Wer bestimmt über mich?

Die Antwort auf diese Frage hat sehr verschiedene Ebenen. Wir brauchen eine grundsätzliche Haltung, aber auch Antworten auf spezielle Fragen.

Jesus: „Vater, dein Wille geschehe“
Immer wieder betont Jesus, dass der Wille des Vaters geschehen soll [1] und er verherrlicht werden soll [2]. Das war seine Grundhaltung, die sein Leben geprägt hat. Jesus ist uns darin Vorbild, alles bewusst dem Vater in Seine Hände zu übergeben. Wenn wir das tun, haben wir eine stabile Lebensgrundlage.

gb_2013_02Jesus die Herrschaft übergeben
Die wichtigste Entscheidung, die wir im Leben treffen können und müssen ist die Entscheidung zu einem Leben in der Gemeinschaft mit Jesus Christus. Damit erkennen wir schon hier auf dieser Erde an [3], was in der zukünftigen Welt alle anerkennen müssen: Jesus ist der Herr. Aus diesem Grunde liegt es einem Christen fern, das heute sehr laut propagierte Selbstbestimmungsrecht zu postulieren, denn in unserem Wesen, der neuen Natur in Christus, liegt der Wunsch nach Unterordnung unter Seine Herrschaft.

Ewigkeitsbewusstsein: Gott ist Herr über Leben und Tod
Im Heiligabendgottesdienst 2012 grüßte mich ein Bruder (59) unserer Gemeinde sehr herzlich. Er war gerade von einer langen Reise zurückgekommen und freute sich, seine Familie zu sehen. Ich drückte ihn und wir wechselten liebe Worte. Am 1. Weihnachtsmorgen rief mich seine Frau an: Mein Mann ist heute Nacht um 2 Uhr verstorben, unerwartet, plötzlich. Dramatisch wurde mir deutlich, was die Jahreslosung sagt: Keine bleibende Stadt hier auf Erden [4]. Und wie schreiben die Psalmen? Die Tage unserer Jahre sind siebzig Jahre, und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühe und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin. So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen! [5] Am Grab sprach ich eindringlich darüber, dass Gott der Herr über Leben und Tod ist und dass wir Ewigkeitsbewusstsein brauchen. Wir müssen weise leben! Trotz allerbester Vorsorge steht das über allem.

Die Erfolge der modernen Medizin
Die moderne Medizin hat in den vergangenen Jahren SEHR viele sehr beachtenswerte Erfolge erzielt. Bestimmt damit der Mensch? Ist damit Gott die Herrschaft aus der Hand genommen worden? Früher sind Menschen (Kinder) überhaupt nicht in das Leben hineingekommen, weil die medizinische Versorgung schlecht war. Menschen sind früher gestorben, weil es kaum oder keine medizinische Versorgung gab. Heute müssen wir uns mit anderen Fragen auseinandersetzen, die früher in der Form überhaupt nicht gestellt wurden. Welche „lebenserhaltenden“ oder „lebensverlängernden“ Maßnahmen will ich an mir zulassen? Je weiter die Medizin gelangt, desto schwieriger werden die Antworten auf diese Fragen. Wer soll „bestimmen“?

Ich bin dankbar dafür, was die Ärzte können, aber glaube, dass nicht alle Erfolge der Medizin wirklich gut sind. Ich habe Menschen erlebt, die eigentlich „reif“ waren für die Ewigkeit, die das auch dorthin wollten, aber durch die moderne Medizin am Leben erhalten worden sind. Nehmen wir Gott nicht „das Zepter aus der Hand“? Das ist keine einfache Frage. Meine Tante, eine vorbildlich-hingegebene christusgläubige Frau fiel mit über 80 beim Frisör, zu dem sie noch mit dem Fahrrad gekommen war, vom Stuhl. Tot. Notarztwagen. Dramatische Wiederbelebung. Erfolgreich! Mehrere Jahre noch „lebte“ sie bettlägrig, künstlich mit bester „Astronautennahrung“ ernährt, nicht kommunikationsfähig. Was war der „Wille Gottes“? Ich habe bis heute keine abschließende Antwort darauf.

Das Spannungsfeld der eigenen Entscheidung
Jeder von uns muss Entscheidungen treffen, weil sie nötig sind. Dazu gehört z.B. die Frage, wo ich wohne, was und wie viel ich esse, ob ich gewisse Dinge tue, oder nicht. Er kann Entscheidungen treffen, die darüber hinausgehen, die man aber nicht notwendigerweise treffen muss, aber die dann aber auch Einfluss haben (z.B. dass ich einen Urlaub mache, etc.). Das nennt man Lebensgestaltung. Je weitreichender eine Entscheidung ist, desto sorgfältiger treffe ich sie. Wie tue ich das gewöhnlich? Ich bete und suche Gott. Ich bespreche mich mit Ehepartner, Freunden und geistlichen Beratern. Ich suche die Stille. Ich versuche Gottes Willen zu erfragen. Dann treffe ich die Entscheidung nach der inneren Führung, die ich erlebe. Bei einem anderen Menschen kann die innere Führung durchaus anders aussehen.

Wer bestimmt also über mich?
Es liegt also an mir, wer über mich bestimmt, wie ich die Weichen stelle. Gott habe ich als erstes genannt, an ihn habe ich in Christus alles übergeben. Damit wir nicht „fremdbestimmt“ werden, müssen wir entsprechend Vorsorge treffen und dies dokumentieren. Denn im Krankheitsfalle haben die Ärzte die Verpflichtung, Leben zu erhalten. Und sie werden so entscheiden (müssen). Die Verwandtschaft und Angehörige müssen manchmal Entscheidungen treffen, die für sie dann auch sehr schwer zu treffen sind.

Insofern plädiere ich dafür, Entscheidungen für sich persönlich in der Stille vor Gott so zu treffen, wie ich sie als persönliche Führung von Gott erlebe und das auch entsprechend kund zu tun. Wie Petrus müssen wir aber manchmal auch lernen, dass andere uns „gürten und führen“ werden [6]. Über allem steht aber immer der allmächtige Gott.

