Auch afrikanische Ziegen lieben Evangelisationen…

Heute ist wieder mein persönlicher „Badetag“. Selbst die Royal Rangers bauen sich auf ihren Camps ja Waschplätze, aber so etwas gibt es hier nicht. Der erfahrene Missionar B. lässt mich in seinen praktischen Erfahrungsschatz Einblick nehmen. Die rote Babybadewanne eignet sich den Umständen entsprechend dafür hervorragend. In der Küche wird mir etwas warmes Wasser gekocht und so werden auch meine deutschen Haare schnell wieder frisch.

B. hat mich gebeten, mittags jeweils das Teaching für das Team zu machen. Ich sage gerne zu.  Da auch einige aus der Gemeinde im Nachbarort dazukommen, wird auch diese Einheit übersetzt. Es macht Freude, gemeinsam mit den Afrikanern das Wort Gottes zu studieren. In  meinem Telefon habe ich mir die Namen des Teams aufgeschrieben, so langsam kann ich fast alle, auch die eher außergewöhnlichen Namen, auswendig. Das hilft zur Kommunikation im Team. Ich bin dankbar für die Gebetseindrücke, die ich per eMail von den Betern aus München bekommen habe. Ich gebe sie hier in Auszügen an das Team weiter.

Unser Mittagessen fällt heute teilweise aus. Während wir im Zelt zum Teamtreff sind, kommen die herumstreunenden Ziegen in das Vorzelt des Caravans – der Teamküche – und fressen genüsslich den fertig gekochten Reis.

In der Nachbarschaft treffe ich ein paar kleine Kinder. Kommunizieren ist schwierig, aber sie lassen sich mit Begeisterung fotografieren. Wenn sie dann ihre Bilder auf dem Monitor der Kamera anschauen können, brechen sie in der Regel in lautes Lachen aus. Lachen in die Kamera ist aber nicht ihre Stärke.

Wieder ist das Team zu einer Open-Air-Evangelisation unterwegs. Der reparierte Verstärker tut an diesem Tag seinen Dienst etwas länger – um auch dann wieder schlapp zu machen. Die äußeren Widrigkeiten sind doch immer wieder eine Herausforderung. Trotzdem kann die Botschaft der Evangelisation in Teilen des Dorfes bekannt gemacht werden, wo wir bisher noch nicht gewesen sind. „Da gibt es noch ganz viele Häuser und wir konnten einen großen Teil erreichen“, berichtet B..

Am Nachmittag setzt wieder leichter Regen ein. Die Wolken hängen unterhalb der Berge und hüllen das Zelt in Nebel, der sich später mit Regen vermischt, um dann in einen stärkeren Regen überzugehen. Dieser hält den ganzen Abend an. Wir sind etwas unsicher und befürchten, dass sich das Wetter auf den Besuch auswirken wird. „An anderen Plätzen kommt dann keiner“, sagt M., die „Teammutti“.

Doch wir werden auch an diesem zweiten Abend nicht enttäuscht: Afrika ist eben anders als Deutschland. Ich sortiere für mich selbst an diesem Evangelisationsabend mehrere Beobachtungen:

Menschen wollen Informationen haben
Anders als im überfütterten Deutschland wollen die Menschen hier informiert werden. Begierig nehmen sie die Zettel, die ihnen ausgeteilt werden. Während des Open Air kommen sie sogar zum fahrenden Lastwagen gelaufen, um die Informationen zu bekommen.

Menschen kommen zu Hunderten
Auch diesmal ist das Bild ähnlich wie am ersten Abend. Zur Eröffnung des Abends um 18:30 Uhr sind zwar ein paar Leute mehr da, als gestern – ich zähle vielleicht 20, aber eben nicht wesentlich mehr. Bis zum Beginn der Predigt gegen 20 Uhr (und vereinzelt auch noch danach) strömen sie fast ununterbrochen ins Zelt herein, so dass das Zelt später mehr als zur Hälfte gefüllt ist. Es dürften bis zu 400 sein, die an diesem Abend das Zelt füllen, davon viele junge Leute. Ich blicke in den Nebel und Regen, der das Zelt umgibt, hinein. Fast gespenstisch tauchen sie plötzlich in kleinen oder größeren Gruppen aus der hereinbrechenden Dunkelheit auf. Viel haben Decken umgehängt, um vor dem Regen geschützt zu sein, viele kommen mit den Babys im „afrikanischen Kinderwagen“ – Kinder in einer Decke auf dem Rücken tragend – zur Versammlung.

