Zweiter Besuch in Malawi 2025

Im Mai 2025 war ich offiziell im Auftrag der VM-I / VM-International (früher: Velberter Mission) in Malawi, um dort Gemeinden zu besuchen und auf dem National Leaders Forum der AFM (Apostolic Faith Mission) zu sprechen.

Der Besuch war auch ein Ausdruck der Partnerschaft zwischen VM-I und AFM, die vor einigen Jahren vereinbart wurde.

Ich wurde von den Missionaren Siegfried und Monika Bongartz begleitet, die auch das Programm vor Ort erstellt hatten.

Ursprünglich wurde der Bericht als täglicher Reisebericht in einer eigens dafür erstellten WhatsApp-Gruppe gegeben. Der sehr persönliche Stil ist auch hier in diesem Blog beibehalten. Die Namen wurden hier anonymisiert.

Viel Spaß beim Lesen!


Donnerstag, 01.05.25

Es geht los! Wuppertal-Vohwinkel. 16:03. Ein Koffer voller (schwarzer) Anzüge als „Mitbringsel“ dabei. Danke an das Team von Jacke wie Hose für geniale Unterstützung!

Und DANKE für dein Interesse, dass du in dieser Gruppe dabei bist. Willkommen an Bord!

Frankfurt. Boarding on Ethiopian Air to Addis Abeba!

Guten Morgen aus Addis Abeba. Guter Flug. Hatte drei Sitze für mich, obwohl der Flieger sonst total voll war, 😎, dadurch konnte ich mich zum Schlafen sogar ein wenig „hinlegen“. Gleich geht’s nochmal vier Stunden weiter nach Blantyre/Malawi. Dankbar.


Freitag, 02.05.25

Hallo, liebe virtuell „Mitreisende“, schön, dass DU mich auf dieser Reise begleitest, danke für dein Interesse. Ich liebe es, zu schreiben und andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen… Los geht’s!

Ich hatte mich ja heute früh vom Flughafen in Addis gemeldet. Der Flieger von Frankfurt war pickepacke voll, so ziemlich die einzigen Plätze, die frei waren, waren die beiden Sitze neben mir, so dass ich eine Dreierreihe zum „Ausstrecken“ hatte. Welch ein Geschenk für einen Nachtflug!

Der Flieger nach Malawi selbst war dann sehr eng und voll, eine etwas unangenehme „Sardinenerfahrung“ mit meinem gut statuierten Sitznachbarn.

Ansonsten klappte alles bestens.

Gegen Mittag war ich nach 20 Stunden Reisezeit in Blantyre und wurde am Flughafen von S.  und den Pastoren M. und Ph. (er ist der nationale Leiter) willkommen geheißen. Ein freudiges Wiedersehen!

Wir fuhren dann gleich zur Bibelschule. Das Gelände ist eine echte Oase! Pastor M.  entwickelt das mit seinem Team beständig weiter.

Er pflanzt auch Papayas an, denn Bibelschularbeit heißt hier auch gleichzeitig, für „bezahlbares“ Essen zu sorgen. Der Segen ist in diesem Jahr besonders stark…

Bei Mo. gab es dann zur Begrüßung Avocados und Papayas satt.

Von Südafrika hat der AFM nette Hemden und Schlipse mit Logos gespendet bekommen, als Konferenzsprecher überreichte mir Pastor Ph.  gleich von beidem eines…

Beim abendlichen Spaziergang gingen wir dann noch auf die Spuren von Missionar und Afrikaforscher David Livingstone (Blantyre ist nach seinem Geburtsort in UK benannt), diese Kirche erinnert u.a. an ihn.

Ich lernte etwas über die alten Bäume in Blantyre,…

.. über die Beerdigungskultur derer, die sich es leisten können (liebe Grüße an R…!) …

… und lernte die Schule kennen, auf der die Kinder und Enkel von den Bs. waren.

Seit 17:30 Uhr ist es hier schon dunkel! Winterzeit halt, mit 29 Grad, morgen soll es regnen. Alles Liebe und Gute, Grüße nach Velbert und eine GUTE NACHT!


Samstag, 03.05.25

Liebe Freunde in Deutschland, wir heißen die neu hinzugestoßenen Mitreisenden auf unserer Missionreise durch Malawi herzlich an Bord willkommen.

Heute gab es zwei Schwerpunkte:

  • Besuch auf der Bibelschule „Berea“
  • Vorbereitungen für die Konferenz

Am Morgen waren wir bei Pastor M. und seiner Familie zum Frühstück eingeladen, wunderbare Früchte, Eier und Chips. „Mama Mo.“ brachte natürlich auch etwas zu essen mit…

Warum? Preise für Lebensmittel gehen extrem in die Höhe, fast täglich. So kosten 500 g Butter fast 21.000 MK (Malawianische Kwacha). Der Mindestlohn für einen Wächter wurde gerade angehoben: 116.000 Kwatscha (nicht am Tag, sondern im Monat).

So ist die Eigenversorgung der Bibelschule unabdingbar. Ein echtes „Bananenparadies“ auf „Berea“.

Und auf die neue, eigene Fischzucht ist Pastor M. besonders stolz.

Die Bibelschule würde auch nach Abgabe durch die VMI super weitergehen, hören wir heute von jemand, der selbst Dozent an einer anderen Einrichtung ist. „An dieser Stelle soll ein neuer großer Unterrichtssaal entstehen“, schwärmt S. und Pastor M. ist schon heiß, mit seinem Team die Steine zu produzieren. Läuft!

Ein paar Meter weiter ein trauriges Relikt des tragischen Autounfalls im Sommer 24: Das Wrack des Autos… ich poste davon kein Bild.

Am Nachmittag zählen wir die hochwertigen (!) Kleidungsstücke, die ich von „Jacke wie Hose“ mitnehmen durfte: 9 Anzüge, 3 Jackets, 3 Hosen, 13 Hemden, sogar Seidensticker ist dabei. Danke, Team JwH! Pastor Ph. (siehe Foto von gestern) ist ganz aus dem Häuschen, als ich ihm davon erzähle… 23 kg Kofferschleppen hat sich gelohnt!

So, Schluss für heute, morgen geht es nach Balaka und ich muss den Koffer wieder packen, denn nach Blantyre komme ich nicht mehr zurück, zumindestens nicht dieses Jahr… 😎


Sonntag, 04.05.25

Guten Abend aus Malawi,

heute bin ich so richtig tief in die afrikanische Kultur eingetaucht. Wir sind etwa 150 km nördlich von Blantyre und allein das Fahren durch das Land ist voll von intensiven Eindrücken. Auf der einen Seite Armut und ein Kampf ums Überleben, auf der anderen Seite reiht sich hier oft Gemeinde an Gemeinde – verschiedenster Denominationen.

In Balaka haben wir heute das Kirchendach eingeweiht, das u.a. mit unserer Hilfe gebaut worden ist. Es ist beeindruckend, welche Wertschätzung und Dankbarkeit S. und Mo. hier entgegengebracht wird, ihre Arbeit macht auch heute noch einen Unterschied!

Der Gottesdienst dauerte vier (!) Stunden, es waren rund 15 Gesangsgruppen beteiligt, tolle Beiträge, fast jeder mit Tanz! Ich habe über die Kraft des Wortes Gottes gepredigt, S. hatte das Weihegebet! Anschließend gab es Maisbrei (hmmh!), Reis und Hühnchen beim Pastor im Wohnzimmer (für uns). Ich fühle mich bei den Afrikanern pudelwohl!

Jetzt sind wir im Gästehaus des Kinderdorfs https://mcherezo.africa/ und zwar hier: https://maps.app.goo.gl/hLV6FNpEBVGJ4NxY8?g_st=ic . Hier wurden wir von den Missionaren G. und E. superherzlich willkommen geheißen und bewirtet. Ich löffele gerne die Maracujas (passion fruit). Ich durfte auch ihr Haustier mal auf den Arm nehmen… 🙂

Hier – kommentarlos – einfach ein paar Bilder von heute. Ein richtig schöner Tag.


Montag, 05.05.25

Abendliche Grüße aus Malawi,

heute hat hier in Ntcheu das *National Leaders Forum* der Apostolic Faith Mission begonnen. Morgen ist mein erster Einsatz als Sprecher.

Heute haben wir den Tag für ausführliche Gespräche mit den Missionaren hier vor Ort, einer Führung durch das Kinderdorf gemeinsam mit der Gästegruppe und für Vorbereitungen genutzt. Dabei bekommt man die alltäglichen „Herausforderungen“ in so einer Einrichtung live und in Farbe mit: Ob es der Sturz eines Kindes mit schweren Zahnschäden (Fahrt zum drei Autostunden entfernten Zahnchirurgen) ist, die nicht erhältlichen oder mega-verteuerten Lebensmittel sind, die in der Kinderdorf-eigenen Farm gestürzte Kuh (sie muss wohl morgen notgeschlachtet werden) ist oder es die sieben einwöchigen Welpen der Schäferhündin unserer Gastgeber sind. In der Gästegruppe von Jugendlichen, mit denen ich unter einem Dach übernachte, grassiert „Magen-Darm“ in „Höchstform“. Beten ist auf jeden Fall gut, Desinfektionsmittel auch…

Wir gehen durch die Kinderhäuser, die Schlafräume, den Kindergarten, die Schule mit einigen Klassentrakten, die Schneiderei, die Bäckerei, die professionell ausgestattete Schreinerei mit Lehrwerkstatt, die Fleischerei, die Farm, das Maislager. Wow! Was hier von den russlanddeutschen Geschwistern aus D aufgebaut worden ist, ist vorbildlich! „Aber auch viel Arbeit für die Missionare“, stellt S. lapidar fest!

Was aber wichtiger ist: Gott legt großen Segen auf diese Arbeit, die in fünf Locations geschieht. Davon hören wir während der Führung etliche Berichte. Klasse. Hier wird Kindern ein geistliches und praktisches Lebensfundament gegeben. Vor einem Kinderhaus liegen mehrere Matratzen zum Trocknen aus. „Viele traumatisierte Kinder sind Bettnässer, oft viele Jahre lang“, erklärt uns G., der Geschäftsführer der Kinderdörfer, der uns herumführt. Das bewegt…

In der Küche ist starke (weibliche) Muskelkraft für den Maisbrei erforderlich, Fitness-Studio pur. 🙂 . Nachmittags muss ich mir beim Vorbereiten im Freien eine weitere Jacke zu meinem Sweater anziehen. Das hätte ich hier in Afrika nun wirklich nicht erwartet. Und dann kommen die Moskitos. Ich will meine Malaria-Prophylaxe nicht unbedingt herausfordern, also rein ins Haus.

Gerade kommt G. zurück. Ich sitze bei der Leiterfamilie noch im Wohnzimmer, da im Gästehaus „High-Live in Dosen“ ist, die Jahres-Freiwilligen aus D und die Jugendlichen der Gästegruppe spielen noch. Und G. klappt seinen Computer auf, den ich bald zuklappen will…

Gute Nacht nach Deutschland – und danke für dein Interesse!

Frank


Dienstag, 06.05.25

Ich schreibe diese Zeilen am späten Dienstagabend. Wann sie bei euch ankommen werden, kann ich nicht genau sagen, denn gerade geht das Internet nicht. Wir hatten Stromausfall für mehrere Stunden, so dass selbst die Toilettenspülung nicht geht, denn das Wasser wird auf den Wasserturm hinaufgepumpt. Ohne Strom geht da nichts…

Wie lange der Strom denn normal wegbleibt, will ich von E. beim Abendessen wissen, auch im Hinblick auf meine Lehrunterlagen, die ich fast ausschließlich digital dabei habe. „Unterschiedlich, das kann schon länger dauern, aber meistens ist er schnell wieder da!“

Als der Strom wieder da ist, sind alle anderen im Gästehaus schon ins Bett gegangen und ich habe schon mal etwas „vorgeschlafen“. Als ich aus dem Bad zurückkomme, riecht es im Gemeinschaftsraum so merkwürdig verbrannt. „Ich muss doch mal in der Küche nachschauen…“ Ja, klar, drei Herdplatten sind beim Kochen der Gästegruppe beim Stromausfall ausgefallen (und angeblieben) und glühen nun, mit Pfanne und gut gefülltem Reistopf drauf, munter vor sich hin, während die Gruppe schlafen gegangen ist. Das erzeugt durchaus Duft. Wie gut, dass… Kleiner Schreck am Abend.

Dem gestürzten Kind mit den Zahnschäden geht es übrigens wieder gut, ich treffe es heute spielend mit den anderen Kindern, während die Freiwilligendienstler zusammen mit der Gästegruppe Beton mischen für eine Erweiterung beim Kindergarten! Mischmaschine? 100% Qualitäts-Handarbeit…

Heute habe ich am Vormittag und am Nachmittag jeweils 2,5 Stunden Teachings bei den Pastoren. „National-Leadership-Forum“ nennen sie das Meeting. Über 100 werden insgesamt erwartet, sie kommen so nach und nach an. Unter dem Generalthema „Leiterschaft“ spreche ich heute über „Visionary Leadership“. Ein besonderes Anliegen ist es mir, neben einer klaren biblischen Grundlage auch immer wieder praktische Beispiele aus dem Gemeindealltag einzubringen. Irgendwie kommt das an, sie gehen stark und begeistert mit und geben sehr gutes Feedback. Pastor M. übersetzt für mich. Genial, er wirkt quasi wie ein „Predigtbeschleuniger“, ich kann damit gar nicht umgehen, wenn Übersetzer mich „ausbremsen“, wie schon oft erlebt. Dabei erweist es sich als großer Segen, dass wir uns u.a. durch seinen Aufenthalt bei uns in D schon etwas näher kennen.

