freitagnachmittag begeistert von Andrea A. in meiner eMail-Box. Auch ich bin erstaunlich fit, obwohl ich nur eine Stunde zwischen 8 und 9 Uhr geschlafen habe, bevor ich nach einer kleinen Dusche in die Karfreitagsfeier gehe.

IMG_9356Liebevoll ist bereits alles vorbereitet, als ich gegen 18:30 Uhr im Gemeindezentrum eintreffe. Doro und Ems haben frische Blumen gebracht und die mit einem Weidenkranz dekoriert. Der Saal ist in zwei Segmente einteilt. Auf der einen Seite lange gedeckte Tafeln für das gemeinsame Abendessen, auf der anderen Seite ein mehrfacher Stuhlkreis mit Rosen, Kerzen und Kissen in der Mitte.

Und dann heißt es erst einmal Stühle rücken und Tische hinzustellen, denn die Zahl der Teilnehmer übersteigt die der angemeldeten weitaus. Aus unserer bulgarischen Gruppe kommen etliche Teilnehmer dazu, so dass wir spontan eine Übersetzung organisieren müssen. Und der Lobpreis wird international umgestellt.

IMG_9359Christine S. führt uns in die Bedeutung der verschiedenen Elemente des Passahmahls ein, Jatschi P. erweist sich als souveräner Leiter der Passahnacht. Das sich anschließende Abendessen ist reich ausgestattet – und reicht gut, trotz der erhöhten Teilnehmerzahl. Lobpreis, Abendmahl, Gebetszeiten und einige Impulse (Andachten) ergänzen das nächtliche Programm.

Frau XYZ ist heute zum ersten Mal da, jemand aus der bulg. Gruppe hat sie mitgebracht. Sie fühlt sich zunächst sehr unsicher und so mache ich sie mit meiner Frau Petra bekannt. Sie essen gemeinsam und ich beobachte, wie beide sich während des Essens intensivst unterhalten. Nach dem Essen gehen sie an die Seite. ‚Sie hat gleich ihr Leben Jesus übergeben, sie war richtig vorbereitet.‘ Petra berichtet mir voll begeistert.

IMG_9451Unser persischer Bruder Reza schleppt eine Waschschüssel aus Porzellan, die er in einem persischen Laden geschenkt bekommen hat, an, dazu einen großen Stapel Handtücher. Er hätte auf dem Herzen, wir sollten Fußwaschung ‚um drei Uhr nachts‘ praktisch machen. Jatschi hat ihm gesagt, er solle um 22:00 Uhr kommen. Aber die Planung ist wohl himmlisch, mittlerweile ist es gegen 2:00 Uhr. Johanna D. leitet uns mit sichtbarer Begeisterung an, wie man denn in ihrer Heimat Fußwaschung praktiziert hätte. „So musst du dir das Handtuch umbinden“, zeigt sie mir. Der Balsam in Schaumform spritzt mir so richtig aus dem Druckbehälter heraus, so dass ich aufwischen muss. Diesen Kummer hatte Jesus wohl nicht.

Das Wasser und der Balsam tuen meinen Füßen spürbar gut. Ich kann nachvollziehen, wieso Petrus ganz gebadet werden wollte. Ein heiliger Moment und doch mit viel gelöster Fröhlichkeit und herzlicher Geschwisterlichkeit. Ein bulgarischer Bruder schüttelt eine kleine zeugnishafte Predigt über die Bedeutung aus dem Ärmel, was er mit der Fußwaschung verbindet. Er ist sichtlich berührt. Jantha übersetzt in die eine und die andere Richtung. Christl B. betont in ihrer Andacht, dass es nicht um die äußere Handlung geht, sondern um deren Bedeutung. Aber auch die äußere Handlung fehlt in dieser Nacht nicht.

Gegen Morgen dünnt sich zwar die Zahl der Teilnehmer etwas aus, als aber um 4:00 Uhr Christine F. dazukommt, um die Teilnehmer mit ihrer morgendlichen Frische so richtig aufzumischen, wie sie meint, ist sie erstaunt, dass der Lobpreis noch so begeistert und die Gebete so engagiert sind. Es ist wirklich eine Wellnessnacht mit Jesus…

IMG_9477Der Bäcker in der Nachbarschaft hat schon um 6:30 Uhr auf. Und so gibt es frische Semmeln zum Frühstück. Vorher ist schwuppdiwupp der Saal noch umgebaut für die nachfolgende Abendmahlsfeier am Karfreitag: Der Abendmahlstisch steht im Zentrum der kreisförmig gestellten Stühle.

