Göttliche Großzügigkeit – afrikanisch.

„God gives generously“ sagt meine englische Bibel in Jak. 1,5. In den mittäglichen Teachings gehe ich mit dem Team auf die Eigenschaften und Charakterzüge Gottes ein. Immer kommen Frauen aus der Nachbarschaft dazu ins Zelt und sind dabei. Es ist eine Mischung aus Lobpreis, Gebet und Lehre.

Heute beschäftigen wir uns mit der Großzügigkeit Gottes. Er gibt überfließend. Dann schreiten wir weiter und schauen uns die Heiligkeit Gottes an. Gott ist heilig, ja das ist er. Aber durch Jesus Christus dürfen wir uns Gott nahen. Er will, dass wir nahe bei ihm sind. Das geschieht durch das Blut Jesu Christi (Eph. 2,13). Das ist unsere Botschaft, die wir hier in diesen Tagen verkündigen.

„Siabonga“.
Das sagen die Zulus, wenn sie sich bedanken. Einer vom Team trägt diesen Ausdruck als Namen. Er möchte gerne meine Teachings auf Video aufnehmen, nein, ich habe nichts dagegen. Wir sind dankbar für alles, was in diesen Tagen geschieht.

Das Team nimmt die Impulse und Gedanken offen auf. Innerhalb von kurzer Zeit ist zwischen uns ein sehr vertrauliches Verhältnis entstanden. Ich fühle mich „zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Und ich kann durch mein Hiersein das Team gut unterstützen.

Am Zelteingang streunen wieder unsere „guten Bekannten“, die Ziegen aus der Nachbarschaft, vorbei. Im Augenwinkel sehe ich während des Gebets unsere „Gäste“, die vorgestern unser Essen gefressen haben. Diesmal haben unsere Küchenschwestern vorgesorgt und das Vorzelt des Caravans gut verschlossen.

Eine Frau bringt ihr Kind zum Gebet. Es ist ein Bild des Erbarmens. Die meisten Frauen tragen ihre Kinder in Tüchern auf dem Rücken, so auch diese. Das Kind ist krank und weint jämmerlich. Die Frau zeigt uns das geschwollene Bein des Kindes. Nein, Ärzte sind wir nicht, aber wir können beten. Das tun wir auch mit ganzer Hingabe.

Kaum haben wir das Gebet beendet, steht ein kleines Mädchen vor dem Zelt. Es hält eine Plastiktüte in der Hand. Eine Gabe aus der Nachbarschaft. Einige Blätter schauen aus der Tüte heraus. Es ist eine Art Spinat, den wir bei uns nicht kennen, sehr scharf, wie fast alles hier megascharf gekocht wird… Wir haben das Mittagessen kaum beendet, da wird uns die nächste Gabe gebracht. Diesmal ist es eine Schüssel voll mit bereits gekochten Maiskolben. Leider war das Mittagessen zu gut, deswegen winke ich ab.

Für uns sind diese kleinen Geschenke ein Zeichen göttlicher Großzügigkeit, afrikanisch ausgedrückt. Wir sind hier willkommen.

B. ist begeistert. Das gibt es morgen gleich! Ihm läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Ja, auch die Versorgung des Teams ist eine kleine logistische Meisterleistung – und auch nicht ohne Kosten.

Pommes auf Tomaten auf weißem Sandwichbrot, dazu kräftiges Maggigewürz – auch eine Art, wie man sein Frühstück genießen kann. Ich staune, was die Küchenschwestern in einfachster Umgebung auf den Tisch „zaubern“ – richtig gut.

Auf einem einfachen Gaskocher für 10 Leute in einem kleinen Topf Spaghetti kochen und diese „al dente“ hinkriegen, ohne dass sie kleben, sondern perfekt von der Gabel gleiten? Oder wer hat schon Brot gebacken, ohne einen Ofen dafür zu haben? Für Teammutti M. kein Problem. Sie erklärt mir das Verfahren mit Kochtopf, Plastiktüte und Bett, wie aus Mehl das köstliche Weißbrot wurde. Ich staune Bauklötze über die Kreativität. Auch das ist göttliche Großzügigkeit – afrikanisch.

Großzügig fragt Teammutti M., wer nach dem Essen eine Tasse Kaffee möchte, Espresso oder Instant. Beides ist verfügbar. B. steht auf Espresso, ich mal so, mal so – oder beides. Das ist ja Versorgung wie daheim. Und den noch in der Sonne genießen, während man in Deutschland mit den Zähnen klappert. Ich bin wirklich beschenkt. Begeistert strecke ich meine Hand aus, damit ich einen bekomme…

„Danke, Frank, ich habe deine Hand gesehen….“

Wie kommt Dunkelheit in eine Pappkiste?

„Damit Dunkelheit in deinem Leben ist, musst du gar nichts tun“. Der Evangelist hält eine kleine Pappbox hoch, die er vor der Versammlung noch schnell aus dem Wohnwagen gekramt hat.

Es ist der dritte Abend der „Underberg-Crusade“. Underberg selbst ist zwar zwei Autostunden weg, aber Afrika ist eben weitläufig. So auch dieses Gebiet hier. Auch heute ist das Zelt kurz vor Versammlungsbeginn in eine Wolke getaucht, leichter Regen macht alles feucht und klamm. Wir liegen hier immerhin auf 1600 Meter unterhalb eines Berggipfels. Auch an diesem Abend lassen sich die Menschen nicht vom Wetter abhalten, in die Evangelisation zu kommen. Als Evangelist B. die Bühne betritt, ist das Zelt wieder sehr gut gefüllt, zwar etwas weniger als am Abend vorher, aber die Resonanz ist gut.

