„Wir haben alles fest im Griff…“

Ein Jahr nach Fukushima – und unser immer anspruchsvollerer Lebensstil

Am 11. März jährt sie sich: Die Reaktorkatastrophe von Fukushima. Ziemlich genau anlässlich des  „silbernen Jubiläums“ von Tschernobyl (1986) ein neuer Paukenschlag bisher nicht gekannter Dimension: Kernschmelze in drei Reaktorblöcken in Japan. Ein Erdbeben ist für Japan eigentlich nichts Besonderes, aber die März-Ereignisse 2011 überschlugen sich förmlich: 19.300 Menschen rechnet man ein Jahr später als offizielle Opferzahl des Erdbebens und des Tsunamis. In der Tat: die Bilder aus Japan vermittelten Weltuntergangsstimmung.

Fukushima Atomkraftwerk nach Erdbeben und Tzunami 2011 (Bild: Wikimedia Commons – Earthquake and Tsunami damage-Dai Ichi Power Plant, Japan – Creative Commons )

Bis nach Deutschland reichten die seismologischen Wellen – politisch auf jeden Fall. Unter dem Druck schwindender politischer Mehrheiten und einem sensationellen Regierungswechsel in Baden-Württemberg wurden mit heißer Nadel politische Konzepte umgestrickt.

Obwohl die japanische Regierung nicht müde wurde zu betonen, dass man alles im Griff habe, setzte sich nicht nur heimlich die nüchterne Erkenntnis durch, dass dem offensichtlich nicht so ist. Der Super-GAU auf allen Ebenen. Was lehrt uns der Rückblick auf „ein Jahr Fukushima“?

Immer rasanter…
Unser Wohlstand wird immer größer, die Entwicklung scheinbar immer rasanter. Europäer stehen auf technischen Produkten ostasiatischer Herkunft.  Das alles hat seinen Preis. Industrienationen müssen riskante Wege gehen, damit das rasante Wachstum keinen Knick bekommt. Dass das nicht ohne entsprechenden Preis zu bekommen ist, wird an Japan mehr als deutlich. Immer höher werden die babylonischen Türme, die gebaut werden – nicht nur sprichwörtlich.

Immer verletzlicher…
Unser Leben wird immer anspruchsvoller – und verletzlicher. Der Preis, den wir für den Wohlstand zahlen müssen, ist immer höher. Man stelle sich nur vor, jemand würde von heute auf morgen Deutschlands Stromschalter auf „aus“ legen. Das wäre selbst im privaten Bereich einer mittleren Katastrophe gleichzusetzen. Auch für fromme Menschen.

Immer relativer…
Etwas anderes ist noch bedenklicher: Die „Wahrheit“ wird immer relativer. Ab wann ist Strahlenbelastung schädlich? Ändern wir doch die Grenzwerte! Wie aufrichtig informieren wir die Menschen? Es reicht  scheinbar eine „relative Wahrheit“.  So schwindet Vertrauen, man definiert einfach neu. Was gestern noch „Lüge“ war, ist heute Wahrheit – und umgekehrt.

Immer vergesslicher…
Fukushima – was war da eigentlich noch genau? Zum Glück gibt’s Wikipedia… Aber die allgemeine Vergesslichkeit macht auch nachdenklich. Sind wir nur in den Tagesereignissen so vergesslich, oder geraten auch die „ewigen Werte“ immer mehr in Vergessenheit, weil wir uns zu oberflächlich damit beschäftigen?

Immer wichtiger…
Jesus warnt in seinen Endzeitreden davor, dass große Erdbeben kommen werden (vgl. Lk 21,11). Dass diese auch entsprechenden Schaden mit sich bringen, wirkt auch auf Christen durchaus schockierend. Umso wichtiger werden in der Zeit sich zuspitzender Ereignisse die Verwurzelung im Wort Gottes und eine Ehrfurcht vor Gott sein. Wer hat Mut, eine prophetische Stimme in dieser Zeit zu sein, die kompromisslos zu einer Umkehr zu Gott aufruft?

Immer notwendiger…
Aus meiner Sicht wird es immer notwendiger, über ein „Anders sein“ nachzudenken. Wir leben in einer global vernetzten Abhängigkeit. Können wir trotzdem anders sein? Ich meine, ja! Es kommt, wie im Heftinhalt ausgeführt, auf unsere Gesinnung an. Wenn sie verändert ist, können wir auch unser Umfeld und unser Miteinander anders und mit anderen Werten gestalten. Vielleicht nicht global, aber auf alle Fälle lokal.

(Artikel, geschrieben für die aktuelle GEISTbewegt!-Ausgabe)

Herr Knister, Burnout und die Weißwurst…

Ja, er sei von seiner Frau geschickt worden. Sie hätte ihm sogar fünf Euro für das Frühstück mitgegeben – oder ob man denn das Geld überweisen müsse? Dichtgedrängt sitzen sie auf Bierbänken in unserem Gemeindehaus – und lachen herzlich. Nein, Bier gibt es heute nicht, verkündigt Oliver F.  Herrn Knister, aber Mineralwasser – und, ganz wichtig, Kaffee.

Kaffee will Herr Knister gerne und reichlich trinken. Die Männer auf den Bierbänken tun’s ihm gleich. Georg B.  glänzt mit seiner Gabe, die Bauchrednerpuppe „knisternd“ zu bedienen. Da gleitet die Weißwurst auch bei den Gästen, die auf unsere Zeitungseinladung zum Vortrag hinzugestoßen sind, einfacher die Männerspeiseröhre runter. Herr Knister outet sich nämlich auch als „unbedarfter Neuer“. Der Sendlinger Anzeiger fand das Thema so wichtig, dass er es am Donnerstag gleich oben auf der Titelseite gebracht hatte.

Intensive Gespräche bei zahlreichen Würstchen und bayerischer Dekoration. Dann kommt der Referent. Er ist Hannover-96-Fan. Am Jugendtisch erhebt sich Widerspruch. Ein aus Augsburg angereister FCB-Fan macht einen unmissverständlichen Zwischenruf, der Ex-Finanzbeamte und Jetzt-Pastor müsse in München aber die Vereinsfarben wechseln.
Er hat eine altertümliche Waage vor sich aufgebaut. „Du musst darauf achten, dass dein Leben im Gleichgewicht ist -im Verhältnis zu Gott, zu dir selbst und zum Nächsten.“ Sehr offen und tiefgehend berichtet Pastor Jörg Delekta von seinen eigenen Hochs und Tiefs. „Wir hatten gerade unser 10-jähriges Gemeindejubiläum gefeiert, dann hat es mich voll erwischt“. Ehrlich berichtet er, wie bei ihm nichts mehr ging. Und wie er aus dem Burnout rausgekommen ist.

Aber um das genau zu wissen, muss man dabei gewesen sein oder es sich von jemandem, der dabei war, erzählen lassen, denn der Referent bat, dass seine offenherzige Darlegung nicht aufgenommen wird.

Die intensive Fragerunde am Ende bezeugt: Das Thema ist wichtig und dran. Ein toller Morgen, finden sogar die LiSas, die draußen vor der ‚frauenfreien Zone‘ auf der ‚Foyerstuhlreihe‘ sitzen und Mäuschen spielend, Kaffee kochend für Herrn Knister sorgen – damit er auch daheim bei seiner Frau einen ‚guten Bericht‘ geben kann!

Darf ein Prophet Witzchen reißen?

Kommen Propheten nur aus Amerika? Manchmal hat man den Eindruck. Aber, nein, es geht auch anders!

Sein Nachname ist für deutsche Münder ‚unaussprechlich‘: „K’schüwwe“, so der laienhafte deutsche Versuch für ‚Krzwywe‘, ist für polnische Ohren sicher ‚unanhörlich‘. ‚Ich will kein frommer, unnahbarer Prophet sein‘. Das meint er ehrlich. Seine Verkündigung und Lehre ist ausgewogen und ehrlich. Prophetie, so vermittelt er nicht nur durch seine Worte, sondern durch sein Wesen, ist natürlich übernatürlich und übernatürlich natürlich. Und er kommt aus Polen.

Tierarzt ist er zunächst, dann dient er einer Pfingstgemeinde als Pastor. Viele Geschichten, Lebenserfahrungen – und etliche Witze – machen das Zuhören kurzweilig und angenehm. Aber darüber hinaus ist die Lehre von Ryszard Krzwywe authentisch und gut. Später ruft Gott ihn in den prophetischen Dienst. ‚Gott will auch, dass wir Spaß und Freude haben.‘ Die menschlichen Einflechtungen machen ihn glaubwürdig und liebenswert: Gott beruft uns nicht, in einem heiligen Turm zu sitzen, sondern mitten im Leben zu stehen – und dazu gehört Spaß. ‚Gott wird dich in der Öffentlichkeit nicht bloßstellen‘. Er zeigt die Grenzen des prophetischen Dienstes auf. Das schafft Vertrauen.