Meine Gedanken gehen genau eine Woche zurück. Am vergangenen Dienstag, als ich unterwegs hierher war, ist aus verschiedenen Gründen erst die Entscheidung gefallen, dass die Evangelisation hier stattfinden wird. Umso erstaunlicher ist es fast, dass die Menschen in Scharen kommen. Natürlich – das Lebenstempo und die Einbindung ist in Afrika anders, man ist wesentlich spontaner und flexibler, man muss es auch sein.

Menschen gehen mit und hören wirklich zu
Das Vorprogramm ist ähnlich des Vorabends. SEHR laute Musik, mein Messgerät in meinem Telefon zeigt 100 dB an, einfache Lieder und sehr VIEL Bewegung. Ob jung, ob alt, ob Kind – alle gehen mit. Das Team legt sehr viel Wert auf eine Kommunikation mit den Besuchern. Aufstehen, hinsetzen, Arme winken, Tanzen – alles gehört dazu, ganz intensiv.

Und die Leute gehen engagiert mit. Sie sitzen keineswegs teilnahmslos da, sondern lassen sich inspirieren. Manche kommen schon tanzend in das Zelt. Was mir am meisten die Sprache verschlägt ist, dass sie wirklich der Predigt folgen und dabei sind. Bei so einem Haufen von jungen Leuten würde ich potentielle Störungen, eine hohe Geräuschkulisse, Unaufmerksamkeiten und andere Aktionen erwarten – absolut nichts dergleichen. Alle hören aufmerksam der Predigt zu. Es ist für mich kaum zu fassen. Heute geht es um das Gleichnis über die Einladung zum Hochzeitsmahl. BnK. predigt heute. Ich betätige mich derweil als Teamfotograf, sehr zur Freude des ganzen Teams, denen ich die Fotos gleich am Abend unbedingt auf’s Handy überspielen muss… Die lebendige Versammlung bietet auch ausreichend Motive – und hier stört es niemanden, wenn man fotografiert (wird). Auch das ist bei uns anders.

Menschen folgen dem Aufruf
Auch heute endet die Predigt mit einem Aufruf, Jesus anzunehmen. Wieder folgen viele diesem Aufruf, vielleicht sind es 40 oder mehr, die nach vorne kommen. Nachdem für sie gebetet worden ist, gibt M. ihnen im hinteren Bereich des Zeltes noch einige Hinweise wieder folgen alle willig den Anweisungen.

Nach Ende der Versammlung kommen viele Menschen nach vorne und wünschen Gebet. Das Team, unterstützt vom lokalen Pastor, dient den Menschen gerne.

Ich bitte einen Übersetzer, mir für den Pastor zu übersetzen. Ich übermittele ihm die Grüße unserer Gemeinde aus Deutschland und danke ihm, dass er das Team willkommen geheißen hat und die Arbeit unterstützt. Sehr spontan.

Der Generator schnurrt sonor vor sich hin. Ich habe wieder Strom und sitze am nächsten Morgen in meinem kleinen Zelt. Meine nassen Hosen und Schuhe habe ich vor das Zelt deponiert, damit sie trocknen. Die afrikanische Sonne heizt wieder gut ein. Ich bin dankbar, denn Dauerregen würde doch alles noch schwieriger machen.

Welch ein Geschenk, hier sein zu können und mit zu dienen – und Zeit zu haben über Dinge zu reflektieren, die einfach anders sind als bei uns. Im Morgengebet bitte ich das Team für die Gemeinde in München zu beten, was sie auch ganz engagiert und dankbar tun. Wie gut, dass Gebet nicht vom Handynetz und Generatorstrom abhängt.

B. bringt mir seinen Blackberry und so kann ich diesen Blogeintrag ins Internet absetzen…

Lautstarke Evangelisation, begleitet von Blitz und Donner

Montag, 18:30 Uhr.  Der Himmel ist bewölkt. Punkt halb sieben soll der erste Abend der „Crusade“, wie die Afrikaner zu sagen pflegen, beginnen. Genau vier Gäste sind gekommen: Ein Ehepaar, eine Jugendliche und ein Kind… Na, das fängt ja gut an…

Der Tag ist ausgefüllt mit verschiedensten Vorbereitungen. Missionar B. ist unterwegs, um für den LKW drei neue Reifen zu kaufen. Kostenpunkt 600 EUR. Der erste Reifensatz, der beim Kauf dabei war, war nicht der beste. Ausserdem muss der Verstärker für die mobile Anlage dringend repariert werden und der Mietwagen zurückgegeben werden. So ist er schon früh am morgen unterwegs.