Nach Maisbrei und Hühnchen für alle beim Mittagessen ist die Session nach dem Mittagessen nicht ganz so enthusiastisch bei den Zuhörern – aber das ist ja kein typisch afrikanisches Phänomen… 🙂 . Allerdings gibt es beim Essen nur Löffel zum Auffüllen. Also esse auch ich den Maisbrei, die Soße und das Gemüse so wie alle es hier tun: mit den Fingern. Vor Beginn des Essens kniet sich dazu eine liebe Schwester vor dem Gast nieder, hält eine Schüssel und übergießt die Hände mit Wasser. Und die Tasche darf ich nicht selbst in den Versammlungssaal tragen, das wäre zu schwer für den Gast, der dann auch als Erster am Ende den Saal verlässt, erst dann dürfen die anderen. So gibt es manch kulturell gewöhnungsbedürftigen Punkt, wo man sich schnell mal „daneben“ verhalten kann.

Aber dieses „stretching“ liebe ich an solchen Reisen. Man weiß vorher nie genau, was passiert. Und das ist gut so.

Auf der Fahrt zum Quartier machen Mo. und ich noch ein paar schöne Landschaftsfotos, während S. geduldig auf uns wartet. „Immer den Blick auf der Straße“, wiederholt er, wenn das, was wir heute erleben, überhaupt den Begriff „Straße“ verdient hat: „Landschaft von tiefen Wasser-Abflussrinnen“ würde besser passen, denke ich! Und das alte Auto, seit Jahrzehnten im Dienst der Bs., macht es immer noch mit! Das ist Segen!


Mittwoch, 07.05.25

Die Nachricht des Abends ist, dass wir heute KEINEN (!) Stromausfall hatten, so kann ich meine Nachricht in aller Ruhe schreiben. Allerdings gibt es heute nicht so viel Neues zu berichten, denn der Tag verlief sehr ähnlich wie gestern. Ich hatte heute ein anderes Sakko an, aber Mo. hat kein weiteres Foto gemacht… 🙁 und es waren heute wieder fünf Stunden teachings meinerseits, mittags zur Abwechslung Maisbrei (!), der schmeckt mir WIRKLICH gut!

Einige von euch hatten mir im Vorfeld gesagt, dass ich sehr spezifisch hier in die Situation (der AFM) in Malawi hineinsprechen können werde. Genau das geschieht hier gerade, ich staune nur. Das bekomme ich immer wieder in den zahlreichen Feedbacks gespiegelt, die mir vielfach gegeben werden.

Außerdem fordere ich die Pastoren auf, sich immer wieder zu zweit zu Reflexion zusammenzusetzen. Zunächst war das für sie etwas herausfordernd, aber es klappt immer besser. Heute sollten sie „Testamonies“ (Zeugnisse) von dieser Zeit geben, es war höchst interessant, was da öffentlich gesagt wurde. So fühle ich mich hier für diese Woche „genau am richtigen Platz“, „pudelwohl“ wäre vielleicht übertrieben, aber so ungefähr.

Thematisch ging es heute um Empowerment Leadership, oder praktisch darum, wie man als Leiter Freiräume in der Gemeinde schafft, in denen sich Mitarbeiter und Teams entfalten können. Als ich über die „Gemeinde als One-Man-Show“ sprach, „erweiterte“ mein Übersetzer meine Ausführungen, was zu heftigem Gelächter führte. Ich musste also nachfragen, weil seine Rede ungleich länger dauerte. Verschmitzt antwortete er, er hätte hinzugefügt, so etwas würde man in Malawi überhaupt nicht kennen. Soso. Nachmittags starteten wir mit einer Betrachtung über den Dienst der Frau in der Gemeinde. Auch hier befindet sich die Bewegung in einer Entwicklung. Morgen geht es darin nochmal weiter, bevor wir uns dem Bereich „Spiritfilled and prophetic leadership“ zuwenden werden.

Nach meinen Sessions war Pastor M. mit dem Thema „Mindset change“ als Sprecher dran. Ihr habt ihn ja schon auf dem einen oder anderen Foto gesehen, er war ja in Velbert. Er hat hier eine „Hammer-Predigt“ abgeliefert – welch ein großartiges Potential hat er! U.a. hat er auch darüber gesprochen, wie sehr der Aufenthalt in D seinen Horizont erweitert hat!

*Und sonst?* Der eingeklebte Zahn beim gestürzten Kind ist leider wieder herausgebrochen – und so musste man mit ihm wieder nach Blantyre zum Zahnarzt. Zwei dreistündige „Weltreisen“. Den Jugendlichen mit Magen-Darm geht es besser, die „Brand-Bratpfanne“ von gestern eignet sich noch zum Wegwerfen, die Betonfläche ist nicht ganz glatt geworden (war schon zu dunkel), der Kuh geht es nach wie vor schlecht, die Hundebabys entwickeln sich prächtig, die Moskitos sind nicht so aktiv, weil es zu kalt draußen ist, meine Zimmergenossen (Termiten) und ich leben in friedlicher Koexistenz, das Duschwasser war heute morgen einigermaßen warm – und Klopapier war auch wieder da.

Also alles bestens – hier kann man gut leben! 🙂

Gute Nacht, liebe Mitreisende.


Donnerstag, 08.05.25

Guten Abend aus Malawi. Am letzten Donnerstag habe ich einen Brief an einen Pastor in Wuppertal-Varresbeck eingesteckt. Heute kam er schon an. Tatsächlich! Neeein, ich habe ihn nicht in Malawi eingesteckt, sondern in Wuppertal-Vohwinkel am Bahnhof, vor meiner Abreise. Wow! Das ist Deutschland 2025!

Dafür habe ich heute hier „Airtel-Money“ kennengelernt. Was das ist? Ha’m wir bei uns auch nicht, kenne ich jedenfalls nicht, oder noch nicht? Man kann ganz einfach von Handy zu Handy Geld senden – und das im tiefsten Busch… Das ist Afrika 2025!

Anlass ist der kleine Shop, wo man „AFM-Stoff“ zum Herstellen eigener Kleider kaufen kann. Viele der Frauen nehmen das als Wickelrock, sie lieben diese bunten Stoffe. Nein, Petra würde so einen bunten Wickelrock niemals tragen, deswegen entscheide ich mich gegen einen Geschenkkauf, auch wenn ich den Händler gerne unterstützen würde. Natürlich muss ich gleich mit aufs Foto kommen. Und der junge Händler macht gleich geschwind mit meinem Handy ein Selfie, auf dem er auch ist. Das ist globale Welt 2025, auch in Afrika braucht man die Bedienung eines Handys nicht erklären – und gefühlt hat jeder eins.

Und „Mama Mo. “ darf ich gleich mit Mama Ph., der Frau des Präses hier, ablichten – der schöne „Muttertagsrock“ (siehe Aufdruck) darf nicht fehlen. „Our dear spiritual parents B.“ werden in jedem Gottesdienst erwähnt, da geht kein Weg dran vorbei. Und der „Ehrengast Pastor Frank“. Ich habe ihnen erlaubt mich so zu nennen, obwohl auch das eigentlich ein NoGo ist, aber mit meinem Nachnamen tun sie sich schwer – verständlich.

Ich bin heute sehr traurig, dass ich meinen schönen neuen AFM-Schlips beim Essen bekleckere. „Mama Mo. “ hat sich gleich gekümmert, bis zum Abend ist sie noch nicht wirklich erfolgreich, den Fleck rauszubekommen. Ja, der Reis ist ein wenig fettig. Essen für Anfänger.

Jedenfalls habe ich am Nachmittag ohne Schlips gepredigt, was hier eigentlich für einen Prediger ein noch größeres kulturelles NoGo ist. Aber über Veränderungen haben wir in diesen Tagen viel gesprochen. Ich kann die Pastoren richtig herausfordern. Was ist Bibel? Was ist „fromme Kultur“? Oft gibt es viel Gelächter, was bei einer Übersetzung in der Regel nicht so oft passiert. So ist irgendwie ein schönes Verhältnis zu den Leuten entstanden, auch wenn ich viele vor mir sitzen habe. Die Dienste machen sehr viel Freude – und es gibt wieder viel Dankbarkeit und Response.

In der Pause darf ich den Kindergarten der Gemeinde besichtigen. Wie viele Kinder sie denn in der Gruppe hätte, will ich von der Erzieherin wissen. Über vierzig, zwischen einem halben Jahr und… (die Grenze nach oben habe ich vergessen). Dieser Kindergarten ist in der ehem. Kirche untergebracht – wesentlich besser als der, den ich im vergangenen Jahr sah: eine unverputzte Garage mit Sandboden, voll mit auf dem Boden sitzenden Kindern.

Afrika ist halt krass. Ob ich auf einem Motorrad-Taxi mitfahren will? Nein, danke. Diese „sausen“ auf den Schlaglochpisten immer an uns vorbei, oft hochbeladen oder mit vier (!) Personen besetzt. Effektives Afrika!

Die Frauen, die schweres Brennholz oder große Wassertonnen auf dem Kopf tragen, die Händler, die versuchen, ein paar Lebensmittel zu verkaufen und Geld machen wollen, die raketenhaft angestiegenen Preise – viele kämpfen einfach ums Überleben.

Und trotzdem lebt Gemeinde, wächst und blüht, kann einen Unterschied machen, sprüht vor Lebensfreude! Es ist in den Versammlungen eine Ausrichtung auf Neues, auf Veränderung zu spüren.

Wenn ich dazu meinen Teil beitragen kann, hat sich der Aufwand der Reise auf alle Fälle gelohnt.


Freitag, 09.05.25

Ein leises krksh-Geräusch, am Morgen, als ich mich auf mein Bett setze, um ein paar Dinge besser im Koffer zu verstauen, verheißt nichts Gutes: In der Tat, es ist meine Brille, auf die ich mich gerade gesetzt habe – ziemlich demoliert sieht sie aus. Schlecht, wenn man ohne Brille nicht mehr lesen kann, Alterstribut, sozusagen.

Intuitiv hatte ich noch mein Ersatzbrillen-Etui wenige Minuten vor der Abreise in Velbert eingepackt, man kann ja nie wissen. Da ich „historisch“ dasselbe Brillengestell mit verschiedenen Stärken gewählt hatte, kann ich am Abend in unserem neuen Quartier mit Zangen und Mikroschraubendrehern die Brille notdürftig mit Schrauben aus einer der anderen Brillen reparieren, etwas schief, aber es funktioniert…

Koffer wieder packen, Quartierwechsel. „Frank, wir wollen noch unbedingt ein Foto mit dir machen“, bestürmen mich die russlanddeutschen Jugendlichen bereits am Vorabend, mit denen ich die Tage zusammen im Gästehaus verbracht habe. Sie fahren heute in die Berge und haben den Geländewagen schon vollgepackt. Sie sollen in einer Zweigstelle des Kinderdorfes einen Arbeitseinsatz machen. Eine wirklich nette Gruppe. Es wird zu einer Last-Minute-Aktion, denn wir wollen rechtzeitig auf der Konferenz sein.

Von meinen Termiten-Zimmergenossen verabschiede ich mich gerne, schnell nach dem Frühstück noch ein Abschiedsfoto mit E., die uns liebevoll in den Tagen bewirtet hat, neben ihrem 4-Kinder-Mutterjob und was noch sonst alles so anfällt. Klasse.

Punkt 8 Uhr soll die Konferenz beginnen, hatte mich Pastor Ph.  am Abend vorher noch erinnert. Nach afrikanischer Lesart heißt das dann in der Praxis ungefähr 9 Uhr. Mo.  schlemmert zum zweiten Frühstück auf der Konferenz also genüsslich noch eine gebackene Süßkartoffel, während ich zuerst bei warmem Wasser mit Milch bleibe – aber dann kommt doch noch Tee.

Bibelschul-Absolvierungsfeier, Pastoren-Ordination, LKW-Übergabe (Spende über die VMI an die Bibelschule), mehrere Predigten, Danksagungen „ohne Ende“, immer und immer wieder – das ist malawianisches „Protokoll“.

Mama Mo.  hat meinen roten Schlips mit großer Mühe noch hinbekommen, so dass ich „fully equipped“ dabei sein kann. Zwölf Studenten von BEREA absolvieren, traditionelle Gewänder sind obligatorisch. „The first fruits of my ministry of leadership in the college“, ist Pastor M. begeistert. „Die Qualität der Arbeit hat nach unserem Ausscheiden sogar noch zugenommen“, freut sich S.. Und mit einer mega Predigt gibt er als „Spiritual Father“, wie er hier immer genannt wird, nochmal einen starken geistlichen Input. Petra sagt immer, ich würde anders predigen, wenn ich in einer internationalen Gemeinde bin. Aber S. predigt auch GANZ anders. Er hat eine „Fahrt“ drauf, die man in Velbert von ihm sonst nicht so oft erlebt – auch er schwimmt in seinem Element. Ich glaube, er wurde mit der „falschen“ Hautfarbe geboren.

Dann Pastorenordination, irgendwas zwischen 20 und 30 Pastoren werden ordiniert. Ganz selbstverständlich sind auch sieben Frauen dabei, was mich besonders freut, weil eines meiner Themen der „Dienst der Frau“ war. Ja, allen ist das Thema noch nicht so klar, aber die Bewegung geht Schritte. Sie gründen neue Gemeinden und bauen Reich Gottes hier im Land.