Immer wieder verweist er auf seine Frau: ‚Gott hat mir eine weise Frau gegeben. Sie gleicht vieles aus, was ich nicht habe und kann.‘ Demütig dient er gemeinsam mit ihr, stellt seine eigene Berufung nicht in den Vordergrund, unterordnet sich der Leiterschaft der Gemeinde. ‚Es hat einige Jahre gedauert, bis mein Dienst in Polen anerkannt war. Aber Gott hat mich dadurch gelehrt, demütig zu sein.‘ Viele in seinem Heimatland bezweifeln, dass es einen vollzeitigen prophetischen Dienst gibt. Aber die Früchte des Dienstes und seine Unterordnung bewirken in der polnischen Pfingstbewegung viel Anerkennung und Respekt.

Eigenes Versagen und Fehler nennt er ehrlich beim Namen: Auch ein Prophet ist nicht perfekt und braucht Korrektur. Begegnung mit Engeln? Auch auf diese Weise redet Gott zu uns. Beispiele folgen, köstlich dargestellt. Die Versammlung lacht herzhaft und befreit. Das Neue Testament wird richtig greifbar – natürlich übernatürlich.

Am Freitagabend verbringen wir einen Abend der Gemeinschaft und des Gebets mit dem Ehepaar aus Polen. Zum Schluss, aber nicht nur angehängt, dienen die Krzwywes uns als Ehepaar. Das prophetische Wort ist sehr klar und differenziert. Das, was uns sehr spezifisch und mit viel Respekt gesagt wird, haben wir in vielen Punkten schon an anderer Stelle gehört. ‚Ich nehme meine prophetischen Worte auf ein Diktiergerät auf, damit ich überprüfbar bin.‘ Als wir gehen, kann ich die Aufnahme kurz per USB auf meinen Laptop überspielen. Ich will mir die Details noch einmal anhören.

Am Sonntag kommt seine Predigt sehr klar, mit einer starken prophetischen Dimension. Dann dient er öffentlich einigen ausgewählten Personen, die er vorab nicht genannt bekommt, mit prophetischen Worten. Es macht sich eine heilige Ehrfurcht vor Gott breit mit welcher Klarheit und Präzision das geschieht.

Die Brücke nach Polen wird intensiver. Meine Reise vor zwei Jahren war ein erster Schritt. Inzwischen hat unsere neue polnische Tochtergemeinde ihren Gottesdienst im Januar in unsere Räumlichkeiten verlegt, diese Konferenz ist ein weiterer wichtiger Schritt: Zum Seminar sind auch etliche aus der FCG-M anwesend. Hier findet ein guter, gegenseitig dienender Austausch statt. Klasse.

Die Predigten und Lehre stehen zum Download auf der FCG-M-Homepage bereit.

„Ich sollte die Pastoren erledigen“

Im Nachklang zur Evangelisation in Südafrika schrieb mir B. am Mittwoch folgenden Bericht:

‚Gestern habe ich das Team nach einer ereignisreichen Evangelisation nach Hause gebracht. Wir hatten wir diesmal viel mit dämonisch belasteten Menschen zu tun. Das äußerte sich dadurch, dass einige Frauen laut während der Anbetungszeit oder unter Gebet zu schreien anfingen, sodass wir sie meistens hinaustragen mussten, um mit dem Gottesdienst fortfahren zu können.

Wir fanden bald heraus, dass vor allem die Anwesenheit von N., einer jungen Frau, damit zu tun hatte. Die Betroffenen hätten von ihr Yoghurt zu essen bekommen, der mit ihrem Blut vermischt war.

Im Gebetszelt versuchten wir, mit den Betroffenen zu sprechen, sobald sie zur Besinnung kamen. Wenn wir sie ermutigten, den Namen Jesus anzurufen, konnten sie dies nicht tun. Sie versuchten es „Je….Je….Je….Je….“ – konnten aber den Namen des Herrn nicht über die Lippen bekommen.

Es kamen uns bereits Gerüchte zu Ohren, dass Manche uns für den Auslöser und Verursacher dieser negativen Manifestationen hielten.  An dem Wochenende, an dem Frank uns verließ und zurückflog, war N. spurlos verschwunden. Montag kam dann die Direktorin der High School zu uns mit der Kopie eines Briefes, den N. hinterlassen hatte. Hier der etwaige übersetzte und gekürzte Wortlaut:

„Ich habe im März 2010 angefangen, für den Teufel zu arbeiten. Zuhause habe ich meine Eltern nicht mehr respektiert. Bei einem Sportereignis mit anderen Schulen habe ich einen silber-goldenen Ring gekauft, mit dem ich die anderen Mädchen manipulieren konnte, sodass sie nicht zuhören, keinen Respekt mehr haben und Ehebruch begehen. Ich habe auch Pastoren manipuliert. 2011 habe ich angefangen, Blut zu trinken. Als das Zelt jetzt nach E. kam, sollte ich die Pastoren erledigen, aber ich konnte es nicht, da sie stärker waren, als ich.

Dann hörte ich diese Stimme, die sagte „geh heim und denke darüber nach, denn du hast viele Leben ruiniert. Was wirst du tun?“ Doch dann antwortete ich „Gott ist größer als der Teufel“ – das war, als ich mit dem Schreien anfing. Wenn ich zum Tor unseres Hauses komme, verliere ich die Besinnung, meine Hände werden hart und mein Körper schüttelt sich. Dann fange ich an zu schreien. Samstagabend ging ich in die dunkle, geistliche Welt und ich ging unter das Meer, wo ich das ganze Wochenende verbrachte.

Mein Leben ist jetzt sehr fern, da ich wieder in die dunkle, geistliche Welt gegangen bin. Es war nur mein Schatten, der weg war (wenn ich meinen Körper verlasse). Als ich diesen Brief schrieb, kam ich zur Besinnung. Bitte helft mir und heilt meinen Schatten.

Niemand verhext uns von außerhalb unserer Familie. Das Problem kommt von innerhalb. Nun habe ich zu kämpfen mit denen, die wollen, dass ich in die dunkle, geistliche Welt gehe und dort Dinge tue, die ich nicht will und das Blut von Menschen trinke. Sie mögen es nicht, dass ich an den Zeltgottesdiensten teilnehme. Ich selbst bleibe unter dem Meer an der Südküste.“

Am Montag predigte ich über „Jesus – Täufer mit dem Heiligen Geist“, da wir uns auch am Nachmittag im Grundkurs für die Neubekehrten diesem Thema näherten. Beim Aufruf kamen viele der Neubekehrten nach vorne, darunter auch einige der Mädchen, die dämonisch belastet waren. Sie fielen unter Handauflegung zu Boden, diesmal ohne Geschrei und ganz friedlich. Das Gleiche wiederholte sich am nächsten Tag im Grundkurs; einige fingen sogar spontan an, in Zungen zu beten.
Am Mittwoch kam N. beim Bekehrungs-Aufruf nach vorne. Als ich Hände auflegte, sank auch sie friedlich zu Boden.

Am Donnerstag waren wir nachmittags eingeladen, einen besonderen Gottesdienst in der High School abzuhalten. Während des Lobpreises fingen wieder einige Mädchen an zu schreien und mussten festgehalten und weggetragen werden. Es hörte sich an, wie man sich die Hölle vorstellt.

Während ich predigte (über die Gefahr, mit dem Feuer zu spielen und dem einzigen sicheren „abgebrannten“ Ort – Jesus) wurde es still, um nach der Predigt wieder anzufangen. Es waren auch viele Eltern anwesend, die dazu von der Schulleitung eingeladen worden waren. Fast alle Jugendlichen hoben ihre Hand beim Bekehrungsaufruf. Nach dem Gottesdienst händigte uns N. ihren Zauberring aus.

Bis zuletzt kamen im Evangelisationszelt Menschen beim Aufruf nach vorne. An den letzten beiden Abenden war das Zelt fast bis auf den letzten Stuhl voll. Am Tag des Abbaus war N. bis zur Abfahrt bei uns zusammen mit ihrer Mutter, die ebenfalls Jesus angenommen hat.

Die zahlreichen Neubekehrten haben bereits Eigeninitiative ergriffen und wollen sich nicht auf die Nacharbeit des etwas entfernt wohnenden Pastors verlassen, sondern sich selbst zum Gebet in ihren Häusern organisieren.

