Abschied von Georg

georg003Es sind bewegende Momente am letzten Mittwoch, als wir von Georg Abschied nehmen. Aus Rumänien ist extra eine Blaskapelle angereist, sein bester Freund Stefan, den er noch vor Kurzem in Rumänien besucht hat, findet passende und klare Worte. Am Grab stehend nimmt er immer wieder das Bild Georgs und hält es für alle gut sichtbar hoch. Er kann es noch nicht fassen, dass er Abschied nehmen muss von einem Freund, mit dem ihn 40 Jahre Freundschaft verbindet. So kann er an diesem Nachmittag den Sarg kaum loslassen und immer wieder schwenkt er das Bild durch die Luft.

georg001Wie zerbrechlich ist unser Leben. Gestern noch grüßen und umarmen wir einander – heute in der Ewigkeit. Am Freitag kommt R. zu mir und fragt mich, ob ich ein paar Bilder haben wolle, die sie am Heiligabend im Gottesdienst gemacht hätte. Bilder? Ja, will ich.

Bei der Durchsicht der Bilder stoße ich auf ein letztes Bild, das Georg von hinten zeigt, als er den „Heiligabendhirten“ grüßt. Das Bild berührt, auch wenn es „nur von hinten“ ist. Es mahnt uns, dass wir weise leben und an die Hoffnung, die wir in uns tragen, hegen und pflegen.

georg002Auf dem Kranz unserer Gemeinde steht es auf der orangefarbenen Schleife: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Mit dieser Hoffnung und Zukunftserwartung nehmen wir Abschied von Georg.

 

Bis dass der TÜV uns scheidet…

Statt eines Nachrufs!

Das Versprechen war wirklich ernst: Wir bleiben zusammen, bis dass der TÜV uns scheidet. Liebevoll nannten wir sie unsere „multiple Kröte“. Italien, Dänemark, Polen – überall sind wir mit ihr gewesen. Nur auf Sardinien gab’s keinen einzigen Schluck Erdgas.

Am Freitag haben wir in aller Stille von ihr Abschied genommen.

Erdgas? Ja wirklich, sie fuhr damit – unsere italienische Kröte. Ungläubige Gesichter gab es immer wieder. Und zwar richtig günstig. Nein, nicht die Gesichter, sondern das Fahren mit Erdgas. Natürlich gibt es Erdgas nicht an jeder Straßenecke, aber dafür gibt es ja ein Navi. 75 cent pro Kilogramm Erdgas, das war damals im Jahr 2004 in der Erdgasauto-Modellstadt Augsburg. Fehler waren durchaus nicht in allen Teilen, aber eben doch in manchen. Trotzdem hatten wir viel Spaß an unserer Kröte. Vor allem, dass vorne drei sitzen konnten – und der Geldbeutel an der Tanksäule. Wir kalkulieren grob: Satte 7000+ Euronen dürfte uns das Auto in den Jahren an der Tanksäule gespart haben… Das ist bei aller Trauer sehr erfreulich. Und die Reparaturen haben sich in all den Jahren auch in Grenzen gehalten.

„Wenn bei Gaddafi eine Bombe hochgeht, fällt das nicht so auf. Du kannst das Auto noch nach Afrika verkaufen. Da kommt’s nicht so drauf an…“ Ich muss schlucken. Das telefonische Urteil der Herren der technologischen Überwachung ist schwungvoll und makaber zugleich. 10 Jahre. Punkt. Dann müssen lt. einschläger Vorschriften in der EU neue Tanks her. Gnadenfrist? Gibt es nicht. Nur wenn in den Tanks die richtigen Nummern eingeprägt sind. Ich wälze mich unter das Auto: sind sie nicht…

Der Anruf bei der italienisch gebundenen Fachwerkstatt schafft Klarheit: Tanks austauschen lohnt sich nicht mehr. Zu meinem Geburtstag hatten sie mir noch freundlich gratuliert und im Frühjahr auch den bald fälligen (teuren) Austausch des Zahnriemens besonders günstig angepriesen (10% Rabatt bei gleichzeitigem Kundendienst…), aber dass wenige Monate später die Tanks fällig würden, das hat der Programmierer in der Kunden-Erinnerungssoftware wohl (bewusst) vergessen…

Die Böllerschützen geben drei Schuss Salut. Nein, es sind nicht die Gasflaschen unter dem Multipla, die explodieren, davon gibt es vier. Auf dem nahegelegenen Friedhof des malerischen fränkischen Dörfchens Pyrbaum (das gibt es bei Nürnberg wirklich…) findet gerade eine Trauerfeier statt. Die Dorfschützen kommen zu Ehren des Verstorbenen.  Unsere Abschiedsfeier ist einsam.

Der Pyrbaumsche Himmel weint an diesem Tag mächtig mit uns. Der Sturm peitscht gegen die Beulen des Multiplas. Sie erinnern seit einigen Monaten leise daran, dass Beulen besser zu ertragen sind als Streit über Unfallschuld beim unerwarteteten „Küssen“ auf dem Aldi-Parkplatz, sagt die beste Ehefrau von allen. Recht hat sie.

Wir laden um: Die Fussmatten, den Verbandskasten, das Warndreieck. Ein letztes Foto mit dem Handy hält die fast ehrwürdig wirkende Zeremonie fest. Dankbarkeit überwiegt. Auf der Autobahn hatten wir auf dem Hinweg schon den himmlischen Dank formuliert. Es war wirklich gut, die „Kröte“ zu haben. Himmlische Versorgung – wirklich.

Im Hintergrund strahlt der silbergraue tschechische Krötennachfolger – mit deutschen Innereien, so wissen scheinbar selbst Auto-Laiinnen. Und Portugal-erfahren ist er! Trotz Portugal geht die Anmeldung bei der LH München am Donnerstag fast unheimlich komplikationslos. In 20 Minuten ist alles erledigt.

Wir brausen davon. Ob der Tscheche neidisch auf unsere verhaltene italienisch gefärbte Trauer ist?

Darüber werde ich wohl später mal bloggen…