Dann sollen alle nach draußen gehen. Der kleine Truck für die Bibelschule wird offiziell übergeben. Auch hier wieder reichlich Dankesworte an die ungenannten Spender aus D.  S.  übergibt den Schlüssel an den Präses, dieser an Pastor M.  für die Bibelschule. Dann noch ein Segensgebet von S. . Die blauen Hemden und roten Schlipse sehen open air noch besser aus. Ja, man liebt hier halt Uniformen, von der Schule her gewohnt.

Ein toller, inspirierender, kurzweiliger Vormittag, an dem ich mehr aus dem Hintergrund mitwirke. Er mündet in etliche Gespräche mit Leitern und ein kleines Mittagessen. Toll, zur Abwechslung wieder „Nsima“ (Maisbrei), aber ich liebe ihn wirklich. Das Hühnchen, das scheinbar am Tag vorher zwischen uns beim Essen im Haus rumsprang (inklusiv Hinterlassenschaften) und auch vor dem Gottesdienstraum nicht haltmachte, ist echt „delicious“. Mein Magen und Darm, der zwischenzeitlich gewisse Unruheerscheinungen vermeldete, hat sich inzwischen auch wieder beruhigt und streitet sich nicht mit dem Hühnchen und dem gekochten Kohl. Nicht ganz so prickelnd sind die Unruheerscheinungen, wenn man predigen soll. Aber: Danke, Herr!

Bye, Bye, AFM-Konferenz, am Mittag geht es weiter nach Lilongwe. Ich gebe dem Präses noch respektvoll das blaue Hemd zurück, denn es spannt über meinem Bauch – und in D würde ich es sowieso nicht tragen. Irgendwie ist er froh darüber, denn er kann noch einen anderen Pastor vor Ort damit glücklich machen.

Es geht etwa drei Stunden weiter Richtung Norden. S. hat viel Übung beim teilweise riskanten Überholen und dem sensationellen Schlaglöcher-Slalom. Alle paar Kilometer gibt es eine Polizeikontrolle, ja sie schauen richtig genau hin. S. hat das blaue Hemd und den Schlips anbehalten, richtig, das wirkt in der Reaktion der Polizisten offiziell und irgendwie kleine Wunder.

Über Kilometer fahren wir auf der Grenzstraße, die genau zwischen Malawi und Mosambik verläuft. „Willst du Mosambik besuchen?“, fragt S. Natürlich will ich das. Auch wenn es nur wenige Schritte sind, ich habe ein Land mehr auf meiner persönlichen Länderliste… 🙂 Sogar grenzsteinfototechnisch dokumentiert. Überall am Straßenrand gibt es Verkaufsstände. Berge von Tomaten, Zwiebeln, Süß- und andere Kartoffeln, Kohl, Mais – es war eine gute Ernte. Aber es kann auch schnell wieder anders sein.

Als wir uns der Hauptstadt Lilongwe kurz vor Einbruch der Dunkelheit nähern, wo Mo. und S.  jahrelang gewohnt haben, ist Mo. ganz aus dem Häuschen. „Das gibt es doch nicht, was hier alles gebaut worden ist und was gebaut wird.“  Zwei Jahre waren sie nicht mehr hier.

S. findet unsere neuen Gastgeber ohne Google Maps, gefühlt „in the middle of nowhere (deutsch: Da, wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen.) J. begrüßt uns überaus herzlich, der aufmerksame Rottweiler der Gastgeber markiert unversehens den Koffer der Bs. „deutlich“, hier ist mein Gebiet…

Das Abendessen ist köstlich, europäisch, Ma. erzählt spannend von seinen ganzheitlich-missionarischen Landwirtschaftsprojekten. Tolle Aspekte, die er da zu berichten hat. Ja, gerne nehme ich noch einen Kaffee, dann kann ich diesen Bericht noch schreiben – und die köstlichen Passion-Fruits (Portugiesisch: Maracuja), die ich in den letzten Tagen schon zuhauf gelöffelt habe, wachsen hier „ohne Ende“ im Garten. „Bediene dich, fühl dich wie daheim“, motiviert mich J. mit Blick auf den vollen Obstkorb, der in Reichweite steht.

Enjoy Africa! Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

Aber jetzt: Sleep well!

P.S. Ich muss doch nochmal nach den Passion-Fruits schauen gehen, alle anderen schlafen schon.


Samstag, 10.05.25

Heute sind wir unterwegs zum Malawi-See. S. und Mo. wollen mir auch die schönen Seiten des Landes zeigen. Und so fahren wir durch wunderschöne Landschaften. Da wir am Ende der Regenzeit sind, ist vieles richtig schön grün. Malawi ist so unterschiedlich: Über Hochebenen und die Berge bis hinein in Sumpfgebiete – alles ist zu finden. Überall wird Mais geerntet, teilweise steht er noch grün auf den Feldern, teilweise sind die Pflanzen vertrocknet und man fragt sich, was da geerntet werden soll oder worden sein kann.

Der Ausflug wird zeitweilig eher zu einer Schlaglochvermeidungsfahrt. Besonders am Nachmittag, als uns die Sonne entgegensteht, kann man die Straße (und vor allem die Schlaglöcher) kaum übersehen. Rumms, leider wieder eines getroffen, obwohl S. sich alle Mühe gibt. Das arme Auto, Mo. auf der Rückbank leidet besonders mit…

Autos gibt es in Malawi mehr als genug, besonders hier in der Großstadt Lilongwe. So sind die Straßen belastet – repariert wird scheinbar kaum. Das Benzin ist billig, es kostet zwar nur umgerechnet etwa 60 Cent, je nachdem, zu welchem Kurs man das Geld tauschen kann. Aber aktuell gibt es kaum Benzin, so dass wir fast überall laaaaange Schlangen von Autos vor den Tankstellen sehen. Wie gut, dass wir gestern noch getankt haben, aber Diesel ist sowieso etwas entspannter, falls man denn überhaupt an die Tankstelle rankommt. Am Abend sind die Schlangen besonders schlimm.

Tagsüber können wir die Schönheit des Malawi-Sees ein wenig genießen. Allerdings ist der Wasserstand wesentlich höher als sonst – und so ist der Strand fast verschwunden und die Mauer des neuen Hotels direkt am Wasser schon wieder zerstört. „Hier können bis zu zwei Meter hohe Wellen sein“, erzählt Mo. .Trotzdem: toll und schön zum Genießen. Natürlich machen wir in der schönen Sonne ein paar Erinnerungsfotos.

Unterwegs erstehen wir noch typisch malawianische Körbe, zwei große Körbe zusammen für 2,25 EUR. Man kann es kaum fassen – und trotzdem freuen sich die Verkäufer wie Schneekönige, wenn sie ein Geschäft machen. Ich will daraus daheim eine „Korbampel“ mit Körben übereinander bauen, die ich schon aus dem letzten Jahr mitgebracht hatte. Mein Koffer wird zwar wieder „leicht ausgebeult“ sein, aber es geht. So jedenfalls meine Idee, mal sehen, ob es was wird.

Wenn man durchs Land fährt, ist man in einem Wechselbad der Gefühle. Entweder berührt einen die Armut, die man hier sieht, total und man überlegt, was man tun könnte – oder man stumpft ab. Gerne würde ich eine Foto-Tour durchs Land mit einer guten Kamera und einem guten Objektiv machen, um die Eindrücke festzuhalten. Geht leider nicht.

Und Gemeinden? In manchen Orten findest man viele Gemeinden, manchal nicht weit voneinander weg – manchmal auch lange Zeit kein! Eine unübersehbare Vielzahl von Gruppen, meistens größere Bewegungen, aber auch viele kleine, unabhängige Gemeinden. Konfessionskunde zum Anfassen, finde ich. Braucht es da Mission? Vielleicht nicht zur Evangelisation und Gemeindegründung, das kriegt man hier schon gut hin, aber eine Partnerschaft, wie es die aktuelle Vision der VMI für Malawi ist, die unterstützend in beide Richtungen wirkt, ist richtig gut. Ein Teil des Auftrags meiner Reise ist, diese Vision mit Leben zu füllen.

Aber man muss natürlich alle Eindrücke „verarbeiten“ – und allein das schlaucht. Ich habe einfach mal während der Autofahrt die Kamera mitlaufen lassen, so dass du einen kleinen Eindruck haben kannst, wie es ist, wenn man durch eine Stadt fährt. Und dann überlege ich, ob ich mein eBike wohl auch so beladen könnte, wie man es hier tut. Bergrauf muss man schieben, bergab mit Vollgas, aber aufpassen, dass nicht sonst was passiert. Und possieren für den weißen Fotografen tun fast alle gerne, besonders die Kinder – mit offener Hand: „How much?“ sind die einzigen englischen Worte, mit denen ein kleiner Kuhhirtenjunge uns bedrängt.

Abends besuchen wir R., die – aus der Schweiz kommend – hier mit traumatisierten Menschen geistlich arbeitet. Ein toller Dienst, den sie macht. Das Auto, das wir tagtäglich (durch die Schlaglöcher) fahren, gehörte ihr und ihrem Mann, der in der Entwicklungshilfe tätig war. Als dieser auf tragische Weise in Afghanistan ums Leben kam, wurde das Auto nicht mehr gebraucht – und R. überließ es den Bs.! Die Klimaanlage geht zwar nur noch mit „Fenster auf, Fenster zu“, aber sonst ist der Geländewagen top, obwohl schon ein echter Senior…

Vor dem Besuch bei R. zeigen die Bs. mir noch das Grundstück, wo sie „damals“ gewohnt und alles selbst gebaut und angebaut haben, da wird es ein wenig nostalgisch. Leider können wir nur die Mauer von außen anschauen, denn es hat inzwischen schon einen weiteren Nachfolgebesitzer, zu dem keine Beziehung mehr besteht. Aber ich spüre, am liebsten würden sie reingehen und gucken.

Durch die Dunkelheit tasten wir uns zu unserem Quartier zurück. Orientierung ist bei Dunkelheit hier echt schwierig. Zusätzlich kreuzen Menschen, Fahrräder und Ziegen immer wieder die Straße, was bei Dunkelheit besondere Schreckmomente erzeugt. Eine Adresse, wo wir wohnen, haben wir leider nicht, bei Tageslicht kein Problem, abends eine Herausforderung – selbst für S.  So setzte ich vor dem Schlafengehen noch einen Google-Position-Code in mein Handy.

Und bin gespannt, was am Sonntag auf mich und uns wartet!


Sonntag, 11.05.25

Heute sind wir zu Gast in einer der vielen Gemeinden der Apostolic Faith Mission in Lilongwe, der Hauptstadt von Malawi, für S. sozusagen ein „Heimspiel“, denn er selbst hat diese Kirche vor vielen Jahren gebaut. Solide Arbeit, lieber S. ! Lilongwe ist mittlerweile eine Millionenstadt, eigentlich eine Flächenstadt mit entsprechenden Fahrzeiten, Wohnblocks gibt es hier so gut wie nicht. Die Stadt ist in „areas“ aufgeteilt, google ist gerade nicht erreichbar, so kann ich nicht prüfen, ob es unter 50 oder mehr sind – aber so etwa.

Das Willkommen durch Pastor M ist warm und herzlich, auch der Präses Ph. ist mit seiner Frau nach der Konferenz nach Lilongwe gekommen, etwa 330 km von Blantyre entfernt, um mit uns im Gottesdienst zu sein und am Montag mit uns gemeinsam noch eine weitere Gemeinde zu besuchen.

10 Minuten nach Beginn des Gottesdienstes fällt mitten im Lobpreis komplett der Strom aus, was die Gemeinde und das Team nicht im Singen stört, es geht nahtlos a cappella weiter. Das halbe Team singt, die anderen sorgen ratzfatz für Stromersatz. Der Generator wird rausgetragen, das Kabel mit dem Stromnetz verbunden, etliche Knöpfchen werden gedrückt – und sobald der Generator läuft, geht es wieder Vollgas mit elektronischer Unterstützung weiter. Darin haben die Übung, merke ich, aber es scheint niemanden wirklich zu stören.

Ich predige darüber, dass es wichtig ist, die Vision Gottes und den Auftrag Gottes für unser Leben nicht durch eigene Ausreden zu schwächen. Es ist einfach gut, hier zu sein und die verschiedenen Dienste tun zu können. Ich füge ein paar Bildeindrücke vom Gottesdienst bei. Mittags gibt es beim Pastor für die Gäste – na, rate mal: Maisbrei und Hühnchen! Das Hühnchen ist wieder delicious. Der Maisbrei sowieso.

An ihrer Umzäunungsmauer hat die AFM-Gemeinde von außen neben der Werbung für den Gottesdienst und die „Primary School“, die hier zu finden ist, eine Karte von Malawi. Auf den Fotos zeige ich euch, wo Lilongwe liegt – und einige andere Stationen unserer Reise.

Auf unserer Rücktour fahren wir durchs Regierungsviertel, schauen das Parlament, die Ministerien und das monumentale Grabmal des ersten Präsidenten MWs an, so nehme ich auch ein wenig Allgemeinbildung mit, indem ich die vier staatstragenden Werte Malawis lerne: Einheit, Loyalität, Disziplin und Gehorsam.