M. geht es inzwischen wieder ganz gut. Ich hatte sie ja am letzten Tag der Evangelisation mit akuter Lungen-entzündung zum Arzt bringen müssen. Vielleicht wollte uns der Teufel noch eins auswischen, aber er kam auf jeden Fall zu spät damit!‘

P.S. Das Mädchen N. hatte den „Auftrag“, 17 Personen unter ihre Gewalt zu bekommen und negativ zu beeinflussen. Nur bei vier Personen hatte sie es bis zum besagten Zeiptunkt geschafft.

Zwischen Himmel und Erde…

Schwülwarm ist es in Durban. Der Himmel ist mit Wolken verhangen. Ob ich Gang oder Fenster sitzen möchte, fragt mich die nette Dame der British Airways im zur Fussball-WM neuerbauten King Sharka Int. Airport.  Gang, sage ich spontan, ich überlege kurz, nein, ich nehme doch lieber Fenster, dann kann ich noch ein wenig fotografieren.

Leider hat kurz vorher mein Akku schon schlapp gemacht. Dank zahlreich vorhandener Steckdosen am Flughafen und meinem jetzt eigenen Südafrika-Adapter kann ich den Akku für den Fotoapparat nachladen. Es wäre schade gewesen, wenn ich das nicht getan hätte…

143 Bilder mehr zeigt mein Zähler beim ersten Stop in Johannesburg. Etwas müde habe ich mich rechts auf 8F anstatt links auf 8A gesetzt, Ich entschuldige mich bei den anderen Passagieren für meine Schlafmützigkeit, als ich es merke – und setze mich auf die linke Seite.

Das Flugzeug durchbricht die Wolkendecke. Wow! Ein „intergalaktischer Sonnenuntergang“ über den Wolken. Das Fotografenherz schlägt höher. Die knappen 35 Minuten über den Wolken nutze ich zum Dauerfeuer mit der Canon Powershot… Wie gut, dass ich Fenster hatte – und dann noch auf der „richtigen“, der Sonne zugewandten Seite!

13.000 Meter Flughöhe, sagt der Pilot an. Irgendwo zwischen Himmel und Erde. Da ist es heute besonders schön, auf alle Fälle, was die Optik angeht. So irgendwo zwischen Himmel und Erde habe ich mich in diesen Wochen hier in Südafrika wirklich gefühlt. Es war einfach super hier zu sein. Dieser Tag ist ein sehr schöner Abschluss.

Durban – wieder ein anderes Stück Afrika. Grooooßstadt, afrikanisch-chaotischer Verkehr, „nichts im Auto lassen“, hat man uns gesagt.  Wir kommen am „Jesus-Dome“ vorbei, unweit davon das „Durban Christian Center“. Alles „mega“. In der South African Bible Society in der Ramsey Road müssen wir hupen. Die Klingel am Tor ist defekt, man wird per Schild ums Hupen gebeten. Innen werden wir wohlwollend empfangen. Ja, wir brauchen „ein paar“ Zulu-Bibeln.

Als die freundliche Dame an der Rezeption erfährt, dass wir so an etwa vierhundert gedacht hatten, holt sie Reverend Dirk, der hier der lokale Direktor für Kwa Zulu Natal ist. Er hört sehr interessiert zu und er freut sich über die Aussicht, dass die Bibeln in völlig ländlichen und armen Gebieten kostenlos verteilt werden. Glücklicherweise habe ich ein Foto dabei, auf dem BnK. ein paar Bibeln austeilt, das ich Dirk schnell aus meinem Eierbrett unter die Nase reibe. „Könnt ihr von der Verteilung ein paar Bilder senden“? „Alle Missionare brauchen gute Bilder“, zitiert K. später im Auto.

Sofort ist Dirk bereit, uns noch im Preis weiter entgegenzukommen, indem er unser Quantum um 50 kostenlose Bibeln aufstockt. So liegt der Preis effektiv knapp über zwei EUR für eine komplette Bibel. Klasse. K, freut sich wie eine Schneekönigin. Dirk informiert mich noch über das Sprachprogramm der Bibelgesellschaft für Leute, die nicht lesen können. Hier werden Hörgruppen gebildet, die sich dann die Bibel in ihrer Muttersprache anhören können. Die Sets dafür sind kostenlos. Er will mir das gleich vorführen, ich winke ab. Ich muss zum Flieger. Aber darüber muss ich B. in Kenntnis setzen, die Idee ist toll.  Er könnte sich das beim nächsten Besuch zeigen lassen.

Wir deponieren meinen Rucksack und meinen Koffer bei den Bibeldruckern und fahren um ein „paar Häuserblocks“ zum Victoria Street Market. Afrikanische Kunstartikel sind hier sehr günstig und mit etwas Verhandlungsgeschick sogar noch etwas günstiger. Mein Koffer ist schon 24 kg schwer, statt der erlaubten 23. Und mein „kleines Handtäschchen“ mit Bibeln und Computer-Utensilien bringt etwa nochmal die Hälfte auf die Waage. Trotzdem habe ich schließlich noch zwei Plastiktüten mehr… Niemand fragt während der drei Flüge auch nur ein Pups nach.

Durban ist eine echte afrikanische Großstadt. Am Straßenrand liegt ein Bettler, er sieht wie tot aus. Direkt daneben wird Haarflechterei, echt Ghana-Style, angeboten. Direkt an der Ampel türmen sich die Mehlsäcke, daneben gibt es die Maurer-Kelle, nicht rostfrei, versteht sich – man sieht es schon deutlich. Die schwarzen „frischen“ Ziegenköpfe brauche ich für meine Facebook-Freunde, das wird mir einige „likes“ oder nette Kommentare bringen… Knipps. Dumm, verwackelt, nochmal. Tatsächlich, 10 Sekunden nach Veröffentlichung sind später zwei erhobene Daumen da! Ich hab’s geahnt.

Unsere Parkzeit ist abgelaufen. Hier hätten wir noch länger bleiben können. Die Fahrt zum Pazifik, den K. mir noch „unbedingt“ zeigen wollte, sparen wir uns. Die Uhr tickt gnadenlos. Schnell zurück zur Bibel-Society. 23 Kisten Bibeln à 15 kg. Eigentlich müsste der 430.000er Mercedes das packen, sinnieren wir. Papiere? Enh, enh, nicht dabei. Wir probieren es, alle Kisten rein. Bedenklich hängt er in den Seilen, der Auspuff zu nah am Boden, der Radkasten bedenklich über den Reifen. Damit lasse ich  K. nicht alleine fahren… Ich gehe wieder an die Rezeption. Ob wir nicht ein paar Kartons vorübergehend hier lassen können? Kein Problem. Also, sieben Kisten wieder raus, macht über hundert Kilo Erleichterung für den betagten Benz. Kisten gut beschriften, K. lässt sich vom Lagervorsteher, einem Schwarzen, den Namen geben, ja er will auch gut aufpassen, auch ohne „Miete“, wie er vorher gescherzt hat.

B. wird per Handy informiert. K ist total happy. 450 ganze Bibeln, welch ein Segen! „Danke bitte den Sponsoren in München herzlich, das ist soooooo eine große Hilfe“. Dass ein Teil noch in Durban lagert, ist dabei fast Nebensache.

Auf geht’s zum Airport, der Benz hat ganz schön zu schnaufen. Der erste Berg steil runter kommt 500 Meter nach der Bibel Society – und dann genau so steil wieder hoch. „Ich nehme Anlauf“, sagt die couragierte Missionarin. Geschafft. Ob sie den schon für ein neues Privatauto beten, will ich wissen? Ooh ja, das tun wir. „Ein Golf oder so, das wäre klasse, muss nicht neu sein“ K. träumt bereits vom neuen Auto, wir verpassen die Ausfahrt.“ „Ob wir denn nicht…“, frage ich vorsichtig, ich will nicht der Oberlehrer sein. Ja, wir hätten!

Ich verspreche, dass auch wir dafür beten werden und ich das Anliegen mit nach D. nehmen will. In Afrika wächst das Geld für die Mission auch nicht an den Bäumen…  Zum Andenken fotografiere ich noch meine „Benz-Reparatur“ mit dem gelben Gilad-Schalit-Memory-Bändchen aus Jerusalem, das ich „in the middle of nowhere“, als der Benz kurz vor den Drakensbergen versagte, noch in der Seitentasche meines Rucksacks fand. „Passt scho,“ hätte der Mechaniker das nur kommentiert – und meine “Reparatur” so belassen.  Missionarsleben ist fast jeden Tag irgendwie aufregend, kriege ich hier nicht nur nebenbei mit.

