Dienstagmorgen, 9:18 Uhr. Ich sitze in der Morgensonne auf den breiten Stufen vor dem Kölner Dom. In 15 Minuten soll mein Gesprächspartner hier sein, wir haben uns an diesem markanten Ort verabredet. Die Morgensonne ist angenehm, es gibt hier sogar kostenloses WLAN, das macht den Aufenthalt für mich immer etwas wertvoller…
Schräg vor mir sitzen vier ausländische Studentinnen. Sie haben keine Scheu, mich um Hilfe zu bitten, denn sie haben wichtige Fragen auf ihrem Zettel vor sich. „Wie lange wurde denn am Dom gebaut, wissen Sie das?“ Schwach habe ich in Erinnerung, dass es „sehr lang“ war. „Nein, leider weiß ich es nicht“, erwidere ich. Da habe ich eine Bildungslücke in deutscher und Architekturgeschichte. Aber das monumentale Gebäude hinter mir wirkt wirklich bombastisch. Schön, dass sie nicht aufgegeben haben, daran zu bauen, denke ich, egal wie lange es war.
Aber wozu gibt es Google. Später in der Woche wurmt mich die Frage, auf die ich keine Antwort hatte, doch. Drei Sekunden später ist das Ergebnis da: 632 (!) Jahre hat man daran gebaut, 1880 ist er erst fertig geworden. 1248 wurde mit dem Bau begonnen. Hammer! Da wirkt die Baustelle Flughafen BER richtig lächerlich.
Manche „Baustellen“ in unserem Leben dauern etwas länger. Nicht aufgeben! Dranbleiben. Auch wenn es etwas länger dauert, Umwege erfordert. Gott baut an unserem Leben, Gott baut an seiner Gemeinde. Und es lohnt sich, dranzubleiben – und in seinem Willen zu leben.
Diese Woche ist richtig vollgestopft: Predigtdienste in Velbert und Grevenbroich (die Gemeinden lassen übrigens grüßen!), umfangreiche Sitzung mit dem Vorstand der Velberter Mission, Gespräch in Köln, verschiedene persönliche Treffen, BFP-Vorstandssitzung in Erzhausen, erstes Treffen mit dem Vorstand der Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Hannover am Freitag, … Die Woche ist voll, aber erfüllt und sehr gut.
Freitagabend, 19:04. Deutschland liegt 1:0 in Führung. Die Straßen in Hannover sind leergefegt. Ich fahre von meiner letzten Besprechung zum Hauptbahnhof Hannover in einem „Taxi“ mit 40 Sitzplätzen: Der Linienbus hat mich für mehrere Stationen als einzigen Fahrgast! „Alle Männer gucken Fussball“, lacht die Busfahrerin. Ich wechsle mit ihr einige Worte, während sie den Bus souverän durch die Straßen Hannovers steuert. An einer Haltestelle hat sie so viel Puffer eingefahren, dass ich aussteigen und den Bus fotografieren kann. Sie kommt aus Rumänien, erzählt sie mir und ein Bekannter von ihr sei in einer Freikirche in München, die Schuhkartons nach Rumänien transportiert hätten. Wir können in der Fahrpause nicht wirklich viel reden, da sie das ja eigentlich auch nicht soll und dann auch die Fahrgastzahl um 200% steigt. „Gute Reise“ wünscht sie mir und hält direkt vor dem Eingang zum Hauptbahnhof, wo eigentlich keine Bushaltestelle ist.
Das Eis am Hauptbahnhof Hannover ist supergut – und billiger als in München. Entspannt habe ich im ICE einen Tisch für mich – und das ohne Platzreservierung am Freitagabend. Ich freue mich auf München. Auf meine Frau, meine Familie – und meine Gemeinde.