(Dieser Artikel erschien in der Februar-Ausgabe (download hier) der BFP-Zeitschrift GEISTbewegt!)

Bibelstellen:
[1] Matth 6,10; Matth 26,42 u.a.
[2] Joh. 12,28; Joh. 13,32
[3] Phil 2,9-11
[4] Hebr 13,14
[5] Psalm 90,10+12
[6] Joh 21,18

Bahamabeige oder himmelblau?

Was wirklich zählt…

Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Hebr 13,14 (Luther

fliesenFliesen erzählen mir Geschichten, von Badezimmern, in denen ich zu Gast bin. Aber bitte keine falschen Gedanken! Ich finde es interessant, mir die Fliesen anzuschauen. Sie erzählen über das Haus, in dem ich mich gerade befinde. Die Tapeten in Wohnzimmern erneuert man in der Regel häufiger als die Badezimmerfliesen.

Sie erzählen, wann das Haus gebaut oder letztmalig renoviert worden ist. Die 15 x 15 cm großen quadratischen Fliesen, altgelb, erzählen aus den 50er-Jahren, dann wurde himmelblau modern, gefolgt von superdunklen Fliesen in schrillem Grün- oder gar Brauntönen, blumig verziert. Bahamabeige war in den 80ern eine Modefarbe, heute eine „Problemfarbe“ (Zitat Internet). Während meiner Jugend waren die kleinen Mosaikfliesen am Boden top-modern. „Sie sind wieder im Kommen“, hörte ich unlängst. Während sich die 15er-Fliesen bis in die 70er Jahre hielten, sind inzwischen immer größere Formate und helle Töne modern. Edle Bedürfnisanlagen gastronomischer Betriebe setzen auf Großformatiges in anthrazit, schwarz oder Marmor.

Nicht auf Ewigkeit angelegt…
Wer ein Badezimmer baut, errichtet es nicht für die Ewigkeit, aber auch nicht nur für fünf Jahre. Altbausanierer und Wohnungskäufer machen sich in der Regel zuerst an das Bad. Nicht nur wegen der Technik, sondern in der Regel wegen der „altmodischen“ Fliesen… Runter „mit dem Zeug“, Neues rein.

Am Badezimmer wird deutlich, wie unser Leben eigentlich ist. Nichts auf dieser Erde ist „für die Ewigkeit“ angelegt, wirklich beständige Werte – und seien sie auch noch so teuer – gibt es einfach nicht. „Keine bleibende Stadt“, sagt der Hebräerbriefschreiber. Gewiss, die Erben freuen sich über ein schönes Haus – und das ist auch gut so. Vielleicht fällt der Grabstein etwas monumentaler aus, wenn das Leben menschlich eine hohe Bedeutung gehabt hat, aber dann?

Auf das Unsichtbare schauen…
Steht die himmlische Stadt auf unserer Agenda? Gilt ihr unsere Sehnsucht, ist sie uns wichtig? An der Schwelle zum Neuen Jahr erinnert uns die Jahreslosung für 2013 daran, wie Gott unser Leben sieht: „Übergangs-Charakter“ hat es. Wir können und müssen immer in dem Bewusstsein der zeitlichen Vergänglichkeit leben, immer „auf dem Sprung“ sein.

Menschen, die sehr auf das Diesseits fokussiert sind, fällt das schwer. Sie lassen sich von „Maya-Kalendern“ und ähnlichen Weltuntergangsvoraussagen verunsichern, denn sie blicken auf das Sichtbare, das gefährdet ist. Wer es gelernt hat, auf das Unsichtbare zu schauen (2. Kor 4, 18) hat eine komplett andere Lebensperspektive. Schon ein Unfall oder ein Krankenhausaufenthalt stellt alles auf den Kopf! Auf einmal zählt das wirklich Wichtige, Nebensächliches bekommt eine andere Bedeutung.

Prioritäten überdenken…
Gewiss ist es angenehm, die menschlichen Bedürfnisse umgeben von modernster Keramik erledigen zu können – aber entscheidend ist es nicht. Vor einem Jahr in Afrika reichten mir dazu vier Holzbretter über einem Loch. „Du bist aber altmodisch!“ Nein, ich bin nicht „modernefeindlich“. Aber ich versuche, die Prioritäten immer wieder zu überdenken. „Zu ihm (Jesus) hin – aus dem Lager hinausgehen“ heißt es im Bibelabschnitt, aus dem dieser Vers zitiert ist. Das bedeutet für uns, anders zu sein, anders zu denken, andere Werte zu haben, eventuell außerhalb des Lagers (der „Norm“) zu liegen.

Der Jahreswechsel bietet wiederum die Möglichkeit, aus dem Gewohnten, der vertrauten Umgebung herauszutreten und sich zu und mit Jesus neu auf den Weg zu machen. Sind die Prioritäten richtig? Ist meine Sehnsucht auf das „himmlische Jerusalem“ ausgerichtet – oder auf die knallgrünen Fliesen, die „so dringend“ erneuert werden müssten?

Dieser Artikel erschien in der Januar-Ausgabe vom Jahr 2013 der BFP-Zeitschrift GEISTbewegt!.

Sexualität: Orientierungshilfen

Im christlichen Bereich ist dazu ein breites Angebot an guter Orientierung, praktischer Hilfestellung und durchdachtem Material verfügbar. Hier ein Überblick, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Bücher ► Der Blick in die Kataloge christlicher Buchanbieter, der Besuch im christlichen Buchladen lohnen sich. Da es hier ein breites und vielfältig aufgestelltes Angebot gibt, empfehlen wir die persönliche Beratung beim christlichen Buchhändler oder am Büchertisch der Gemeinde.

Zeitschriften ► Family ist die bekannte Zeitschrift aus dem Bundesverlag, die sich immer wieder dem Thema Sexualität stellt → »bundes-verlag.net«.

