Zwischen Himmel und Erde…

Schwülwarm ist es in Durban. Der Himmel ist mit Wolken verhangen. Ob ich Gang oder Fenster sitzen möchte, fragt mich die nette Dame der British Airways im zur Fussball-WM neuerbauten King Sharka Int. Airport.  Gang, sage ich spontan, ich überlege kurz, nein, ich nehme doch lieber Fenster, dann kann ich noch ein wenig fotografieren.

Leider hat kurz vorher mein Akku schon schlapp gemacht. Dank zahlreich vorhandener Steckdosen am Flughafen und meinem jetzt eigenen Südafrika-Adapter kann ich den Akku für den Fotoapparat nachladen. Es wäre schade gewesen, wenn ich das nicht getan hätte…

143 Bilder mehr zeigt mein Zähler beim ersten Stop in Johannesburg. Etwas müde habe ich mich rechts auf 8F anstatt links auf 8A gesetzt, Ich entschuldige mich bei den anderen Passagieren für meine Schlafmützigkeit, als ich es merke – und setze mich auf die linke Seite.

Das Flugzeug durchbricht die Wolkendecke. Wow! Ein „intergalaktischer Sonnenuntergang“ über den Wolken. Das Fotografenherz schlägt höher. Die knappen 35 Minuten über den Wolken nutze ich zum Dauerfeuer mit der Canon Powershot… Wie gut, dass ich Fenster hatte – und dann noch auf der „richtigen“, der Sonne zugewandten Seite!

13.000 Meter Flughöhe, sagt der Pilot an. Irgendwo zwischen Himmel und Erde. Da ist es heute besonders schön, auf alle Fälle, was die Optik angeht. So irgendwo zwischen Himmel und Erde habe ich mich in diesen Wochen hier in Südafrika wirklich gefühlt. Es war einfach super hier zu sein. Dieser Tag ist ein sehr schöner Abschluss.

Durban – wieder ein anderes Stück Afrika. Grooooßstadt, afrikanisch-chaotischer Verkehr, „nichts im Auto lassen“, hat man uns gesagt.  Wir kommen am „Jesus-Dome“ vorbei, unweit davon das „Durban Christian Center“. Alles „mega“. In der South African Bible Society in der Ramsey Road müssen wir hupen. Die Klingel am Tor ist defekt, man wird per Schild ums Hupen gebeten. Innen werden wir wohlwollend empfangen. Ja, wir brauchen „ein paar“ Zulu-Bibeln.

Als die freundliche Dame an der Rezeption erfährt, dass wir so an etwa vierhundert gedacht hatten, holt sie Reverend Dirk, der hier der lokale Direktor für Kwa Zulu Natal ist. Er hört sehr interessiert zu und er freut sich über die Aussicht, dass die Bibeln in völlig ländlichen und armen Gebieten kostenlos verteilt werden. Glücklicherweise habe ich ein Foto dabei, auf dem BnK. ein paar Bibeln austeilt, das ich Dirk schnell aus meinem Eierbrett unter die Nase reibe. „Könnt ihr von der Verteilung ein paar Bilder senden“? „Alle Missionare brauchen gute Bilder“, zitiert K. später im Auto.

Sofort ist Dirk bereit, uns noch im Preis weiter entgegenzukommen, indem er unser Quantum um 50 kostenlose Bibeln aufstockt. So liegt der Preis effektiv knapp über zwei EUR für eine komplette Bibel. Klasse. K, freut sich wie eine Schneekönigin. Dirk informiert mich noch über das Sprachprogramm der Bibelgesellschaft für Leute, die nicht lesen können. Hier werden Hörgruppen gebildet, die sich dann die Bibel in ihrer Muttersprache anhören können. Die Sets dafür sind kostenlos. Er will mir das gleich vorführen, ich winke ab. Ich muss zum Flieger. Aber darüber muss ich B. in Kenntnis setzen, die Idee ist toll.  Er könnte sich das beim nächsten Besuch zeigen lassen.