Da wir ganz in der Nähe des ehemaliven Missionshauses sind, was die Bs. damals gebaut und 21 Jahre darin gewohnt hatten, halten wir da nochmal zu einem Erinnerungsfoto! Die Mall, die wir noch kurz aufsuchen, um Geburtstagsgeschenke (Plural) für einen 80-jährigen Pastor zu kaufen (Mo. ist da echt fürsorglich), hat auch am Sonntag auf. Von zwei großen Supermärkten in der Mall ist einer „pleite“, wie viele andere Geschäfte auch. Der andere hat auch am Sonntag auf. Weißen Zucker gibt es überhaupt nicht, braunen nur ganz wenig. Ich studiere ein wenig die Preise: 2 kg Maismehl 20.000 MK, eine Palette Eier: 14.000, 350 g glutenfreie Nudeln: 11.000 – wie gesagt, bei einem Mindestlohn von etwas über 100.000 MK im Monat.

An ganz wenigen Tankstellen (von unzähligen) gibt es Benzin und die Schlangen dort sind noch länger als gestern. Wir sind „gesegnet“, denn Diesel gibt es überall – einmal volltanken bitte, aber schön langsam, dass auch alle Luft rausgeht und der Tank schön voll wird, betont S. gegenüber dem Tankwart. (Ach, die jüngeren unter meinen Lesern wissen nicht mehr, was das ist? Das gab es auch mal in D!)

Pluto, der zweite Hund des Hauses, begrüßt uns bei unserer Rückkehr freudig, er kennt uns schon. Auf dem Weg ins Haus sammele ich noch einige Passionfruits vom Boden auf, die hier im Garten gefühlt wie Unkraut wachsen. Petra hat mir ein Foto geschickt aus der CGV mit dem wertschätzenden Blumenstrauß und der Karte, die sie heute zum „MothersDay“ von den CGV-Frauen bekommen hat. Wow. Das berührt mich sehr. Danke euch, ihr seid spitze!

Die Zeit vergeht wie im Flug, aaah, ich muss noch für den Rückflug am Dienstag einchecken. Abends sitzen wir noch mit unseren Gastgebern zusammen und tauschen sehr intensiv über den Umgang mit der Not in diesem Land (und überhaupt) aus. Und welche Rolle der Glaube dabei spielt. Das inspiriert und macht nachdenklich zugleich. „Du willst doch bestimmt noch deinen Bericht schreiben“, sagt unsere Gastgeberin.

Ja, das will ich. Und nicht zu spät zu Bett gehen, denn draußen ist es jetzt schon seit mehr als drei Stunden dunkel – und morgen sind wir wieder ganz früh unterwegs, um eine Gemeinde im Dreieck Mosambik / Zambia / Malawi zu besuchen.

Aber davon morgen mehr. Gute Nacht!


Montag, 12.05.25

Der vorletzte Tag in MW war nochmal so richtig spannend und erlebnisreich. Heute Nachmittag bin ich hier so richtig „beschis…“ worden, nicht gerade angenehm! Aber alles hübsch der Reihe nach.

Schon früh am Morgen treffen wir uns mit Präses Ph., um uns auf den Weg in den Busch zu machen, etwa zwei Stunden Fahrt, davon 12 km über Buschpiste mit allertiefsten Furchen und Schlaglöchern. Auf der Hauptstraße legt der liebe S. wieder etliche Schlagloch-Slalom-Aktionen in Meisterleistung hin.

Es geht mitten in den Busch, leider kann ich mir den Namen des Dorfes nicht merken. Was uns dort wohl erwarten würde? Wir jedenfalls würden dort erwartet werden, sagt der Präses.

Unterwegs an der Hauptstraße über 80 km (!) etwa alle 500 Meter ein bis drei Polizisten. Keineswegs, um unsere Reise zu eskortieren. Nein, der Präsident hat sich angesagt, um auf den nationalen Krankenschwesterntag zu kommen und dort auf einer Kundgebung zu sprechen. Damit er mit einem Konvoi von gewöhnlich etwa 40 Autos „freie Fahrt“ hat, wird dann – wenn er kommt – der komplette Verkehr für geraume Zeit angehalten. Uns trifft es nicht, aber unseren Gastgeber.

Unterwegs nehmen wir noch den Pastor Regionalleiter mit an Bord, ebenso werden unabgesprochen schwere Säcke „an Bord geladen“, die noch „mitreisen“ sollen. S. ist „not amused“, weil er weiß, welche Straßen auf uns warten. Sechs Personen sind wir schon.

„Das ist unsere Taufstelle“, sagt der Regionalleiter und weist auf einen kleinen See, eher ein Schlammloch. Die Spuren der Kuhhufen sind unübersehbar. Kräftig durchgeschüttelt kommen wir endlich am Zielort, irgendwo mitten im Busch, an. Am Montagmorgen treffen wir eine ziemlich große Gemeinde an, die schon singt und auf uns wartet. Wie versprochen.

Predigt, Grußworte, Gebet für die Gemeinde – und die riesengroße Kinderschar. S. ist angefragt, ob er Gelder für Zement für den Fußboden zur Verfügung stellen könne. Sein Herz ist berührt von dem, was er sieht – und er ist vorbereitet, der Gemeinde zu helfen. „Man muss sich wirklich leiten lassen, wir können nicht auf jede Bitte eingehen“, erklärt er. Aber das, was die Gemeinde hier selbst geleistet und investiert hat (ein Dach gibt es hier schon…), bewegt ihn zu helfen. Mich spontan auch.

Zum Ende des Gottesdienstes wird eine Decke ausgebreitet und die Gemeinde hat ein paar „Naturalien“ als Gaben für die Besucher, also uns, mitgebracht. Erdnüsse, Zuckerrohr, Süßkartoffeln, Mais – und zwei lebendige Hühner. Geben ist immer ein Segen, egal wie viel man hat oder nicht hat.

Dann besuche ich noch die „Nursery School“, so was wie ein „Ein-Raum-Kindergarten“. Viele Gemeinden haben so etwas, die 61 Kinder sind über meinen Besuch begeistert..

Ohne Mittagessen dürfen wir nicht gehen, „lehnt das bitte nicht ab“, sagt der Regionalleiter. Machen wir auch nicht. Und so gibt es bereits um 11:15 Uhr – na, du weißt schon, wenn du meine Berichte aufmerksam gelesen hast. Richtig: Nsima und Chicken.

Mit großem Tralalala werden wir etwas später verabschiedet, inzwischen hat es aber mehrere wolkenbruchartige Regenfälle gegeben, die die Straße leicht „vermatscht“ haben. Alle Geschenke werden in unser Auto geladen. Und die Hühner? Die dürfen natürlich auch mitreisen. Ihre Beine sind zusammengebunden, damit sie nicht durchs ganze Auto springen können. Das erzeugt hier kein großes Aufsehen.

Dann etliche Kilometer zurück Richtung Lilongwe. Der Präsident ist immer noch bei seiner Kundgebung, die Polizisten schieben immer noch Wache.

Unsere nächste Station: Waliranji, ein kleiner Marktort auf dem Weg Richtung Lilongwe. Hier wohnt Bishop H.  Er ist ein echter Vater im Glauben und S. hatte ihn vor über 40 Jahren nach Ntcheu, gebracht, wo wir die Konferenz hatten. Wesentliche Teile dieser Gemeinde (auch des Hauses) sind ihm zu verdanken. Mo. erzählt von dessen persönlichen Gebetswochen, die er immer auf dem Berg hinter dem Ort gemacht hat. Das hat viel an geistlichem Fundament gelegt. Wir gratulieren zu seinem 80. Geburtstag, überbringen kleine Geschenke, Segensworte und Gebete. „Kannst du bitte eine Botschaft für die Christen in Deutschland auf Video aufnehmen?“, fragt er mich. Na klar. Da diese etwas länger (und die Datei damit größer ist), poste ich sie hier nicht. Ich leite sie dir gerne auf Anfrage weiter. Schreib mir einfach.

Auch hier kommen wir natürlich nicht ohne Essen weg, es ist so gegen 14 Uhr, als es an diesem Tag zum zweiten Mal Mittagessen gibt, du darfst wieder raten… Richtig geraten. Diesmal ist noch ein wenig Salat dabei, alles liebevoll gemacht. „Wir sind bei Familie H., wenn wir früher bei ihnen vorbeikamen, nie ohne Essen weggekommen“, kommentiert Mo. die Gastfreundschaft. Auch das ist Afrika.

Bis wir die Rückreise antreten können, haben wir noch für die älteste Tochter der Hs. gebetet, die an verschiedenen Erkrankungen leidet und infolge dessen nicht gehen kann, sondern sich über den Boden robbend und schiebend im Raum bewegt. Das lässt einen mitleiden. Wir sehen noch ein Video von He., dem drittältesten Sohn, der als Evangelist auf den Dörfern unterwegs ist und dort Tausende erreicht. Mutig. Sein jüngster Bruder (das siebente Kind der Hs.) stellt uns sein Buch (die Biografie seiner Eltern) vor, das er gerade aufgelegt hat – und macht noch haufenweise Fotos zur Erinnerung. Er ist der Kreative.

Weiter geht es zurück nach Lilongwe. Die Polizisten sind immer noch da, die staatliche Personalplanung nimmt hier scheinbar keine Rücksicht, wie effektiv deren Einsatz ist. Den Präses setzen wir kurz vor unserem Haus an einem Treffpunkt ab. Er wird von einem anderen Pastor mit dem Auto der AFM abgeholt. Also müssen wir alle Säcke und Geschenke in das andere AFM-Auto umladen, damit sie mit nach Blantyre kommen. „We will share it with you“, erklärt Mo. weitsichtig, denn sie sind nach meiner Abreise auch nicht mehr so lange da, um alles aufessen zu können.

Ich will noch ein Video von den Hühnern für meine Enkel machen. Solche transkulturelle Erfahrung hat man ja in der Tat nicht jeden Tag. Nein, die Hühner sind wirklich die ganze Fahrt über artig und haben aus Respekt unser Auto nicht beka..t. Als ich das Huhn aus dem Auto und dann „liebevoll“ auf den Arm nehme, ist es wohl doch etwas schockiert, vermutlich hat es noch keinen Weißen gesehen. Meine Mitreisenden schreien auf, aber da ist es schon passiert. Volltreffer auf Sweat-Shirt und Hose. Der Präses selbst legt Hand an, um das zu beseitigen, was das Huhn angerichtet hat. Ich hätte es mir ja auch denken können…

„How I would have loved you to stay back“, schreibt mir Pastor M., der Bibelschulleiter, während ich diesen Bericht schreibe. Ja, es war wirklich eine außergewöhnliche Zeit, die ich hier hatte. Und berichtet habe ich auch gerne.

Morgen ist der Rückflug angesagt – Check-in ist schon per Internet erledigt – und es gibt nochmal einen letzten Bericht. „Was soll ich nächste Woche abends bloß lesen“, schreibt mir gestern C. aus Augsburg. Ich bin mir sicher, dass ihr als vielfache Oma nicht langweilig werden wird.

Gute Nacht.
Frank


Dienstag / Mittwoch, 13./14.05.25* (Epilog)

Mittwochmorgen: Welch eine tolle Reise geht zu Ende. Ich sitze im ICE von Frankfurt nach Köln, 289 km/h erreicht er in Spitze, und so werde ich es nicht schaffen, diese Zeilen bis Köln fertigzustellen. Zu schnell ist die Bahn.

Der Dienstag ist noch einmal ein spannender Tag. Mt. schreibt mir am Morgen, dass ich „gesegnete Begegnungen“ haben werde, eigentlich ist nicht mehr viel geplant, aber man weiß ja nie.

Der Abschied bei J. und Ma. ist sehr herzlich, sehr liebe Leute, bei denen wir sein konnten. J. lässt noch extra für mich Ingwer und Kurkuma im Garten ausbuddeln, damit ich sehen könnte, wie die Wurzeln und die dazugehörige Pflanze aussehen. Nein, nicht mitnehmen, nur anschauen. Und Sandwiches müsste ich unbedingt mitnehmen, bis ich auf dem Flieger wieder was zu essen bekommen würde…

Auf dem Weg zum Flughafen möchte S. noch ein Meeting bei den „Assemblies of God“ wahrnehmen, da die Bibelschule eine Kooperation in Sachen BA-Programm bräuchte. Das Gelände der Assemblies of God ist beeindruckend. Als wir vor (ebenfalls) J’s Büro warten, die das Thema betreut, kommt Jm. aus der Tür heraus, an der „Deputy President“ steht. Er kommt freundlich auf uns zu und wir kommen miteinander ins Gespräch. Er hat in Malawi quasi die Rolle, die ich einige Jahre im BFP hatte. Die Begegnung ist gegenseitig äußerst inspirierend. Ich berichte von unserer Entwicklung in Deutschland, er von den AoG in Malawi, die von 50.000 Mitgliedern und etwa 150 Gemeinden in den 1980er Jahren auf derzeit 3000 Gemeinden mit über 750.000 Mitgliedern gewachsen ist. Er erzählt mir von ihrem 1:1:1:1 – Programm, aber darüber werde ich an anderer Stelle berichten.

Mit einer kleinen Gebetszeit verabschiede ich mich von den Bs. am Flughafen in Lilongwe. In der Warteschlange und im Bus zum Flugzeug komme ich mit mehreren Kanadiern ins Gespräch, die in Malawi evangelisiert und Bibel verteilt haben, sie sind zu zwölft unterwegs. Ge., ein junger Mann, leitet das Team und obwohl wir nur wenig Zeit haben, ist das Gespräch höchst intensiv. Ob sie nicht He., dem Evangelisten, den ich getroffen habe, Bibeln zur Verfügung stellen können, will ich wissen, denn das ist die Stärke ihrer Organisation. Ich hoffe, dass ich den Kontakt irgendwie herstellen kann. In Addis treffen wir uns vor der Security nochmal und können uns noch Segen zusprechen. Wiedersehen werden wir uns vermutlich nie, aber welche Ermutigung liegt in der kurzen Begegnung.

