Bahamabeige oder himmelblau?

Was wirklich zählt…

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebr 13,14 (Luther

fliesenFliesen erzählen mir Geschichten, von Badezimmern, in denen ich zu Gast bin. Aber bitte keine falschen Gedanken! Ich finde es interessant, mir die Fliesen anzuschauen. Sie erzählen über das Haus, in dem ich mich gerade befinde. Die Tapeten in Wohnzimmern erneuert man in der Regel häufiger als die Badezimmerfliesen.

Sie erzählen, wann das Haus gebaut oder letztmalig renoviert worden ist. Die 15 x 15 cm großen quadratischen Fliesen, altgelb, erzählen aus den 50er-Jahren, dann wurde himmelblau modern, gefolgt von superdunklen Fliesen in schrillem Grün- oder gar Brauntönen, blumig verziert. Bahamabeige war in den 80ern eine Modefarbe, heute eine „Problemfarbe“ (Zitat Internet). Während meiner Jugend waren die kleinen Mosaikfliesen am Boden top-modern. „Sie sind wieder im Kommen“, hörte ich unlängst. Während sich die 15er-Fliesen bis in die 70er Jahre hielten, sind inzwischen immer größere Formate und helle Töne modern. Edle Bedürfnisanlagen gastronomischer Betriebe setzen auf Großformatiges in anthrazit, schwarz oder Marmor.

Nicht auf Ewigkeit angelegt…
Wer ein Badezimmer baut, errichtet es nicht für die Ewigkeit, aber auch nicht nur für fünf Jahre. Altbausanierer und Wohnungskäufer machen sich in der Regel zuerst an das Bad. Nicht nur wegen der Technik, sondern in der Regel wegen der „altmodischen“ Fliesen… Runter „mit dem Zeug“, Neues rein.

Am Badezimmer wird deutlich, wie unser Leben eigentlich ist. Nichts auf dieser Erde ist „für die Ewigkeit“ angelegt, wirklich beständige Werte – und seien sie auch noch so teuer – gibt es einfach nicht. „Keine bleibende Stadt“, sagt der Hebräerbriefschreiber. Gewiss, die Erben freuen sich über ein schönes Haus – und das ist auch gut so. Vielleicht fällt der Grabstein etwas monumentaler aus, wenn das Leben menschlich eine hohe Bedeutung gehabt hat, aber dann?

Auf das Unsichtbare schauen…
Steht die himmlische Stadt auf unserer Agenda? Gilt ihr unsere Sehnsucht, ist sie uns wichtig? An der Schwelle zum Neuen Jahr erinnert uns die Jahreslosung für 2013 daran, wie Gott unser Leben sieht: „Übergangs-Charakter“ hat es. Wir können und müssen immer in dem Bewusstsein der zeitlichen Vergänglichkeit leben, immer „auf dem Sprung“ sein.

Menschen, die sehr auf das Diesseits fokussiert sind, fällt das schwer. Sie lassen sich von „Maya-Kalendern“ und ähnlichen Weltuntergangsvoraussagen verunsichern, denn sie blicken auf das Sichtbare, das gefährdet ist. Wer es gelernt hat, auf das Unsichtbare zu schauen (2. Kor 4, 18) hat eine komplett andere Lebensperspektive. Schon ein Unfall oder ein Krankenhausaufenthalt stellt alles auf den Kopf! Auf einmal zählt das wirklich Wichtige, Nebensächliches bekommt eine andere Bedeutung.

Prioritäten überdenken…
Gewiss ist es angenehm, die menschlichen Bedürfnisse umgeben von modernster Keramik erledigen zu können – aber entscheidend ist es nicht. Vor einem Jahr in Afrika reichten mir dazu vier Holzbretter über einem Loch. „Du bist aber altmodisch!“ Nein, ich bin nicht „modernefeindlich“. Aber ich versuche, die Prioritäten immer wieder zu überdenken. „Zu ihm (Jesus) hin – aus dem Lager hinausgehen“ heißt es im Bibelabschnitt, aus dem dieser Vers zitiert ist. Das bedeutet für uns, anders zu sein, anders zu denken, andere Werte zu haben, eventuell außerhalb des Lagers (der „Norm“) zu liegen.

Der Jahreswechsel bietet wiederum die Möglichkeit, aus dem Gewohnten, der vertrauten Umgebung herauszutreten und sich zu und mit Jesus neu auf den Weg zu machen. Sind die Prioritäten richtig? Ist meine Sehnsucht auf das „himmlische Jerusalem“ ausgerichtet – oder auf die knallgrünen Fliesen, die „so dringend“ erneuert werden müssten?

Dieser Artikel erschien in der Januar-Ausgabe vom Jahr 2013 der BFP-Zeitschrift GEISTbewegt!.