Wir deponieren meinen Rucksack und meinen Koffer bei den Bibeldruckern und fahren um ein „paar Häuserblocks“ zum Victoria Street Market. Afrikanische Kunstartikel sind hier sehr günstig und mit etwas Verhandlungsgeschick sogar noch etwas günstiger. Mein Koffer ist schon 24 kg schwer, statt der erlaubten 23. Und mein „kleines Handtäschchen“ mit Bibeln und Computer-Utensilien bringt etwa nochmal die Hälfte auf die Waage. Trotzdem habe ich schließlich noch zwei Plastiktüten mehr… Niemand fragt während der drei Flüge auch nur ein Pups nach.

Durban ist eine echte afrikanische Großstadt. Am Straßenrand liegt ein Bettler, er sieht wie tot aus. Direkt daneben wird Haarflechterei, echt Ghana-Style, angeboten. Direkt an der Ampel türmen sich die Mehlsäcke, daneben gibt es die Maurer-Kelle, nicht rostfrei, versteht sich – man sieht es schon deutlich. Die schwarzen „frischen“ Ziegenköpfe brauche ich für meine Facebook-Freunde, das wird mir einige „likes“ oder nette Kommentare bringen… Knipps. Dumm, verwackelt, nochmal. Tatsächlich, 10 Sekunden nach Veröffentlichung sind später zwei erhobene Daumen da! Ich hab’s geahnt.

Unsere Parkzeit ist abgelaufen. Hier hätten wir noch länger bleiben können. Die Fahrt zum Pazifik, den K. mir noch „unbedingt“ zeigen wollte, sparen wir uns. Die Uhr tickt gnadenlos. Schnell zurück zur Bibel-Society. 23 Kisten Bibeln à 15 kg. Eigentlich müsste der 430.000er Mercedes das packen, sinnieren wir. Papiere? Enh, enh, nicht dabei. Wir probieren es, alle Kisten rein. Bedenklich hängt er in den Seilen, der Auspuff zu nah am Boden, der Radkasten bedenklich über den Reifen. Damit lasse ich  K. nicht alleine fahren… Ich gehe wieder an die Rezeption. Ob wir nicht ein paar Kartons vorübergehend hier lassen können? Kein Problem. Also, sieben Kisten wieder raus, macht über hundert Kilo Erleichterung für den betagten Benz. Kisten gut beschriften, K. lässt sich vom Lagervorsteher, einem Schwarzen, den Namen geben, ja er will auch gut aufpassen, auch ohne „Miete“, wie er vorher gescherzt hat.

B. wird per Handy informiert. K ist total happy. 450 ganze Bibeln, welch ein Segen! „Danke bitte den Sponsoren in München herzlich, das ist soooooo eine große Hilfe“. Dass ein Teil noch in Durban lagert, ist dabei fast Nebensache.

Auf geht’s zum Airport, der Benz hat ganz schön zu schnaufen. Der erste Berg steil runter kommt 500 Meter nach der Bibel Society – und dann genau so steil wieder hoch. „Ich nehme Anlauf“, sagt die couragierte Missionarin. Geschafft. Ob sie den schon für ein neues Privatauto beten, will ich wissen? Ooh ja, das tun wir. „Ein Golf oder so, das wäre klasse, muss nicht neu sein“ K. träumt bereits vom neuen Auto, wir verpassen die Ausfahrt.“ „Ob wir denn nicht…“, frage ich vorsichtig, ich will nicht der Oberlehrer sein. Ja, wir hätten!

