„Gott ist gut – was auch kommen mag!“ BFP-Präses Roman Siewert berichtet während der Trauerfeier sehr persönlich von den letzten Momenten des Lebens von Günter Karcher. Mit einem klaren Bekenntnis auf seinen Lippen zu Jesus, seinem Retter, ist Günter in die Ewigkeit abgerufen worden. Obwohl der Verlust für alle schmerzlich ist, legt sich ein Mantel tiefer Dankbarkeit und Friedens über die Versammlung.
Mit Psalm 131 umreißt Siewert vor der mehrhundertköpfigen Abschiedsgemeinde das Leben des Freundes, Lehrers, Pastors, Bibelschuldirektors und BFP-Vize-Präses. Neben dem blumengeschmückten Sarg steht ein großes Bild des Verstorbenen. „Wir müssen Vertrauen zu Gott wagen in einer immer rätselhafter werdenden Welt. Leben und Gesundheit können wir nicht kontrollieren.“
Die herbstliche Sonne strahlt an diesem Samstag über Erzhausen. Die schweigende Kondolenzschlange am Grab scheint kein Ende zu nehmen. Aus allen Teilen der Republik sind Trauergäste gekommen, um von ihrem Bruder, Freund, Kollegen, Lehrer, Wegbegleiter und Seelsorger Abschied zu nehmen. Stühle sind auch außerhalb der Trauerhalle vorbereitet. „Ich diene heute noch Gott, weil es Günter gab“, zitiert der Präses aus der Kondolenzpost. Die Note der Trauerfeier ist sehr persönlich. Viele Augen bleiben nicht trocken.
Langsam gleitet der Sarg in die Gruft.
Aber zunächst spricht Siewert die Ehefrau Gisela an. „39 Jahre wart ihr miteinander unterwegs. Im Chor damals hat Günter deine schöne Stimme gefallen. Ihr habt euch gefunden und lieben gelernt, Gott hat euch drei Kinder geschenkt.“ Die BFP-Bundesgemeinschaft zeigt Gisela und der Familie eindrücklich, dass sie zu ihr und ihnen steht. Mit einem kleinen Blumenstrauß und einem schlichten Handkuss, den sie angedeutet ins Grab wirft, nimmt die Ehefrau Abschied. „Wir fühlen uns von der Gemeinschaft in diesen Tagen sehr getragen.“ Sohn Tobias, als Pastor selbst in den Fußstapfen seines Vaters, bringt es auf den Punkt, was die Familie fühlt.
Das Präsidium des Bundes ist sehr stark vertreten. Ein großer Teil der Regionalleiter ist da. Sie drücken ihre Wertschätzung gegenüber Günter aus. Die Erinnerungen gehen zurück an die letzte gemeinsam Sitzung mit Günter, die er damals vertretungsweise souverän, zielgerichtet und feinfühlig-offen geleitet hatte. Günter wurde wertgeschätzt wegen seiner Gradlinigkeit, Tiefsinnigkeit und Feinfühligkeit. Auch das ist Grund zur Dankbarkeit. Alt-Präses Ellßel ist aus Tostedt gekommen, sein Vorgänger Reinhold Ulonska grüßt brieflich.
Das Lehrerkollegium von BERÖA verliert einen weitsichtigen und geschätzten Direktor, der ohne konkreten Anlass bereits seinen Nachfolger vorbereitet hat. „Günter war eine Gabe Gottes an uns.“ Richard Krüger, Vorgänger von Karcher im Amt des Seminardirektors, wertschätzt seinen Kollegen. Die Lehrerschaft nimmt als erstes nach der Familie am Grab Abschied. Framo Kaltenbach, hessischer Regionalleiter und Günters Frankfurter Gemeindepastor, hebt die uneingeschränkte Loyalität und Unterstützung des Verstorbenen für die lokale Gemeinde hervor. „Manchmal hast du uns auch einfach nur ertragen.“ Danke, Jesus, für das Leben von Günter.
„Papa hätte gewollt, dass wir einander begegnen“. Sohn Tobias betet für die Gemeinschaft, die sich auf dem Gelände der Bibelschule und der BFP-Zentrale zu einer Open-Air-Kaffeetafel versammelt hat. Lange Reihen von Tischen auf dem Rasen füllen sich. Die BFP-Gemeinschaft verneigt sich in Trauer, Ehrfurcht und Dankbarkeit vor Gott für das Leben des Bruders.
„Günter hat Grenzen erfahren und überwunden.“ Der Präses führt viele Beispiele an. „Vielen ist nicht bekannt, dass er mit sofortiger Wirkung seine Stellung als Oberschullehrer und designierter stellv. Schulleiter in der DDR verlor, als er seine Überlegungen zum möglichen Theologiestudium äußerte.
Konsequent setzte er sich auch für die „Wende“ ein. 1992 kam er als theologischer Lehrer nach Erzhausen. „Mit seinem theologischen Hintergrundwissen hat er viele von uns gemeinsam in die Tasche stecken können.“ Krüger ist der Respekt vor seinem Nachfolger abzuspüren. Auch die politische Gemeinde Erzhausen zollt Respekt. Günter hat sich über mehrere Jahre hier im Orts-Gemeinderat engagiert.
Die Gespräche an den Tischen ziehen sich lange hin. Viele wichtige Begegnungen geschehen am Rande dieses eigentlich traurigen Anlasses. Der Kuchen und die Brötchen schmelzen in der Sonne dahin. Das Service-Team von Beröa dient mit Hingabe und folgt dem Vorbild des ehemaligen Leiters.
Günter war so ein Diener. Ein großer.