„Devine appointments“ (Himmlische Verabredungen) – wie oft habe ich das auf Reisen schon erlebt. Im Flieger sitze ich zuerst neben einem Mann aus Indien, dann neben einer Frau aus Berlin. Bei solchen Gelegenheiten versuche ich in der Regel, über Jesus ins Gespräch zu kommen. Der Inder ist überhaupt nicht offen für Kommunikation, mit der Frau aus Berlin komme ich über eine gewisse Tiefe nicht hinaus. Und „zudröhnen“ will ich auch niemand. Schade, oft geht es so einfach.

Beim Security-Durchwühlen des Handgepäcks werde ich unfreundlich gefragt, was ich denn in Malawi gemacht hätte, der Mann vor mir wird gefragt, warum er denn so viel Geld im Handgepäck bräuchte: „For lunch“, ist seine lapidare Antwort – und er kann weitergehen. Insgesamt wird man aber hier sehr freundlich behandelt, aber doppelt und dreifach kontrolliert. Immer wieder den Pass vorzeigen, bei der Einreise war das noch schlimmer.

Bei der Zwischenlandung in Addis bin ich ein wenig eingeschlafen. Der Flieger setzt sehr hart und rumpelnd auf, so dass ich hochschrecke. Im ersten Moment denke ich, S. hätte mit dem Auto ein Schlagloch übersehen – aber in Malawi bin ja wirklich nicht mehr, nur noch in den Träumen.

Dann beginnt auf dem Flughafen die Suche nach Strom, Computer und Handy aufladen, denn im Flieger kann man gut am Computer arbeiten – solange der Vordermann seinen Sitz nicht nach hinten neigt… Die meisten Steckdosen gehen nicht, das nächste Mal muss ich mir einen Adapter für britische Steckdosen zulegen, dann halten die deutschen Stecker mindestens.

Das Essen bei „Ethiopian Air“ ist eigentlich immer gut – und reichlich. Auf dem Flug von Addis nach Frankfurt gibt es sogar Abendessen und Frühstück. Nur die Ansagen des Kapitäns kann man dank des schweren Akzents kaum verstehen. Und die Koffer kommen meistens zuverlässig mit, so auch diesmal. Thanks. Der Missionsdirektor hat das schon ganz anders erlebt.

Um 7:23 Uhr bin ich am Gleis 7 des Flughafenbahnhofs in Frankfurt, die weiten Wege dort tun meinem Schrittzähler gut. Zwei Minuten später fährt der ICE nach Essen ein, der um 8:14 Uhr in Köln sein soll, zwischenzeitlich geht die Prognose auf 8:11 hoch, am Schluss wird es dann doch 8:23 Uhr, so dass der Anschluss wieder mal knapp wird. Ich muss mich etwas beeilen, zweimal wird mir angeboten, dass man mir einen meiner beiden Koffer tragen will. Sehr gut. Ich bin beruhigt, die DB ist doch immer noch zuverlässig verspätet – und der Anschlusszug auch. Alles beim Alten in good old Germany, ich hatte mir schon Sorgen gemacht… Dafür ist es hier heute wärmer als in Afrika. Unfassbar.

9:01 Uhr: Gleich bin ich in Wuppertal. Zeit, um ein kurzes Fazit der Reise zu ziehen. Spontan, noch nicht tiefer reflektiert, nenne ich:

  • Wie gut geht es uns in Deutschland! Ich sollte dankbarer sein!
  • Die Qualität von geistlichem Leben und innerer Zufriedenheit ist nicht von unseren (positiven oder nicht so positiven) Lebensumständen abhängig.
  • Mission ist in Veränderung. Wir brauchen Partnerschaft in beide Richtungen. Ich habe selbst viele Impulse während der Reise aufnehmen können. Ich bin in jeder Hinsicht reich beschenkt worden, nicht nur mit lebendigen Hühnern.
  • Die Investition, Ps. M. im vergangenen Jahr hier nach D zu holen, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Er kann die Bibelschule dort jetzt mit einer weiteren Sicht ausbauen, die in MW unbedingt erforderlich ist. (Sorry, nicht alle Mitreisenden wissen, was ich damit meine, es ist nur für die Reisenden aus Velbert.)
  • Mit wenig Aufwand können wir viel Gutes tun, aber es geht um viel mehr als äußere Hilfe.
  • Gottes (geistliche) Versorgung und Impulse, um diese weiterzugeben, war voll und in großer Leichtigkeit da, dafür bin ich voll dankbar. Genau, wie ich es vor Reisebeginn geträumt hatte.
  • Wie gut ist es, Beter im Hintergrund zu haben.

Auch wenn es etwas Zeit gekostet hat, diese Berichte für euch zu schreiben, haben mir eure zahlreichen Feedbacks gezeigt, dass es schöner ist, eine „Gruppenreise“ zu machen – und nicht allein zu reisen.

Ich sage „Danke“ für dein „Mitreisen“, für dein Interesse, deine Ermutigung und deine Gebete.

Gottes Segen
Frank

P.S. Nein, ich habe nicht vor, als Missionar nach Malawi zu gehen…

Doku: Transport in Malawi… 🙂

Während der Reise habe ich ein paar Fotos gemacht, wie „Transport“ in Malawi geschieht. Eine kleine Auswahl.

Ohne Worte.

Besuch in Malawi 2024

Frank war Anfang April zu einer Missionsreise nach Malawi unterwegs. Kurz darauf berichtete er bei den Senioren der CG Velbert über seine Reise.

Hier ist der Reisebericht im Telegramstil wiedergegeben.

Bauen seit zehn Jahren

„Kann ich den Generator abschalten? Zwei Stunden sind vorbei“. Missionar Bodo  Hoffmann schaut in mein kleines Zelt herein, der Laptop steht auf dem Tisch, das Handy für’s lahme Internet liegt daneben. Aber es geht wenigstens. „Kann ich noch fünf Minuten haben, ich muss noch eine Email nach Deutschland senden“. Der Evangelist ist großzügig.
Baustelle Mission ohne Stromgenerator? Hier unterhalb der sagenumwobenen Drakensberge „in the middle of nowhere“ (in der Mitte von Nirgendwo) ist er unser wichtigster Mitarbeiter. Ohne ihn geht hier fast gar nichts.

Weiterlesen durch Klick auf die nebenstehende Grafik.

Franks kleines Missions-ABC

Von den Eindrücken meiner Reise nach Südafrika entstand das kleine „Missions-ABC“. Durch Klicken auf das Bild kannst du diese selbstablaufende Flash-Animation in einem separaten Fenster starten.  Dauer: 6:46

„Ich sollte die Pastoren erledigen“

Im Nachklang zur Evangelisation in Südafrika schrieb mir B. am Mittwoch folgenden Bericht:

‚Gestern habe ich das Team nach einer ereignisreichen Evangelisation nach Hause gebracht. Wir hatten wir diesmal viel mit dämonisch belasteten Menschen zu tun. Das äußerte sich dadurch, dass einige Frauen laut während der Anbetungszeit oder unter Gebet zu schreien anfingen, sodass wir sie meistens hinaustragen mussten, um mit dem Gottesdienst fortfahren zu können.

Wir fanden bald heraus, dass vor allem die Anwesenheit von N., einer jungen Frau, damit zu tun hatte. Die Betroffenen hätten von ihr Yoghurt zu essen bekommen, der mit ihrem Blut vermischt war.

Im Gebetszelt versuchten wir, mit den Betroffenen zu sprechen, sobald sie zur Besinnung kamen. Wenn wir sie ermutigten, den Namen Jesus anzurufen, konnten sie dies nicht tun. Sie versuchten es „Je….Je….Je….Je….“ – konnten aber den Namen des Herrn nicht über die Lippen bekommen.

Es kamen uns bereits Gerüchte zu Ohren, dass Manche uns für den Auslöser und Verursacher dieser negativen Manifestationen hielten.  An dem Wochenende, an dem Frank uns verließ und zurückflog, war N. spurlos verschwunden. Montag kam dann die Direktorin der High School zu uns mit der Kopie eines Briefes, den N. hinterlassen hatte. Hier der etwaige übersetzte und gekürzte Wortlaut:

„Ich habe im März 2010 angefangen, für den Teufel zu arbeiten. Zuhause habe ich meine Eltern nicht mehr respektiert. Bei einem Sportereignis mit anderen Schulen habe ich einen silber-goldenen Ring gekauft, mit dem ich die anderen Mädchen manipulieren konnte, sodass sie nicht zuhören, keinen Respekt mehr haben und Ehebruch begehen. Ich habe auch Pastoren manipuliert. 2011 habe ich angefangen, Blut zu trinken. Als das Zelt jetzt nach E. kam, sollte ich die Pastoren erledigen, aber ich konnte es nicht, da sie stärker waren, als ich.

Dann hörte ich diese Stimme, die sagte „geh heim und denke darüber nach, denn du hast viele Leben ruiniert. Was wirst du tun?“ Doch dann antwortete ich „Gott ist größer als der Teufel“ – das war, als ich mit dem Schreien anfing. Wenn ich zum Tor unseres Hauses komme, verliere ich die Besinnung, meine Hände werden hart und mein Körper schüttelt sich. Dann fange ich an zu schreien. Samstagabend ging ich in die dunkle, geistliche Welt und ich ging unter das Meer, wo ich das ganze Wochenende verbrachte.

Mein Leben ist jetzt sehr fern, da ich wieder in die dunkle, geistliche Welt gegangen bin. Es war nur mein Schatten, der weg war (wenn ich meinen Körper verlasse). Als ich diesen Brief schrieb, kam ich zur Besinnung. Bitte helft mir und heilt meinen Schatten.

Niemand verhext uns von außerhalb unserer Familie. Das Problem kommt von innerhalb. Nun habe ich zu kämpfen mit denen, die wollen, dass ich in die dunkle, geistliche Welt gehe und dort Dinge tue, die ich nicht will und das Blut von Menschen trinke. Sie mögen es nicht, dass ich an den Zeltgottesdiensten teilnehme. Ich selbst bleibe unter dem Meer an der Südküste.“

Am Montag predigte ich über „Jesus – Täufer mit dem Heiligen Geist“, da wir uns auch am Nachmittag im Grundkurs für die Neubekehrten diesem Thema näherten. Beim Aufruf kamen viele der Neubekehrten nach vorne, darunter auch einige der Mädchen, die dämonisch belastet waren. Sie fielen unter Handauflegung zu Boden, diesmal ohne Geschrei und ganz friedlich. Das Gleiche wiederholte sich am nächsten Tag im Grundkurs; einige fingen sogar spontan an, in Zungen zu beten.
Am Mittwoch kam N. beim Bekehrungs-Aufruf nach vorne. Als ich Hände auflegte, sank auch sie friedlich zu Boden.

Am Donnerstag waren wir nachmittags eingeladen, einen besonderen Gottesdienst in der High School abzuhalten. Während des Lobpreises fingen wieder einige Mädchen an zu schreien und mussten festgehalten und weggetragen werden. Es hörte sich an, wie man sich die Hölle vorstellt.

Während ich predigte (über die Gefahr, mit dem Feuer zu spielen und dem einzigen sicheren „abgebrannten“ Ort – Jesus) wurde es still, um nach der Predigt wieder anzufangen. Es waren auch viele Eltern anwesend, die dazu von der Schulleitung eingeladen worden waren. Fast alle Jugendlichen hoben ihre Hand beim Bekehrungsaufruf. Nach dem Gottesdienst händigte uns N. ihren Zauberring aus.

Bis zuletzt kamen im Evangelisationszelt Menschen beim Aufruf nach vorne. An den letzten beiden Abenden war das Zelt fast bis auf den letzten Stuhl voll. Am Tag des Abbaus war N. bis zur Abfahrt bei uns zusammen mit ihrer Mutter, die ebenfalls Jesus angenommen hat.

Die zahlreichen Neubekehrten haben bereits Eigeninitiative ergriffen und wollen sich nicht auf die Nacharbeit des etwas entfernt wohnenden Pastors verlassen, sondern sich selbst zum Gebet in ihren Häusern organisieren.

M. geht es inzwischen wieder ganz gut. Ich hatte sie ja am letzten Tag der Evangelisation mit akuter Lungen-entzündung zum Arzt bringen müssen. Vielleicht wollte uns der Teufel noch eins auswischen, aber er kam auf jeden Fall zu spät damit!‘

P.S. Das Mädchen N. hatte den „Auftrag“, 17 Personen unter ihre Gewalt zu bekommen und negativ zu beeinflussen. Nur bei vier Personen hatte sie es bis zum besagten Zeiptunkt geschafft.

Zwischen Himmel und Erde…

Schwülwarm ist es in Durban. Der Himmel ist mit Wolken verhangen. Ob ich Gang oder Fenster sitzen möchte, fragt mich die nette Dame der British Airways im zur Fussball-WM neuerbauten King Sharka Int. Airport.  Gang, sage ich spontan, ich überlege kurz, nein, ich nehme doch lieber Fenster, dann kann ich noch ein wenig fotografieren.

Leider hat kurz vorher mein Akku schon schlapp gemacht. Dank zahlreich vorhandener Steckdosen am Flughafen und meinem jetzt eigenen Südafrika-Adapter kann ich den Akku für den Fotoapparat nachladen. Es wäre schade gewesen, wenn ich das nicht getan hätte…

143 Bilder mehr zeigt mein Zähler beim ersten Stop in Johannesburg. Etwas müde habe ich mich rechts auf 8F anstatt links auf 8A gesetzt, Ich entschuldige mich bei den anderen Passagieren für meine Schlafmützigkeit, als ich es merke – und setze mich auf die linke Seite.

