Gedenken an die Pogromnacht 1938 – in diesem Jahr mit einem stillen Gendenkgang in Velbert-Mitte mit über 200 Teilnehmende
Zum Fotoalbum der Aktion vom 09.11.2023
Über 200 Menschen versammelten sich am 9. November, dem Tag des Gedenkens an die Pogromnacht 1938, am Moltkeplatz, um an einem stillen Gedenkgang teilzunehmen. Organisiert wurde dieser vom Velberter Bündnis “Aktiv gegen Antisemitismus“ in Kooperation mit dem Bürgermeisterbüro der Stadt Velbert.
Begleitet vom Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, Chaim Kornblum, gingen die Teilnehmenden mit Bannern und Lichtern in den Händen zunächst zum Alten Jüdischen Friedhof Am Nordpark. Nach Einbruch der Abenddämmerung erinnerte Kornblum dort mit einem Gebet an Jüdinnen und Juden, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert und in den Suizid getrieben wurden. Vom Friedhof aus wurde der Gedenkgang entlang einiger Stolpersteine, die jüdischen Bürgern und ihren Familien gewidmet sind, fortgesetzt. An den Stolpersteinen referierten Dascha Gladcenko und Paul Kober (Schüler der Gesamtschule Velbert-Mitte) aus den Biographien von Jakob Schkoll, Hermann und Josef Neuberger, Heinrich Salomon, Adolf und Berta Goldschmidt und Helmut Frank, gefolgt von einem Moment des Innehaltens als Zeichen dessen, dass ihre Geschichten und das ihnen zugefügte Leid auch heute nicht in Vergessenheit geraten sind. Beim Läuten der Glocken in der Alten Kirche kamen die Aktionsteilnehmenden schließlich auf dem Platz Am Offers an. Der Bürgermeister der Stadt Velbert, Dirk Lukrafka, und die stellvertretende Bürgermeisterin, Dr. Esther Kanschat, legten für die Opfer der NS-Zeit einen Kranz nieder. Daraufhin wurden mehrere Ansprachen gehalten.
Die Mitglieder des Velberter Bündnisses „Aktiv gegen Antisemitismus“ verknüpften die Vergangenheit mit den gegenwärtigen Ereignissen im Nahen Osten und dem damit einhergehenden Anstieg von Anfeindungen gegenüber Jüdinnen und Juden. Sie bekundeten die Verurteilung jeglichen Ausdrucks von Antisemitismus und sicherten zu, ihre Arbeit fortzusetzen – als Solidarität mit Jüdinnen und Juden und mit Menschen, die sich für eine demokratische Version ihrer Gesellschaft einsetzen. Bürgermeister Lukrafka rief Bürgerinnen und Bürger zur Zivilcourage gegen Antisemitismus auf und betonte, dass ein Wegschauen oder ein Zuschauen, ohne etwas dagegen zu unternehmen, für die Betroffenen besonders schwerwiegende Folgen habe.
Den Höhepunkt der Aktion bildete die Lichtinstallation in Form eines Davidsterns aus Kerzen, die angesichts starker Windverhältnisse und des anfangenden Regens an dem Abend für einen Moment nicht umsetzbar zu sein schien. Doch als die Teilnehmenden eine Schutzwand um den auf dem Boden aufgetragenen Davidstern bildeten und die Kerzen entsprechend aufstellten, erlebten sie, wie der Stern dank ihrer gemeinsamen Anstrengung und ihres Willens in einem warmen Licht trotz aller Hindernisse aufleuchtete – geschützt vor unfreundlichen Windböen und durchdringender Kälte.
Das Organisationsteam der Aktion dankt allen Unterstützerinnen und Unterstützern – den Technischen Betrieben Velbert, der Polizei und dem Ordnungsamt – für ihren wertvollen Einsatz bei der Umsetzung des Vorhabens, aber vor allem all den Menschen, die sich an dem Abend auf den Weg gemacht haben – aus Solidarität mit Jüdinnen und Juden, gegen Rassismus und Antisemitismus.