Das Team beginnt den Tag wieder mit einer Gebetszeit. Im weißen Zelt sammeln wir uns regelmäßig zum Gebet. „Gebet“ heißt bei den Afrikanern fast nur, dass alle gemeinsam beten – lautstark versteht sich. Manchmal hält sich das gemeinsame Gebet sehr lange, manchmal werden sie auch schnell “müde”.  Mittags gibt es wieder Gebet und Lehre. Ebenso treffen wir uns eine Stunde vor der Versammlung zum Gebet. Dabei wird das Zelt „durchwandert“ und der Abend im Gebet Gott geweiht.

Die Zeit dazwischen ist mit den alltäglichen Arbeiten des Zeltlagers gut ausgefüllt. Ein Team kümmert sich um das regelmäßige Holen des Wassers, die Anlage muss jeden Tag auf- und abgebaut werden, der Müll verbrannt werden, das Zelt hergerichtet werden. Aus dem Gebetszelt dringt die laute Gebetsstimme des einheimischen Predigers, der sich dort auf den Abend vorbereitet.

In der kleinen Caravan-Vorzeltküche wird das Essen vorbereitet, und dann muss gebügelt werden. Bügeln: Ja, ganz wichtig. Auch dafür ist der Generator wichtig. Die Kleidung muss bei den Afrikanern im Gottesdienst (und selbst bei der Fahrt in die Stadt) picobello sein. Wenn gebügelt wird, hört man das am Geräusch des Generators, der dann etwas „in die Knie“ geht.

Zwischendrin streunen immer wieder Ziegen und Hunde an unseren Zelten vorbei, um zu sehen, was es hier „Schönes“ gibt. Heute hat die Schule auf dem Gelände neben uns wieder Betrieb. Viele Kinder strömen aus allen weit verstreuten Ecken dieser Ortschaft zusammen. Im Chor wird Gelerntes lautstark aufgesagt, so dass es bis in mein Zelt dringt.

18:10 Uhr: Nach dem Gebet wird der Generator in Betrieb genommen, die Anlage angeworfen und die Vorbereitungen sind soweit abgeschlossen. 18:20 Uhr: Mit Blick auf die drohenden Wolken entscheidet der einheimische Teamleiter, dass der Generator noch ins Gebetszelt gestellt werden soll, damit ein möglicher Regen die Veranstaltung nicht unterbrechen würde. Eine weise Entscheidung. Allerdings findet der Generator das nicht so gut – und bedankt sich damit, dass er erstmal nicht wieder anspringt. Endlich springt er doch an, um dann zwei Minuten später wieder das Stromnetz zusammenbrechen zu lassen. Was ist jetzt los? Es scheint einen Kurzschluss gegeben zu haben. Es gibt zwei Stromkreise, wir haben eine Chance von 50 Prozent. Kurzerhand ziehe ich das Kabel des Caravan-Kreises aus dem Generator heraus – und liege mit dieser Vermutung richtig. Sofort ist der Strom wieder stabil. Die Evangelisation kann „stromlich“ problemlos starten.

Halb sieben. Also, vier Leute da. Wie soll ich bloß meine Fotos für meine Blog-Leser machen? Ich bin ein wenig enttäuscht. Soll das wirklich so schleppend laufen? Aber eigentlich kenne ich die „afrikanische Pünktlichkeit“ ja durchaus von meinen Besuchen in den Münchner afrikanischen Gemeinden.

Die Band beginnt mit acht Minuten Verzögerung zu spielen, im Umkreis von mindestens einem Kilometer oder mehr bekommt man jetzt mit, dass hier „etwas los“ ist. Zu dritt ist das einheimische Team auf der Bühne – und macht seine Sache richtig gut.

Zehn vor sieben. Inzwischen hat sich die Zahl der Besucher auf 30 gesteigert, um sieben Uhr dürften es bereits gute 60 sein, vielleicht etwas weniger. Die Stimmung im Zelt steigt, Bewegung und Tanz gehört hier mit größter Selbstverständlichkeit dazu. Man begrüßt sich freundlich, ja, im Dorf kennt man sich, auch wenn die Schwarzen für mich alle ziemlich ähnlich aussehen.  Auf dem Boden neben mir in einem Fell schläft ein Baby.

Dann setzt ein richtiger „Run“ ein. Obwohl es langsam zu regnen beginnt, strömen von allen Seiten Leute herbei, manche werden mit Autos gebracht. Also auch die gibt es hier.