Das Flugzeug durchbricht die Wolkendecke. Wow! Ein „intergalaktischer Sonnenuntergang“ über den Wolken. Das Fotografenherz schlägt höher. Die knappen 35 Minuten über den Wolken nutze ich zum Dauerfeuer mit der Canon Powershot… Wie gut, dass ich Fenster hatte – und dann noch auf der „richtigen“, der Sonne zugewandten Seite!

13.000 Meter Flughöhe, sagt der Pilot an. Irgendwo zwischen Himmel und Erde. Da ist es heute besonders schön, auf alle Fälle, was die Optik angeht. So irgendwo zwischen Himmel und Erde habe ich mich in diesen Wochen hier in Südafrika wirklich gefühlt. Es war einfach super hier zu sein. Dieser Tag ist ein sehr schöner Abschluss.

Durban – wieder ein anderes Stück Afrika. Grooooßstadt, afrikanisch-chaotischer Verkehr, „nichts im Auto lassen“, hat man uns gesagt.  Wir kommen am „Jesus-Dome“ vorbei, unweit davon das „Durban Christian Center“. Alles „mega“. In der South African Bible Society in der Ramsey Road müssen wir hupen. Die Klingel am Tor ist defekt, man wird per Schild ums Hupen gebeten. Innen werden wir wohlwollend empfangen. Ja, wir brauchen „ein paar“ Zulu-Bibeln.

Als die freundliche Dame an der Rezeption erfährt, dass wir so an etwa vierhundert gedacht hatten, holt sie Reverend Dirk, der hier der lokale Direktor für Kwa Zulu Natal ist. Er hört sehr interessiert zu und er freut sich über die Aussicht, dass die Bibeln in völlig ländlichen und armen Gebieten kostenlos verteilt werden. Glücklicherweise habe ich ein Foto dabei, auf dem BnK. ein paar Bibeln austeilt, das ich Dirk schnell aus meinem Eierbrett unter die Nase reibe. „Könnt ihr von der Verteilung ein paar Bilder senden“? „Alle Missionare brauchen gute Bilder“, zitiert K. später im Auto.

Sofort ist Dirk bereit, uns noch im Preis weiter entgegenzukommen, indem er unser Quantum um 50 kostenlose Bibeln aufstockt. So liegt der Preis effektiv knapp über zwei EUR für eine komplette Bibel. Klasse. K, freut sich wie eine Schneekönigin. Dirk informiert mich noch über das Sprachprogramm der Bibelgesellschaft für Leute, die nicht lesen können. Hier werden Hörgruppen gebildet, die sich dann die Bibel in ihrer Muttersprache anhören können. Die Sets dafür sind kostenlos. Er will mir das gleich vorführen, ich winke ab. Ich muss zum Flieger. Aber darüber muss ich B. in Kenntnis setzen, die Idee ist toll.  Er könnte sich das beim nächsten Besuch zeigen lassen.

Wir deponieren meinen Rucksack und meinen Koffer bei den Bibeldruckern und fahren um ein „paar Häuserblocks“ zum Victoria Street Market. Afrikanische Kunstartikel sind hier sehr günstig und mit etwas Verhandlungsgeschick sogar noch etwas günstiger. Mein Koffer ist schon 24 kg schwer, statt der erlaubten 23. Und mein „kleines Handtäschchen“ mit Bibeln und Computer-Utensilien bringt etwa nochmal die Hälfte auf die Waage. Trotzdem habe ich schließlich noch zwei Plastiktüten mehr… Niemand fragt während der drei Flüge auch nur ein Pups nach.

Durban ist eine echte afrikanische Großstadt. Am Straßenrand liegt ein Bettler, er sieht wie tot aus. Direkt daneben wird Haarflechterei, echt Ghana-Style, angeboten. Direkt an der Ampel türmen sich die Mehlsäcke, daneben gibt es die Maurer-Kelle, nicht rostfrei, versteht sich – man sieht es schon deutlich. Die schwarzen „frischen“ Ziegenköpfe brauche ich für meine Facebook-Freunde, das wird mir einige „likes“ oder nette Kommentare bringen… Knipps. Dumm, verwackelt, nochmal. Tatsächlich, 10 Sekunden nach Veröffentlichung sind später zwei erhobene Daumen da! Ich hab’s geahnt.

Unsere Parkzeit ist abgelaufen. Hier hätten wir noch länger bleiben können. Die Fahrt zum Pazifik, den K. mir noch „unbedingt“ zeigen wollte, sparen wir uns. Die Uhr tickt gnadenlos. Schnell zurück zur Bibel-Society. 23 Kisten Bibeln à 15 kg. Eigentlich müsste der 430.000er Mercedes das packen, sinnieren wir. Papiere? Enh, enh, nicht dabei. Wir probieren es, alle Kisten rein. Bedenklich hängt er in den Seilen, der Auspuff zu nah am Boden, der Radkasten bedenklich über den Reifen. Damit lasse ich  K. nicht alleine fahren… Ich gehe wieder an die Rezeption. Ob wir nicht ein paar Kartons vorübergehend hier lassen können? Kein Problem. Also, sieben Kisten wieder raus, macht über hundert Kilo Erleichterung für den betagten Benz. Kisten gut beschriften, K. lässt sich vom Lagervorsteher, einem Schwarzen, den Namen geben, ja er will auch gut aufpassen, auch ohne „Miete“, wie er vorher gescherzt hat.

B. wird per Handy informiert. K ist total happy. 450 ganze Bibeln, welch ein Segen! „Danke bitte den Sponsoren in München herzlich, das ist soooooo eine große Hilfe“. Dass ein Teil noch in Durban lagert, ist dabei fast Nebensache.

Auf geht’s zum Airport, der Benz hat ganz schön zu schnaufen. Der erste Berg steil runter kommt 500 Meter nach der Bibel Society – und dann genau so steil wieder hoch. „Ich nehme Anlauf“, sagt die couragierte Missionarin. Geschafft. Ob sie den schon für ein neues Privatauto beten, will ich wissen? Ooh ja, das tun wir. „Ein Golf oder so, das wäre klasse, muss nicht neu sein“ K. träumt bereits vom neuen Auto, wir verpassen die Ausfahrt.“ „Ob wir denn nicht…“, frage ich vorsichtig, ich will nicht der Oberlehrer sein. Ja, wir hätten!

Ich verspreche, dass auch wir dafür beten werden und ich das Anliegen mit nach D. nehmen will. In Afrika wächst das Geld für die Mission auch nicht an den Bäumen…  Zum Andenken fotografiere ich noch meine „Benz-Reparatur“ mit dem gelben Gilad-Schalit-Memory-Bändchen aus Jerusalem, das ich „in the middle of nowhere“, als der Benz kurz vor den Drakensbergen versagte, noch in der Seitentasche meines Rucksacks fand. „Passt scho,“ hätte der Mechaniker das nur kommentiert – und meine “Reparatur” so belassen.  Missionarsleben ist fast jeden Tag irgendwie aufregend, kriege ich hier nicht nur nebenbei mit.

„Komm bald wieder!“ Beim Drop off am Flugplatz intoniert K. denselben „Song“, wie das Team. Nun, den Stromadapter nehme ich mal mit nach Hause, damit ich im Falle eines nächsten Besuches schon beim Stopover einen hätte. Damit bekunde ich zumindestens keine Unwilligkeit. K. ist zufrieden. „Ruf mich einfach auf dem Handy an“, falls du Probleme wg. des Gepäcks hast. Habe keine, Anruf wird nicht nötig. Bis Frankfurt geht alles glatt. Nur in Amsterdam wollen sie meinen Rucksack nochmal scannen – zu viele Kabel drin.

Auch beim Nachtflug ist die Versorgung bei KLM allerbestens. Nach “afrikanischem Flusswasser” tun die europäischen Getränke richtig gut. “Mein” Stewart macht die Sache besonders gut. Am Ausgang danke ich ihm und sage wertschätzend, dass er eine Gabe für diesen Job hat. Seine Chefin hört das und bedankt sich bei mir für das Kompliment. “Thank you, that you’ve said that to him.”

In Amsterdam werde ich mit minus 15 Grad “schockgefrostet”. In der Toilette heisst es ein warmes Hemd anziehen, Sandalen gegen feste Schuhe tauschen. Auch die warme Mütze ist greifbar. Aber die warme Jacke ist leider in München… Ich werde den afrikanischen Sommer vermissen.

Doch noch bin ich Durban. K. verteilt die Bibeln gleichmäßig im Auto. Die Tür des Benz fällt ins Schloss, die Zierleiste steht wie ein kleiner Seitensensor weit ab und vibriert. Dieses Auto ist wirklich erneuerungsbedürftig…

Am King Sharka Int. finde ich tatsächlich ein schwaches offenes Internet. Auch hier hat man schon gemerkt, dass man mit diesem Angebot die Reisenden „richtig abzocken“ kann. Das Burger-Restaurant, in dem ich sitze, hat leider auch kein offenes Netz, obwohl eines da ist. Schnell vor dem Abflug eine Mail mit ein paar Bildern von den Bibeln nach München schicken, die Sponsoren sollen fast live dabei sein. CC an B. Der antwortet postwendend. „Wir beten gerade für den Gottesdienst. Danke für deine Energie, die du in die Zeit hier investiert hast.“ Der Dank freut mich sehr. In den mehr als zwei Wochen des intensiven Miteinanders ist wirklich etwas gewachsen.

In Amsterdam eine weitere Mail von B. aus den Drakensbergen. “Wir vermissen dich hier…” Ich das Team und die Evangelisation auch…

Der Kellner legt mir die Rechnung hin, Ja, ich kann mit Kreditkarte bezahlen, habe ich vorab ausdrücklich gefragt. Beim gefühlt zehnten Anlauf mit vier (!) Abbuchungsgeräten und eine halbe Stunde später brauche ich dann doch keine Teller waschen. Ich eile zum Gate.

Bye, bye Kwa Zulu Natal. Wenn ich kann, komme ich gerne wieder…

Golfspielen oder Predigen?

„HIS Church“. Das kleine weiße Schild weist auf ein Gebäude hin, das bei uns eher zu den Sanierungskandidaten gehören würde, aber kein exklusiver Golfclub wäre. Die Standards sind hier einfach anders. Im Hof mehrere Golf-Caddys, einige ältere Herren fachsimpeln, leicht an ihren Golfwagen gelehnt. Rechts darf man nur als Mitglied rein oder: 35 Rand pro Besuch, wenn man kein Mitglied ist, quasi Stuhlnutzungsgebühr.

Links dürfen alle rein. Ohne 35 Rand zu zahlen. Ich entscheide mich, wie kann es auch anders sein, gegen das Golfspielen. Aber angucken will ich mir das schon, so wage ich einen Blick auf den Golfplatz, von der Seite. Aus dem Fenster oben links dringt mir bekannte Musik. Ich kehre schnell wieder um.

Die Ventilatoren laufen auf Hochtouren. John stellt sich mir als Pastor der Gemeinde vor. „Pope“, heißt er sinnigerweise mit Nachnamen. Die Gemeinde ist überhaupt nicht „religiös“ und nicht formbetont, hat B. mir vorab gesagt. So verzichte ich auf mein Jacket. Auch wg. der Wärme passt das besser.

Vor dem Gottesdienst trifft sich das Lobpreisteam, K. ist mit ihrer Gitarre dabei, H.-Tochter M. singt im Team, H.-Tochter C. tanzt begeistert. Der Lobpreis gefällt mir sehr, nach zwei Wochen „schwarzer Musik“ tun einigermaßen bekannte Lieder gut. Hillsong, Michael “Dabbelju” Smith und Freunde sind hier ebenso gut bekannt, wie bei uns.

Die Vision von „His Church“ ist auf einem Display zu sehen. Sie spricht mich an. Das hat viel Mühe gekostet, meint K.. Aber die Gemeinde ist in den letzten vier Jahren aus dem Wohnzimmer rausgewachen und eine nette – nicht zu große – Gemeinde, aber mit Außenwirkung geworden, erzählt K. später. „Die Atmosphäre ist sehr herzlich und offen.“ Recht hat sie, das stelle ich selbst fest.

Familie H. ist hier super eingebunden. Das ist für einen Pastor wichtig zu sehen und zu „fühlen“. Als Missionar kann man auch ein Satellitendasein führen. Das ist bei ihnen nicht so. Dafür bin ich sehr dankbar. Besonders für die Kinder ist das wichtig. H.-Sohn S. hilft zur Freude seiner Mutter mit einem sehr guten Händchen im Kinderdienst mit. Kleine Kinder gibt es hier zahlreich. Es ist sehr schön, auch diese Gemeinde kennenzulernen. Ich soll Grüße mit nach München nehmen – natürlich. Und die aus München richte ich auch aus.

Einen Alpha-Kurs für Ehepaare soll es geben, wird angesagt. „Deine Predigt hat mir sehr gut gefallen.“, sagt mir H.-Tochter M. hinterher. Das Lob einer fast 18-jährigen jungen Dame bedeutet für einen Prediger viel. Auch ein Inder bedankt sich. „Never heared before…“ Ja, vor fünf Generationen sind seine Vorfahren aus Indien gekommen. Er aber ist hier geboren. Bavaria Munich and the German Bundesliga – das hat sein „like it“.