„Komm bald wieder!“ Beim Drop off am Flugplatz intoniert K. denselben „Song“, wie das Team. Nun, den Stromadapter nehme ich mal mit nach Hause, damit ich im Falle eines nächsten Besuches schon beim Stopover einen hätte. Damit bekunde ich zumindestens keine Unwilligkeit. K. ist zufrieden. „Ruf mich einfach auf dem Handy an“, falls du Probleme wg. des Gepäcks hast. Habe keine, Anruf wird nicht nötig. Bis Frankfurt geht alles glatt. Nur in Amsterdam wollen sie meinen Rucksack nochmal scannen – zu viele Kabel drin.

Auch beim Nachtflug ist die Versorgung bei KLM allerbestens. Nach “afrikanischem Flusswasser” tun die europäischen Getränke richtig gut. “Mein” Stewart macht die Sache besonders gut. Am Ausgang danke ich ihm und sage wertschätzend, dass er eine Gabe für diesen Job hat. Seine Chefin hört das und bedankt sich bei mir für das Kompliment. “Thank you, that you’ve said that to him.”

In Amsterdam werde ich mit minus 15 Grad “schockgefrostet”. In der Toilette heisst es ein warmes Hemd anziehen, Sandalen gegen feste Schuhe tauschen. Auch die warme Mütze ist greifbar. Aber die warme Jacke ist leider in München… Ich werde den afrikanischen Sommer vermissen.

Doch noch bin ich Durban. K. verteilt die Bibeln gleichmäßig im Auto. Die Tür des Benz fällt ins Schloss, die Zierleiste steht wie ein kleiner Seitensensor weit ab und vibriert. Dieses Auto ist wirklich erneuerungsbedürftig…

Am King Sharka Int. finde ich tatsächlich ein schwaches offenes Internet. Auch hier hat man schon gemerkt, dass man mit diesem Angebot die Reisenden „richtig abzocken“ kann. Das Burger-Restaurant, in dem ich sitze, hat leider auch kein offenes Netz, obwohl eines da ist. Schnell vor dem Abflug eine Mail mit ein paar Bildern von den Bibeln nach München schicken, die Sponsoren sollen fast live dabei sein. CC an B. Der antwortet postwendend. „Wir beten gerade für den Gottesdienst. Danke für deine Energie, die du in die Zeit hier investiert hast.“ Der Dank freut mich sehr. In den mehr als zwei Wochen des intensiven Miteinanders ist wirklich etwas gewachsen.

In Amsterdam eine weitere Mail von B. aus den Drakensbergen. “Wir vermissen dich hier…” Ich das Team und die Evangelisation auch…

Der Kellner legt mir die Rechnung hin, Ja, ich kann mit Kreditkarte bezahlen, habe ich vorab ausdrücklich gefragt. Beim gefühlt zehnten Anlauf mit vier (!) Abbuchungsgeräten und eine halbe Stunde später brauche ich dann doch keine Teller waschen. Ich eile zum Gate.

Bye, bye Kwa Zulu Natal. Wenn ich kann, komme ich gerne wieder…

Golfspielen oder Predigen?

„HIS Church“. Das kleine weiße Schild weist auf ein Gebäude hin, das bei uns eher zu den Sanierungskandidaten gehören würde, aber kein exklusiver Golfclub wäre. Die Standards sind hier einfach anders. Im Hof mehrere Golf-Caddys, einige ältere Herren fachsimpeln, leicht an ihren Golfwagen gelehnt. Rechts darf man nur als Mitglied rein oder: 35 Rand pro Besuch, wenn man kein Mitglied ist, quasi Stuhlnutzungsgebühr.

Links dürfen alle rein. Ohne 35 Rand zu zahlen. Ich entscheide mich, wie kann es auch anders sein, gegen das Golfspielen. Aber angucken will ich mir das schon, so wage ich einen Blick auf den Golfplatz, von der Seite. Aus dem Fenster oben links dringt mir bekannte Musik. Ich kehre schnell wieder um.

Die Ventilatoren laufen auf Hochtouren. John stellt sich mir als Pastor der Gemeinde vor. „Pope“, heißt er sinnigerweise mit Nachnamen. Die Gemeinde ist überhaupt nicht „religiös“ und nicht formbetont, hat B. mir vorab gesagt. So verzichte ich auf mein Jacket. Auch wg. der Wärme passt das besser.

Vor dem Gottesdienst trifft sich das Lobpreisteam, K. ist mit ihrer Gitarre dabei, H.-Tochter M. singt im Team, H.-Tochter C. tanzt begeistert. Der Lobpreis gefällt mir sehr, nach zwei Wochen „schwarzer Musik“ tun einigermaßen bekannte Lieder gut. Hillsong, Michael “Dabbelju” Smith und Freunde sind hier ebenso gut bekannt, wie bei uns.

Die Vision von „His Church“ ist auf einem Display zu sehen. Sie spricht mich an. Das hat viel Mühe gekostet, meint K.. Aber die Gemeinde ist in den letzten vier Jahren aus dem Wohnzimmer rausgewachen und eine nette – nicht zu große – Gemeinde, aber mit Außenwirkung geworden, erzählt K. später. „Die Atmosphäre ist sehr herzlich und offen.“ Recht hat sie, das stelle ich selbst fest.

Familie H. ist hier super eingebunden. Das ist für einen Pastor wichtig zu sehen und zu „fühlen“. Als Missionar kann man auch ein Satellitendasein führen. Das ist bei ihnen nicht so. Dafür bin ich sehr dankbar. Besonders für die Kinder ist das wichtig. H.-Sohn S. hilft zur Freude seiner Mutter mit einem sehr guten Händchen im Kinderdienst mit. Kleine Kinder gibt es hier zahlreich. Es ist sehr schön, auch diese Gemeinde kennenzulernen. Ich soll Grüße mit nach München nehmen – natürlich. Und die aus München richte ich auch aus.

Einen Alpha-Kurs für Ehepaare soll es geben, wird angesagt. „Deine Predigt hat mir sehr gut gefallen.“, sagt mir H.-Tochter M. hinterher. Das Lob einer fast 18-jährigen jungen Dame bedeutet für einen Prediger viel. Auch ein Inder bedankt sich. „Never heared before…“ Ja, vor fünf Generationen sind seine Vorfahren aus Indien gekommen. Er aber ist hier geboren. Bavaria Munich and the German Bundesliga – das hat sein „like it“.

Nach dem Gottesdienst geht’s in den Supermarkt. Knackevoll schon die Tiefgarage – und das am Sonntag. Ich packe Peri-Peri Chili Soße, „extra extra hot“ in den Korb. H.-Tochter M. empfiehlt sie mir als „typisch südafrikanisch“. Ein wenig wird mich das ans Teamessen erinnern. M. ist begeistert, bei einem Tropfen raucht dir schon der Kopf, meint sie. Na, da sind viele Tropfen drin. Sie nimmt die Großpackung (auch typisch südafrikanisch) Hühnerfüße aus der Kühltruhe. Das eignet sich als Andenken nicht wirklich, obwohl es einigermaßen den Charakter der Belustigung tragen würde.

Die Missionarskids wollen am Abend einen Film gucken. „Der würde dich sicher auch interessieren.“, meint M.. OK, ich bin dabei. Das Ende verschnarche ich, wie daheim, Fernsehen ist eben ein gutes Schlafmittel für mich…

„Willst du unsere ersten Feigen probieren?“ K. ist begeistert, sie liebt sie. Die beste Ehefrau von allen mag sie auch so gerne. Aber wenn ich sie mitnehmen würde, hätte ich daheim nur Feigenmus.

Sie wird nachsichtig sein…

Ein Zulu-Huhn für zehn – Oder: Zehn Jahre Südafrika!

Die Überraschung gelingt perfekt: „Nichtsahnend“ kommt Evangelist B. am Freitagabend in das Versammlungszelt. Das Team hat eine kleine „Jubiläumsfeier“ für den Evangelisten vorbereitet, alles „hinter seinem Rücken“. 10 Jahre Dienstjubiläum in Südafrika, wenn das kein Anlass für eine kleine öffentliche Wertschätzung ist? Und sie gelingt – nahezu perfekt. Zehn Jahre – das war zwar schon im Dezember, aber dies ist die erste Evangelisation danach und der Besuch aus Deutschland, nicht nur aus diesem Anlass, ist eine willkommene Gelegenheit für die kleine Feier.

