Wie kommt Dunkelheit in eine Pappkiste?

„Damit Dunkelheit in deinem Leben ist, musst du gar nichts tun“. Der Evangelist hält eine kleine Pappbox hoch, die er vor der Versammlung noch schnell aus dem Wohnwagen gekramt hat.

Es ist der dritte Abend der „Underberg-Crusade“. Underberg selbst ist zwar zwei Autostunden weg, aber Afrika ist eben weitläufig. So auch dieses Gebiet hier. Auch heute ist das Zelt kurz vor Versammlungsbeginn in eine Wolke getaucht, leichter Regen macht alles feucht und klamm. Wir liegen hier immerhin auf 1600 Meter unterhalb eines Berggipfels. Auch an diesem Abend lassen sich die Menschen nicht vom Wetter abhalten, in die Evangelisation zu kommen. Als Evangelist B. die Bühne betritt, ist das Zelt wieder sehr gut gefüllt, zwar etwas weniger als am Abend vorher, aber die Resonanz ist gut.

Teammutti M. ist heute der „MC“, Master of Ceremony, dessen Aufgabe es jeden Abend ist, die Brücke zwischen dem Musikprogramm und der Verkündigung zu bilden, damit die Menschen für die Botschaft vorbereitet sind. Sie hat wirklich eine Gabe dafür.

„Damit Licht in dein Leben kommt, musst du etwas unternehmen“. B. erklärt das Evangelium in einfacher Weise. Er ist adrett gekleidet. Schwarzes, gestreiftes Hemd, ein reinweißer Schlips dazu. Die Afrikaner lieben die Kontraste. Auf der Bühne muss der Prediger adrett gekleidet sein, selbst in der hintersten Pampa. „Es hat uns viel Aufwand gekostet, das Zelt hier aufzubauen und hierin Licht zu haben“. Erklärt er anschaulich. Die Afrikaner nicken und verstehen. „Wir mussten Kabel verlegen, damit das Licht hier brennt“.

Ich versuche den Evangelisten mit der Digi-Kamera, die meine großzügige Tochter mir ausgeliehen hat, gut auf das Bild zu kriegen. Gar nicht so leicht, beim Blitzen sieht’s nicht so doll aus, ohne Blitz einen Prediger zu fotografieren – gar nicht so leicht, besonders wenn dieser nicht still an einem Platz steht, und dann noch einen überaus engagiert mitgehenden Übersetzer hat. „Deswegen fordern wir die Menschen auch jeden Abend auf, dass sie einen Schritt tun können.“

B. ist wirklich ein Evangelist mit Herzblut und Berufung, hier in Südafrika genau am richtigen Platz, ist mein Eindruck. Seine Botschaft und die Art und Weise der Präsentation berühren mich tief. „Du musst Schritte gehen, damit Licht in dein Leben kommt“. Er fordert die aufmerksam lauschenden Afrikaner heraus, ihr Leben Jesus zu geben. „Wenn du Jesus dein Leben gibst, dann kommt Licht in dein Leben“.

Kein steifer Prediger auf der Bühne. Er hebt die Arme, schwenkt mit der Bibel, läuft nach links, geht nach rechts. Der Keyboard-Spieler sitzt in Hab-Acht-Position, um musikalisch unterstützend einzugreifen. So lieben es die Afrikaner. Die Botschaft kommt glasklar und scharf, trotzdem liebevoll und warmherzig. Es ist wichtig, dass Menschen gemäß ihrer Berufung dienen können. Hier erlebe ich, wie jemand in seiner Berufung fließt. Der Abend berührt mich sehr.

Gott hat verschiedene Gaben gegeben. Mit Epheser 4,11 ermutige ich am nächsten Morgen das Team, die Berufung von B. als Dienstgabe wertzuschätzen und zu unterstützen, denn auch er kann ohne die überaus wichtige Unterstützung des Teams wenig bewegen. Ohne Musiker, die die Afrikaner abholen können? Ohne Übersetzer? Ohne Helfer? Ohne Unterstützer aus Deutschland? Und so fließen hier die verschiedenen Dienstgaben zusammen. Es ist wie bei einer Hand. Ein Finger allein kann nicht greifen.

„Damit Dunkelheit in diesem Leben ist, musst du nichts tun, wie bei der Pappkiste. Aber Gott möchte, dass es Licht wird. Wer möchte, dass Licht in sein Leben kommt?“ Hände gehen hoch. Co-Evangelist und Übersetzer BnK. dienen gemeinsam. Während des Altarrufs übernimmt der Einheimische, sie fließen fast übergangslos gemeinsam. Wieder kommen viele zum Gebet nach vorne. Es scheint so leicht, so einfach zu gehen, nicht schwerfällig. Warum bloß ist das in Afrika anders als bei uns – und so leicht? Die Frage bohrt irgendwie in mir…

Aus der Menge kommen auch ein paar Menschen, die ein Schild „Counselor“ tragen. Sie sind aus der benachbarten Gemeinde und dienen den Menschen im Gebet. Die Menschen, die nach vorne kommen, werden im Anschluss gebeten, in ein Nebenzelt zu gehen und entschwinden mit dem Seelsorgeleiter in das Dunkel des Gebetszelts. Irgendwie funktioniert dort heute die Beleuchtung nicht, aber was macht das schon. Wir sind ja nicht in Deutschland.

Am nächsten Tag kommt die Sonne erst gegen Mittag durch. Das tut gut. Ich baue für meine Schuhe eine kleine Konstruktion, damit sie oben auf dem Zeltdach im Wind trocknen können. Wir beten im Mittagsgebet für die Neubekehrten. „Lasst uns ein „Gewächshaus des Gebets“ um diese Menschen bauen“, bitte ich das Team. Sofort erheben das Team und die anwesenden Frauen aus der Gemeinde ihre Stimme zum Gebet.

Dieses Anliegen will ich auch nach Deutschland weitergeben.

Vor meinem Zelt grasen drei Jungbullen und schauen bei mir herein, während ich den Blog schreibe. Zeit, B. um das Handy zu bitten, damit ich die eMails nach Deutschland absetzen kann, denn gleich ist wieder die „Generatorzeit“ vorbei. Meine Ohren werden’s mir danken, denn der Generator ist direkt hinter meinem Zelt.

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