Nach dem Gottesdienst geht’s in den Supermarkt. Knackevoll schon die Tiefgarage – und das am Sonntag. Ich packe Peri-Peri Chili Soße, „extra extra hot“ in den Korb. H.-Tochter M. empfiehlt sie mir als „typisch südafrikanisch“. Ein wenig wird mich das ans Teamessen erinnern. M. ist begeistert, bei einem Tropfen raucht dir schon der Kopf, meint sie. Na, da sind viele Tropfen drin. Sie nimmt die Großpackung (auch typisch südafrikanisch) Hühnerfüße aus der Kühltruhe. Das eignet sich als Andenken nicht wirklich, obwohl es einigermaßen den Charakter der Belustigung tragen würde.

Die Missionarskids wollen am Abend einen Film gucken. „Der würde dich sicher auch interessieren.“, meint M.. OK, ich bin dabei. Das Ende verschnarche ich, wie daheim, Fernsehen ist eben ein gutes Schlafmittel für mich…

„Willst du unsere ersten Feigen probieren?“ K. ist begeistert, sie liebt sie. Die beste Ehefrau von allen mag sie auch so gerne. Aber wenn ich sie mitnehmen würde, hätte ich daheim nur Feigenmus.

Sie wird nachsichtig sein…

Ein Zulu-Huhn für zehn – Oder: Zehn Jahre Südafrika!

Die Überraschung gelingt perfekt: „Nichtsahnend“ kommt Evangelist B. am Freitagabend in das Versammlungszelt. Das Team hat eine kleine „Jubiläumsfeier“ für den Evangelisten vorbereitet, alles „hinter seinem Rücken“. 10 Jahre Dienstjubiläum in Südafrika, wenn das kein Anlass für eine kleine öffentliche Wertschätzung ist? Und sie gelingt – nahezu perfekt. Zehn Jahre – das war zwar schon im Dezember, aber dies ist die erste Evangelisation danach und der Besuch aus Deutschland, nicht nur aus diesem Anlass, ist eine willkommene Gelegenheit für die kleine Feier.

Heute sind die ersten Gottesdienstbesucher schon um 18:00 Uhr da und warten geduldig auf den Beginn der Versammlung. In der gerade zu Ende gegangenen Gebetsversammlung haben wir besonders um Schutz für das Team gebetet, da es, so wurde uns zugetragen, im Dorf negative Gerüchte über das Evangelisationsteam gibt. B. macht dem Team Mut, gerade jetzt nicht innerlich zurückzustecken, sondern mutig voran zu gehen.

Ende 2001 fängt der Dienst von K. und B. in Südafrika an. Zunächst mit einem kleinen Zelt, das auch heute noch ab und zu im Einsatz ist. Dieses Zelt hat zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Einsätze in der Münchner Hochhausstadt Neuperlach, einem echten städtischen Brennpunkt, hinter sich und geht per Container nach Südafrika. Der Dienst wächst und im Jahr 2010 kommt das größere, heutige Zelt dazu, das bis zu 1200 Zuhörern Platz bietet. Hier in der ländlichen Situation haben wir aus verschiedenen Gründen nur die „halbe Größe“ aufgebaut, die den Versammlungsbesuch auch gut aufnehmen kann.

„Du bist nicht nur ein Evangelist und Leiter, du bist wie ein Vater zu uns“. BnK, der afrikanische Teamleiter, der heute auch predigen wird, gibt Einblick in sein Innerstes. Die Wertschätzung kommt voll an. Grüße aus Deutschland, kleine Geschenke, die viel an innerer Verbindung ausdrücken. Die zehn Kerzen auf dem Jubiläumskuchen bläst der Evangelist spielend mit einem Schlag aus.

Vier und mehr Evangelisationen pro Jahr, so berichtet mir das Team, werden mit dem Zelt durchgeführt, in der Regel dann noch eine Nacharbeit. Dabei spielt das Team eine ganz wichtige Rolle. Der Evangelist kann seine Arbeit nicht ohne das Team ausführen – und das Team nicht ohne ihn. Ich bin sehr froh, dass ich meinen Besuch nicht nur für wenige Tage angesetzt habe, sondern mir insgesamt drei Wochen Zeit dafür genommen habe. So habe ich, abzüglich Reisezeit, ausreichend Gelegenheit und Zeit, die Arbeit wirklich kennenzulernen. Und während dieser Tage ist eine echte Freundschaft zum Team entstanden.

In eine Decke gehüllt, die er von der Teammutti M. und ihrem Mann als Geschenk bekommen hat, sitzt B. auf der Bühne. Die Szene strahlt einen Hauch von Gemütlichkeit aus. Aus der Menge kommen einzelne „afrikanische Mummys“ nach vorne, die ihre traditionellen Geschenke bringen. Mehrere Strohmatten, Reisigbesen, eine Vase und andere Gaben werden unter dem Jubel der Menge nach vorne gebracht. Einige kommen und werfen Geldscheine als Geschenk auf die Bühne dazu – jede Kultur hat ihre eigene Ausdrucksform von Wertschätzung.

Mir hat die Teammutti ein Flugzeug als Geschenk für B. mitgebracht. Die liebt er, meint sie. „Möge euer Dienst in neue Dimensionen aufsteigen“, ist mein Wunsch. Auch ich darf die Bühne nicht ohne Geschenke verlassen. Eine kleine südafrikanische Fahne freut mich besonders, „I love South Africa“. Das meine ich von Herzen. Als der „Master of Ceremony“ mit der Menge beim 10. „We love Germany“ ist, schreibe ich das doch eher der afrikanisch leichten Begeisterungsfähigkeit zu.

Doch auch heute sollen nicht einzelne Menschen im Vordergrund stehen, sondern das Evangelium. Auch in der Verkündigung ist Teamarbeit gefragt. Nicht nur der Evangelist selbst predigt, sondern auch andere Teammitglieder – es geht eben um die Inhalte, nicht um die Personen. BnK, die „rechte Hand“ von Evangelist B., predigt heute. Der Besuch ist inzwischen zahlenmäßig wieder gewachsen, nachdem er im Laufe der Woche etwas unter der regnerischen Witterung gelitten hat. Auch am heutigen Abend folgen etliche dem Aufruf zur Entscheidung für Jesus. Das ist und bleibt das Herzstück der Evangelisation.

Die Zeugnisse, die auch heute gegeben werden, zeugen von dem, was Gott an den Menschen getan hat. Auch die gute Beteiligung am Grundkurs ist ein Zeichen der Frucht. „Nun wollen wir die Menschen noch mit Bibeln versorgen,“ sagt der Evangelist und ist dankbar für die Münchner Zusagen für die Beschaffung von Bibeln, die in der Zwischenzeit per eMail eingetroffen sind. So will ich mich persönlich noch um die Beschaffung derselben kümmern. Mit der Bibelgesellschaft sind wir bereits in Kontakt. Auch heute beten wir für die Kranken, die zahlreich nach vorne kommen. Von den Ergebnissen aber haben wir bisher zu wenig gehört, moniere ich innerlich.

„Können wir noch ein Foto gemeinsam machen, Pastor Frank?“ X-mal höre ich diese Frage. Natürlich können wir. Diesmal habe ich „nur“ etwa 2100 Bilder gemacht, verdächtig wenig. Geduldig schieben wir 500 davon verkleinert per Bluetooth auf die Handys der Teammitglieder rüber. „Die lade ich alle per Handy auf mein Facebook hoch“. Na, wer sagt’s denn, dass Afrika rückständig ist…

Das “Geschenk des Abends” ist ein fertig zubereitetes Huhn, das nach der Versammlung vom Team in höchster Genüßlichkeit gemeinsam verzehrt wird. Während man bei uns zu zweit ein Hähnchen locker verspeisen kann, reicht hier das ganze Tier für zehn Personen – und alle werden satt. „Die Dame hat uns ihr bestes Huhn geschenkt“, meint M. und hält einen Beinknochen hoch. „Das war ein echtes kräftiges Zulu-Huhn“. Der Kuchen, inzwischen ohne Kerzen, ist der krönende Abschluss des Abends. S., mein Übersetzer, leckt genüsslich die Kuchenplatte ab. Allerdings verringert sich durch die opulente Mahlzeit die Schlafqualität meiner letzten Zeltnacht.

Eine ausgebüchste Kuhherde sorgt des Nachts noch etwas für Unruhe im Lager. Den Tieren gefällt besonders unser Wäscheständer. Das Schnaufen der Kühe ist deutlich durch  meine  Zeltwand zu hören. Dann stolpert die Kuh noch über meine Zeltseile…

Ein letztes Mal das Plumpsklo genießen, um 5:30 Uhr Koffer packen. Die afrikanische Mummy aus der Strohhütte winkt mir „Guten Morgen“ zu, die Klopapierrolle in der Hand, während der andere Nachbar versucht mit dem Solar-Panel die Batterie seines betagten Autos aufzuladen. „Oooh, das ist ein schmerzlicher Abschied“, meint T., der kleinste im Team, der sich immer um die Neubekehrten kümmert. „Wir haben viel von deinen Teachings mitnehmen können“. M, der Keyboarder ist sonst eher ein ganz stiller, „aber ein ganz Treuer“, meint der Evangelist.

Herzliche Umarmung, dann geht die Reise mit dem LKW los. LKW? Ja, der Pickup ist noch in der Reparatur, deswegen liegen mind. 6 Stunden Fahrt mit dem LKW vor uns. Geht nicht anders. Die 22 Kilometer „Gravel-Road“ (Schotterstraße) schaffen wir mit dem unbeladenen LKW in 1:15 h, das ist rekordverdächtig. “Immer, wenn ich die Evangelisation kurzzeitig verlassen muss, fällt mir das schwer und mein Herz bleibt hier…” B. spricht ein wenig wehmütig. So ist das eben, wenn man eine Berufung hat!

Ich freue mich auf die Duschmöglichkeit in der H’s „Missionszentrale“. Greytown steht für Sonntag auf dem Programm: Predigt in der Heimatgemeinde der H’s. „Dann lernst du nochmal ein anderes Südafrika kennen“, meint B. und steuert den Truck mit viel Gefühl und Erfahrung sicher über die vom Regen mega-aufgeweichte Gravel-Road. „Neulich wäre ich hier fast nicht hochgekommen“.

Über die Dörfer durch Townships geht es in die Großstadt Pietermaritzburg. Die kleinen Taxi-Toyota-Busse, fast das einzige funktionierende öffentliche Verkehrsmittel, liefern sich ein Rennen nach dem anderen. Vorbei an Slum-Vierteln und prunktvollen Villen, der Kontrast könnte nicht größer sein.

Südafrika ist eben anders – so und so!

„Ich bin stolz auf meine Münchner Gemeinde…“

Mittwochnachmittag. Ein richtig „nettes“ Gewitter geht über unsere kleine Zeltstadt runter. Dank “EierBrett” und separater Tastatur sitze ich „gemütlich“ in meinem Zelt und blogge ein wenig, den Computer habe ich (wohl besser so) vom Generator abgekoppelt, meine Stiefel und Regenjacke habe ich angezogen, falls wir „raus“ müssen, um etwas zu richten. Der Regen ist heftig, aber alle unsere Grabensysteme  funktionieren bestens.

Gleich soll der Nacharbeitskurs beginnen, hoffentlich hört das Gewitter bis dann auf. Kurz nach dem Mittagessen haben sich Wolkenberge über uns, 1620 Meter hoch in den Bergen, zusammengebraut. Dabei hat der Tag doch so anders begonnen…

7:00 Uhr, ein Mitsubishi, auch nicht aus den jüngsten Tagen, holt unser Team ab. Wir sind eingeladen in der „Clinic“ zu predigen. M, der hier als „Professional Nurse“, wie auf seinem Schild steht, arbeitet, hatte ich schon bei unserer LKW-Open-Air-Tour kennengelernt. Er war bisher fast jeden Abend in der Crusade und diente mit als Ordner. Ihn habe ich mit seiner herzlichen Ausstrahlung besonders ins Herz geschlossen. Er hat uns für diesen Morgen in die Klinik eingeladen.

Der Wächter der Clinic öffnet das Tor, am Eingang unübersehbar gleich ein Plakat unserer Evangelisation. Wir werden dem General Manager vorgestellt, an der Wand hängen goldgerahmte Bilder der „Großen“ von Südafrika und Kwa Zulu Natal, der hiesigen Provinz. „Schön dass ihr da seid, wir brauchen geistliche Speise“, begrüßt der Manager uns öffentlich. Das darf nicht wahr sein… Man stelle sich das in D. vor.

In der Wartehalle der Clinic sitzen ca. 40 Patienten, meistens Mütter mit Babies und ältere gebrechliche Leute, außen herum die Angestellten der Clinic, die mehr einer Ambulanz ähnelt. Mit einem Lied wird begonnen, Gebet, dann predigt S. , der mich sonst übersetzt. Der Stil und die Intensität ist überhaupt nicht „runtergefahren“, sondern wie in der Evangelisation. Wow! Am Ende der Predigt betet unser Teamleiter und ich werde gebeten, für alle Patienten und Angestellten um den Segen Gottes für den Tag zu bitten. Das tue ich gerne. Ich werde an unser Krankenhausprojekt in Ruphaidia Indien erinnert. Vermutlich läuft das in der dortigen Clinic nicht viel anders.

Beendet wird die Andacht mit einem Lied, nein mehr einem Tanz. Begeistert wird gesungen, getanzt und dann begrüßt jeder der Angestellten, inklusive des Managers, jeden Patienten einzeln per Handschlag, tanzend, selbstverständlich. Die Form, wie man sich hier die Hand gibt, habe ich inzwischen auch gelernt. Man muss dabei mehrfach die Handstellung „umschalten“ und zum Schluss werden die Daumen aneinandergedrückt, wie wenn man damit schnalzen würde.

