„Wir brauchen das Gebet als ein Geschenk von euch. Ja, wir brauchen eure finanzielle Unterstützung, aber viel mehr brauchen wir euer Gebet“. Vor der Bühne der BFP-Konferenz steht eine große Zahl von Menschen. Lehrer und Studenten von BERÖA präsentieren sich der Konferenz. Dazu kommen alle Mitarbeiter des Theologischen Seminars, die Gastlehrer, die Mitglieder des TSB-Kuratoriums. Dr. Rudi Fichtner und Marcel Locher, Lehrer am TSB, leiten die Feier zum 60. Jubiläum des Seminars. Sie laden bewusst zum Gebet für das Seminar und die nach vorne gerufenen Persönlichkeiten ein.
Große Teile der Konferenzversammlung strömen nach vorne, um zu dienen. Intensives gemeinsames Gebet, in Deutsch oder in Sprachen ist eine „Spezialität“ der Pfingstler, aber auch „individuelles Gebet“. Segnendes Gebet, persönlicher Zuspruch, Fürbitte – prophetische Elemente sind bei solchen Gebetszeiten weithin zu finden.
Dann hat der prophetische Dienst ebenso in der ganzen Versammlung wieder breiten Raum. Das ist ein Phänomen pfingstlicher Gottesdienste. Prophetie ereignet sich, so wie Gott es will – und wie bewusst dem Wirken des Geistes Gelegenheit gegeben wird. Auch auf dieser Konferenz ist viel Raum dafür. Es ist ein Zusammenspiel zwischen göttlichen und menschlichen Komponenten. Auch an diesem Morgen geschieht starker Impuls durch den prophetischen Dienst, sowohl persönlich als auch für die ganze Gruppe. Bilder, prophetische Rede, Zungenrede und Auslegung: alles ist in Vielfalt und Reichtum da.
Frage nach dem Auftrag und Blick zurück
60 Jahre feiert das Theologische Seminar in 2011. Grund zum dankbaren Rückblick aber auch zum profilierten Ausblick. Was ist unser Auftrag? Welche Schwerpunkte müssen wir zukünftig setzen?
Ein Video-Clip mit Statements über die Bedeutung von BERÖA wird eingespielt. Professionell und überzeugend gemacht, obwohl an verschiedenen Orten im Land von verschiedenen Autoren gefilmt. Das Wichtigste: Menschen, die BERÖA durchlaufen haben, drücken aus, was ihnen die Bibelschule bedeutet.
Das „Herolds-Quartett plus 1“ lässt alte Zeiten wach werden. Besonders die Herzen der älteren Generation werden warm. Von BERÖA ausgegangen haben sie musikalisch im ganzen Land gedient. 2011 dienen die inzwischen gereiften Herren der Konferenz. In Pfingstgemeinden ist eine Breite musikalischer Stile willkommen – moderner Lobpreis in allen Varianten, der „klassische Pfingstjubel“, aber auch besinnliche Balladen – und Klassik. Auch sie hat an diesem Morgen Raum.
Ehemaliger Direktor Richard Krüger blickt zurück
Einer, der jahrelang BERÖA geprägt hat, ist Richard Krüger, ehemaliger Direktor in Erzhausen. Auf dem TSB ist Kirchengeschichte – und dabei besonders die neuere – eine Spezialität von ihm. Auch heute ist er als Lehrer und Redner noch hochgefragt. Einen Teil der Pfingstkirchengeschichte hat er inzwischen selbst mitgestaltet.
Er kann druckreif reden – ohne ein Konzept zu brauchen. Das beweist er auch an diesem Morgen. Leicht schmunzelnd konstatiert er, dass auch BERÖA seinen „Johannes Paul“ gehabt hat. „Opa“ J.P. Kolenda, einer der prägenden Väter von BERÖA, war ausgesandt von den amerikanischen Assemblies of God.
Er malt geschickt mit der Sprache: „In Erzhausen brauchte man zu Beginn Ohrenschützer, um nicht von den Brennesseln Schmerzen an den Ohren zu bekommen.“ Opa Kolenda hatte eine Vision für die Errichtung der Bibelschule in Erzhausen. „Bist du darin, Herr?“ war seine Frage, als er in „Froschhausen“, wie er es zunächst fälschlich verstanden hatte, das Grundstück der heutigen Bibelschule besichtigte.
