„Kommst du wieder nach R. um hier zu preXXXdiXXXgeXXXn?“ Die Einladung kommt wirklich von Herzen. Wir sagen fröhlich zu. Ja, diese Gemeinde haben wir von unserem ersten Besuch her wirklich ins Herz geschlossen.
Nachdem wir bereits eine Stunde mit Bus und zu Fuß unterwegs sind, nehmen wir vom Damaskus Gate aus den Bus Nummer 18 durch Ostjerusalem nach R. Wir sind etwas verunsichert, da er nicht so voll ist, wie wir es kennen, aber die Anzahl der Mitfahrer erhöht sich an den ersten zwei Haltstellen schlagartig. „Ihr könnt in R. ein Taxi nehmen und nach dem Hospital fragen“, heißt es am Telefon, als wir über die Einladung sprechen. „Da in der Nähe ist die Gemeinde.“ „Wo genau ist die Gemeinde, sage mir den Straßennamen“, will ich wissen. „Das mit dem Straßennamen bringt hier sowieso nichts. Der Taxifahrer findet das schon, wenn du nach dem Hospital fragst.“ Ich gebe mich geschlagen. Warum nicht ein weiteres Abenteuer…
Ich will eigentlich nicht Taxi fahren, sondern möchte diese Stadt ein wenig mit eigener Haut spüren. Im Bus frage ich zwei Jungs, vielleicht 10 Jahre alt, ob sie das Hospital kennen würden. Keine Ahnung. Sie seien nicht von hier.
Ein anderer Mann im Studentenalter schaltet sich in unser Gespräch ein. Ja, er wisse wo das ist, er müsse jetzt sowieso in die Richtung gehen, er würde uns führen. Er studiert in Zusammenhang mit einer deutschen Hochschule hier im Ort Schauspielkunst.
Wir gehen für etwa einen Kilometer miteinander. Die Zeit nutzen wir für ein intensives Gespräch nach bekannter Bauart (Blog: Begegnungen). „Hier ist meine Schule, ihr müsst jetzt so und so weitergehen.“ Ein gemeinsames Foto? Natürlich! „Willkommen bei uns in Deutschland.“ Wir verabschieden uns.
„I can bring you to this church.“ Der kleine Junge mit dem roten T-Shirt, den ich im Bus gefragt hatte, steht unvermittelt neben uns. Hat er uns begleitet und belauscht? Scheinbar ja. Ich weiß es nicht, kann es nur vermuten. Wir haben nichts davon mitbekommen.
Bei Spontanangeboten auf der Straße bin ich eher skeptisch. Aber dies hier passt irgendwie. Ja, er würde diese Gemeinde besuchen. Wir vertrauen den Jungs und gehen gemeinsam mit ihnen noch ein paar Straßen gefühlt kreuz und quer, dann erkenne ich die Baugrube gegenüber dem Gemeindehaus.
Ich fühle mich wie von Engeln geleitet. Mehr als pünktlich sind wir da. Wir werden schon von der fleißigen Diakonin erwartet. Kaffee? Wasser? Bei den Temperaturen, gerne! Fast überschwänglich werden wir willkommen geheißen. Nachdem wir vor 14 Tagen gemeinsam mit Bruder M. da waren, empfängt man uns mehr als herzlich wieder.
Der Gottesdienst ist nicht so stark besucht. Nach dem Tod der Gemeindeleiterin, die hier lange Jahre eine exzellente Arbeit geleistet zu haben scheint, ist ein Einbruch geschehen. Es fehlt an einem Leiter, der motivieren und führen kann. Bruder M. kommt zur Zeit einmal im Monat her und hilft aus. Sie würden ihn gerne als ihren Pastor gewinnen, was er aber nicht als seinen Weg sieht. „Bitte betet für uns“, wird uns mitgegeben.
Trotzdem: mit offenem Herzen nimmt die Gemeinde das Wort auf. Die Reaktion am Ende ist sehr klar und eindeutig, die Rückmeldungen auch. „Bitte komm wieder nach R., wir wollen eine längere Evangelisation machen“. Die Einladung ist deutlich.
Nach dem Gottesdienst ist die Einladung zum arabischen Mittagessen nahezu obligatorisch. Gerne nehmen wir es an. Auch die Koreaner sind wieder dabei. Opulent ist es, wie beim letzen Mal.
Tief berührt machen wir uns auf den Heimweg, vergessen im Auto noch unseren Fotoapparat, haben Gelegenheit zu einer „Probefahrt“ in der neu eröffneten Jerusalemer Straßenbahn. Unterwegs treffen wir noch C. und R. im „Saftladen“, wo sie, wie öfter in der Woche, einen „Frischgepressten“ genießen. Schnell noch die Gutscheine für Fußpflege im Fischbecken („Guten Appetit, liebe Fischlein“) eingelöst, dann heißt es Kofferpacken. Pünktlich um 1:45 Uhr kommt das Sherut und holt uns zum Flughafen ab. Alles klappt wie am Schnürchen.
Auf Wiedersehen, Jerusalem! München hat uns wieder – mit Jerusalemer Temperaturen. Wie wohltuend nach dem herbstlichen Abschied Anfang August.