Mehr als anderthalb Stunden dauert das Vorprogramm. Gegen Ende desselben ist das Zelt fast zur Hälfte gefüllt. Mehr als 250 dürften inzwischen hier sein. BnK., B.s rechte Hand, ist begeistert. „Wenn das so weiter geht, haben wir am Ende der Woche ein volles Zelt.“ Für mich ist es absolut erstaunlich, wie hier „in the middle of nowhere“ so viele Menschen zu einer Zeltevangelisation kommen. Wie anders wäre das in Deutschland…

Zum Ende des Vorprogramms kommt auch Evenglist B. von der „Tagesreise Radwechsel“ zurück. Es hat beim Reifenhändler fast drei Stunden gedauert, und „wenn ich nicht zum Schluss daneben gestanden hätte und Druck gemacht hätte, wäre noch mehr Zeit vergangen“, wird er mir später berichten.

Heute Abend predigt M. in der Landessprache der Zulu. Davon gibt es auch einige verschiedene Arten, aber er braucht hier keinen Übersetzer. Sein Thema ist einfach: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich“ aus Lukas 1,37. Da ich keinen persönlichen Übersetzer habe, geht der Inhalt der Predigt an mir vorbei, nicht aber an den Zuhörern. Gespannt folgen sie dem Prediger, der auf der Bühne ebenso lautstark wie bewegungsreich agiert. Die Menschen gehen mit, reagieren. Sie sind es gewohnt, nicht stumm da zu sitzen, sondern sie zeigen viel Reaktion. Aufstehen, Hände hoch, laut rufen. Hinsetzen.

Beim Aufruf am Schluss entscheidet sich eine gute Zahl von Menschen, dem Aufruf zu folgen ihr Leben Jesus zu geben. Das Team betet mit ihnen. Später wird es noch einen Bibelkurs für sie geben, aber das erst im Laufe der Evangelisation. Das ist der Grund, warum wir hier sind. Die Menschen hier sollen das Wort Gottes hören und Jesus kennen lernen. Eben, was sie brauchen, ist das Evangelium. Ich bin begeistert die Schlichtheit und Einfachheit mitzuerleben, aber wie stark die Menschen reagieren. Klasse!

Mit ein paar Ankündigungen endet der erste Abend der Evangelisation. Über den Start ist das Team sehr erfreut. Es formiert sich zum Abschluss in einer kleinen Gebetsrunde vor der Bühne, an den Händen anfassend wird Gott für den Abend gedankt. „Lasst uns nicht müde werden für diese Menschen zu beten, wir brauchen für unser Gebet unbedingt die Leitung des Heiligen Geistes,” ermutigt B. sein Team.

Da der Generator noch läuft, nutze ich die Gelegenheit, um die aktuellen Fotos auf meinen Laptop zu sichern. Eigentlich will ich an diesem Abend noch ein paar Mails via Handy absetzen, aber dazu kommt es nicht. Über dem Crusade-Geländer geht ein Gewitter nieder, das sich gewaschen hat. Der Sturm fegt über das Gelände und rüttelt heftig am Zelt, aber das ist „im guten Boden“ fest verankert und kommt selbst mit diesen starken Winden gut klar. Der Regen prasselt auf das Zeltdach und innerhalb kürzester Zeit dringt das Wasser unter den Seitenwänden durch und kommt in das Zelt hinein. Der Graben, der am Tag vorher gegraben wurde, ist gefüllt wie ein kleiner Strom und leitet das Wasser ab. An allen Ecken dringt das Wasser in das Zelt ein. Meine Gedanken sind bei den Menschen, die jetzt womöglich noch auf dem Heimweg sind. Hoffentlich lassen sie sich morgen nicht abhalten.

Ich gehe betend durch das Zelt. Nach etwa 30 Minuten ist alles wieder ruhig und wir können zu Abend essen. Auch in meinem Zelt ist nur ein wenig Wasser eingedrungen, was ich aber mit Hilfe einer kleinen Medizin-Spritze gut abpumpen kann.

Ein voller Tag geht zu Ende. Müde kuschele ich mich in meine „doppelte Decke“ – voller Erwartung für den nächsten Tag. Um 3:30 Uhr werde ich von einem “sehr dringenden Bedürfnis” geweckt. Das zwiebelreiche Essen hat sich seinen Weg gebahnt. Wie gut, dass ich mir in Pietermaritzburg noch eine LED-Stirntaschenlampe gekauft habe.

Uff, gerade noch durch die Dunkelheit zur Blechhütte geschafft…

Afrikanisches Open-Air vom LKW

Heute ist Open-Air angesagt. Bevor die Evangelisation beginnt, fahren wir mit dem LKW durch das weitläufige Gebiet, um die Leute einzuladen. Dazu hat das Team ein paar Hornlautsprecher auf den LKW montiert.