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veröffentlicht in GEISTbewegt! 4 / 2012

Biblische Eckpfeiler für Sexualität

Damit das Lebenshaus keine Schräglage hat …

Sexualität berührt unser Leben mehr, als wir oft wahrhaben wollen. Gott hat uns als Menschen so angelegt. Es verwundert also nicht, dass die Bibel als sein „Handbuch zum Leben“ auch einiges zu diesem Thema zu sagen hat. Manches wird mit großem Enthusiasmus geschrieben, manches auch mit mahnender Stimme gesagt.

Gesellschaftliche Normen in Bezug auf Sexualität haben sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Vieles hat sich in unserer Welt gewandelt, aber gerade in diesem Bereich sind die Werte „auf den Kopf“ gestellt worden – wie kaum in einem anderen Lebensbereich, wage ich zu sagen.

Das geht auch an der Gemeinde nicht spurlos vorüber. Laute Stimmen aus Gesellschaft und Werbung proklamieren völlig andere Werte, als die Bibel sie vertritt. Deswegen müssen wir zu diesem Thema nicht nur Stellung beziehen, sondern aktiv Werte setzen und mit diesen prägen, auch wenn das nicht nur „begeisterte Zustimmung“ auslöst.

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veröffentlicht in GEISTbewegt! 4 / 2012

„Wir haben alles fest im Griff…“

Ein Jahr nach Fukushima – und unser immer anspruchsvollerer Lebensstil

Am 11. März jährt sie sich: Die Reaktorkatastrophe von Fukushima. Ziemlich genau anlässlich des  „silbernen Jubiläums“ von Tschernobyl (1986) ein neuer Paukenschlag bisher nicht gekannter Dimension: Kernschmelze in drei Reaktorblöcken in Japan. Ein Erdbeben ist für Japan eigentlich nichts Besonderes, aber die März-Ereignisse 2011 überschlugen sich förmlich: 19.300 Menschen rechnet man ein Jahr später als offizielle Opferzahl des Erdbebens und des Tsunamis. In der Tat: die Bilder aus Japan vermittelten Weltuntergangsstimmung.

Fukushima Atomkraftwerk nach Erdbeben und Tzunami 2011 (Bild: Wikimedia Commons – Earthquake and Tsunami damage-Dai Ichi Power Plant, Japan – Creative Commons )

Bis nach Deutschland reichten die seismologischen Wellen – politisch auf jeden Fall. Unter dem Druck schwindender politischer Mehrheiten und einem sensationellen Regierungswechsel in Baden-Württemberg wurden mit heißer Nadel politische Konzepte umgestrickt.

Obwohl die japanische Regierung nicht müde wurde zu betonen, dass man alles im Griff habe, setzte sich nicht nur heimlich die nüchterne Erkenntnis durch, dass dem offensichtlich nicht so ist. Der Super-GAU auf allen Ebenen. Was lehrt uns der Rückblick auf „ein Jahr Fukushima“?

Immer rasanter…
Unser Wohlstand wird immer größer, die Entwicklung scheinbar immer rasanter. Europäer stehen auf technischen Produkten ostasiatischer Herkunft.  Das alles hat seinen Preis. Industrienationen müssen riskante Wege gehen, damit das rasante Wachstum keinen Knick bekommt. Dass das nicht ohne entsprechenden Preis zu bekommen ist, wird an Japan mehr als deutlich. Immer höher werden die babylonischen Türme, die gebaut werden – nicht nur sprichwörtlich.

Immer verletzlicher…
Unser Leben wird immer anspruchsvoller – und verletzlicher. Der Preis, den wir für den Wohlstand zahlen müssen, ist immer höher. Man stelle sich nur vor, jemand würde von heute auf morgen Deutschlands Stromschalter auf „aus“ legen. Das wäre selbst im privaten Bereich einer mittleren Katastrophe gleichzusetzen. Auch für fromme Menschen.

Immer relativer…
Etwas anderes ist noch bedenklicher: Die „Wahrheit“ wird immer relativer. Ab wann ist Strahlenbelastung schädlich? Ändern wir doch die Grenzwerte! Wie aufrichtig informieren wir die Menschen? Es reicht  scheinbar eine „relative Wahrheit“.  So schwindet Vertrauen, man definiert einfach neu. Was gestern noch „Lüge“ war, ist heute Wahrheit – und umgekehrt.

Immer vergesslicher…
Fukushima – was war da eigentlich noch genau? Zum Glück gibt’s Wikipedia… Aber die allgemeine Vergesslichkeit macht auch nachdenklich. Sind wir nur in den Tagesereignissen so vergesslich, oder geraten auch die „ewigen Werte“ immer mehr in Vergessenheit, weil wir uns zu oberflächlich damit beschäftigen?

Immer wichtiger…
Jesus warnt in seinen Endzeitreden davor, dass große Erdbeben kommen werden (vgl. Lk 21,11). Dass diese auch entsprechenden Schaden mit sich bringen, wirkt auch auf Christen durchaus schockierend. Umso wichtiger werden in der Zeit sich zuspitzender Ereignisse die Verwurzelung im Wort Gottes und eine Ehrfurcht vor Gott sein. Wer hat Mut, eine prophetische Stimme in dieser Zeit zu sein, die kompromisslos zu einer Umkehr zu Gott aufruft?

Immer notwendiger…
Aus meiner Sicht wird es immer notwendiger, über ein „Anders sein“ nachzudenken. Wir leben in einer global vernetzten Abhängigkeit. Können wir trotzdem anders sein? Ich meine, ja! Es kommt, wie im Heftinhalt ausgeführt, auf unsere Gesinnung an. Wenn sie verändert ist, können wir auch unser Umfeld und unser Miteinander anders und mit anderen Werten gestalten. Vielleicht nicht global, aber auf alle Fälle lokal.

(Artikel, geschrieben für die aktuelle GEISTbewegt!-Ausgabe)

Seite an Seite für das Evangelium

Daniel Kolenda und Reinhard Bonnke könnten altersmäßig durchaus als „Enkel und Groß-Vater“ wahrgenommen werden. Doch verwandt sind sie nicht miteinander. Während viele Missionswerke und größere Gemeinden von Vater- in Sohneshände übergeben werden, ist es hier nicht so. „Es geht nicht um mich, es geht um das große Werk der Ernte. Ich will das, was Gott durch mich hat aufbauen können, nicht sterben lassen, wenn ich einmal nicht mehr da bin“, konstatiert der „Groß-Vater“.