Heute sind die ersten Gottesdienstbesucher schon um 18:00 Uhr da und warten geduldig auf den Beginn der Versammlung. In der gerade zu Ende gegangenen Gebetsversammlung haben wir besonders um Schutz für das Team gebetet, da es, so wurde uns zugetragen, im Dorf negative Gerüchte über das Evangelisationsteam gibt. B. macht dem Team Mut, gerade jetzt nicht innerlich zurückzustecken, sondern mutig voran zu gehen.

Ende 2001 fängt der Dienst von K. und B. in Südafrika an. Zunächst mit einem kleinen Zelt, das auch heute noch ab und zu im Einsatz ist. Dieses Zelt hat zu dem Zeitpunkt bereits mehrere Einsätze in der Münchner Hochhausstadt Neuperlach, einem echten städtischen Brennpunkt, hinter sich und geht per Container nach Südafrika. Der Dienst wächst und im Jahr 2010 kommt das größere, heutige Zelt dazu, das bis zu 1200 Zuhörern Platz bietet. Hier in der ländlichen Situation haben wir aus verschiedenen Gründen nur die „halbe Größe“ aufgebaut, die den Versammlungsbesuch auch gut aufnehmen kann.

„Du bist nicht nur ein Evangelist und Leiter, du bist wie ein Vater zu uns“. BnK, der afrikanische Teamleiter, der heute auch predigen wird, gibt Einblick in sein Innerstes. Die Wertschätzung kommt voll an. Grüße aus Deutschland, kleine Geschenke, die viel an innerer Verbindung ausdrücken. Die zehn Kerzen auf dem Jubiläumskuchen bläst der Evangelist spielend mit einem Schlag aus.

Vier und mehr Evangelisationen pro Jahr, so berichtet mir das Team, werden mit dem Zelt durchgeführt, in der Regel dann noch eine Nacharbeit. Dabei spielt das Team eine ganz wichtige Rolle. Der Evangelist kann seine Arbeit nicht ohne das Team ausführen – und das Team nicht ohne ihn. Ich bin sehr froh, dass ich meinen Besuch nicht nur für wenige Tage angesetzt habe, sondern mir insgesamt drei Wochen Zeit dafür genommen habe. So habe ich, abzüglich Reisezeit, ausreichend Gelegenheit und Zeit, die Arbeit wirklich kennenzulernen. Und während dieser Tage ist eine echte Freundschaft zum Team entstanden.

In eine Decke gehüllt, die er von der Teammutti M. und ihrem Mann als Geschenk bekommen hat, sitzt B. auf der Bühne. Die Szene strahlt einen Hauch von Gemütlichkeit aus. Aus der Menge kommen einzelne „afrikanische Mummys“ nach vorne, die ihre traditionellen Geschenke bringen. Mehrere Strohmatten, Reisigbesen, eine Vase und andere Gaben werden unter dem Jubel der Menge nach vorne gebracht. Einige kommen und werfen Geldscheine als Geschenk auf die Bühne dazu – jede Kultur hat ihre eigene Ausdrucksform von Wertschätzung.

Mir hat die Teammutti ein Flugzeug als Geschenk für B. mitgebracht. Die liebt er, meint sie. „Möge euer Dienst in neue Dimensionen aufsteigen“, ist mein Wunsch. Auch ich darf die Bühne nicht ohne Geschenke verlassen. Eine kleine südafrikanische Fahne freut mich besonders, „I love South Africa“. Das meine ich von Herzen. Als der „Master of Ceremony“ mit der Menge beim 10. „We love Germany“ ist, schreibe ich das doch eher der afrikanisch leichten Begeisterungsfähigkeit zu.

Doch auch heute sollen nicht einzelne Menschen im Vordergrund stehen, sondern das Evangelium. Auch in der Verkündigung ist Teamarbeit gefragt. Nicht nur der Evangelist selbst predigt, sondern auch andere Teammitglieder – es geht eben um die Inhalte, nicht um die Personen. BnK, die „rechte Hand“ von Evangelist B., predigt heute. Der Besuch ist inzwischen zahlenmäßig wieder gewachsen, nachdem er im Laufe der Woche etwas unter der regnerischen Witterung gelitten hat. Auch am heutigen Abend folgen etliche dem Aufruf zur Entscheidung für Jesus. Das ist und bleibt das Herzstück der Evangelisation.

Die Zeugnisse, die auch heute gegeben werden, zeugen von dem, was Gott an den Menschen getan hat. Auch die gute Beteiligung am Grundkurs ist ein Zeichen der Frucht. „Nun wollen wir die Menschen noch mit Bibeln versorgen,“ sagt der Evangelist und ist dankbar für die Münchner Zusagen für die Beschaffung von Bibeln, die in der Zwischenzeit per eMail eingetroffen sind. So will ich mich persönlich noch um die Beschaffung derselben kümmern. Mit der Bibelgesellschaft sind wir bereits in Kontakt. Auch heute beten wir für die Kranken, die zahlreich nach vorne kommen. Von den Ergebnissen aber haben wir bisher zu wenig gehört, moniere ich innerlich.

„Können wir noch ein Foto gemeinsam machen, Pastor Frank?“ X-mal höre ich diese Frage. Natürlich können wir. Diesmal habe ich „nur“ etwa 2100 Bilder gemacht, verdächtig wenig. Geduldig schieben wir 500 davon verkleinert per Bluetooth auf die Handys der Teammitglieder rüber. „Die lade ich alle per Handy auf mein Facebook hoch“. Na, wer sagt’s denn, dass Afrika rückständig ist…

Das “Geschenk des Abends” ist ein fertig zubereitetes Huhn, das nach der Versammlung vom Team in höchster Genüßlichkeit gemeinsam verzehrt wird. Während man bei uns zu zweit ein Hähnchen locker verspeisen kann, reicht hier das ganze Tier für zehn Personen – und alle werden satt. „Die Dame hat uns ihr bestes Huhn geschenkt“, meint M. und hält einen Beinknochen hoch. „Das war ein echtes kräftiges Zulu-Huhn“. Der Kuchen, inzwischen ohne Kerzen, ist der krönende Abschluss des Abends. S., mein Übersetzer, leckt genüsslich die Kuchenplatte ab. Allerdings verringert sich durch die opulente Mahlzeit die Schlafqualität meiner letzten Zeltnacht.

Eine ausgebüchste Kuhherde sorgt des Nachts noch etwas für Unruhe im Lager. Den Tieren gefällt besonders unser Wäscheständer. Das Schnaufen der Kühe ist deutlich durch  meine  Zeltwand zu hören. Dann stolpert die Kuh noch über meine Zeltseile…

Ein letztes Mal das Plumpsklo genießen, um 5:30 Uhr Koffer packen. Die afrikanische Mummy aus der Strohhütte winkt mir „Guten Morgen“ zu, die Klopapierrolle in der Hand, während der andere Nachbar versucht mit dem Solar-Panel die Batterie seines betagten Autos aufzuladen. „Oooh, das ist ein schmerzlicher Abschied“, meint T., der kleinste im Team, der sich immer um die Neubekehrten kümmert. „Wir haben viel von deinen Teachings mitnehmen können“. M, der Keyboarder ist sonst eher ein ganz stiller, „aber ein ganz Treuer“, meint der Evangelist.

Herzliche Umarmung, dann geht die Reise mit dem LKW los. LKW? Ja, der Pickup ist noch in der Reparatur, deswegen liegen mind. 6 Stunden Fahrt mit dem LKW vor uns. Geht nicht anders. Die 22 Kilometer „Gravel-Road“ (Schotterstraße) schaffen wir mit dem unbeladenen LKW in 1:15 h, das ist rekordverdächtig. “Immer, wenn ich die Evangelisation kurzzeitig verlassen muss, fällt mir das schwer und mein Herz bleibt hier…” B. spricht ein wenig wehmütig. So ist das eben, wenn man eine Berufung hat!

Ich freue mich auf die Duschmöglichkeit in der H’s „Missionszentrale“. Greytown steht für Sonntag auf dem Programm: Predigt in der Heimatgemeinde der H’s. „Dann lernst du nochmal ein anderes Südafrika kennen“, meint B. und steuert den Truck mit viel Gefühl und Erfahrung sicher über die vom Regen mega-aufgeweichte Gravel-Road. „Neulich wäre ich hier fast nicht hochgekommen“.

Über die Dörfer durch Townships geht es in die Großstadt Pietermaritzburg. Die kleinen Taxi-Toyota-Busse, fast das einzige funktionierende öffentliche Verkehrsmittel, liefern sich ein Rennen nach dem anderen. Vorbei an Slum-Vierteln und prunktvollen Villen, der Kontrast könnte nicht größer sein.

