Ein ganz normaler hinterbäriger Weihnachtssamstag…

Herrn E. kennen wir schon länger. Regelmäßig treffen wir ihn am Partnachplatz, wenn wir mit unserem Straßenkirche-Team dort sind. Oft schon haben wir mit ihm gesprochen und gebetet. Herr E. wohnt in einer der Nebenstraßen unseres Gemeindehauses. ‚Ja, ich komme euch mal in der Kirche besuchen.‘ Bislang hatte er es noch nicht geschafft.

Dritter Dezember Zwei-Null-Elf, 9:00 Uhr. Werner, unser ‚Gemeindeoberbeamter‘, wie wir ihn liebevoll nennen, ist pünktlich zum Dienst da. Pavillons aufbauen, Tische aus dem Keller schleppen. Simon hat eine der schwierigsten Aufgaben für einen Nicht-Ranger übernommen: Dichte die Spitze des Jurtendachs wasserdicht ab. Schon im letzten Jahr war das eine Herausforderung. Ferdinand schleppt rollenweise Kabel über den Parkplatz.

Es scheint alles wie am Schnürchen zu klappen. Auf der Arbeit liegt offensichtlich Segen. Wie aus dem Nichts erscheinen die Mitarbeiter einer nach dem anderen, aber im Hintergrund hat Debora das sorgfältig vorbereitet. Die weihnachtliche Mütze mit dem blinkenden Bommel steht unserer ‚Hinterbärigen Generalmanagerin‘ gut. Es macht großen Spaß alles aufzubauen, zu dekorieren und vorzubereiten. Da werden zwischendrin kurz mal die Mitarbeiter dekoriert, die Stimmung ist locker. Und so wird aus dem sonntags vollgeparkten Kirchen-Parkplatz eine kleine bunte Zeltstadt.

Gegen 11:30 Uhr erscheint Günter, unser „Bullenpapst“. Warum er diesen Namen trägt, wissen nur die Insider. Ingenieurmäßig bereitet er das Gehege für die Stargäste des Nachmittags vor, was aber natürlich nicht verraten wird. Später wird er die Stargäste persönlich eskortieren. Bei der Hinterbärigen Weihnacht greifen auch in diesem Jahr viele Zahnrädchen ineinander. Neben der Erfahrung des letzten Jahres ist die motivierte Mitarbeiterschaft ein Riesenkapital, mit dem wir wuchern können. Supergenial.

Um 13:00 Uhr begrüße ich Herrn E. das erste Mal, der sich bereits auf unserem Parkplatz umschaut. Nein, wir sind leider noch nicht ganz fertig. Aber er kann ja schon mal reingehen und sich drinnen die Vorbereitung anschauen. Hier wird noch letzte Hand an die Verkaufsstände gelegt. Elfriede baut mit ihrem Team das Sterne-Café in diesem Jahr oben auf. Geschickt sind durch ein paar raumteilende Stoffe die Gegebenheiten den Erfordernissen angepasst, so dass eine gemütliche Atmosphäre entsteht. Hier kann man sich schnell wohlfühlen.

Im Untergeschoss lädt die ‚Christmas Lounge‘ zum Verweilen ein. Kurz nach 13:30 Uhr erscheinen die Stargäste. Zwei grüne Busse sind nötig, um sie aus Dirnismaning nach München zu transportieren – Gatter inklusive. Schnell ist ein artgerechtes Gehege errichtet, Heu und Stroh ausgebreitet. Bethlehem-Atmosphäre kommt auf. Der eine grüne Bus ist von innen beschlagen. Nein, das ist nicht unser Gemeindebus, in dem fährt nur das Gatter. Määääääh, dringt es aus den Fenstern.

Zur offiziellen Eröffnung um 14:00 Uhr hält sich die Zahl der Gäste noch in Grenzen, aber dann werden es immer mehr. Von Jatschis Stand duften schon die gebrannten Mandeln verführerisch herüber. Herr E. hat sich inzwischen bei Janno eine Bratwurst genehmigt. ‚Sie haben wirklich ein hervorragendes Team hier‘, ist er voll des Lobes. Das nehme ich dankbar an. ‚Und wie die Leute liebevoll miteinander umgehen.‘ Das Lob geht weiter. Die Ranger bereiten ihren Teepunsch vor. Zwei volle Töpfe haben sie vorbereitet, der Verkauf läuft bestens. Frau W. aus dem Nachbarhaus schaut vorbei. Dankbar blickt sie auf bisherige Begegnungen, die wir miteinander hatten, zurück. ‚Ist ihre Frau auch da?‘, will sie wissen. Die ist gerade im Café mit jemand anderem im Gespräch. Ihre Welcome-Holunderblütentee-Station am Eingang des Gemeindehauses hat sie inzwischen an Brigitte übergeben. Das Team ist vom Jahr vorher schon super eingespielt.

Geralda stellt mir ihre Nachbarinnen vor, die mitgekommen sind. Ihr Mann, Claus, backt gemeinsam mit Andrea und Oliver Waffeln. Die Nachfrage ist groß. Leider kann ich mich den Nachbarinnen nicht so widmen, wie ich es möchte, denn gerade hat sich mir Herr B. vorgestellt, Lebensmittelkontrolle der Stadt München. Auch sie gehört zu den Gästen unseres Hinterbärigen Festes. Wir besichtigen gemeinsam den Markt, Herr B. hat einige kleine Verbesserungswünsche – die Sylvia am Stand für die gebrannten Mandeln superschnell und kreativ umsetzt – und zeigt sich insgesamt zufrieden mit unseren Vorbereitungen. Das Gespräch in meinem Büro ist sehr angenehm.

