In unserem Holzhäuschen, das für „lange Sitzungen“ nicht so geeignet ist, gibt es keinen Spiegel. In Deutschland blickt man ja jeden Morgen hinein – aber hier? Heute fällt mir auf, dass ich lange in keinen Spiegel mehr geblickt habe. Der LKW des Evangelisationsteams bietet sich als Notlösung an, im Weitwinkelspiegel ist zwar alles ein wenig verzerrt, aber immerhin, Bart stutzen, Wangen ausrasieren. Uups, die Hose rutscht etwas, obwohl das Essen hier so gut ist. B. lacht. „Tja, bei den Einsätzen nehme ich auch immer ab, das ist normal.“ Also, es ist wirklich gut, hier zu sein…
Heute gibt es den „Spinat“, den uns das Mädchen gestern gebracht hat. In der Küche entdecke ich einen Sack Kartoffeln. Wo ist der denn her? Auch ein Geschenk aus der Nachbarschaft. Der „Spinat“ ist wirklich „sehr scharf“, aber die natürliche Schärfe wird noch durch etwas Chili getoppt. Einige im Team klagen über Magenverstimmungen, mir geht es ausgezeichnet. „Vermutlich hat der Regen etwas Schmutz in unser Trinkwasser gespült“, meint B.. Bevor ich das Kaffeepulver in meine Tasse kippe, deutet B. auf ein paar Schmutzteilchen hin, die darin schwimmen. Ich entscheide mich den Kaffee trotzdem zu trinken…
Die Sonne brennt heiß auf unsere kleine Zeltstadt runter. Am Mittwochabend kann ich tolle Bilder vom Zelt in der herrlichen Abendsonne machen. Es ist der erste Abend, wo es zu Versammlungsbeginn nicht regnet. Und die Besucher kommen wieder in Scharen, mehr als am Vorabend.
B. predigt über das Kreuz, eigentlich über die drei Kreuze. Der Schächer am Kreuz fand Jesus, weil er sich gedemütigt hat. Er schwächt die Botschaft nicht ab, sondern predigt radikal. Es gibt keinen Weg an Jesus und am Kreuz vorbei. Auch heute bleibt sein eindringlicher Altarruf nicht ohne Frucht.
Atmosphärisch ist es heute aber schwieriger, als an den anderen Abenden. Die Zuhörer sind unruhiger als sonst. Rein, raus, draußen lauthals krakelen. In der Teambesprechung nach dem Abend ermutigt B. das Team, sich ganz in den Dienst hineinzugeben, auch wenn es unruhig oder atmosphärisch schwierig ist. „Nehmt es nicht leicht, wir brauchen hier wirklich einen Durchbruch“.
Im Teamgebet am nächsten Morgen beten wir mit Kol. 4,2 ff für offene Türen in den Ort hinein. „Wir können ab sofort in die Schulen kommen“, verkündigt BnK. uns zu Mittag die Gebetserhörung für weitere offene Türen in der Nachbarschaft. „Dort können wir für 20 Minuten oder mehr das Evangelium verkündigen“. Klasse. Gleich Montag soll es losgehen.
Im Teaching am Mittag sind wieder etliche Frauen aus der Nachbarschaft da. Ob sie eine Bibel haben? Nein, sie schütteln den Kopf. Ja, lesen können sie, aber Bibeln, nein, haben sie nicht. „Unser Vorrat ist begrenzt, aber wir geben gerne“. B. lässt einige Bibeln holen, die ausgeteilt werden. „Wir freuen uns sehr über gezielte Finanzen z.B. für Bibeln oder für unsere einzelnen Evangelisationen. Die Kosten für alles haben sich hier in Südafrika in den letzten 10 Jahren vervielfacht.
Heute Abend ist Heilungsgottesdienst. „Wir werden den Kranken dienen“. Und die gibt es nicht wenige hier im ländlichen Bereich, wo die medizinische Versorgung eher schwach ist.
Der Generator geht wieder etwas „in die Knie“. Aah, das Team bügelt wieder. Nur noch wenig Zeit, gleich ist wieder Gebetstreffen, danach muss alles vorbereitet sein. Geistlich und praktisch.