Südafrika ist eben anders – so und so!

„Ich bin stolz auf meine Münchner Gemeinde…“

Mittwochnachmittag. Ein richtig „nettes“ Gewitter geht über unsere kleine Zeltstadt runter. Dank “EierBrett” und separater Tastatur sitze ich „gemütlich“ in meinem Zelt und blogge ein wenig, den Computer habe ich (wohl besser so) vom Generator abgekoppelt, meine Stiefel und Regenjacke habe ich angezogen, falls wir „raus“ müssen, um etwas zu richten. Der Regen ist heftig, aber alle unsere Grabensysteme  funktionieren bestens.

Gleich soll der Nacharbeitskurs beginnen, hoffentlich hört das Gewitter bis dann auf. Kurz nach dem Mittagessen haben sich Wolkenberge über uns, 1620 Meter hoch in den Bergen, zusammengebraut. Dabei hat der Tag doch so anders begonnen…

7:00 Uhr, ein Mitsubishi, auch nicht aus den jüngsten Tagen, holt unser Team ab. Wir sind eingeladen in der „Clinic“ zu predigen. M, der hier als „Professional Nurse“, wie auf seinem Schild steht, arbeitet, hatte ich schon bei unserer LKW-Open-Air-Tour kennengelernt. Er war bisher fast jeden Abend in der Crusade und diente mit als Ordner. Ihn habe ich mit seiner herzlichen Ausstrahlung besonders ins Herz geschlossen. Er hat uns für diesen Morgen in die Klinik eingeladen.

Der Wächter der Clinic öffnet das Tor, am Eingang unübersehbar gleich ein Plakat unserer Evangelisation. Wir werden dem General Manager vorgestellt, an der Wand hängen goldgerahmte Bilder der „Großen“ von Südafrika und Kwa Zulu Natal, der hiesigen Provinz. „Schön dass ihr da seid, wir brauchen geistliche Speise“, begrüßt der Manager uns öffentlich. Das darf nicht wahr sein… Man stelle sich das in D. vor.

In der Wartehalle der Clinic sitzen ca. 40 Patienten, meistens Mütter mit Babies und ältere gebrechliche Leute, außen herum die Angestellten der Clinic, die mehr einer Ambulanz ähnelt. Mit einem Lied wird begonnen, Gebet, dann predigt S. , der mich sonst übersetzt. Der Stil und die Intensität ist überhaupt nicht „runtergefahren“, sondern wie in der Evangelisation. Wow! Am Ende der Predigt betet unser Teamleiter und ich werde gebeten, für alle Patienten und Angestellten um den Segen Gottes für den Tag zu bitten. Das tue ich gerne. Ich werde an unser Krankenhausprojekt in Ruphaidia Indien erinnert. Vermutlich läuft das in der dortigen Clinic nicht viel anders.

Beendet wird die Andacht mit einem Lied, nein mehr einem Tanz. Begeistert wird gesungen, getanzt und dann begrüßt jeder der Angestellten, inklusive des Managers, jeden Patienten einzeln per Handschlag, tanzend, selbstverständlich. Die Form, wie man sich hier die Hand gibt, habe ich inzwischen auch gelernt. Man muss dabei mehrfach die Handstellung „umschalten“ und zum Schluss werden die Daumen aneinandergedrückt, wie wenn man damit schnalzen würde.

Die Atmosphäre in der Clinic ist nach der Andacht sehr gelöst. Welch ein anderer Tagesbeginn! Zum Schluss noch ein Foto gemeinsam mit dem Manager und meinem Bruder von der LKW-Ladefläche. Dann wartet bereits das Auto für die Rückfahrt. Wir schlängeln uns durch eine Kuhherde durch, vor uns Bauarbeiten. „S. mach bitte das Fenster zu“. Ich rufe eindringlich nach hinten. Der Prediger aus der Clinic schafft es kaum, das Fenster hochzukurbeln. Flatsch, eine Ladung Wasser auf unserem Auto, ein wenig dringt durch das Fenster ein. Der Tankwagen hat die Sandstraße „benässt“, damit sie vernünftig verdichtet werden kann.

Wir kommen an der Schule vorbei, wo wir am Montag waren. Eine der Lehrerinnen sieht unser Auto und winkt uns heftig, dass wir halten. Habt ihr Zeit? Bitte kommt und helft uns. Einige der Schüler leiden wieder unter Manifestationen des Ahnenkults. Wir kommen gerne und dienen den Schülern. „Wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen“, sagt sie hilflos. Wir bieten an, dass sie die Schüler zu uns ins Zelt zum Gebet schicken sollen. Keine einfache Aufgabe für die Lehrer – und für uns.

Gleich neben dem Eingang steht eine Schlange von Schülern, die alle zu spät gekommen sind, wie mir erklärt wird. „Bekommen die eine Strafe?“, will ich wissen. Schau selber hin! Strafmaß ist ein Schlag auf die ausgestreckten Hände, wobei die Ausführenden nicht gerade zimmperlich zuhauen, wie deutlich wird. Auch das ist Südafrika – und das muss ich erstmal für mich verarbeiten….

Kaum sind wir daheim, sind zwei Herren ins Zelt gekommen, die um Gebet bitten. Das tun wir natürlich auch in diesem Fall gerne. Der eine ist gekommen, um Gott die Ehre zu geben, weil er ihm in einer ganz schwierigen Lage geholfen hätte. Ich lade beide ein, unbedingt zur Evangelisation zu kommen. Ja, sie wollen kommen.

Zwischendurch rufe ich eMails ab. Jeder eMail-Gang gleicht eher einer Zerreissprobe für meine Nerven, aber die Nachrichten, die reinkommen freuen mich sehr: Etliche Zusagen aus Deutschland sind in meiner Nachrichtenkiste. „Wir übernehmen zwei LKW-Reifen“, schreibt eine Familie, „ich habe gerade Geld für 150 Zulu-Bibeln auf das Gemeindekonto überwiesen“, „ich übernehme 10 Bibeln“, „ich 20 Liter Benzin“, „ich übernehme 200 Liter Benzin für den Generator“, usw.. Ich bin total begeistert von meiner Gemeinde, die so hinter dieser Arbeit und insbesondere auch hinter dieser Reise steht. „Hey, Münchner FCG-M-ler, Ich bin wirklich stolz auf euch!“  Große Freude und Applaus im Team als ich die guten Nachrichten aus Deutschland verkündige, besonders bei Missionar B..

Für den Vormittag haben wir zur Entspannung eine Wanderung auf den nahegelegenen Berg eingeplant. Zwei Deutsche, ein Afrikaner. Die anderen scheuen die Hitze. Kaum 200 Meter hinter unserem Zelt fällt B. in ein verdecktes Matschloch. Kein Problem, wir gehen weiter. Wir „besichtigen“ den Fluss, von dem das Rohr unseres Trinkwasser abgezapft wird. Räusper. Für mich ist es mehr als ein kleines Wunder, dass es mir körperlich so gut geht. Ich schlage vor, dass wir nicht den direkten Weg gehen, sondern den Weg über den Bergkamm nehmen. Welch eine Aussicht! Wir sind wirklich „in the middle of nowhere”. Gerne würde ich das Panorama-Video, das ich mache, ins Internet stellen, aber das würde mehre Tage dauern… Und mittendrin das gelbweiße Missionszelt. (Panoramabilder bitte durch Klick vergrößern, Zelt ziemlich genau in der Bildmitte.)

1870 Meter zeigt B.s GPS-Gerät schließlich. Auf den Gipfeln begegnen wir den Spuren des Ahnenkults. Auch auf der anderen Seite des Berges sind Häuser. Unser afrikanischer Bruder betätigt sich als „Rufer in den Bergen“ und gibt den Evangelisationstermin lautstark von der Bergspitze bekannt. Und von unten kommt tatsächlich Antwort. Den Rückweg nehmen wir direkter – und sehen dann von unten, wo wir langgegangen sind!

Zum Schluss lande ich beim zu kurzen Sprung über den kleinen „Trinkwasserfluss“ im Matsch. Zum Glück habe ich meine Stiefel an. Unser afrikanischer Freund spricht mit einer Frau, die vor ihrem ausnehmend schönem Haus sitzt. „Was hast du denn für zwei schöne Männer bei dir?“ übersetzt er uns später. Kompliment für die Deutschen.

