Prophetischen Dienst in der Gemeinde fördern

„Du da in der ersten Reihe mit dem schwarzen Hemd. Gott möchte dich ermutigen und sagt dir…“ Wer ihn kennt, der weiß, dass er nicht zimperlich ist, Menschen anzusprechen und ihnen direkt zu dienen. Er gibt ihnen aber nicht nur einen Satz oder einen Gedanken, sondern geht sehr konkret und doch nicht bloßstellend auf einzelne Punkte des Lebens ein.

Mittwoch, 17:45 Uhr. Das Seminar von Armando Siewert in der großen Konferenzhalle neigt sich dem Ende zu. Wie kann prophetischer Dienst in der Gemeinde praktisch aussehen? Wo muss man aufpassen? Wie kann der Dienst gefördert oder wiederhergestellt werden? Armando Siewert (ELIM-Gemeinde, Hamburg) kommt von der Praxis und von einem reichen Erfahrungsschatz her: „ Eigene Vorstellungen können zu einer großen Blockade für den prophetischen Dienst in der Gemeinde werden.“

„Umso weniger jemand von dir weiß, umso mehr und glaubwürdiger ist der Dienst eines Propheten.“ Ich beuge mich zum „Schwarzhemder“ hinüber. Kennt Armando dich? „Nein“. Bist du ihm schon einmal begegnet? „Ja, er war in unserer Gemeinde und hat mir dort eine ähnlich lautende Botschaft gegeben.“ Ich bohre weiter: Kann er sich eventuell an dich erinnern? War die Botschaft für dich zutreffend? „Ja, sehr zutreffend. Nein, erinnern wird er sich vermutlich nicht an mich, das ist länger her und wir hatten keinen tieferen Kontakt miteinander.“

Das Seminar ist interaktiv gestaltet. Rüdiger Halder (IGNIS, Kitzingen) fordert den Referenten ziemlich heraus und stellt scharfsinnige Fragen „Kein Prophet in der Bibel ist allwissend gewesen. Auch für sie trifft die Bezeichnung „Stückwerk“ zu. Ein Prophet weiß nur das, was Gott ihm offenbart hat.“ Armando gibt sich entspannt. Als prophetisch Dienender muss er nicht alles wissen und nur das weitergeben, was Gott ihm zeigt. Im Gegenteil: menschliche Züge machen den Dienst glaubwürdiger, so der engagierte Hamburger.

Immer wieder zitiert er Bibelstellen und Schriftzusammenhänge: Samuel beispielsweise wusste, dass er in das Haus des Isai gehen sollte. Aber er wusste nicht, wie viele Söhne dieser hatte und welcher der König werden sollte.

„Du findest nicht die Gabe, sondern die Gabe findet dich. Warte ab, bis Gott dir das gibt, was du tragen kannst.“  Und dann wird er wieder konkret: „Es sind Menschen hier mit Schmerzen in der rechten Schulter hinab bis zum Ellenbogen“. Ein Bruder, den ich kenne, geht nach vorne, um für sich beten zu lassen. Auch hier spricht Armando ihm wieder sehr dezidiert zu, ohne bloßzustellen. Auch diesen Bruder interviewe ich später und frage nach, ob die persönliche Botschaft für ihn „zutreffend“ war? „Ja, sehr“, äußert sich der Bruder sehr erfreut und gibt mir gleichzeitig die Genehmigung, das dezent geschossene Foto dieser Gebetszeit für diesen Artikel zu verwenden.

Die Art, wie Armando dient, ist offen und beispielhaft hilfreich. „Ich unterstelle mich immer der Leiterschaft einer Gemeinde, in der ich diene.“ Etliche Fragen schließen sich an. Siewert bezieht klar gegen manipulative Leitung durch sog. „prophetische Eindrücke“ Stellung, ja er warnt sogar: „Leitung muss in der Hand von Leitern bleiben, nicht von den Propheten übernommen werden.“ Aber er ermutigt ausdrücklich zum prophetischen Dienst und dazu, diesen in der Gemeinde zu fördern. „Dazu ist es gut, Menschen einzuladen, die eine besondere Salbung dazu haben“. Er verweist auf den Vorabend und die unterschiedliche Salbung in der Evangelisation. „Jeder kann evangelisieren, aber nicht jeder ist ein Reinhard Bonnke.“ Und er gibt nachvollziehbare Anleitung mit an die Hand, wie und wo der Einzelne ansetzen kann.

Das Seminar schließt mehr wie ein Gottesdienst. Viele kommen zum Gebet nach vorne. Dem BFP ist es mit dem Teil des Konferenzthemas „Auftrag Heiliger Geist“ ernst. Der Freiraum für prophetischen Dienst ist auf der ganzen Konferenz – trotz engem Zeitplan – enorm.

Den Teilnehmern ist es mit diesem Thema auch sehr ernst, wie dieser Nachmittag eindrücklich zeigt.

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