Der „Enkel“ bewegt sich auf der Bühne, predigt, artikuliert, gestikuliert. Dynamisch, sprudelnd, frisch, impulsiv. Dass der „Groß-Vater“ den „Enkel“ „machen“ lässt, spricht mehr als für ihn. 11 Millionen Menschen haben durch den „Enkel“ bereits zum Glauben gefunden.

Steht man dem „Groß-Vater“ nah gegenüber, versteht man an den inzwischen gereifteren Gesichtszügen, warum es ihm wichtig ist, für einen Nachfolger zu sorgen. Greift er jedoch selbst zum Mikrofon, ist nichts Ergrautes oder Abgestandenes zu spüren: Frische fließt, auch ohne den sonst obligatorischen Schlips.

Allerdings ist ein anderer „Opa“ in der Linie des Enkels zu finden. Und der wiederum hat weitreichende Akzente in der Geschichte des BFP gesetzt. Mit tiefer Wertschätzung spricht Daniel Kolenda über seine Verwandten, die sich in die USA aufgemacht haben, um dort an der Erweckung in der Azusa-Street in Los Angeles teilzuhaben. Und so ist seine Familie gesegnet. Meine „Groß-Groß-Tante“ hat die Taufe im Heiligen Geist auf der Rückbank des Autos von Aimee Semple McPherson, eine der Pionier-Pastorinnen der Pfingstbewegung, erlebt. „Und mein Grand-Grand-Grandfather war euer Opa J.P.Kolenda“.

Ich stocke beim Schreiben. Habe ich mir die Anzahl der „Grands“ richtig gemerkt? Das tut ja letztlich auch nicht viel zur Sache. 60 Jahre Geschichte Beröas feiern wir,  in den Anfangsjahren vom amerikanischen Missionar „Opa Kolenda“ sehr geprägt, das hatten wir doch heute morgen erst in der Ansprache von Richard Krüger gehört. Und nun steht einer seiner Nachkommen vor uns. Der Kreis schließt sich. Ein echter Pfingstler, wie sich schnell zeigt.

Mit seinen 30 Jahren und „3 1/2 Kindern“ (Zitat) wirkt Daniel Kolenda noch durchaus jugendlich, Enkel eben. „Ich will, dass meine Generation das Echte, die Kraft Gottes erfährt“. Seine Stimme wird energischer. Seinem Vorbild, Mentor und Leiter steht er kaum in etwas nach.  Er brennt für Jesus, für die Verlorenen und für einen Durchbruch im Heiligen Geist.

Was ist hinter dem Vorhang zu finden?
„Wie oft pflegen wir in unseren Gemeinden nur noch die Kulisse.“ Er berichtet von Amerika und dort rückläufigen geistlichen Erfahrungen. „Wie ist es bei euch? Sprichst du auch über etwas, was du nicht hast?“ Mose musste eine Decke auf sein Angesicht legen, damit das Volk Israel nicht das Schwächerwerden der Herrlichkeit mitbekam. Der Evangelist legt 2. Kor 3 aus und für manche Ohren sind das neue Gedanken. „In der Kinderstunde hatte ich den Eindruck, dass Mose die Decke auf sein Angesicht legen musste, weil er so stark gestrahlt und die Leute geblendet hat“, greift Daniel in seinen Erfahrungsschatz zurück und relativiert. „Aber es ist nicht so. Er wollte verdecken, dass die Herrlichkeit nachließ und sich zurückzog. “

„Ich fühle mich in der Gemeinde manchmal, wie in dem indischen Restaurant, in dem ich einmal war.“ Kolenda wird vom Predigen heiß und das Jackett wandert von der Bühne nach unten. Die Teammitarbeiter gehen ihm ebenso zur Hand, wie seinem Vorgänger. „Ich hatte Hunger und wollte irgendwas essen. Die Speisekarte war lang, ich konnte sie nicht lesen und deutete nacheinander auf mehrere Gerichte. Der Kellner erklärte mir, sie seien alle schon ausverkauft…“

Die Versammlung lacht herzhaft. Ertappt. „Haben wir in der Gemeinde manchmal nur noch eine bunte Speisekarte aber nicht das Essen, was wir servieren sollten?“ Der junge Evangelist ist nicht überheblich. „Ich sollte besser unten sitzen und vielen von euch zuhören, die ihr viel mehr Erfahrung habt als ich.“  Doch dann gibt er sich kühn und mutig: „Ich habe ein Mandat von Gott, deswegen stehe ich hier“.

Seine Botschaft trifft die Herzen. „Wir legen immer wieder eine Maske über vergehende Herrlichkeit. Älter werdende Männer kaufen schnellere Autos, damit nicht gesehen wird, dass ihre Herrlichkeit weggeht. Frauen verwenden mehr  Makeup, damit das Vergehen ihrer Herrlichkeit nicht gesehen wird. Die Geschichtsbücher sagen, dass im Jahr 70 nach Christus, als Jerusalem zuerstört wurde, im Tempel nur noch der Vorhang da war. Das soll sogar schon im Jahr 63 nach Christus so gewesen sein. Nur ein leerer Raum. Wie lange war das Allerheiligste denn schon leer? Die Priester haben ihre religiöse Zeremonie immer wiederholt. Alles dahinter war leer, aber sie haben das religiöse System weitergepflegt. Auch wenn die Herrlichkeit weg ist, macht man einfach weiter mit dem System.“

Man spürt es ihm ab, dass das keine heiße Luft ist. „Höre auf von dem zu reden, was du nicht hast. Suche die Gegenwart Gottes. Lege allen Schein ab“. Er ruft die junge Generation nach vorne, um sich Gott zu stellen. Die Resonanz auf den Altarruf lässt erahnen, wer sich noch jung fühlt. Die Übergänge werden fließend, als Kolenda die „ältere Generation“ nach vorne ruft, um für „die jungen Leute“ zu beten. Der weite Raum vor der Bühne ist annähernd voll.