Wir schaffen es rechtzeitig zum Mittagsteaching zurück zu sein. „Geistliche Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten“ ist heute mein Thema. Aufmerksam lauschen die Afrikaner und gehen mit. Das Handtuch um meinen Hals macht mir schweißfreies Predigten möglich. Kaum zu glauben, wie stark die Temperatur in wenigen Stunden gesunken sein wird.

Aus dem Gebetszelt dringt Gesang zu mir herüber. Das Gewitter ist vorbei, aber es regnet noch immer. Der Bibelkurs ist angelaufen. Ich schaue durch die Planenöffnung in das Zelt hinein. Leider sind wg. des schlechten Wetters nicht so viele gekommen, aber Anfangsuhrzeiten sind in Afrika ja sowie mehr freundliche Empfehlungen… Später sind es dann zwanzig, die Atmosphäre ist sehr fröhlich. Für das Wetter ein Super-Beginn.

Ich muss mit dem Blog schließen. In fünf Minuten beginnt das Abendgebet und dann ist wieder Crusade. Gut zu wissen, dass in München heute Abend auch für uns gebetet wird.

Donnerstag wird wieder herausfordernd sein, da stehe ich wieder auf dem Predigtplan für den Abend.

Zucker und Benzin im Hinterland

Am Morgen beim Frühstück sprechen wir über die Notwendigkeit wieder einkaufen gehen zu müssen. Es sind vor allem das Benzin für den Generator, das knapp wird (der Generator, einer unserer „wichtigsten Mitarbeiter“ braucht doch relativ viel) – und der Zucker. Beim Benzin denkt B. darüber nach, den Pastor zu befragen, der über ein Auto verfügt, ob der das besorgen könnte. Eine Extrafahrt zum Einkaufen wäre mit einem hohen Zeitaufwand und auch nicht unerheblichen Kosten verbunden. Aber was könnten wir wegen des Zuckers machen? Vielleicht gibt es in dem kleinen “Laden” unweit von hier etwas? Cola und Chips hat er jedenfalls…

Ein Teil unseres Teams ist heute zur „Hütten-Evangelisation“ aufgebrochen. Sie kommen begeistert zurück. „So viele offene Türen, wir konnten mit Menschen beten und ihnen das Wort Gottes geben.“ St. ist der größte in unserem Team und trägt deswegen auch spaßeshalber den Beinamen „Goliath“. Seine Stimme erinnert beim Gesang leicht an einen Löwen, so ein Volumen legt er spielend hin. Die afrikanischen Zuhörer lieben das. „Wir machen das in den nächsten Tagen noch einmal“, ist das einmütige Statement des Teams.

M. und Bnk. betreuen im Gebetszelt eine junge Frau, die zum seelsorgerlichen Gespräch und Gebet gekommen ist. Auch sie leidet unter starken negativen Einflüssen des Geisterglaubens. Wir beten als Teilteam gemeinsam für sie. Man merkt den Kampf, der in ihr stattfindet. Während der andere Teil des Teams noch unterwegs ist, kommt ein kleiner Junge, vielleicht ist er vier Jahre, auf unser Gelände. In der Hand hält er eine Schüssel. Da ich auf Englisch nicht mit ihm kommunizieren kann, kommt M. herbei. Die Schüssel ist voller Zucker. Wieder ein Geschenk aus der Nachbarschaft, vermutlich ohne zu wissen, dass wir diesen gerade besonders brauchen. Eine nette kleine Erfahrung am Rande des Geschehens. Abends kommen noch Brot, Kartoffeln, kleine Pfirsiche, Spinat, Getränke und anderes dazu… Das hilft dem Team enorm, unser Speiseplan ist vielfältig.

„Da sind ein paar junge Studenten, denen du versprochen hast, für sie zu beten.“ BnK. kommt an mein Zelt und bittet mich zu kommen. Ja, klar habe ich das, aber ich hatte sie heute morgen um 7:00 Uhr erwartet, wie ausgemacht. Ja, sie hätten das nicht geschafft, spät aufstehen, verschlafen und so…. Ich verstehe. Diesmal sind sie aber nicht nur zu zweit, sondern zu fünft, alle in Schuluniform, allerdings die einfache Variante. Gerne beten wir für ihre Prüfungen und die schulischen Fragen. Im Halbschatten unseres Wohnwagenvorzelts entwickelt sich eine kleine Gebetsversammlung, während die Sonne heiß auf unser Gelände drückt.

Aber beim Gebet für die schulischen Leistungen will ich es nicht belassen. Ich bitte BnK. sie zu fragen, ob sie denn schon Jesus angenommen hätten. Der eine war bereits in der Versammlung, sagt er. Er hätte sich auch beim Aufruf gemeldet, sei aber nicht nach vorne gekommen. BnK. erklärt ihnen in kurzen Sätzen die wichtigsten Aspekte des Evangeliums. Mittagsversammlung. Ob er für sie beten dürfe, dass sie Jesus annehmen? Ja, darf er. Alle sind bereit, Ehrfürchtig werden die Schultaschen, tlw. nur Plastiktüten, abgelegt und das Gebet der Lebensübergabe nachgesprochen. So schlicht und einfach geht das hier! Mir ist natürlich klar, dass damit noch kein wirklicher Durchbruch geschehen sein muss, aber ein Anfang ist gemacht. Ich lade sie ein, am Abend in die Versammlung zu kommen, um mehr zu hören. Ich bin gespannt, was aus den Jungs wird. Ich würde mich freuen sie im Himmel wieder zu treffen. Dort will ich dann sowieso in der afrikanischen Abteilung, sollte es diese denn überhaupt geben, vorbeischauen…

Beim Mittagsgebet nehmen wir das Buch mit den Namen derjenigen, die sich entschieden haben und halten es im Gebet mit erhobenen Armen vor dem Herrn hin. Die Liste ist wieder gewachsen, zwar langsamer, als in den ersten Tagen. Wir beten, dass die Menschen im Glauben wachsen und in den Glaubensgrundkurs kommen. Wieder ist eine Mutter mit einem Baby da, es ist noch ganz klein. Wie alt es denn ist, will ich wissen – vor einer Woche geboren. Wie niedlich. Gegen Ende des Gebets verirrt sich noch eine Kuh in´s Missionszelt, frei nach dem Motto, dass das „Haus Gottes“ offen für alle ist. Die Ziegen aus der Nachbarschaft scheinen dafür mittlerweile kapiert zu haben, dass unsere Mülltonne für sie tabu ist…

Ich schreibe noch schnell eine eMail und bitte unsere Gemeinde in München und die Gemeinden  der Region um Unterstützung für die zusätzlichen Ausgaben der Evangelisation. Mehrere Reifen für den LKW, Bibeln für die Evangelisation, Kosten für das Benzin des sonst nicht notwendigen Generators. Ich bin sicher, ich kann auf meine Gemeinde zählen…

In der Abendversammlung bin ich wieder total begeistert, wie klar B.s Gabe zur Evangelisation ist. Diesmal predigt er über Zachäus. Jesus kommt in die Stadt – und Zachäus ist neugierig. Beispielhaft spricht er über die Neugierde der südafrikanischen Verkehrspolizisten, die „immer“ etwas finden würden, wenn sie einen anhalten, so jedenfalls die Erfahrung des Evangelisten. Selbst habe ich auch schon oft über die Geschichte gepredigt, aber welche Details er alle – in feiner evangelistischer Weise herausholt – begeistert mich zutiefst.

Auch die Kinder sind an jedem Abend zahlreich vertreten. Sie haben im Zelt ihren eigenen Block. Sie lauschen diszipliniert der Predigt, auch sie reagieren auf die Aufrufe. Kaum Störung, sehr gutes Verhalten, das macht den Dienst wirklich einfacher. Am Freitag gibt es trotzdem ein spezielles Kinderprogramm.

Wieder reagieren viele auf den Aufruf. Morgen beginnt der Nacharbeitskurs. Bitte komme, wenn du dich für Jesus entschieden hast. BnK. lädt eindringlich ein. Während des ganzen Abends wird im Gebetszelt für Menschen, die besonders Gebet brauchen, gebetet und ihnen gedient. Das fordert das Team sehr heraus, aber sie stehen zusammen.

Abends ist auch der Pastor da. Er erklärt sich bereit, sich um das Benzin für den Generator zu kümmern. Eine Sorge weniger für das Team. Danke, Herr!

Ist Jesus der Chef in deinem Lebensboot?

