„Kann Gutes aus „N“ kommen?

Eine kleine Brücke verbindet das deutsche Simbach am Inn mit dem österreichischen Braunau. „Hast du ein Visum?“, flachst E. G. mit J. P., der vor mir sitzt. Mit im Auto ist M. P.. Alle drei sind unter den Flügeln des BFP-Bayern im Rahmen der strassen-kirche.de für Gemeindeneugründung unterwegs.

Heute fahren wir gemeinsam in die Braunauer Freie Christengemeinde. Norwegische Mitarbeiter, die vor allem in Deutschland und Österreich tätig sind, treffen sich zu einer dreitägigen Strategieversammlung im gerade neugebauten Gemeindehaus. Ein tolles Gebäude. Einige junge Leute, alle um die 20, sind aus Kristiansand angereist. „Bibelgürtel Norwegens“ nennt sich das Gebiet. „30-40% der Jugendlichen unserer Stadt gehen am Wochenende in einen Gottesdienst.“ Wow!

„Ihr als Bayern gehört ja zu uns“. E. J., Ex-Beröaner, jetzt Vorsitzender der Pfingstbewegung in Österreich schlägt mir eine Brücke. Alles lacht. Er redet über die missionarischen Notwendigkeiten in Österreich, ich soll einen Beitrag über die Situation in Deutschland dazu geben.

braunau01Ich freue mich, B. B., jetzt Missionsleiter der pfingstlichen Außenmission in Norwegen, wieder zu treffen. Vor vielen Jahren begegneten wir uns in Norwegen, wo er Gemeindepastor war. Seine Gemeinde hatte und hat eine starke Missionsgesinnung – und Mitarbeiter nach Deutschland entsandt. Heute koordiniert er die norwegische Mission europaweit.

B. lädt die einzelnen Missionare ein, ihre Arbeiten darzustellen. Vielfältig! Begeisternd! Gemeindeneugründung, Arbeit unter Migranten, Dienst in muslimischem Umfeld, …

1600 neue Gemeinden für die Alpenrepublik. P. B., Referent von OM, fordert die Norweger in seinem Vortrag heraus, nicht klein zu denken, sondern viel von Gott zu erwarten. Es gibt ganze Flächen, zum Beispiel an der Grenze nach Deutschland, wo es über Kilometer keine freikirchliche Gemeinde gibt.

R. T. spricht von einer neuen finnischen Missionsbewegung, die nach Europa geht. Er kommt von der finnischen Pfingstbewegung und dient seit vielen Jahren in Österreich. Auch sein Anliegen ist Gemeindeneugründung. R. macht einen Schwenk nach Deutschland. Er lobt die Partnerschaft mit dem BFP und Deutschland. „Unsere Partner sind tlw. stärker als wir. Wir Finnen sind Lernende und bringen das, was wir gelernt haben in unsere Heimat zurück. Auch wir brauchen etwas Neues.“ Er macht eine kleine europäische Rundreise und beschreibt die finnischen Missionsarbeiten in Europa.

Mich beeindruckt an den Norwegern und den Finnen, welch eine Missionsgesinnung hier vorhanden ist. Klasse. „Wo in Deutschland ist besonderer Bedarf?“, werde ich gefragt. Interessant, dass gerade im Grenzgebiet zu Österreich manches dürftig aussieht. Besonders fokussiere ich die Aufmerksamkeit auf den Osten unseres Landes. „Hier werden an allen Ecken und Enden Mitarbeiter gebraucht“. Ich bin total dankbar für die Unterstützung aus dem Norden.

Meine Gedanken gehen zurück in die 90er-Jahre. Damals stehen wir zusammen auf der Burg in Füssen, um für eine Gemeindegründung im malerischen Königswinkel zu beten. Wir erheben unsere Hände. Was dann folgt, ist eine Reise nach Norwegen, um mit norwegischen Partnern über die Unterstützung einer Gemeindegründung zu sprechen. Heute gibt es in Füssen eine starke Gemeinde, die apostolisch in das ganze Allgäu hineinwirkt, Dank der Unterstützung aus Norwegen. Was kann aus „N“ Gutes kommen?

Irgendwoher kenne ich diesen Satz…

Start mit Gebet in das Jahr 2013

guf03Das Gemeindehaus ist wieder liebevoll dekoriert für die Fasten- und Gebetstage 2013. Gebetsstationen sind eingerichtet, an denen man zu bestimmten Themen beten kann: Ehe- und Familien, Arbeitszweige der Gemeinde, persönliche Anliegen, Kranke, Abendgottesdienst. Am Kreuz kann man knien und verweilen, die Strohballen rund um das Feuer laden zum Ausruhen und Gespräch ein, im Hintergrund läuft dezent Musik. Während der Gebetstage kommen noch weitere Gebetsstationen hinzu, z.B. Mission, die Ausrichtung unserer Gemeinde im Jahr 2013.

Galater 2,1-7, Johannes 15,1-5 und Johannes 17 (ganzes Kapitel) setzen die Akzente für die ersten drei Gebetszeiten. Immer wieder leuchtet das Thema „In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ durch. Wir lesen gemeinsam die Bibelverse aus den Kapiteln und bewegen die Impulse dieser Abschnitte im Gebet. Auf dem „Hügel“ in der Mitte des Raumes sammeln sich immer mehr Karten, die einzelne Impulse festhalten.

guf01Was legt Gott dir für das Jahr 2013 für die Gemeinde auf’s Herz? – Am Samstag sammeln wir im Gebet einige Gedanken für mögliche Schwerpunkte der Gemeinde im angefangenen Jahr.

Am Nachmittag gehen die Unerschrockenenen selbst bei Dauerregen zum Gebetsspaziergang auf den Gebetshügel in den naheliegenden Westpark, um für die Stadt und unsere Nachbarschaft zu beten. Hörendes Gebet, Gespräche und Gemeinschaft begleiten die Tage, bei denen einige sich gar nicht aus dem Gemeindehaus entfernen.

Abschied von Georg

georg003Es sind bewegende Momente am letzten Mittwoch, als wir von Georg Abschied nehmen. Aus Rumänien ist extra eine Blaskapelle angereist, sein bester Freund Stefan, den er noch vor Kurzem in Rumänien besucht hat, findet passende und klare Worte. Am Grab stehend nimmt er immer wieder das Bild Georgs und hält es für alle gut sichtbar hoch. Er kann es noch nicht fassen, dass er Abschied nehmen muss von einem Freund, mit dem ihn 40 Jahre Freundschaft verbindet. So kann er an diesem Nachmittag den Sarg kaum loslassen und immer wieder schwenkt er das Bild durch die Luft.

georg001Wie zerbrechlich ist unser Leben. Gestern noch grüßen und umarmen wir einander – heute in der Ewigkeit. Am Freitag kommt R. zu mir und fragt mich, ob ich ein paar Bilder haben wolle, die sie am Heiligabend im Gottesdienst gemacht hätte. Bilder? Ja, will ich.

Bei der Durchsicht der Bilder stoße ich auf ein letztes Bild, das Georg von hinten zeigt, als er den „Heiligabendhirten“ grüßt. Das Bild berührt, auch wenn es „nur von hinten“ ist. Es mahnt uns, dass wir weise leben und an die Hoffnung, die wir in uns tragen, hegen und pflegen.

georg002Auf dem Kranz unserer Gemeinde steht es auf der orangefarbenen Schleife: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Mit dieser Hoffnung und Zukunftserwartung nehmen wir Abschied von Georg.