Dann gibt er das Mikrofon an seinen 71-Jährigen „großen Vater“. Mit tiefer Ruhe und Entschlossenheit tritt Reinhard Bonnke aus dem Hintergrund der Bühne nach vorne und bindet in seiner souveränen Art den „Sack“, den sein Nachfolger an diesem Abend geöffnet hat, wirkungsvoll zu. Er habe Gott gefragt. „Was ist mit Reinhard Bonnke in 10 bis 20 Jahren“?  Und er habe von Gott empfangen, er sei nur ein Vorläufer für eine ganze Generation von jungen Leuten, die ihre Nation evangelisieren und das Wort Gottes verkündigen. „Hier wird etwas losgetreten, wir kommen in eine ganz neue Dimension“.  Der Saal jubelt vor Begeisterung. In der zweiten Reihe hält es meinen afrikanischer Pastorenkollegen aus München nicht auf dem Stuhl. Er tanzt und hüpft – Afrika in Willingen.

Die Konferenzlektion an diesem Abend für die BFP-Gemeinschaft ist mehrschichtig. Antworten auf Fragen, die man sich hin und her immer wieder stellt. Wie können Generationen gemeinsam glaubwürdig dienen? Wie kann ein Übergang von einer auf die andere Generation gesund gelingen? Die Lektion ist heute „ohne Worte“, aber doch mit Worten.

Christus für alle Nationen hat hier zwei Männer Seite an Seite, die als Einheit auftreten. Es ist Reinhards Wunsch, dass das Werk der Ernte in Afrika nahtlos weitergeht. Er, so ist es jedenfalls der deutliche Eindruck des Abends, hat das von seiner Seite sehr gut vorbereitet. Der Wunsch und das Gebet im BFP ist, dass Gott sein Amen dazu spricht.

Prophetischen Dienst in der Gemeinde fördern

„Du da in der ersten Reihe mit dem schwarzen Hemd. Gott möchte dich ermutigen und sagt dir…“ Wer ihn kennt, der weiß, dass er nicht zimperlich ist, Menschen anzusprechen und ihnen direkt zu dienen. Er gibt ihnen aber nicht nur einen Satz oder einen Gedanken, sondern geht sehr konkret und doch nicht bloßstellend auf einzelne Punkte des Lebens ein.

Mittwoch, 17:45 Uhr. Das Seminar von Armando Siewert in der großen Konferenzhalle neigt sich dem Ende zu. Wie kann prophetischer Dienst in der Gemeinde praktisch aussehen? Wo muss man aufpassen? Wie kann der Dienst gefördert oder wiederhergestellt werden? Armando Siewert (ELIM-Gemeinde, Hamburg) kommt von der Praxis und von einem reichen Erfahrungsschatz her: „ Eigene Vorstellungen können zu einer großen Blockade für den prophetischen Dienst in der Gemeinde werden.“

„Umso weniger jemand von dir weiß, umso mehr und glaubwürdiger ist der Dienst eines Propheten.“ Ich beuge mich zum „Schwarzhemder“ hinüber. Kennt Armando dich? „Nein“. Bist du ihm schon einmal begegnet? „Ja, er war in unserer Gemeinde und hat mir dort eine ähnlich lautende Botschaft gegeben.“ Ich bohre weiter: Kann er sich eventuell an dich erinnern? War die Botschaft für dich zutreffend? „Ja, sehr zutreffend. Nein, erinnern wird er sich vermutlich nicht an mich, das ist länger her und wir hatten keinen tieferen Kontakt miteinander.“

Das Seminar ist interaktiv gestaltet. Rüdiger Halder (IGNIS, Kitzingen) fordert den Referenten ziemlich heraus und stellt scharfsinnige Fragen „Kein Prophet in der Bibel ist allwissend gewesen. Auch für sie trifft die Bezeichnung „Stückwerk“ zu. Ein Prophet weiß nur das, was Gott ihm offenbart hat.“ Armando gibt sich entspannt. Als prophetisch Dienender muss er nicht alles wissen und nur das weitergeben, was Gott ihm zeigt. Im Gegenteil: menschliche Züge machen den Dienst glaubwürdiger, so der engagierte Hamburger.

Immer wieder zitiert er Bibelstellen und Schriftzusammenhänge: Samuel beispielsweise wusste, dass er in das Haus des Isai gehen sollte. Aber er wusste nicht, wie viele Söhne dieser hatte und welcher der König werden sollte.

„Du findest nicht die Gabe, sondern die Gabe findet dich. Warte ab, bis Gott dir das gibt, was du tragen kannst.“  Und dann wird er wieder konkret: „Es sind Menschen hier mit Schmerzen in der rechten Schulter hinab bis zum Ellenbogen“. Ein Bruder, den ich kenne, geht nach vorne, um für sich beten zu lassen. Auch hier spricht Armando ihm wieder sehr dezidiert zu, ohne bloßzustellen. Auch diesen Bruder interviewe ich später und frage nach, ob die persönliche Botschaft für ihn „zutreffend“ war? „Ja, sehr“, äußert sich der Bruder sehr erfreut und gibt mir gleichzeitig die Genehmigung, das dezent geschossene Foto dieser Gebetszeit für diesen Artikel zu verwenden.

Die Art, wie Armando dient, ist offen und beispielhaft hilfreich. „Ich unterstelle mich immer der Leiterschaft einer Gemeinde, in der ich diene.“ Etliche Fragen schließen sich an. Siewert bezieht klar gegen manipulative Leitung durch sog. „prophetische Eindrücke“ Stellung, ja er warnt sogar: „Leitung muss in der Hand von Leitern bleiben, nicht von den Propheten übernommen werden.“ Aber er ermutigt ausdrücklich zum prophetischen Dienst und dazu, diesen in der Gemeinde zu fördern. „Dazu ist es gut, Menschen einzuladen, die eine besondere Salbung dazu haben“. Er verweist auf den Vorabend und die unterschiedliche Salbung in der Evangelisation. „Jeder kann evangelisieren, aber nicht jeder ist ein Reinhard Bonnke.“ Und er gibt nachvollziehbare Anleitung mit an die Hand, wie und wo der Einzelne ansetzen kann.