Sonntag, 23.00 Uhr. Wir haben den Abendgottesdienst beendet und noch gemeinsam zu Abend gegessen. Die Luft ist klar und keine Wolke am dunklen südafrikanischen Himmel zu sehen. Aber das Sternbild, das ist „umwerfend“. Natürlich ist es anders, als in der nördlichen Hemisphäre, aber die Fülle der am Himmel zu sehenden Sterne inklusive der sich deutlich abzeichnenden Milchstraße, ist einfach umwerfend. Trotz 15 Sekunden Belichtungszeit und Stativ kann die Digi-Cam diesen Eindruck nur schwach festhalten. Schade. Ich werde an Abraham und die Verheißung der zahlreichen Nachkommen erinnert. Auch hier erleben wir, wie Menschen zu “Nachkommen Abrahams”, dem Vater des Glaubens, werden.

Das Zelt ist heute wieder gut gefüllt. Manche kommen mittlerweile etwas später, aber zur Predigt strömen sie immer herbei. Es gibt immer noch unbesetzte Stühle, aber viele scheinen regelmäßig zu kommen, einige Gesichter sind mir sogar schon vertraut. Heute kommt mein Anzug zum Einsatz. Zum Predigen muss man hier pikobello sein, auch im afrikanischen Hinterland. Die Schuhe werden mir vorher noch vom Team geputzt, da ich die Schuhcreme (um nicht zu viel Gepäck zu haben) vorher extra ausgepackt habe, welch ein Fehler.

„We welcome the man of God from Germany“. Mit eloquenten Beschreibungen sparen die Afrikaner ungerne. Kräftiger Applaus. Auf der Bühne fühle ich mich wohl, das Predigen geht – trotz Englisch – einfach und leicht. „Ist Jesus der Chef in deinem Lebensboot?“ Markus 6 ist die Grundlage meiner Predigt. Die Botschaft muss einfach zu verstehen sein. „Wir sind ein evangelistischer Dienst“, sagt B. und schwimmt damit voll in seiner Berufung. “Du musst zu Jesus rufen, dass er dich rettet, egal wie groß der Sturm in deinem Leben ist”.

Im Team fühle ich mich absolut nicht als Fremdkörper, bin eingebunden, finde jegliche Unterstützung, die ich brauche. Wir fließen gemeinsam!  S., der sich in den letzten Tagen in den Mittagsteachings zu „meinem“ Übersetzer gemausert hat, macht seine Sache richtig gut. B. ist begeistert, hier ein neues Talent entdeckt zu haben. Das entlastet BnK., der sonst immer übersetzt, enorm.

Obwohl es schon der siebente Tag der Evangelisation ist, reagieren auch heute Menschen auf die Einladung, zum Kreuz Christi zu kommen. Auch heute sind die Ordner und Seelsorger der Gemeinde da, um den Menschen zu dienen. Auch der Pastor der benachbarten Gemeinde ist wieder da und dient mit. Er wird den Menschen bekannt gemacht, damit sie einen Ansprechpartner haben, wenn das Team nicht mehr da ist.

Montag, 7:00 Uhr. Wir sind unterwegs zur Underberg Forge Ralph Hardingham High School, wie ein großes Schild am Eingang verkündigt, Natodraht sichert das Gelände, abgeschlossen und mit einem Wächter bewacht. Unser Team hat eine Einladung, dort zu dienen. Die Sonne brennt bereits vom Himmel herunter. Wir sitzen im Büro der Direktorin. Ich verdrehe ein wenig den Kopf, um lesen zu können, was an der Tafel des Direktoriums steht.  „Devotion“  (Andacht) steht an jedem Tag auf dem Stundenplan. Ich kann es kaum fassen. Über 700 Schüler stehen dichtgedrängt auf dem Innenhof, Schuluniform ist hier genauso Pflicht, wie an anderen südafrikanischen Schulen. Einer unserer Teammitglieder predigt klar das Evangelium und wir haben Gelegenheit in das Zelt einzuladen.

Eine andere Übersicht weckt meine Aufmerksamkeit. Da sind die Ergebnisse der 12. Abgangsklasse verzeichnet. In jedem Jahr, so lese ich in der Statistik über 10 Jahre, schaffen 25 bis 52 % der Schüler die Abschlussprüfung nicht. Die Direktorin ist dankbar, dass wir gekommen sind. „Im März, wenn die Prüfungen beginnen, leiden viele Kinder unter den negativen Einflüssen des Ahnenkults und des Geisterglaubens. Damit haben wir sehr zu kämpfen.“  Sie sind dann paralysiert, dass sie sich schreiend zu Boden werfen und die Abschlussprüfungen nicht schreiben können. Innerlich bin zornig über diese Tatsache. Wir beten für die Kinder. In Afrika gehen die Uhren anders. In jeder Hinsicht. Gern würde ich an dieser Stelle mehr schreiben, kann es und will es aber nicht…

Unser Team tritt gemächlich den Rückweg in der mittlerweile brütend heißen Sonne an. In einiger Entfernung ist unser Zelt gut zu sehen. Ein Foto mit dem Team davor, das muss sein. Das “Schneckentempo” ist mir zu lahm und so gehe ich mit BnK. schneller voran. “Das bin ich von B. gewohnt”, lächelt er. Ob wir wohl mal in eine afrikanische Rundhütte reinschauen können?  BnK. fragt einfach über den Zaun weg und wir können. Ich bestaune das mit Kohlen gefüllte afrikanische Bügeleisen. Außer ein paar Strohmatten gibt es einen kleinen Herd mit Geschirr und ein paar Hühner hüpfen herum. „Dieser afrikanische Mann hat zwei Frauen“, erklärt mir BnK. hinterher. Woran hast du das gemerkt, will ich wissen? Es gab auf dem Gelände zwei Küchen, daran eben. Jede Frau hat ihre eigene… In Gemeinden ist das nicht üblich, aber viele Männer haben hier mehrere Frauen.

„Daheim“ ist wieder Waschtag und Haare schneiden angesagt. Durch den lange dauernden Schuleinsatz zieht sich heute alles sehr in die Länge. Auch die deutschen Haare müssen etwas gekürzt werden, notdürftig.. Die Afrikaner setzen mit ihrer Null-Millimeter-Rasur-Variante auf die einfachere Bearbeitungsweise.

Im Mittagsteaching geht es heute um eine umgehende Reaktion auf den Auftrag Jesu. „Wenn Jesus uns ruft, sollen wir gleich reagieren“, so wie die Jünger es taten. Das Bibelstudium mit der Gruppe macht mir großen Spaß. Auch heute sind etliche Frauen gekommen. Als ich sie abschließend zum Gebet einlade, kommen ausnahmslos alle nach vorne. Wieder sind mehrere Babies in der Decke auf dem Rücken dabei.

Nach dem Studium sitzen wir als Team noch etwas relaxt im Zelt, wg. der Hitze kann man sich nicht viel bewegen. Einer der Afrikaner hat seine Füße auf den Stuhl vor sich gelegt. „Ooh, ihr habt ja helle Fußsohlen“, fällt mir auf. Warum ist das bloß so? Keine Ahnung, vielleicht, weil sie sich sonst auf dem heißen Boden eher die Füße verbrennen würden? Ich verspreche, darüber nachzusinnen, vielleicht kriege ich ja etwas raus….

Im Gebetszelt ist die Lampenverkabelung defekt. Ich erinnere mich an meine rudimentären Elektrikerkenntnisse – und bringe die Lampe wieder zum Laufen. Auf dem Missionsfeld sind praktische Grundkenntnisse in vielen Bereichen von großem Nutzen, konstatiere ich…

Am Nachmittag suche ich für die Bearbeitung meiner älteren Lehrkonzepte – inzwischen ein sehr umfangreicher Schatz, mit dem ich mich im „normalen Alltag“ kaum beschäftigen kann, hier aber zwischendrin dazu immer wieder Zeit finde – den Schatten des großen Zeltes auf. B. fragt mich, ob ich gutes Material für eine weitere Nacharbeit nach der Evangelisation dabei hätte. Er überlegt, das kleine Gebetszelt nicht abzubauen, sondern noch für eine weitere Woche dazulassen, dazu entsprechend Teammitglieder. Spontan nenne ich ihm einige Möglichkeiten, die ich in meiner Sammlung dabei habe. „Kopiere sie mir doch auf mein Handy“, das will ich gerne tun, wenn ich diesen Blog hochlade.

Zwei Jungs kommen nahe zum Zelt. Sie kommen von der Schule, wo wir heute morgen waren. Der eine hält ein Buch hoch, das ich heute morgen im Büro der Direktorin gesehen habe. In gebrochenem Englisch gibt er mir zu verstehen, dass er morgen eine Prüfung hat und morgen gerne vor der Schule zum Gebet vorbeikommen würde. 7:10 Uhr will er da sein – und ich hoffentlich wach….