Es klopft an meiner Bürotür. „Hast du noch weihnachtliches Geschenkpapier?“ – Ranger-Bernd kommt herein und braucht Nachschub, damit die ‚Augen strahlen können‘. Leider sind nicht mehr alle per eBay erstandenen Utensilien angekommen, um die Geschenkpäckchen für die Kinderheimkinder zu füllen, aber das werden die Ranger nacharbeiten. Die Station „Strahlende Augen“ erfreut sich großer Beliebtheit und so sind am Schluss 75 Pakete gepackt, dank auch schon vorheriger Unterstützung.

Ich treffe Herrn E. im Sterne-Café wieder. Er genießt gerade den Kuchen, der ihm serviert worden ist. Ich setze mich zu ihm und wir unterhalten uns für längere Zeit. Begeistert erzählt er mir, mit wem er denn schon alles gesprochen hat. Auf dem Parkplatz treffe ich Herrn X, der mir auch vom Partnachplatz bekannt ist. Sehr interessiert will er von den Hintergründen unserer Gemeinde wissen. Ja, in Brasilien habe er auch schon solche Gemeinden kennengelernt, weiß er auszuführen.

Das Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor. Wer ist das bloß? Leider habe ich keine Gelegenheit, diesen Gast zu begrüßen. Einfach zu viel los an diesem ganz normalen hinterbärigen Weihnachtsnachmittag. Das Stockbrotzelt der Royal Rangers ist auch in diesem Jahr wieder gut gefüllt. Das wärmende Backfeuer der Pfadfinder erweist sich immer wieder als Besuchermagnet, auch wenn beim Backen manchmal etwas schwärzliche Ergebnisse zutage gefördert werden. Die Rauchkonservierung gibt es gratis dazu.

Höhepunkt des Nachmittags ist eindeutig das Krippenspiel der HB4-Kids. Die Stargäste sorgen für das richtige Ambiente. Leider – oder nicht leider – bin ich gerade wieder im Gespräch mit Besuchern, so dass ich das Geschehen nur am Rande mitbekomme. Aber, so wird mit später berichtet, sie haben es super gemacht. Die schwebenden Kopfreife der Engelskinder haben es mir wieder besonders angetan. Das sieht richtig stilecht aus. Die Botschaft ist einfach und schlicht, aber sie kommt an. Eben, die ‚alte Weihnachtsgeschichte‘. Weihnachten wird eben nicht 2011 ‚unter dem Baum entschieden‘, sondern ist vor über 2000 Jahren in der Krippe entschieden worden. ‚Ich bin doch wirklich nicht blöd…‘

Abgerundet wird das Programm durch Ralf und sein Team. ‚Gloria‘ – das Kind in der Krippe ist der wirkliche Grund zum Feiern in diesen Tagen.

Als ich versuche, unsere vier Stargäste zu streicheln, treffe ich Herrn V.. Er kommt aus der Evangelischen Kirche. ‚Klasse habt ihr das organisiert‘, er ist begeistert. Habt ihr das auch in der Presse gehabt? Beruflich kommt er aus diesem Feld. Ja, der Sendlinger Anzeiger hat das ganz zentral platziert. Auch W. aus der benachbarten Gemeinde, der selbst gegenüber wohnt, fühlt sich sichtlich wohl. Sein Sohn hat gerade eine weitere Zuckerwatte bekommen. Hätte Papa gewusst, dass er vorher schon zwei gehabt hat, wäre es wohl zahnschonender zugegangen… Familie B. ist aus dem Schwäbischen angereist, um den Sohn in München zu besuchen. Wir kennen uns schon lange. Ein herzliches Hallo und kurzes Grüßen.

19.55 Uhr. F. aus der Nachbarschaft stürmt über den Parkplatz, während wir schon abbauen. Ob der Weihnachtsmarkt noch aufhat, will er wissen? Er braucht unbedingt noch Geschenke. Ob er erfolgreich ist, bleibt mir verborgen. Meine Frau Petra ist immer noch im Gespräch vertieft. Allein deswegen, so weiß sie hinterher zu berichten, hätte sich der/ihr ganzer Aufwand schon gelohnt.

12 Curver-Boxen passen (festgeschnallt) auf unser Hinterbäriges Handwägelchen, das uns normalerweise zum Partnachplatz begleitet. Phillip und Danny sind die ‚Pferde‘, die alles zu unserem Lagerkeller zurückbringen. Punkt 21:30 Uhr ist alles aufgeräumt, geputzt und verräumt. Mir fällt der Kinnladen runter. 90 Minuten – schneller als ein Fußballspiel. Bis 24:00 Uhr hatte ich wirklich eingeplant da zu sein. Das hochmotivierte Mitarbeiterteam hat es anders möglich gemacht… Echt super.

20:30 Uhr. Herr E. verabschiedet sich, um am Donnerstag darauf wieder zum Alphakurs zu erscheinen, inclusiv Lebkuchen, wie mir berichtet wird. Er hat wirklich lange ausgehalten. 22:30 Uhr. Teresa und Alex sind nach Haus gebracht, der von meinem Nachbarn geliehene Pavillon verstaut. Etwas müde vom Tag schleiche ich durch den heimatlichen Weg. Mein kürzlich zugezogener Nachbar steht im Vorgarten und grüßt freundlich. ‚Warst du heute bei den Hinterbärigen….?‘, will ich wissen. ‚Wo habt ihr eigentlich die Schafe her gehabt?’…

Schreck, lass nach. Der Artikel für die News wird lang und länger. Schade, dass ich schon so viel geschrieben habe, über den ganz ’normalen hinterbärigen Weihnachtssamstag‘, aber ich bin irgendwie noch nicht fertig. Aber vielleicht kann ich ja 2012 weiterschreiben…

Eine Antwort auf „Ein ganz normaler hinterbäriger Weihnachtssamstag…“

Schreibe einen Kommentar