Das Seminar schließt mehr wie ein Gottesdienst. Viele kommen zum Gebet nach vorne. Dem BFP ist es mit dem Teil des Konferenzthemas „Auftrag Heiliger Geist“ ernst. Der Freiraum für prophetischen Dienst ist auf der ganzen Konferenz – trotz engem Zeitplan – enorm.

Den Teilnehmern ist es mit diesem Thema auch sehr ernst, wie dieser Nachmittag eindrücklich zeigt.

Brennesseln bis zu den Ohren!

„Wir brauchen das Gebet als ein Geschenk von euch. Ja, wir brauchen eure finanzielle Unterstützung, aber viel mehr brauchen wir euer Gebet“. Vor der Bühne der BFP-Konferenz steht eine große Zahl von Menschen. Lehrer und Studenten von BERÖA präsentieren sich der Konferenz. Dazu kommen alle Mitarbeiter des Theologischen Seminars, die Gastlehrer, die Mitglieder des TSB-Kuratoriums. Dr. Rudi Fichtner und Marcel Locher, Lehrer am TSB, leiten die Feier zum 60. Jubiläum des Seminars. Sie laden bewusst zum Gebet für das Seminar und die nach vorne gerufenen Persönlichkeiten ein.

Große Teile der Konferenzversammlung strömen nach vorne, um zu dienen. Intensives gemeinsames Gebet, in Deutsch oder in Sprachen ist eine „Spezialität“ der Pfingstler, aber auch „individuelles Gebet“.  Segnendes Gebet, persönlicher Zuspruch, Fürbitte – prophetische Elemente sind bei solchen Gebetszeiten weithin zu finden.

Dann hat der prophetische Dienst ebenso in der ganzen Versammlung wieder breiten Raum. Das ist ein Phänomen pfingstlicher Gottesdienste. Prophetie ereignet sich, so wie Gott es will – und wie bewusst dem Wirken des Geistes Gelegenheit gegeben wird. Auch auf dieser Konferenz ist viel Raum dafür. Es ist ein Zusammenspiel zwischen göttlichen und menschlichen Komponenten. Auch an diesem Morgen geschieht starker Impuls durch den prophetischen Dienst, sowohl persönlich als auch für die ganze Gruppe. Bilder, prophetische Rede, Zungenrede und Auslegung: alles ist in Vielfalt und Reichtum da.

Frage nach dem Auftrag und Blick zurück
60 Jahre feiert das Theologische Seminar in 2011. Grund zum dankbaren Rückblick aber auch zum profilierten Ausblick. Was ist unser Auftrag? Welche Schwerpunkte müssen wir zukünftig setzen?

Ein Video-Clip mit Statements über die Bedeutung von BERÖA wird eingespielt. Professionell und überzeugend gemacht, obwohl an verschiedenen Orten im Land von verschiedenen Autoren gefilmt. Das Wichtigste: Menschen, die BERÖA durchlaufen haben, drücken aus, was ihnen die Bibelschule bedeutet.

Das „Herolds-Quartett plus 1“ lässt alte Zeiten wach werden. Besonders die Herzen der älteren Generation werden warm. Von BERÖA ausgegangen haben sie musikalisch im ganzen Land gedient. 2011 dienen die inzwischen gereiften Herren der Konferenz. In Pfingstgemeinden ist eine Breite musikalischer Stile willkommen – moderner Lobpreis in allen Varianten, der „klassische Pfingstjubel“, aber auch besinnliche Balladen – und Klassik. Auch sie hat an diesem Morgen Raum.

Ehemaliger Direktor Richard Krüger blickt zurück
Einer, der jahrelang BERÖA geprägt hat, ist Richard Krüger, ehemaliger Direktor in Erzhausen. Auf dem TSB ist Kirchengeschichte – und dabei besonders die neuere – eine Spezialität von ihm. Auch heute ist er als Lehrer und Redner noch hochgefragt. Einen Teil der Pfingstkirchengeschichte hat er inzwischen selbst mitgestaltet.

Er kann druckreif reden – ohne ein Konzept zu brauchen. Das beweist er auch an diesem Morgen. Leicht schmunzelnd konstatiert er, dass auch BERÖA seinen „Johannes Paul“ gehabt hat.  „Opa“ J.P. Kolenda, einer der prägenden Väter von BERÖA, war ausgesandt von den amerikanischen Assemblies of God.

Er malt geschickt mit der Sprache: „In Erzhausen brauchte man zu Beginn Ohrenschützer, um nicht von den Brennesseln Schmerzen an den Ohren zu bekommen.“ Opa Kolenda hatte eine Vision für die Errichtung der Bibelschule in Erzhausen. „Bist du darin, Herr?“ war seine Frage, als er in „Froschhausen“, wie er es zunächst fälschlich verstanden hatte, das Grundstück der heutigen Bibelschule besichtigte.

Gott war darin! Aus der alten Industrieruine in der Erzhausener Industriestraße wurde durch den Fleiß und den Einsatz vieler Generationen ein Anwesen, das heute mehr als sehenswerten Charakter hat. „Viele Menschen haben hier ihren Schweiß eingebracht. Wir stehen auf den Schultern von vielen Generationen, die sich investiert haben.“

BERÖA, das ist aber nicht in erster Linie das Gebäude, das sind Menschen, mit denen Gott sein Reich baut. Für die Pfingstbewegung in Deutschland hatte das Theologische Seminar eine stark integrative Funktion. Sie hat sich zum Herzstück des BFP entwickelt. Bewegungen, die nicht in eine Bibelschularbeit investiert haben, haben lange nicht die Entwicklung genommen, die der BFP genossen hat. Das wird dankbar wahrgenommen.