„Willst du mitkommen?“ Natürlich will ich. Mir wird der Platz im Fahrerhaus neben B. angeboten. Nein, das will ich nicht, wenn dann schon „richtig afrikanisch“.

Man muss sich auf der Ladefläche gut festhalten. Nach kurzer Gewöhnungszeit werde ich mutiger und fahre stehend mit, mich an der vorderen Hochbordwand festhaltend. Diese Position eignet sich für den passionierten Fotografen super, um schöne Fotos und Videos zu machen. Sightseeing afrikanisch – nebenbei also ein richtig netter afrikanischer Ausflug.

Die Fahrt beginnt lautstark. Über die Hörner werden die Gottesdienste angekündigt. Leider verabschiedet sich der Verstärker nach kurzer Zeit. Sicherungen durch. Da keine Ersatzsicherungen da sind und auch das „überbrücken“ derselben zu nichts führt, muss diese Art der Evangelisation für heute leider ausfallen. Leichter Frust bei B.. Aber solche Dinge passieren hier fast jeden Tag. Die Mitarbeiter stehen hinten auf der Stoßstange des LKWs und laufen zu den einzelnen Häusern, um die Einladungszettel zu verteilen. Da das Gebiet sehr weitläufig ist, ist diese Art sehr effektiv.

Unterwegs bei der staatlichen Klinik, steigen zwei weitere Passagiere zu. Sie gehören zur Gemeinde, die einige Kilometer weit vom Evangelisationszelt weg ist. Der Pastor dieser Gemeinde unterstützt uns und wird sich auch um die Nacharbeit kümmern. Auf der Ladefläche lerne ich M. kennen, der in der Klinik arbeitet. Etwa 30.000 Menschen leben im Einzugsbereich der Klinik, manche viele Kilometer entfernt. Das ist auch etwa der Einzugsbereich der Evangelisation. Ob sie so weit zu Fuß zum Zelt kommen werden, frage ich M.. Ja, sie werden kommen, ist er sich sicher. „Was Südafrika am meisten braucht, ist das Evangelium, sagt M..

Wir sind an einem ziemlich hohen Punkt angekommen. Hier geht’s nicht weiter, aber die Aussicht ist malerisch. Dort drüben, unterhalb des markanten Berges, zeigt mir M., liegt das Zelt. BnK. spurtet zu einem Haus hoch, nicht ohne sich vorher zu versichern, dass der Hund, der sich dort befindet, harmlos ist. Die Frauen nehmen die Handzettel dankbar entgegen. Ob sie alle lesen können? Aber, so erfahren wir, die Information über die Evangellsiation hat sich schon wie ein Lauffeuer herumgesprochen. Das erinnert an biblische Zeiten, wenn Jesus in ein Dorf kam…

Wir müssen den Einsatz abbrechen, da wir keine Handzettel mehr haben. Aber sollte es gelingen, den Verstärker zu reparieren, werden wir es wiederholen.

Um es vorweg zu nehmen: Am nächsten Tag kann der Verstärker im 3 – 4  Fahrstunden entfernten Pietermaritzburg repariert werden…

Kann es in Afrika überhaupt regnen?

Kann es in Afrika überhaupt regnen? Da scheint doch immer nur die Sonne. Meine Kenntnisse von diesem Kontinent sind oft doch sehr oberflächlich. Afrika ist eben nicht gleich Afrika.

Zunächst einmal wundert mich bei unserer ersten Fahrt durch Südafrika, dass alles saftig grün ist. Afrika hatte ich mir immer etwas steppiger und brauner vorgestellt, aber was mir hier begegnet, ist saftiges Grün und gut dastehende Bäume.

Kaum ist das große Evangelisationszelt aufgebaut, beginnt der Regen. Richtig kräftig. Das Team muss einen Graben ausheben, damit das Wasser nicht in das Zelt läuft. B. ist dankbar, dass das Zelt trocken aufgebaut werden konnte. Nicht auszudenken, wenn es zwei Stunden eher angefangen hätte zu regnen.

Bei so einer Evangelisation ist viel Kreativität gefragt. Das Gelände, auf dem das Zelt aufgebaut wird, ist beim ersten Anblick viel zu uneben, sagen meine deutschen verwöhnten Augen. „Kein Problem“, sagt B.. Da wir in einer dünn besiedelten Gegend sind, haben wir nur die kleine Variante des neuen großen Zeltes mitgebracht. „Nur“ 620 Stühle haben hier Platz, heisst es im Vorfeld. Ob die da alle reinpassen? Ein weiteres Problem ist der Transport. Die kleine Variante passt inklusive Stühle auf den LKW. Bei der großen Variante müsste B. zweimal mit dem LKW fahren, was man sich bei 8 Stunden in eine Richtung schon gut zu überlegen hat – wie gesagt, viele Kleinigkeiten, die das Leben des Missionars nicht einfach machen.

