Ende Juni im Gartencenter: Da der Sommer sich doch noch mühsam durchzukämpfen scheint, entschließen wir uns, für unser kleines Gewächshaus eine Gurkenpflanze und eine Zucchini zu kaufen. Im letzten Jahr hatten wir schöne Zuchterfolge.
Drei Tage später spricht meine Frau frustriert von „teurem Schneckenfutter“. Ich bin etwas verwirrt und weiß nicht, was sie meint. Die „Nacktschnecken“ hätten „ganze Arbeit“ geleistet. Von ihren liebevoll gesetzten Pflanzen wären nur noch die Stängel übrig. Die „Spanische Wegschnecke“, so lerne ich, wurde erst in den siebziger Jahren zu uns nach Deutschland eingeschleppt. Sie hat wenige natürliche Feinde. Igel verschmähen sie wegen des bitteren Schleims, und sie breitet sich explosionsartig aus, da als Zwitter sich jede Schnecke mit jeder paaren kann.
Bei uns hat noch kein „Gegenmittel“ geholfen, von Jahr zu Jahr wird es scheinbar schlimmer. Gesellschaftlicher Kahlfraß Wenn ich derzeit über gesellschaftliche Entwicklungen nachdenke, fühle ich wie mit unserem Garten. Es ist wie „Kahlfraß“, nur noch die Stängel bleiben übrig. Was haben wir uns da eingeschleppt? Das mag zurzeit noch nicht so umfassend sichtbar sein, aber es wird der Zeitpunkt kommen, wo wir es an der fehlenden Frucht spürbar erkennen werden. Gott? Warum sollen wir uns um ihn kümmern? Ehe zwischen Frau und Mann? Warum sollte sie eine Sonderstellung haben? Alles wird beliebig! Eine Gesellschaft, die nicht mehr auf Gottes Ordnungen ausgerichtet ist, zersetzt sich selbst und wird immer orientierungsloser.
Und gemeindlich?
Wir als Christen schauen gerne und schnell auf die Sünden „der Welt“ und vergessen dabei, dass in Gottes Augen negatives Reden gegen Geschwister, das in manchen Gemeinden immer wieder gerne praktiziert wird, Neid untereinander, Gier und Geiz in Gottes Augen sündig sind, wie das, was wir „der Welt“ ankreiden. Nacktschneckenfraß innerhalb der eigenen vier Wände!
„Weist den nicht ab, der vom Himmel her zu euch redet“, heißt es in Hebräer 12. Das gilt für unser Volk, das gilt für die Gemeinde. Zum Ende der Zeiten hin, so wenige Zeilen weiter, werden starke Erschütterungen kommen, die Bibel spricht deutlich von Gericht. Darf man solche Worte heute noch in den Mund nehmen?
Oder darf man etwas als „falsch“ oder „sündig“ bezeichnen? Schnell sieht man sich dem Vorwurf der Intoleranz ausgesetzt. Du „diskriminierst“, bist „fundamentalistisch“, bist „lieblos“. Aus Furcht vor Konsequenzen halten die einen lieber den Mund, die anderen blasen in ein anderes Horn und heißen unterschiedslos alles für gut – und segnen es. Und die dritten haben kein anderes Thema mehr als die Sünden „der Welt“ aufzudecken und die eigenen zu kaschieren. Kahlfraß, Orientierungslosigkeit und Resignation machen sich breit.
Hoffnungslos? Nein!
Gibt es einen Ausweg aus der Resignation? Wenige Meter neben den Gurkenstängeln steht unsere Yucca-Palme. Wir mussten bei ihr wegen Lausbefall alle Blätter radikal zurückschneiden. Das habe ich mutig getan, auch ein Kahlschlag. Doch munter sprießen schnell viele (!) neue Triebe. Ich bin begeistert! Der am Wasser gepflanzte Baum (Psalm 1) bringt viel Frucht. „Neues sprosst auf, erkennt ihr es denn nicht“, sagt der Prophet Jesaja.
Auch das erlebe ich in unserem Land: Gott wirkt. Neues geistliches Leben in Gemeinden und kleinen Zellen, unter den jungen Leuten, im persönlichen Leben – ermutigende neue Zweige sprossen auf. Gemeinden beginnen mit neuen Gottesdiensten!
Klasse!
Ich mache Mut, verantwortlich, mutig, inspiriert und zukunftsorientiert zu leben! Wenn wir durch Jesus keine Hoffnung haben, wer soll sie dann vermitteln? Das göttliche Leben ist stärker als der gesellschaftliche Kahlfraß!
Erschienen in GB 2013/08