Spende aus den USA
Ein starker Blick wird auch an diesem Morgen nach Amerika gerichtet. Die Assemblies of God haben einen Blick für Deutschland gehabt und deswegen in Deutschland investiert. Paul Clark, Deutschlandleiter für die Missionare der Assemblies of God, grüßt im Namen der amerikanischen Geschwister. Einen Scheck über 8000 EUR kann er im Namen der Deutschlandmissionare für den Ausbau der Bibliothek überreichen. „Ich hoffe, dass jede Gemeinde schon etwas als Geburtstagsgeschenk für die Bibliothek überwiesen hat“.  Dankbar gibt der BFP die Grüße nach Amerika zurück: Was wäre aus BERÖA geworden ohne die (Anfangs-)Investitionen durch die amerikanischen Freunde?

Abschied von Günter Karcher
Dann muss noch einmal Abschied genommen werden: „Wir gedenken unseres Bruders, Freundes und Kollegen Günter Karcher.“ Der BFP nimmt mit großer Wertschätzung und tiefer Hochachtung auch im Rahmen der Konferenz Abschied.“ Auf der Bühne steht ein großes Bild von Günter. Vor wenigen Tagen ist der Seminardirektor in die Ewigkeit abberufen worden. Präses Roman Siewert fasst seine Trauerrede, die er vor wenigen Tagen in Erzhausen gehalten hat, vor der Konferenz zusammen.

Ein Haus des Gebets
„Ein Haus des Gebets soll BERÖA sein.“ Der neue Seminardirektor Johannes Schneider  predigt engagiert und bündelt an diesem Morgen die Linie. Dieser Mann hat nicht nur theologische Kompetenzen, sondern sein Anliegen ist, dass Menschen göttliche Prägung erfahren.  „Gebet verändert mich. Es ist unmöglich, Gott zu begegnen und unverändert zu bleiben. Dies war und ist durch die gesamte Geschichte hindurch sichtbar. Menschen, die Gottes Angesicht suchten, wurden verändert und veränderten auch Ihr Umfeld. Das ist unser Erbe – Gott lässt sich suchen, lässt sich bitten. Ich, Du, BERÖA, ja der gesamte BFP soll ein Haus des Gebets sein. Aber unser Fokus soll neu das Suchen des Angesichts Gottes sein.“

Spotlight: BERÖA – Wie alles begann!
Eigentlich begann es schon 1948 mit Bibelkursen in Walle bei Bremen – wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Diese wurden dann in den folgenden Jahren in Eckernförde und Rönnebeck fortgesetzt. Der gute Besuch ließ die Leiter der Gemeinden die Notwendigkeit einer Bibelschule zur Ausbildung von Predigern und Gemeindemitarbeitern erkennen.

Da die Möglichkeiten der deutschen Pfingstgemeinden einen solchen mutigen Schritt nicht zuließen, ergriff die Assemblies of God in den USA (abgekürzt AoG, eine der größten Pfingstkirchen) durch ihre Mitarbeiter in Deutschland die Initiative.

Neben Gustav Kindermann hatten Paul und Gladys Williscroft, Walter Waldvogel und  Balthasar T. Bard wesentlichen Anteil an der Gründung des „Theologischen Instituts“ 1951 in Stuttgart. Diese Ausbildungsstätte war für die gesamte deutsche Pfingstbewegung gedacht. Es gab jedoch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber dieser „amerikanischen“ Schule.

(Auszug aus GEISTbewegt! 09/2011 – von Richard Krüger)

Herrliche Spiegelbilder

Präses Roman Siewert ist bekannt dafür, ein Mann des guten Tons zu sein. Auch zur Eröffnung der zweiten BFP Bilderausstellung „Spiegelbilder Seiner Herrlichkeit“ weiß er genau, was er sagen will – voller Wärme und Wertschätzung.

Er dankt den sechs ausstellenden Künstlerinnen und dem einen Künstler. Letzteren würdigt er besonders. „In jedem größeren Unternehmen gibt es einen Gleichstellungsbeauftragten“, flachst der Präses, umgeben von zahlreichen Besuchern der Eröffnung der Kunstausstellung. Als ein solcher fühlt sich Roman Siewert an diesem Abend. Nicht nur Frauen können im BFP malen. „Ich habe erst vor Kurzem in meiner Freizeit mit der Malerei angefangen. Mein Sohn hat mich dazu inspiriert; er arbeitet mehr mit Computer“, führt Walter Mundt, Pastor in Speyer, später vor seinen Bildern stehend, aus. Besonders inspiriert mich als Betrachter das Bild, wie der Heilige Geist auf die Jünger ausgegossen wird.

Walter Mundt bekommt vom Präses ostfriesischen Tee („Tee-ologisches“), während dieser den Damen jeweils eine Rose überreichen lässt. Gabi Dallman (Lörrach), Ulrike Henseler (Buchholz), Irene Justus (Hannover), Laura Kolm (Buchholz) und Rose Adrian-Trienen (Hamburg) gehören schon zu den „alten Hasen“ unter den Künstlern. Sie waren bei der ersten Ausstellung vor einem Jahr schon dabei. Jutta Lenhardt (Eickhorst) und der eben schon erwähnte Walter Mundt sind das erste Mal mit von der Partie.

Die Ausstellung erweist sich als Publikumsmagnet. Viele genießen die Bilder. Zwischen den Bildern sind immer wieder Spiegel angebracht. „Darin kannst du dich selbst als Spiegelbild Seiner Herrlichkeit anschauen“, motiviert Roman Siewert die interessierten Gäste. „Du bist so ein herrliches Spiegelbild“. Im Hintergrund sorgt ein musikalisches Duo für die nötige Atmosphäre: Ute Leschhorn-Kataoka (Cello/Piano) und Mayumi George (Querflöte) aus Hamburg – wirklich hochkarätig. Doch die Gespräche drehen sich nicht nur um die Bilder. Viele Begegnungen am Rande kennzeichnen das Bild des Abends. Alte Freundschaften werden erneuert und neue geschlossen.