Die Atmosphäre in der Clinic ist nach der Andacht sehr gelöst. Welch ein anderer Tagesbeginn! Zum Schluss noch ein Foto gemeinsam mit dem Manager und meinem Bruder von der LKW-Ladefläche. Dann wartet bereits das Auto für die Rückfahrt. Wir schlängeln uns durch eine Kuhherde durch, vor uns Bauarbeiten. „S. mach bitte das Fenster zu“. Ich rufe eindringlich nach hinten. Der Prediger aus der Clinic schafft es kaum, das Fenster hochzukurbeln. Flatsch, eine Ladung Wasser auf unserem Auto, ein wenig dringt durch das Fenster ein. Der Tankwagen hat die Sandstraße „benässt“, damit sie vernünftig verdichtet werden kann.

Wir kommen an der Schule vorbei, wo wir am Montag waren. Eine der Lehrerinnen sieht unser Auto und winkt uns heftig, dass wir halten. Habt ihr Zeit? Bitte kommt und helft uns. Einige der Schüler leiden wieder unter Manifestationen des Ahnenkults. Wir kommen gerne und dienen den Schülern. „Wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen“, sagt sie hilflos. Wir bieten an, dass sie die Schüler zu uns ins Zelt zum Gebet schicken sollen. Keine einfache Aufgabe für die Lehrer – und für uns.

Gleich neben dem Eingang steht eine Schlange von Schülern, die alle zu spät gekommen sind, wie mir erklärt wird. „Bekommen die eine Strafe?“, will ich wissen. Schau selber hin! Strafmaß ist ein Schlag auf die ausgestreckten Hände, wobei die Ausführenden nicht gerade zimmperlich zuhauen, wie deutlich wird. Auch das ist Südafrika – und das muss ich erstmal für mich verarbeiten….

Kaum sind wir daheim, sind zwei Herren ins Zelt gekommen, die um Gebet bitten. Das tun wir natürlich auch in diesem Fall gerne. Der eine ist gekommen, um Gott die Ehre zu geben, weil er ihm in einer ganz schwierigen Lage geholfen hätte. Ich lade beide ein, unbedingt zur Evangelisation zu kommen. Ja, sie wollen kommen.

Zwischendurch rufe ich eMails ab. Jeder eMail-Gang gleicht eher einer Zerreissprobe für meine Nerven, aber die Nachrichten, die reinkommen freuen mich sehr: Etliche Zusagen aus Deutschland sind in meiner Nachrichtenkiste. „Wir übernehmen zwei LKW-Reifen“, schreibt eine Familie, „ich habe gerade Geld für 150 Zulu-Bibeln auf das Gemeindekonto überwiesen“, „ich übernehme 10 Bibeln“, „ich 20 Liter Benzin“, „ich übernehme 200 Liter Benzin für den Generator“, usw.. Ich bin total begeistert von meiner Gemeinde, die so hinter dieser Arbeit und insbesondere auch hinter dieser Reise steht. „Hey, Münchner FCG-M-ler, Ich bin wirklich stolz auf euch!“  Große Freude und Applaus im Team als ich die guten Nachrichten aus Deutschland verkündige, besonders bei Missionar B..

Für den Vormittag haben wir zur Entspannung eine Wanderung auf den nahegelegenen Berg eingeplant. Zwei Deutsche, ein Afrikaner. Die anderen scheuen die Hitze. Kaum 200 Meter hinter unserem Zelt fällt B. in ein verdecktes Matschloch. Kein Problem, wir gehen weiter. Wir „besichtigen“ den Fluss, von dem das Rohr unseres Trinkwasser abgezapft wird. Räusper. Für mich ist es mehr als ein kleines Wunder, dass es mir körperlich so gut geht. Ich schlage vor, dass wir nicht den direkten Weg gehen, sondern den Weg über den Bergkamm nehmen. Welch eine Aussicht! Wir sind wirklich „in the middle of nowhere”. Gerne würde ich das Panorama-Video, das ich mache, ins Internet stellen, aber das würde mehre Tage dauern… Und mittendrin das gelbweiße Missionszelt. (Panoramabilder bitte durch Klick vergrößern, Zelt ziemlich genau in der Bildmitte.)

1870 Meter zeigt B.s GPS-Gerät schließlich. Auf den Gipfeln begegnen wir den Spuren des Ahnenkults. Auch auf der anderen Seite des Berges sind Häuser. Unser afrikanischer Bruder betätigt sich als „Rufer in den Bergen“ und gibt den Evangelisationstermin lautstark von der Bergspitze bekannt. Und von unten kommt tatsächlich Antwort. Den Rückweg nehmen wir direkter – und sehen dann von unten, wo wir langgegangen sind!

Zum Schluss lande ich beim zu kurzen Sprung über den kleinen „Trinkwasserfluss“ im Matsch. Zum Glück habe ich meine Stiefel an. Unser afrikanischer Freund spricht mit einer Frau, die vor ihrem ausnehmend schönem Haus sitzt. „Was hast du denn für zwei schöne Männer bei dir?“ übersetzt er uns später. Kompliment für die Deutschen.

Wir schaffen es rechtzeitig zum Mittagsteaching zurück zu sein. „Geistliche Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten“ ist heute mein Thema. Aufmerksam lauschen die Afrikaner und gehen mit. Das Handtuch um meinen Hals macht mir schweißfreies Predigten möglich. Kaum zu glauben, wie stark die Temperatur in wenigen Stunden gesunken sein wird.

Aus dem Gebetszelt dringt Gesang zu mir herüber. Das Gewitter ist vorbei, aber es regnet noch immer. Der Bibelkurs ist angelaufen. Ich schaue durch die Planenöffnung in das Zelt hinein. Leider sind wg. des schlechten Wetters nicht so viele gekommen, aber Anfangsuhrzeiten sind in Afrika ja sowie mehr freundliche Empfehlungen… Später sind es dann zwanzig, die Atmosphäre ist sehr fröhlich. Für das Wetter ein Super-Beginn.

Ich muss mit dem Blog schließen. In fünf Minuten beginnt das Abendgebet und dann ist wieder Crusade. Gut zu wissen, dass in München heute Abend auch für uns gebetet wird.

Donnerstag wird wieder herausfordernd sein, da stehe ich wieder auf dem Predigtplan für den Abend.

Zucker und Benzin im Hinterland

Am Morgen beim Frühstück sprechen wir über die Notwendigkeit wieder einkaufen gehen zu müssen. Es sind vor allem das Benzin für den Generator, das knapp wird (der Generator, einer unserer „wichtigsten Mitarbeiter“ braucht doch relativ viel) – und der Zucker. Beim Benzin denkt B. darüber nach, den Pastor zu befragen, der über ein Auto verfügt, ob der das besorgen könnte. Eine Extrafahrt zum Einkaufen wäre mit einem hohen Zeitaufwand und auch nicht unerheblichen Kosten verbunden. Aber was könnten wir wegen des Zuckers machen? Vielleicht gibt es in dem kleinen “Laden” unweit von hier etwas? Cola und Chips hat er jedenfalls…

Ein Teil unseres Teams ist heute zur „Hütten-Evangelisation“ aufgebrochen. Sie kommen begeistert zurück. „So viele offene Türen, wir konnten mit Menschen beten und ihnen das Wort Gottes geben.“ St. ist der größte in unserem Team und trägt deswegen auch spaßeshalber den Beinamen „Goliath“. Seine Stimme erinnert beim Gesang leicht an einen Löwen, so ein Volumen legt er spielend hin. Die afrikanischen Zuhörer lieben das. „Wir machen das in den nächsten Tagen noch einmal“, ist das einmütige Statement des Teams.

M. und Bnk. betreuen im Gebetszelt eine junge Frau, die zum seelsorgerlichen Gespräch und Gebet gekommen ist. Auch sie leidet unter starken negativen Einflüssen des Geisterglaubens. Wir beten als Teilteam gemeinsam für sie. Man merkt den Kampf, der in ihr stattfindet. Während der andere Teil des Teams noch unterwegs ist, kommt ein kleiner Junge, vielleicht ist er vier Jahre, auf unser Gelände. In der Hand hält er eine Schüssel. Da ich auf Englisch nicht mit ihm kommunizieren kann, kommt M. herbei. Die Schüssel ist voller Zucker. Wieder ein Geschenk aus der Nachbarschaft, vermutlich ohne zu wissen, dass wir diesen gerade besonders brauchen. Eine nette kleine Erfahrung am Rande des Geschehens. Abends kommen noch Brot, Kartoffeln, kleine Pfirsiche, Spinat, Getränke und anderes dazu… Das hilft dem Team enorm, unser Speiseplan ist vielfältig.

„Da sind ein paar junge Studenten, denen du versprochen hast, für sie zu beten.“ BnK. kommt an mein Zelt und bittet mich zu kommen. Ja, klar habe ich das, aber ich hatte sie heute morgen um 7:00 Uhr erwartet, wie ausgemacht. Ja, sie hätten das nicht geschafft, spät aufstehen, verschlafen und so…. Ich verstehe. Diesmal sind sie aber nicht nur zu zweit, sondern zu fünft, alle in Schuluniform, allerdings die einfache Variante. Gerne beten wir für ihre Prüfungen und die schulischen Fragen. Im Halbschatten unseres Wohnwagenvorzelts entwickelt sich eine kleine Gebetsversammlung, während die Sonne heiß auf unser Gelände drückt.

Aber beim Gebet für die schulischen Leistungen will ich es nicht belassen. Ich bitte BnK. sie zu fragen, ob sie denn schon Jesus angenommen hätten. Der eine war bereits in der Versammlung, sagt er. Er hätte sich auch beim Aufruf gemeldet, sei aber nicht nach vorne gekommen. BnK. erklärt ihnen in kurzen Sätzen die wichtigsten Aspekte des Evangeliums. Mittagsversammlung. Ob er für sie beten dürfe, dass sie Jesus annehmen? Ja, darf er. Alle sind bereit, Ehrfürchtig werden die Schultaschen, tlw. nur Plastiktüten, abgelegt und das Gebet der Lebensübergabe nachgesprochen. So schlicht und einfach geht das hier! Mir ist natürlich klar, dass damit noch kein wirklicher Durchbruch geschehen sein muss, aber ein Anfang ist gemacht. Ich lade sie ein, am Abend in die Versammlung zu kommen, um mehr zu hören. Ich bin gespannt, was aus den Jungs wird. Ich würde mich freuen sie im Himmel wieder zu treffen. Dort will ich dann sowieso in der afrikanischen Abteilung, sollte es diese denn überhaupt geben, vorbeischauen…

Beim Mittagsgebet nehmen wir das Buch mit den Namen derjenigen, die sich entschieden haben und halten es im Gebet mit erhobenen Armen vor dem Herrn hin. Die Liste ist wieder gewachsen, zwar langsamer, als in den ersten Tagen. Wir beten, dass die Menschen im Glauben wachsen und in den Glaubensgrundkurs kommen. Wieder ist eine Mutter mit einem Baby da, es ist noch ganz klein. Wie alt es denn ist, will ich wissen – vor einer Woche geboren. Wie niedlich. Gegen Ende des Gebets verirrt sich noch eine Kuh in´s Missionszelt, frei nach dem Motto, dass das „Haus Gottes“ offen für alle ist. Die Ziegen aus der Nachbarschaft scheinen dafür mittlerweile kapiert zu haben, dass unsere Mülltonne für sie tabu ist…

Ich schreibe noch schnell eine eMail und bitte unsere Gemeinde in München und die Gemeinden  der Region um Unterstützung für die zusätzlichen Ausgaben der Evangelisation. Mehrere Reifen für den LKW, Bibeln für die Evangelisation, Kosten für das Benzin des sonst nicht notwendigen Generators. Ich bin sicher, ich kann auf meine Gemeinde zählen…

In der Abendversammlung bin ich wieder total begeistert, wie klar B.s Gabe zur Evangelisation ist. Diesmal predigt er über Zachäus. Jesus kommt in die Stadt – und Zachäus ist neugierig. Beispielhaft spricht er über die Neugierde der südafrikanischen Verkehrspolizisten, die „immer“ etwas finden würden, wenn sie einen anhalten, so jedenfalls die Erfahrung des Evangelisten. Selbst habe ich auch schon oft über die Geschichte gepredigt, aber welche Details er alle – in feiner evangelistischer Weise herausholt – begeistert mich zutiefst.

Auch die Kinder sind an jedem Abend zahlreich vertreten. Sie haben im Zelt ihren eigenen Block. Sie lauschen diszipliniert der Predigt, auch sie reagieren auf die Aufrufe. Kaum Störung, sehr gutes Verhalten, das macht den Dienst wirklich einfacher. Am Freitag gibt es trotzdem ein spezielles Kinderprogramm.

Wieder reagieren viele auf den Aufruf. Morgen beginnt der Nacharbeitskurs. Bitte komme, wenn du dich für Jesus entschieden hast. BnK. lädt eindringlich ein. Während des ganzen Abends wird im Gebetszelt für Menschen, die besonders Gebet brauchen, gebetet und ihnen gedient. Das fordert das Team sehr heraus, aber sie stehen zusammen.

Abends ist auch der Pastor da. Er erklärt sich bereit, sich um das Benzin für den Generator zu kümmern. Eine Sorge weniger für das Team. Danke, Herr!