Golfspielen oder Predigen?

„HIS Church“. Das kleine weiße Schild weist auf ein Gebäude hin, das bei uns eher zu den Sanierungskandidaten gehören würde, aber kein exklusiver Golfclub wäre. Die Standards sind hier einfach anders. Im Hof mehrere Golf-Caddys, einige ältere Herren fachsimpeln, leicht an ihren Golfwagen gelehnt. Rechts darf man nur als Mitglied rein oder: 35 Rand pro Besuch, wenn man kein Mitglied ist, quasi Stuhlnutzungsgebühr.

Links dürfen alle rein. Ohne 35 Rand zu zahlen. Ich entscheide mich, wie kann es auch anders sein, gegen das Golfspielen. Aber angucken will ich mir das schon, so wage ich einen Blick auf den Golfplatz, von der Seite. Aus dem Fenster oben links dringt mir bekannte Musik. Ich kehre schnell wieder um.

Die Ventilatoren laufen auf Hochtouren. John stellt sich mir als Pastor der Gemeinde vor. „Pope“, heißt er sinnigerweise mit Nachnamen. Die Gemeinde ist überhaupt nicht „religiös“ und nicht formbetont, hat B. mir vorab gesagt. So verzichte ich auf mein Jacket. Auch wg. der Wärme passt das besser.

Vor dem Gottesdienst trifft sich das Lobpreisteam, K. ist mit ihrer Gitarre dabei, H.-Tochter M. singt im Team, H.-Tochter C. tanzt begeistert. Der Lobpreis gefällt mir sehr, nach zwei Wochen „schwarzer Musik“ tun einigermaßen bekannte Lieder gut. Hillsong, Michael “Dabbelju” Smith und Freunde sind hier ebenso gut bekannt, wie bei uns.

Die Vision von „His Church“ ist auf einem Display zu sehen. Sie spricht mich an. Das hat viel Mühe gekostet, meint K.. Aber die Gemeinde ist in den letzten vier Jahren aus dem Wohnzimmer rausgewachen und eine nette – nicht zu große – Gemeinde, aber mit Außenwirkung geworden, erzählt K. später. „Die Atmosphäre ist sehr herzlich und offen.“ Recht hat sie, das stelle ich selbst fest.

Familie H. ist hier super eingebunden. Das ist für einen Pastor wichtig zu sehen und zu „fühlen“. Als Missionar kann man auch ein Satellitendasein führen. Das ist bei ihnen nicht so. Dafür bin ich sehr dankbar. Besonders für die Kinder ist das wichtig. H.-Sohn S. hilft zur Freude seiner Mutter mit einem sehr guten Händchen im Kinderdienst mit. Kleine Kinder gibt es hier zahlreich. Es ist sehr schön, auch diese Gemeinde kennenzulernen. Ich soll Grüße mit nach München nehmen – natürlich. Und die aus München richte ich auch aus.

Einen Alpha-Kurs für Ehepaare soll es geben, wird angesagt. „Deine Predigt hat mir sehr gut gefallen.“, sagt mir H.-Tochter M. hinterher. Das Lob einer fast 18-jährigen jungen Dame bedeutet für einen Prediger viel. Auch ein Inder bedankt sich. „Never heared before…“ Ja, vor fünf Generationen sind seine Vorfahren aus Indien gekommen. Er aber ist hier geboren. Bavaria Munich and the German Bundesliga – das hat sein „like it“.

Nach dem Gottesdienst geht’s in den Supermarkt. Knackevoll schon die Tiefgarage – und das am Sonntag. Ich packe Peri-Peri Chili Soße, „extra extra hot“ in den Korb. H.-Tochter M. empfiehlt sie mir als „typisch südafrikanisch“. Ein wenig wird mich das ans Teamessen erinnern. M. ist begeistert, bei einem Tropfen raucht dir schon der Kopf, meint sie. Na, da sind viele Tropfen drin. Sie nimmt die Großpackung (auch typisch südafrikanisch) Hühnerfüße aus der Kühltruhe. Das eignet sich als Andenken nicht wirklich, obwohl es einigermaßen den Charakter der Belustigung tragen würde.

Die Missionarskids wollen am Abend einen Film gucken. „Der würde dich sicher auch interessieren.“, meint M.. OK, ich bin dabei. Das Ende verschnarche ich, wie daheim, Fernsehen ist eben ein gutes Schlafmittel für mich…

„Willst du unsere ersten Feigen probieren?“ K. ist begeistert, sie liebt sie. Die beste Ehefrau von allen mag sie auch so gerne. Aber wenn ich sie mitnehmen würde, hätte ich daheim nur Feigenmus.

Sie wird nachsichtig sein…

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