Nach genauem Plan geht der Aufbau vor sich. Zum Glück ist der Boden hier sehr angenehm, so dass die Pflöcke, an denen später das Zelt gespannt wird, sehr einfach in den Untergrund gehen (und trotzdem gut halten) und schon nach kurzer Zeit ist ein Rund, in dem später das Zelt stehen wird, markiert.

Mit viel Geschick und Teamarbeit ist das Zelt innerhalb kürzester Zeit aufgebaut. Ich staune nicht schlecht. Der Boden wird mit Hacken und Schaufeln bearbeitet und planiert. Ich sinniere, wie wir das besser machen können. Ein Harke ist leider nicht greifbar. „Irgendetwas fehlt immer“, heißt es. So „erfinde“ ich eine kleine Planierraupe, das Gerüst der späteren Bühne wird für kurze Zeit zweckentfremdet und erweist sich mit drei „Zugpferden“ und zwei „Drückern“ als effektive Planierraupe. Etwas Wasser auf den Boden, dann wird Gras geholt. Die Kinder aus dem Dorf helfen mit und bringen Gras, das dann wie ein Teppich auf den eben planierten Boden ausgelegt wird.

Dann werden die Stühle gestellt. Tatsächlich passen sie alle rein, im Gegenteil, wir hätten noch 100 mehr dabei haben können. Die Äußerlichkeiten sind zwar wichtig, aber nicht „das Wichtigste“. Wie werden die Menschen in dieser verlassenen Gegend auf die Einladung reagieren?

Die zweite Decke hat mir heute Nacht richtig gut getan. Fürsorglich hat man mir zusätzliche Wärme für die Nacht gegeben. Aufwachen aber ist nicht weiter schwierig. Sobald die ersten Sonnenstrahlen auf mein Zeltdach scheinen, ist es drinnen kaum mehr auszuhalten. Da wünscht man sich nur Luft. Eine Waschmöglichkeit gibt es nicht, mit Schüssel und viel Geschick muss man sich im eigenen Zelt etwas improvisieren.

Der Tag beginnt mit einer gemeinsamen Gebetszeit, danach gibt’s Frühstück. „Der geistliche Aspekt unserer Arbeit ist das Wichtigste, aber oft wird er von den vielen praktischen Kleinigkeiten, die zu bedenken sind, überschattet“, sagt B.. Wasser muss herangeholt werden, um zum Einkaufen zu kommen, benötigt man allein 2 Stunden Autofahrt, für wenige Kilometer. „Auf dieser Evangelisation gibt es keine Milch“, entscheidet der Missionar. Es ist einfach zu kompliziert, über die Entfernung die Versorgung damit sicherzustellen. Der kleine Laden um die Ecke ist wirklich sehenswert. Da gibt es nur das Allernötigste.

Beim Essen versuche ich mir die Namen der afrikanischen Teammitglieder einzuprägen. Die meisten haben noch eine englische Variante ihres Namens, das macht es wesentlich einfacher, als sich die „himmlischen“ afrikanischen Namen zu merken.

Hinter dem Zelt wird eine Müllverbrennungsanlage improvisiert. Auch das ist regelmäßig nötig, denn die Hunde schnüffeln mit Begeisterung im Müll herum. Ich setze meine „Gabe zu Hundevertreibung“ lautstark und nachhaltig wirksam ein. Die streunenden Hunde aus der Nachbarschaft halten sich erstmal in respektvoller Distanz…. Erstmal.

Aus dem Dorf werden die ersten „Willkommensgeschenke“ gebracht. Kartoffeln aus dem eigenen Garten. Die Exemplare sehen richtig gut aus und würden auch auf deutschen Wochenmärkten jeden Kunden anlocken.

Am Nachmittag soll, wenn es das Wetter zulässt, eine Open Air Veranstaltung gemacht werden. Der LKW bietet dazu die geeignete Plattform. Hoffentlich bleibt der Regen heute aus. Morgen Abend startet die Evangelisation, „Crusade“, wie man hier zu sagen pflegt. Während ich blogge, bricht die Sonne ein wenig durch. Gute Aussichten also für heute Nachmittag.

Der Generator läuft wieder. Zeit, um den Computer wieder ans Netz zu hängen und nachzuladen. Wie selbstverständlich doch Dinge geworden sind, wird einem hier bewusst. Auch eine sehr wertvolle Erfahrung.

