Kann es in Afrika überhaupt regnen?

Kann es in Afrika überhaupt regnen? Da scheint doch immer nur die Sonne. Meine Kenntnisse von diesem Kontinent sind oft doch sehr oberflächlich. Afrika ist eben nicht gleich Afrika.

Zunächst einmal wundert mich bei unserer ersten Fahrt durch Südafrika, dass alles saftig grün ist. Afrika hatte ich mir immer etwas steppiger und brauner vorgestellt, aber was mir hier begegnet, ist saftiges Grün und gut dastehende Bäume.

Kaum ist das große Evangelisationszelt aufgebaut, beginnt der Regen. Richtig kräftig. Das Team muss einen Graben ausheben, damit das Wasser nicht in das Zelt läuft. B. ist dankbar, dass das Zelt trocken aufgebaut werden konnte. Nicht auszudenken, wenn es zwei Stunden eher angefangen hätte zu regnen.

Bei so einer Evangelisation ist viel Kreativität gefragt. Das Gelände, auf dem das Zelt aufgebaut wird, ist beim ersten Anblick viel zu uneben, sagen meine deutschen verwöhnten Augen. „Kein Problem“, sagt B.. Da wir in einer dünn besiedelten Gegend sind, haben wir nur die kleine Variante des neuen großen Zeltes mitgebracht. „Nur“ 620 Stühle haben hier Platz, heisst es im Vorfeld. Ob die da alle reinpassen? Ein weiteres Problem ist der Transport. Die kleine Variante passt inklusive Stühle auf den LKW. Bei der großen Variante müsste B. zweimal mit dem LKW fahren, was man sich bei 8 Stunden in eine Richtung schon gut zu überlegen hat – wie gesagt, viele Kleinigkeiten, die das Leben des Missionars nicht einfach machen.

Nach genauem Plan geht der Aufbau vor sich. Zum Glück ist der Boden hier sehr angenehm, so dass die Pflöcke, an denen später das Zelt gespannt wird, sehr einfach in den Untergrund gehen (und trotzdem gut halten) und schon nach kurzer Zeit ist ein Rund, in dem später das Zelt stehen wird, markiert.

Mit viel Geschick und Teamarbeit ist das Zelt innerhalb kürzester Zeit aufgebaut. Ich staune nicht schlecht. Der Boden wird mit Hacken und Schaufeln bearbeitet und planiert. Ich sinniere, wie wir das besser machen können. Ein Harke ist leider nicht greifbar. „Irgendetwas fehlt immer“, heißt es. So „erfinde“ ich eine kleine Planierraupe, das Gerüst der späteren Bühne wird für kurze Zeit zweckentfremdet und erweist sich mit drei „Zugpferden“ und zwei „Drückern“ als effektive Planierraupe. Etwas Wasser auf den Boden, dann wird Gras geholt. Die Kinder aus dem Dorf helfen mit und bringen Gras, das dann wie ein Teppich auf den eben planierten Boden ausgelegt wird.

Dann werden die Stühle gestellt. Tatsächlich passen sie alle rein, im Gegenteil, wir hätten noch 100 mehr dabei haben können. Die Äußerlichkeiten sind zwar wichtig, aber nicht „das Wichtigste“. Wie werden die Menschen in dieser verlassenen Gegend auf die Einladung reagieren?

Die zweite Decke hat mir heute Nacht richtig gut getan. Fürsorglich hat man mir zusätzliche Wärme für die Nacht gegeben. Aufwachen aber ist nicht weiter schwierig. Sobald die ersten Sonnenstrahlen auf mein Zeltdach scheinen, ist es drinnen kaum mehr auszuhalten. Da wünscht man sich nur Luft. Eine Waschmöglichkeit gibt es nicht, mit Schüssel und viel Geschick muss man sich im eigenen Zelt etwas improvisieren.

Der Tag beginnt mit einer gemeinsamen Gebetszeit, danach gibt’s Frühstück. „Der geistliche Aspekt unserer Arbeit ist das Wichtigste, aber oft wird er von den vielen praktischen Kleinigkeiten, die zu bedenken sind, überschattet“, sagt B.. Wasser muss herangeholt werden, um zum Einkaufen zu kommen, benötigt man allein 2 Stunden Autofahrt, für wenige Kilometer. „Auf dieser Evangelisation gibt es keine Milch“, entscheidet der Missionar. Es ist einfach zu kompliziert, über die Entfernung die Versorgung damit sicherzustellen. Der kleine Laden um die Ecke ist wirklich sehenswert. Da gibt es nur das Allernötigste.

Beim Essen versuche ich mir die Namen der afrikanischen Teammitglieder einzuprägen. Die meisten haben noch eine englische Variante ihres Namens, das macht es wesentlich einfacher, als sich die „himmlischen“ afrikanischen Namen zu merken.

Hinter dem Zelt wird eine Müllverbrennungsanlage improvisiert. Auch das ist regelmäßig nötig, denn die Hunde schnüffeln mit Begeisterung im Müll herum. Ich setze meine „Gabe zu Hundevertreibung“ lautstark und nachhaltig wirksam ein. Die streunenden Hunde aus der Nachbarschaft halten sich erstmal in respektvoller Distanz…. Erstmal.

Aus dem Dorf werden die ersten „Willkommensgeschenke“ gebracht. Kartoffeln aus dem eigenen Garten. Die Exemplare sehen richtig gut aus und würden auch auf deutschen Wochenmärkten jeden Kunden anlocken.

Am Nachmittag soll, wenn es das Wetter zulässt, eine Open Air Veranstaltung gemacht werden. Der LKW bietet dazu die geeignete Plattform. Hoffentlich bleibt der Regen heute aus. Morgen Abend startet die Evangelisation, „Crusade“, wie man hier zu sagen pflegt. Während ich blogge, bricht die Sonne ein wenig durch. Gute Aussichten also für heute Nachmittag.

Der Generator läuft wieder. Zeit, um den Computer wieder ans Netz zu hängen und nachzuladen. Wie selbstverständlich doch Dinge geworden sind, wird einem hier bewusst. Auch eine sehr wertvolle Erfahrung.

Ich genieße es, hier zu sein, mit anzupacken, wo ich es kann, die Leute und die Kultur kennenzulernen, einfach da zu sein, den Alltag unserer Missionare kennenzulernen, Gespräche zu führen, vielfältige Eindrücke aufzunehmen. Und der Blog hilft mir selbst, für mich zu sortieren – und eine Erinnerungshilfe zu haben.