„Möchtest du in Bethlehem preXXdiXXgeXXn?“ Ich brauche nicht lange, um diese Frage mit einem fröhlich-eindeutigen „JA“ zu beantworten. In Bethlehem preXXdiXXgeXXn zu können, passiert nicht jeden Tag.
Über die Straße nach Hebron kommen wir nach Bethlehem. Schade, dass es nicht anders geht als mit einer hohen Mauer. Die an Jerusalem grenzenden Gebiete unter palästinensischer Verwaltung sind aufgrund der Vorkommnisse der letzten beiden Jahrzehnte durch die Mauer abgetrennt. Seitdem ist es aber wesentlich ruhiger geworden. Ein Vorteil für beide Seiten. Eindeutig. Wir fühlen uns zu keinem Zeitpunkt unsicher, diesseits und auch jenseits der Mauer.
Israel konnte im Jerusalemer Stadtteil Gilo inzwischen auch Mauerteile wieder entfernen, die eine Art „zweiten“ Ring gegen Beschuss bedeutet hatten. Es ist kein erhebendes Gefühl an dieser Mauer zu stehen, das stimmt. Alle Welt regt sich an diesem Punkt über Israel auf. Dabei wird leider vergessen, dass es an anderen Stellen ähnliche Einrichtungen gibt, wie der über 1000 km lange Zaun zwischen den USA und Mexico. Keine Mauer, aber effektiv – und „tödlicher“. Dass ein Land seine eigenen Interessen und seine Leute schützt und schützen muss, sollte nicht vergessen werden. Das sage ich offen, auch wenn mir die Mauer an sich nicht gefällt.
Wir fahren weiter. Bethlehem ist nicht so „beschaulich“, wie es in fast jedem Krippenspiel wirkt. Das Leben pulsiert in dieser Stadt mit knapp 30.000 Einwohnern.
„Ich preXXdiXXgeXX hier immer 35 Minuten, sonst schlafen die Araber ein“, sagt unser Begleiter. Das ist bei den hohen Temperaturen – trotz Klimaanlage – ein guter Tipp. „Du kannst die Stimme Gottes hören“! Anhand von Psalm 29 spreche ich über die Möglichkeit, die Stimme Gottes zu hören, was sie in unserem Leben bewirkt und wie wir reagieren können.
Nach dem Gottesdienst gibt es Kuchen und kalte Cola. Wir sind hier im „Haus des Friedens“, wie uns das Türschild aufklärt. Die Besucher sind eher älteren Jahrgangs, aber auch einige jüngere Gesichter sind dabei. Die Gemeinschaft ist sehr herzlich. Wenn Christen sich treffen, spielt nicht in erster Linie die Frage eine Rolle, woher wir kommen, sondern ob wir Jesus lieben. Das verbindet.
Schnell müssen wir nach Kuchen und kalter Cola zurück nach Jerusalem. Zwei Fotos, drei Bussis, „erzähle in Deutschland von unserem Hostel, das wir hier haben…“. Arabisch heftig geht’s auf den ersten Kilometern vorwärts.
Welcome to Jerusalem. Von innen an der Mauer prangt ein großes Schild. Auf dem Rückweg nehmen wir einen anderen Weg. „Die Bethlehemer haben mir den empfohlen“. Am Checkpoint ist Warten angesagt. Während von Jerusalemer Seite die Autos eins nach dem anderen herüberbrausen, geht bei uns „nichts“ voran. Doch, ab und zu. Vielleicht sind 5 bis 10 Autos vor uns. Für uns heißt es warten. Unser christlich-arabischer Autofahrer tippt etwas ungeduldig auf das Lenkrad, schaut zum Fenster raus. Da vorne tut sich wenig.
Nach einer gefühlt guten halben Stunde haben wir den Checkpoint erreicht. Heckklappe bitte auf. Der Pass der besten Ehefrau wird nicht benötigt. „Ach, aus Deutschland seid ihr“. „MP“ prangt deutlich lesbar auf der Schulterklappe, das MG hängt lässig herunter.
Eine wichtige Frage hätte er noch, was denn auf Deutsch „Henzel“ wäre. Das würde er noch unbedingt wissen. Ich verstehe nicht gut und frage nach. Der „MP“ versucht in gebrochenem Englisch zu erklären. „… und Greitellll“. Der Groschen fällt. Bereitwillig erkläre ich es ihm, wer Hänsel denn ist. Nicht nur bei Fragen an der Grenze bemühe ich mich immer sehr wahrheitsgetreu zu sein… Die Schlange hinter uns ist wohl nicht kürzer geworden. Mir fällt das englische Wort für Märchen nicht gleich ein.
Vielleicht hätten wir ihm doch die ganze Geschichte noch ausführlicher erzählen sollen. Ach, fairytale war’s, richtig.
„Welcome to Jerusalem“. Von Bethlehem aus kommend hört sich das eher „fairytale-like“ an, zumindest in bestimmten Situationen.