Ich genieße es, hier zu sein, mit anzupacken, wo ich es kann, die Leute und die Kultur kennenzulernen, einfach da zu sein, den Alltag unserer Missionare kennenzulernen, Gespräche zu führen, vielfältige Eindrücke aufzunehmen. Und der Blog hilft mir selbst, für mich zu sortieren – und eine Erinnerungshilfe zu haben.

„In the middle of nowhere“

Nun bin ich wirklich in Afrika angekommen. Unterhalb  der Drakensberge haben wir die ersten Zelte unseres „Camps“ aufgeschlagen, morgen kommt das große Versammlungszelt. Abends droht ein Gewitter aufzuziehen, aber unter Gebet verschwanden die dunklen Wolken. Umgeben sind wir von unzähligen Rundhütten, tlw. mit Stroh, tlw. mit Blechdach, wie man es von Bildern kennt.

Die Einwohner hier glauben, dass im Berghang eine große Schlange lebt. Sieben Köpfe hätte sie. Man ist sehr dem Ahnenkult verbunden. Ein Pastor der Apostolic Faith Mission, das ist einer der Pfingstbewegungen in Südafrika, spricht zwar kein Englisch, kümmert sich aber rührend um die Details, wie zum Beispiel die Toilette, aber hübsch der Reihe nach.

Um morgens noch eine „letzte Dusche“ nehmen zu können, stehe ich früher als geplant auf. Ein letztes Mal eMails checken, Frühstück halb im Stehen, dann geht es los. Alles ist generalsstabsmäßig geplant, die Zelte sind verladen, die Autos gepackt. Ich bin im mittlerweile 429-tausender Mercedes eingeteilt, am Steuer sitzt K..

„Man muss in Südafrika schon ein wenig ‚tough‘ sein, um alle Herausforderungen meistern zu können.“ Während der langen Reise haben wir viel Zeit zum Sprechen. Ich bewundere K.. Allein, was ihr an diesem Tag an zu meisternden Situationen begegnen wird, reicht für den ‚Normalbedarf‘ mehr als aus. „Ich fühle mich sehr wohl hier in Südafrika“, gibt sie freimütig zu und man spürt ihr es wirklich ab. C. wird noch schnell zum Kindergarten gebracht, heute ist K. nicht als Lehrerin an der Deutschen Schule tätig, sie hat frei – und kann ein Teil des Teams zum Missionseinsatz fahren. Das geht nicht anders, weil das Missionsauto Zicken macht.

Vor der Abfahrt wird der Ölstand geprüft und nachgefüllt, selbst ist die Frau. Beim Überholen ist sie keineswegs zimperlich, leider geht das Fenster der Fahrertür nicht mehr auf. So wird halt einfach während der Fahrt, wenn es nicht so schnell vorwärts geht – was an diesem Tag öfter der Fall ist – die Tür aufgehalten. Nebenbei wird die Reparatur des anderen Autos am Handy organisiert, …..

Pietermaritzburg, 2 Stunden später. Wir halten in einer Mall, um noch einige Dinge zu besorgen. Der deutsche Gast hätte gerne eine Handy-Karte fürs Iphone möglichst mit Internet-Flatrate. Auch hier kann K. beraten. Leider scheitert die Aktion an einem fehlenden Dokument, das man hier seit neuestem dafür braucht.

Bulwer, 5 Stunden später. Über Handy wird Kontakt zu den anderen Fahrzeugen gehalten. Hier auf mittlerweile über 1400 Meter wird nachgetankt. B.s LKW ist mit 620 Stühlen und dem kompletten Zelt mehr als gut beladen. „Der neue LKW ist so ein Segen für uns“, schwärmt K. Und das stimmt. Das Desaster des geklauten LKWs hat sich in großen Segen verwandelt. Wer die Geschichte nicht kennt, dem fehlt etwas!

Ich nutze den Tankstop dazu, um ein paar Fotos dieser kleinen Siedlung zu machen. Ausserhalb des Ortskerns stehen viele neue einheitliche Häuser, besser gesagt Hütten. Der Staat hat jedem eine eigene Wohnung versprochen und ist fleißig dabei dieses Versprechen umzusetzen.

Als zweites trifft das Gespann der afrikanischen Mitarbeiterin Ma. ein. Sie fährt das schwere Pickup-Wohnwagengespann mit großer Souveränität, „wie M. Schuhmacher“ lächelt sie stolz. Ansonsten ist sie der Dreh- und Angelpunkt der Teamorganisation, so dass B. den Kopf für andere Dinge frei haben kann. B. meldet per Handy, dass er etwas später kommt. Reifenprobleme.

