In Israel hatte ich sie schon beim Baden im Meer verloren (und wiedergefunden, meine Blogleser wissen das), hier hätte ich sie dringend gebraucht: meine geliebte Sonnenbrille, noch aus dem vergangenen Jahrtausend. Aber wer denkt bei minus 8 Grad in München schon daran, dass man eine Sonnebrille brauchen könnte? So weit reicht mein alterndes Hirn dann leider nicht…
Südafrika ist schön, wirklich. Es ist grün, richtig saftig grün. Zuckerrohrplantagen und Eukalyptusbäume so weit das Auge reicht. „Nein, die Löwen sind hier auch nur noch eingesperrt zu finden“, lacht B. Ich hatte mir das Land eher braun und karg vorgestellt, aber die zwei Stunden Autofahrt von Durban in das Kwazulu Natal Gebiet sind ein komprimierter Einstieg. Vorbei geht’s an runden afrikanischen Hütten, Frauen mit Holz auf dem Kopf – so habe ich mir Afrika vorgestellt. „Da unten liegt Kwa Siza Bantu.“ Wir halten an und ich fotografiere die bekannte Missionsstation von Erlo Stegen.
Die Nacht beim Stopover in JoBurg ist kurz. Genau genommen ist sie „null-komma-fünf“, eine halbe Stunde Schlaf im Flieger nach Durban. Das ruckartig zum Stillstand kommende Flugzeug weckt mich auf: Du bist da! 428.000 Kilometer zeigt der Tacho – der Mercedes, mit dem B. mich abholt, dürfte auch bald in Rente gehen wollen. „Unser Pickup streikt gerade“ ist B. in Sorge. Der Allradantrieb schaltet sich immer automatisch ein. Die Mechaniker wissen noch keine Lösung. Alltagsprobleme eines Missionars, die das Leben auf Trab halten.
In JoBurg auf dem Aiport halte ich mich mit eMails wach… Das funktioniert ganz gut. Dummerweise passt der deutsche Schukostecker nicht in die südafrikanischen Steckdosen und die Erfinder meines „Alle-Länder-Reiseadapters“ hatten Südafrika wohl auch nicht auf dem Schirm. Ein kurzes segnendes Stoßgebet für meinen leeren Akku – und ein freundlicher Sicherheitsmensch mit gelber Warnweste, der Nachtdienst hat, besorgt mir aus dem Fundus des Flughafens leihweise einen entsprechenden Adapter. Gebetserhörung. Man muss nur höflich fragen – oben und unten.
1200 Höhenmeter sind überwunden – zwei Autostunden später: Der Feigenbaum im Garten der Familie H. ächzt fast unter der Last. Da fehlt nur die beste Ehefrau von allen, ihr Herz würde bei diesen ihren Lieblingsfrüchten aufgehen. Es ist Mango-Saison. Köstlich! Auch der Begrüßungskuchen von K, den sie mir unter „Gefällt-mir“ meiner Facebook-Freunde angekündigt hatte, ist exzellent.
„Ich freue mich“ – aus der Heimat kommt eine Mail von der „bEva“ mit mehreren gesammelten netten „Freude-Meldungen“. Ich bin entspannt. Der liebe S. ist extra gekommen und hat das Fahrrad repariert. So ist auch das am Tag der Abreise auftretende innerstädtische Transportproblem gelöst. Ich bin erleichtert – und freue mich auch.
21:13 – „mir ist zu kalt“, sagt K: und macht die Tür zur Küche zu. Die Eidechsen sonnen sich auch nicht mehr. Kalt? Ich sitze noch auf der Veranda unter den üppig mit Früchten behangenen Weinranken, die Grillen zirpen schon seit Stunden im zehntausendfachen unermüdlichen Afrika-Chor. Langsam klappen meine Augenlider runter, aber den Blogeintrag will ich noch fertig bekommen.
Inzwischen ist klar, wo wir die Evangelisation machen werden. Etwa sechs Stunden Autofahrt weg, unterhalb der Drakensberge in der Nähe von Lesotho. „Da ist es wirklich richtig afrikanisch“, meint B. Der lokale Pastor freut sich sehr, dass wir kommen, auch wenn der Termin ganz kurzfristig zustande gekommen ist. Im Büro von B. hängen schöne Plakate mit dem ursprünglichen Termin und Ort. „Das ist jetzt Geschichte“, sagt B.. So ist halt Afrika.
Morgen wird das Team kommen, das sich in den vergangenen Tagen bereits zum Fasten und Gebet getroffen hat, um die Evangelisation und sich selbst vorzubereiten. Das Team wird für jede Arbeit neu zusammengestellt und ergänzt. „Zum Zeltaufbau musst du nicht mitkommen, das wird stressig“, sagt B.. Doch, ich will aber mitkommen. Darum bin ich ja hier, um von A bis Z, oder mindestens Y, mit dabei zu sein.
Ma., die lokale Mitarbeiterin, geht extra zum Frisör, um für die Evangelisation „hübsch“ zu sein. Mit der veränderten Frisur kenne ich sie im ersten Moment gar nicht wieder. „Ihr Weißen habt es mit euren Haaren viel einfacher, ihr müsst sie nur waschen.“ Das ist auch eine Sicht der Dinge. Sie hat im Sommer geheiratet. Interessiert fragt mich ihr Mann, ob wir in Deutschland denn auch Zeltevangelisation machen würden… Er dient im Team als Übersetzer.
K. findet eine passende Arbeitshose für mich. „Die kann ruhig schmutzig werden“. So bin ich gut für die nächsten Tage gerüstet. Den Anzug zum Predigen habe ich sowieso dabei.