Ich verspreche, dass auch wir dafür beten werden und ich das Anliegen mit nach D. nehmen will. In Afrika wächst das Geld für die Mission auch nicht an den Bäumen…  Zum Andenken fotografiere ich noch meine „Benz-Reparatur“ mit dem gelben Gilad-Schalit-Memory-Bändchen aus Jerusalem, das ich „in the middle of nowhere“, als der Benz kurz vor den Drakensbergen versagte, noch in der Seitentasche meines Rucksacks fand. „Passt scho,“ hätte der Mechaniker das nur kommentiert – und meine “Reparatur” so belassen.  Missionarsleben ist fast jeden Tag irgendwie aufregend, kriege ich hier nicht nur nebenbei mit.

„Komm bald wieder!“ Beim Drop off am Flugplatz intoniert K. denselben „Song“, wie das Team. Nun, den Stromadapter nehme ich mal mit nach Hause, damit ich im Falle eines nächsten Besuches schon beim Stopover einen hätte. Damit bekunde ich zumindestens keine Unwilligkeit. K. ist zufrieden. „Ruf mich einfach auf dem Handy an“, falls du Probleme wg. des Gepäcks hast. Habe keine, Anruf wird nicht nötig. Bis Frankfurt geht alles glatt. Nur in Amsterdam wollen sie meinen Rucksack nochmal scannen – zu viele Kabel drin.

Auch beim Nachtflug ist die Versorgung bei KLM allerbestens. Nach “afrikanischem Flusswasser” tun die europäischen Getränke richtig gut. “Mein” Stewart macht die Sache besonders gut. Am Ausgang danke ich ihm und sage wertschätzend, dass er eine Gabe für diesen Job hat. Seine Chefin hört das und bedankt sich bei mir für das Kompliment. “Thank you, that you’ve said that to him.”

In Amsterdam werde ich mit minus 15 Grad “schockgefrostet”. In der Toilette heisst es ein warmes Hemd anziehen, Sandalen gegen feste Schuhe tauschen. Auch die warme Mütze ist greifbar. Aber die warme Jacke ist leider in München… Ich werde den afrikanischen Sommer vermissen.

Doch noch bin ich Durban. K. verteilt die Bibeln gleichmäßig im Auto. Die Tür des Benz fällt ins Schloss, die Zierleiste steht wie ein kleiner Seitensensor weit ab und vibriert. Dieses Auto ist wirklich erneuerungsbedürftig…

Am King Sharka Int. finde ich tatsächlich ein schwaches offenes Internet. Auch hier hat man schon gemerkt, dass man mit diesem Angebot die Reisenden „richtig abzocken“ kann. Das Burger-Restaurant, in dem ich sitze, hat leider auch kein offenes Netz, obwohl eines da ist. Schnell vor dem Abflug eine Mail mit ein paar Bildern von den Bibeln nach München schicken, die Sponsoren sollen fast live dabei sein. CC an B. Der antwortet postwendend. „Wir beten gerade für den Gottesdienst. Danke für deine Energie, die du in die Zeit hier investiert hast.“ Der Dank freut mich sehr. In den mehr als zwei Wochen des intensiven Miteinanders ist wirklich etwas gewachsen.

In Amsterdam eine weitere Mail von B. aus den Drakensbergen. “Wir vermissen dich hier…” Ich das Team und die Evangelisation auch…

Der Kellner legt mir die Rechnung hin, Ja, ich kann mit Kreditkarte bezahlen, habe ich vorab ausdrücklich gefragt. Beim gefühlt zehnten Anlauf mit vier (!) Abbuchungsgeräten und eine halbe Stunde später brauche ich dann doch keine Teller waschen. Ich eile zum Gate.

Bye, bye Kwa Zulu Natal. Wenn ich kann, komme ich gerne wieder…

2 Antworten auf „Zwischen Himmel und Erde…“

  1. Hi Frank, als alter Zuluzeltevangelist mit einigen Tentcrusudes in Natal habe ich fleissig mitgelesen und viele Erfahrungen gut verstanden. Herzlichen Gruss aus dem Tal
    Friesenapostel
    PS: Jesus Dome ist das Christian Center. Die haben halt ihre Innenstadtlocation behalten. Multiside halt

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