Oliver spricht zur Abendmahlsfeier über das Weizenkorn, das sterben muss. Dazu gibt er Körner herum. Ich knabbere auf einigen herum. Ganz schön hart, die Hülse, finde ich. Aber das „in die Erde gelegt werden“ weicht auch diese Hülse auf. Und Frucht entsteht. Lass dich als Weizenkorn säen, klingen Olivers Worte bei mir nach… OK, Herr!

Diese Nacht war wirklich irgendwie der Hammer. Wiederholung durchaus nicht ausgeschlossen.

Ukrainische Pfingstgemeinden dienen auf dem Maidan mit Gebets- und Seelsorgezelten

PEF ruft zu Fasten und Gebet für die Ukraine auf.

marekEs ist ein bewegender Moment während der Leiter-Konferenz der PEF (Pentecostal European Fellowship) vom 5. bis 7. März in Hannover. Der Präses der polnischen Pfingstgemeinden, Marek Kaminski (Warschau), berichtet von seinem Besuch am vergangenen Wochenende auf dem Maidan in Kiew/Ukraine.

Kaminski schildert der Pfingst-Europa-Gemeinschaft auf ihrer jährlichen Leitertagung seine persönlichen Eindrücke. Im Auftrag seiner und einiger mit ihr freundschaftlich verbundenen Freikirchen überbrachte er der Ukraine finanzielle Hilfe. „Wir haben keine antirussischen Agitationen erlebt, die Leute wollen einfach nur in Freiheit leben“. Mit Tränen in den Augen spricht er von den Opfern, die der Freiheitskampf gekostet hat: „Ich sah Soldaten im Alter meines Sohnes.“ Gleichzeitig sprach er den anwesenden Vertretern der russischen Pfingstbewegungen seine Zuneigung aus. „Brüder, wir wollen nichts zwischen uns durch diesen Konflikt kommen lassen, wir wertschätzen euch“.

gebetWährend der PEF-Konferenz ist der Bischof der ukrainischen Pfingstgemeinden, Mykhalo Panocko, per Skype nach Hannover zugeschaltet. Er berichtet von der aktuellen Situation in dem herausgeforderten Land. „Unsere Gemeinden dienen mit Seelsorge- und Gebetszelten auf dem Maidan.“ Dr. Arto Hämäläinen, Vorsitzender der PEF, spricht dem ukrainischen Bischof die Segenswünsche der europäischen Pfingstbewegung zu und fordert die anwesenden Delegierten aus 25 europäischen Nationen zu Gebet und Fasten für die Ukraine auf. Das wird während der Konferenz gleich praktisch umgesetzt. Die ganze Konferenzversammlung geht zur Fürbitte für die Ukraine auf die Knie.

jj01Präses Johannes Justus heißt die PEF in Hannover willkommen. Er verbindet das mit dem Gedanken, dass Isaak ein Sohn der Verheißung war. Er ermutigt die Pfingstgeschwister, aus der eigenen Berufung als Söhne der Verheißung zu agieren und so in der Berufung Gottes zu leben.

Am Donnerstag gibt es drei inspirierende Berichte über Gemeindegründung in Spanien, Russland und Rumänien. Die Vertreter der Bewegungen berichten über Gemeindeneugründungen und Wachstum der Bewegung. 2300 Gemeinden mit 300 Reha-Einrichtungen in der russischen Bewegung, 3000 Gemeinden in Rumänien. Die Spanier wollen bis 2020 mindestens 1000 neue Gottesdienstplätze eröffnen. Ihr Leiter Juan Carlos Escobar stellt mit einem kreativen Videofilm dar, wie dies umgesetzt wird. Begonnen haben sie mit einem intensiven Ausbildungsprogramm. Auch neue kreative Formen der Evangelisation (Stichwort: „Flashmob“) werden von ihm vorgestellt. Die PEF-Versammlung applaudiert spontan.

pefAls Abschluss der Konferenz steht ein Symposium über Familie und Ehe auf dem Programm. Aus EU-Sicht berichtet dazu die dänische Politikerin Tove Videbaek, die als Christin für das EU-Parlament kandidiert; als Theologe der Präsident des Continental Theological Seminary in Belgien, Dr. Joseph Dimitrov; Jeff Fountain (Holland),  Vorsitzender des Runden Tisches von »Hope for Europe« und der Sprecher der französischen Pfingstbewegung »Assemblée de Dieu« und des Nationalen Rates der Evangelikalen in Frankreich CNEF, Thierry Le Gall.

Die PEF repräsentiert ca. 6 Millionen Pfingstler in 55 Bewegungen aus 37 europäischen Nationen. Vorsitzender ist seit 2013 der Finne Dr. Arto Hämäläinen. Er ist der Nachfolger von BFP-Altpräses Ingolf Ellßel, (Tostedt), der die PEF 12 Jahre geführt hat.

www.pef.eu