Gebet mit „100 dB Unterstützung“…

„Heute Abend werden wir für die Kranken beten“. Evangelist B. kündigt für Freitag und Samstag an. Nach dem Aufruf zur Lebensübergabe wird eine spezielle Gebetszeit eingeleitet. Eine lange Doppelreihe bildet sich am Bühnenrand. In mehreren Teams legen wir den Kranken die Hände auf. „Wir werden die Leute einladen, dass sie ihre Berichte von Heilungen geben“, sagt der Evangelist. Ob er das überprüfen will, möchte ich wissen? „Das können wir nur in gewissem Rahmen. Hier kommt es auf das Fingerspitzengefühl unserer Gottesdienstleiter an.“

Die Menschen kommen in Scharen zum Gebet, Jung und Alt. Das Gebet fordert Konzentration und ist nicht einfach, da die Musik wieder mit – nicht nur gefühlten – 100 dB hinter uns Betern spielt. Wie gesagt, Afrika. Aber auch das „überlebe“ ich, es geht um die Menschen. Und die haben große Nöte. Eine junge Mutter bringt ihr Kind zum Gebet. Es strahlt viel aus, aber es hat verkrüppelte Beine. Voller Erbarmen beten wir für das Kind. Mir fällt auf, dass es viele sehr junge Mütter gibt, aber auch sehr alte Mütter. Wer mag ermessen, welche Lebensbiografien dahinter stecken. Mehrfach schlägt mir eine starke Alkoholfahne entgegen. Es gibt viele Probleme in diesem Land.

Auch Menschen, die offensichtlich mit Belastungen zu tun haben, kommen. Die klare Verkündigung des Wortes Gottes bleibt auch in diesem Bereich nicht ohne Wirkung. Wir sind vorab informiert worden, dass es in diesem Gebiet viel Kultglauben gibt. Teilweise schreiend rennen sie durchs Zelt. Wir sind dankbar für die couragierte Ordner-Unterstützung aus der benachbarten Gemeinde, junge Frauen, die wissen, wie man mit den Landsleuten umgeht. In der Teambesprechung am anderen Morgen besprechen wir den Vorabend. Was war gut? Was können wir als Team besser machen? Der Evangelist nimmt seine Position als Leiter ein, ohne die Freiheit seiner Mitarbeiter eng zu reglementieren. Klasse.

Über 100 Personen haben sich inzwischen namentlich registrieren lassen, dass sie ihr Leben Jesus gegeben haben. B. zeigt mir das Heft, in dem die Namen fein säuberlich aufgeschrieben sind – und er freut sich über die Frucht! Das ist alle Mühe wert. Manche kommen natürlich an mehreren Abenden nach vorne, aber im Seelsorgezelt wird ihnen gedient und nur die werden neu aufgeschrieben, die nicht schon vorne waren.

Teammutti M, die heute wieder als „Master of Ceremony“ den Gottesdienst leitet, ruft zu Geben von Erfahrungsberichten auf. Wer hat Jesus erlebt? Spontan kommen drei Personen nach vorne. Natürlich kann ich den Inhalt nur per Übersetzung aufnehmen, aber die Art und Weise, wie die Menschen hier ihren Erfahrungsbericht geben, beeindruckt mich. „Ich hatte mit Gott bisher nichts am Hut, bin nicht in die Kirche gegangen. Aber hier ist das anders geworden. Ich habe Jesus mein Leben gegeben.“ Jubel und Applaus aus der Menge. Die junge Frau erzählt, was sich bereits in dieser Woche in ihrer Familie verändert hat, seit sie Jesus angenommen hat. „Am Montag fangen wir mit dem Bibelkurs an. Wir hoffen, dass die Leute auch dazu kommen.“ BnK, der afrikanische Teamleiter von B. ist zuversichtlich.

Am Sonntagmorgen feiern wir teamintern das Abendmahl. Aus einer Leiter, einem Kistendeckel und einer Zeltwand wird schnell ein „feierlicher“ Abendmahlstisch konstruiert. Ich lehre über die Kernpunkte des Abendmahls. „Darf ich am Abendmahl teilnehmen, wenn ich gesündigt habe?“ Am Morgen war eine Frage aus dem Team an mich herangetragen worden. „Es kommt auf deine Herzenshaltung an. Bitte um Vergebung, selbst wenn du im Moment nicht alles korrigieren kannst.“

Selbst am Sonntag ist die Zahl der Frauen aus der Nachbarschaft, die zum Mittagsgebet kommen, groß. Diesmal haben sie einen großen Sack Reis dabei. Die Dankbarkeit für unser Hiersein ist groß. Chicken mit Reis steht heute auf unserem Speiseplan, natürlich wieder megascharf.

Der Generator schnurrt vor sich hin, die Sonne brennt heiß vom blauen afrikanischen Himmel herunter. Ich sitze mit meinem Laptop im Schatten meines Zeltes. Schnell noch diesen Blog an die fleißige Assistentin in München absetzen (Danke, Christl!), damit sie ihn in´s Internet stellen kann!

Heute Abend bin ich dran mit Predigen…

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