Bei Ausstellungsleiterin Esther Dymel-Sohl laufen die Fäden zusammen. Sie ist die gute Seele der Ausstellung: „Künstler verstehen es, Gottes Herrlichkeit für alle sichtbar zu machen. Ihre Bilder sind Spiegelbilder seiner Herrlichkeit, manchmal etwas rätselhaft, doch mit nur einem Ziel: Ehre sei Gott in der Höhe!“

Über die Inhalte der Bilder berichtet GEISTbewegt.de noch separat.

Die Hand am Thron Gottes

Eröffnungsabend der 116. BFP-Konferenz

Die Konferenzhalle liegt im Halbdunkel. An der Seite der dezenten Bühnendekoration steht das Kreuz – in helles Scheinwerferlicht getaucht. Hinter dem Kreuz das Plakat mit dem Motto der Bundeskonferenz. „Heiliger Geist – Erbe und Auftrag“. Die Lobpreisband von BERÖA führt mit einem eher sanften Auftakt in die Konferenz hinein.

Präses Roman Siewert erinnert an den Heimgang von Vizepräses und Bibelschuldirektor Günter Karcher vor genau einer Woche. In kurzen Worten würdigt er zum Konferenzauftakt das Leben seines heimgegangenen Stellvertreters. „Ich habe mit seinem Heimgang nicht gerechnet“, bekennt er ehrlich. Dann verweist er auf das Kreuz neben der Bühne und nimmt es als Sinnbild für schwere Stunden, aber auch für den Sieg. Sein Blick schweift weiter auf das Mottoplakat hinter dem Kreuz. „Heiliger Geist…“. Auch wenn wir durch schwere Stunden gehen, bleibt der Auftrag, zu dem Gott uns berufen hat. Er ermutigt die Konferenzversammlung, sich dem Auftrag des Heiligen Geistes neu zu stellen.

Zur Konferenzeröffnung geht es gleich tief in das Generalthema hinein. Hartmut Knorr, Generalsekretär des Bundes, erinnert an das frühe Erbe der Pfingstbewegung. Er beleuchtet dabei besonders die erwecklichen Aufbrüche am Anfang der Bewegung. William Seymour, schwarzer Prediger in der legendären Azusa Street, Los Angeles, predigt dort in einer einfachen Holzbaracke. Oft kniete er nur hinter einer Holzkiste und betete. Es gab keine Dienstbezeichnungen und Männer sowie Frauen predigten ohne Ansehen der Person.

Vor allem aber war in den ersten Aufbrüchen der frühen Pfingstbewegung die Barriere der Hautfarbe unwichtig. Der Heilige Geist fügte Menschen aller Hautfarben in eine Einheit zusammen. „The color bar was washed away in the blood“ (Die Rassenschranke wurde im Blut Jesu hinweggewaschen).  Was menschlichen Bemühungen nicht möglich ist, geschieht durch die Kraft des Heiligen Geistes. Auch diese Botschaft ist heute aktuell.

Kräftige Bekenntnisse aus russlanddeutschen Kehlen
An dieses Erbe knüpft der BFP an, indem er konsequent an der Integration der Migrantengemeinden weiterarbeitet. An diesem ersten Konferenzabend ordiniert die BFP-Bundesgemeinschaft  21 Pastoren aus afrikanischem Kulturhintergrund  und 18 Pastoren aus russlanddeutschen Gemeinden. Als sie das Ordinationsversprechen mit lauter, kräftiger Stimme bestätigen, brandet Applaus in der Versammlung auf. Hier sind Menschen, die sich mit großer Entschlossenheit in den Dienst stellen lassen. Es ist die zweite Ordination, die im Rahmen des Integrationsprozesses auf einer Bundeskonferenz durchgeführt wird.

In seiner Predigt geht Hartmut Knorr auf die herausfordernde Aufgabe von Leiterschaft ein. Alle Leiter müssen sich dieser Herausforderung bewusst sein, wenn sie eine Leitungsaufgabe übernehmen, denn es gibt in einer Gemeinde Gefahren von innen und außen. Er weist darauf hin, dass auch Mose ergänzungsbedürftig war. Er ermutigt die Leiter zum Einsatz ihrer von Gott gegebenen Gaben: „ Führung und Leitung gelingt durch den richtigen Einsatz unserer Hände unter der Leitung Gottes“.

Knorr, selbst sehr bemüht um Mentoring, Coaching und Begleitung, konstatiert: „Wir haben viel gelernt über Führung, Gruppenbildung, gegenseitige Unterstützung, etc., aber wir brauchen neu die Erfahrung mit der Kraft des Heiligen Geistes, die uns Mut macht, auch ‚herauszutreten’. Wir brauchen auch das Herauslösen aus einer ‚ewigen Begleitung’. Tritt heraus, wenn Gott dich ruft“, fordert er die Konferenzteilnehmer zu geistlichen Schritten auf. Geh mutig vorwärts in das hinein, wozu er dich ruft. Geistliche Erfahrungen liegen oft in der Einfachheit des Gottsuchens, nicht in der komplizierten Strategie.

Anhand von 2. Mose 17,8-16 zeigt er auf, was der Schlüssel für Leiterschaft im Heiligen Geist ist. „Unsere Hand muss am Thron des Herrn sein“, greift der den Bibeltext wörtlich auf. „Unsere Hilfe muss vom Herrn kommen, nicht von uns selbst oder von anderen Menschen. Von mir selbst kommt die Kraft nicht“. Der BFP-Generalsekretär ermutigt die Leiter, Zeichen zu setzen:  „In unserer Leiterschaft brauchen wir Zeichen der inneren Bedürftigkeit. Zeichen der Unterwürfigkeit und Zeichen für deine Verbindung zu Gott.“

Zum Schluss wird Knorr noch energischer und deutlicher: „Wir brauchen Klarheit in Zeiten der Verwässerung“. Er fordert auf zum „Durchbeten“ und Warten auf Gott. „Wir müssen es wieder neu lernen, auf Gott zu warten.“ Gebet, prophetischer Dienst, Befreiungsdienst, Handauflegung, um nur einige zu nennen, müssen unseren Gemeindealltag prägen.

Haben wir den Mut diese Zeichen engagiert zu setzen?