Gott war darin! Aus der alten Industrieruine in der Erzhausener Industriestraße wurde durch den Fleiß und den Einsatz vieler Generationen ein Anwesen, das heute mehr als sehenswerten Charakter hat. „Viele Menschen haben hier ihren Schweiß eingebracht. Wir stehen auf den Schultern von vielen Generationen, die sich investiert haben.“
BERÖA, das ist aber nicht in erster Linie das Gebäude, das sind Menschen, mit denen Gott sein Reich baut. Für die Pfingstbewegung in Deutschland hatte das Theologische Seminar eine stark integrative Funktion. Sie hat sich zum Herzstück des BFP entwickelt. Bewegungen, die nicht in eine Bibelschularbeit investiert haben, haben lange nicht die Entwicklung genommen, die der BFP genossen hat. Das wird dankbar wahrgenommen.
Spende aus den USA
Ein starker Blick wird auch an diesem Morgen nach Amerika gerichtet. Die Assemblies of God haben einen Blick für Deutschland gehabt und deswegen in Deutschland investiert. Paul Clark, Deutschlandleiter für die Missionare der Assemblies of God, grüßt im Namen der amerikanischen Geschwister. Einen Scheck über 8000 EUR kann er im Namen der Deutschlandmissionare für den Ausbau der Bibliothek überreichen. „Ich hoffe, dass jede Gemeinde schon etwas als Geburtstagsgeschenk für die Bibliothek überwiesen hat“. Dankbar gibt der BFP die Grüße nach Amerika zurück: Was wäre aus BERÖA geworden ohne die (Anfangs-)Investitionen durch die amerikanischen Freunde?
Abschied von Günter Karcher
Dann muss noch einmal Abschied genommen werden: „Wir gedenken unseres Bruders, Freundes und Kollegen Günter Karcher.“ Der BFP nimmt mit großer Wertschätzung und tiefer Hochachtung auch im Rahmen der Konferenz Abschied.“ Auf der Bühne steht ein großes Bild von Günter. Vor wenigen Tagen ist der Seminardirektor in die Ewigkeit abberufen worden. Präses Roman Siewert fasst seine Trauerrede, die er vor wenigen Tagen in Erzhausen gehalten hat, vor der Konferenz zusammen.
Ein Haus des Gebets
„Ein Haus des Gebets soll BERÖA sein.“ Der neue Seminardirektor Johannes Schneider predigt engagiert und bündelt an diesem Morgen die Linie. Dieser Mann hat nicht nur theologische Kompetenzen, sondern sein Anliegen ist, dass Menschen göttliche Prägung erfahren. „Gebet verändert mich. Es ist unmöglich, Gott zu begegnen und unverändert zu bleiben. Dies war und ist durch die gesamte Geschichte hindurch sichtbar. Menschen, die Gottes Angesicht suchten, wurden verändert und veränderten auch Ihr Umfeld. Das ist unser Erbe – Gott lässt sich suchen, lässt sich bitten. Ich, Du, BERÖA, ja der gesamte BFP soll ein Haus des Gebets sein. Aber unser Fokus soll neu das Suchen des Angesichts Gottes sein.“
Spotlight: BERÖA – Wie alles begann!
Eigentlich begann es schon 1948 mit Bibelkursen in Walle bei Bremen – wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Diese wurden dann in den folgenden Jahren in Eckernförde und Rönnebeck fortgesetzt. Der gute Besuch ließ die Leiter der Gemeinden die Notwendigkeit einer Bibelschule zur Ausbildung von Predigern und Gemeindemitarbeitern erkennen.
Da die Möglichkeiten der deutschen Pfingstgemeinden einen solchen mutigen Schritt nicht zuließen, ergriff die Assemblies of God in den USA (abgekürzt AoG, eine der größten Pfingstkirchen) durch ihre Mitarbeiter in Deutschland die Initiative.
Neben Gustav Kindermann hatten Paul und Gladys Williscroft, Walter Waldvogel und Balthasar T. Bard wesentlichen Anteil an der Gründung des „Theologischen Instituts“ 1951 in Stuttgart. Diese Ausbildungsstätte war für die gesamte deutsche Pfingstbewegung gedacht. Es gab jedoch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber dieser „amerikanischen“ Schule.
(Auszug aus GEISTbewegt! 09/2011 – von Richard Krüger)