Teammutti M. ist heute der „MC“, Master of Ceremony, dessen Aufgabe es jeden Abend ist, die Brücke zwischen dem Musikprogramm und der Verkündigung zu bilden, damit die Menschen für die Botschaft vorbereitet sind. Sie hat wirklich eine Gabe dafür.

„Damit Licht in dein Leben kommt, musst du etwas unternehmen“. B. erklärt das Evangelium in einfacher Weise. Er ist adrett gekleidet. Schwarzes, gestreiftes Hemd, ein reinweißer Schlips dazu. Die Afrikaner lieben die Kontraste. Auf der Bühne muss der Prediger adrett gekleidet sein, selbst in der hintersten Pampa. „Es hat uns viel Aufwand gekostet, das Zelt hier aufzubauen und hierin Licht zu haben“. Erklärt er anschaulich. Die Afrikaner nicken und verstehen. „Wir mussten Kabel verlegen, damit das Licht hier brennt“.

Ich versuche den Evangelisten mit der Digi-Kamera, die meine großzügige Tochter mir ausgeliehen hat, gut auf das Bild zu kriegen. Gar nicht so leicht, beim Blitzen sieht’s nicht so doll aus, ohne Blitz einen Prediger zu fotografieren – gar nicht so leicht, besonders wenn dieser nicht still an einem Platz steht, und dann noch einen überaus engagiert mitgehenden Übersetzer hat. „Deswegen fordern wir die Menschen auch jeden Abend auf, dass sie einen Schritt tun können.“

B. ist wirklich ein Evangelist mit Herzblut und Berufung, hier in Südafrika genau am richtigen Platz, ist mein Eindruck. Seine Botschaft und die Art und Weise der Präsentation berühren mich tief. „Du musst Schritte gehen, damit Licht in dein Leben kommt“. Er fordert die aufmerksam lauschenden Afrikaner heraus, ihr Leben Jesus zu geben. „Wenn du Jesus dein Leben gibst, dann kommt Licht in dein Leben“.

Kein steifer Prediger auf der Bühne. Er hebt die Arme, schwenkt mit der Bibel, läuft nach links, geht nach rechts. Der Keyboard-Spieler sitzt in Hab-Acht-Position, um musikalisch unterstützend einzugreifen. So lieben es die Afrikaner. Die Botschaft kommt glasklar und scharf, trotzdem liebevoll und warmherzig. Es ist wichtig, dass Menschen gemäß ihrer Berufung dienen können. Hier erlebe ich, wie jemand in seiner Berufung fließt. Der Abend berührt mich sehr.

Gott hat verschiedene Gaben gegeben. Mit Epheser 4,11 ermutige ich am nächsten Morgen das Team, die Berufung von B. als Dienstgabe wertzuschätzen und zu unterstützen, denn auch er kann ohne die überaus wichtige Unterstützung des Teams wenig bewegen. Ohne Musiker, die die Afrikaner abholen können? Ohne Übersetzer? Ohne Helfer? Ohne Unterstützer aus Deutschland? Und so fließen hier die verschiedenen Dienstgaben zusammen. Es ist wie bei einer Hand. Ein Finger allein kann nicht greifen.

„Damit Dunkelheit in diesem Leben ist, musst du nichts tun, wie bei der Pappkiste. Aber Gott möchte, dass es Licht wird. Wer möchte, dass Licht in sein Leben kommt?“ Hände gehen hoch. Co-Evangelist und Übersetzer BnK. dienen gemeinsam. Während des Altarrufs übernimmt der Einheimische, sie fließen fast übergangslos gemeinsam. Wieder kommen viele zum Gebet nach vorne. Es scheint so leicht, so einfach zu gehen, nicht schwerfällig. Warum bloß ist das in Afrika anders als bei uns – und so leicht? Die Frage bohrt irgendwie in mir…

Aus der Menge kommen auch ein paar Menschen, die ein Schild „Counselor“ tragen. Sie sind aus der benachbarten Gemeinde und dienen den Menschen im Gebet. Die Menschen, die nach vorne kommen, werden im Anschluss gebeten, in ein Nebenzelt zu gehen und entschwinden mit dem Seelsorgeleiter in das Dunkel des Gebetszelts. Irgendwie funktioniert dort heute die Beleuchtung nicht, aber was macht das schon. Wir sind ja nicht in Deutschland.

Am nächsten Tag kommt die Sonne erst gegen Mittag durch. Das tut gut. Ich baue für meine Schuhe eine kleine Konstruktion, damit sie oben auf dem Zeltdach im Wind trocknen können. Wir beten im Mittagsgebet für die Neubekehrten. „Lasst uns ein „Gewächshaus des Gebets“ um diese Menschen bauen“, bitte ich das Team. Sofort erheben das Team und die anwesenden Frauen aus der Gemeinde ihre Stimme zum Gebet.

Dieses Anliegen will ich auch nach Deutschland weitergeben.

Vor meinem Zelt grasen drei Jungbullen und schauen bei mir herein, während ich den Blog schreibe. Zeit, B. um das Handy zu bitten, damit ich die eMails nach Deutschland absetzen kann, denn gleich ist wieder die „Generatorzeit“ vorbei. Meine Ohren werden’s mir danken, denn der Generator ist direkt hinter meinem Zelt.