6 Stunden später – wir biegen auf eine Schotterstraße ein. Wie weit noch? Etwa eine Stunde. OK, das ist auszuhalten. Es werden daraus nahezu zweieinhalb Stunden, gefühlte 70 Kilometer, in Wahrheit vielleicht 20. Rauf und runter über Stock und Stein, vorbei an malerischen Hütten. Afrika, hier sind wir.

Unzählige Kinder winken am Straßenrand. Der kleine Konvoi erregt schon Aufsehen, das ist hier nicht jeden Tag zu sehen. Die Mitarbeiter verteilen vom fahrenden Wagen die Handzettel für die Veranstaltungen.

Kurz vor dem Ziel mag der 429-er Mercedes nicht mehr. K. beugt sich entnervt über das Lenkrad. Mit diesem Gefährt soll sie heute noch die gleiche Strecke zurückfahren. Über Handy kontaktiert sie die Werkstatt. „Wir sind hier in the middle of nowhere, der gleiche Fehler, warum ich den Wagen schon neulich bei dir hatte“.

Der Mechaniker empfiehlt ein Überbrückungskabel zur Zündspule zu legen, ich bin skeptisch. Agent 007, so nannte sie sich in einer eMail kürzlich, werkelt selbst unter der Motorhaube herum, auch der deutsche Gast versucht sich. B. und die anderen Mitarbeiter schwärmen aus, um ein Kabel zu suchen.

„Muss dieser Schlauch nicht zusammengesteckt sein?“ Agent 007 zieht an einem Kabel herum. Ich nicke zustimmend. In meinem Rucksack finde ich noch ein gelbes „Gilad-Schalit-Hoffnungsbändchen“ aus Jerusalem, mit diesem flicke ich die Schläuche notdürftig zusammen. Ein weiterer Versuch: Der 429er springt wieder an. Lob und Dank. Über Telefon werden die Kinder informiert, Mama kommt erst später, wohl erst gegen 9 oder 10. So ist das Missionarsleben….

Inzwischen sind wir auf dem Gelände eingetroffen, wo das Zelt aufgebaut werden soll. Eine Frau aus dem Dorf heißt uns mit Saft und Wasser willkommen. Man soll es bedenkenlos trinken können. OK, in zwei Tagen werden wir schlauer sein….  Nach der langen Reise habe ich ein „dringendes Bedürfnis“. Der Pastor, so wird mir übersetzt, will sich erst persönlich von der „Location“ überzeugen. Die Bretter auf dem Plumpsklo sind frisch zusammengenagelt – es duftet einigermaßen angenehm, nur wenige Fliegen sind da. Ich bin erleichtert, in Sibirien hatte ich schon nettere Erfahrungen…. Hurra, mein Klo für die nächsten zwei Wochen. Dusche? Mal sehen, wie wir das hinkriegen werden. Sauber werden die Leute ja auch hier irgendwie…

Was ich an solchen Reise liebe, ist das Unerwartete, das oft Schwierige, das hohe Maß an Flexibilität, das man mitbringen muss – und es gibt an jedem Tag unzählige Gelegenheiten zum Gebet, weil man sonst nicht weiterkommt.

B. ist bereits auf dem Zeltplatz vermessungsingenieursmäßig unterwegs. Die Afrikaner umringen ihn und helfen sehr willig, aber zielführendes Mitdenken fällt ihnen eher schwerer. K. verabschiedet sich, nicht ohne für ein paar Kilometer noch Teameskortierung zu bekommen.  „Morgen bauen wir das große Zelt auf, heute nur zwei kleinere, damit wir für die Nacht etwas haben.“ Ich versuche mich auch am Einschlagen der Erdnägel. Vom Boden ist B. begeistert, die Nägel gehen gut rein. „Hier ist ein guter Boden für die Evangelisation“, scherzt er.  Die Wolken kommen immer drohender nah, verziehen sich aber dann nach kurzer Zeit wieder.

„Hast du schon wieder vergessen, wie die Knoten gehen“. B. tadelt seinen leitenden Mitarbeiter. In der Tat stellt er sich etwas hilflos an, bis ein anderer zur Hilfe kommt. Ich denke an die Royal Rangers, die jetzt hier eine gute Aufgabe hätten.

Eine gute Stunde später steht das kleine Zelt, das für Gebet und Nacharbeit Verwendung findet. Zum Abendessen gibt es Hühnchen und Sandwich. Ma. hat auch das exzellent und durchdacht vorbereitet. Toll. Meine Kehle ist wie ausgetrocknet, zum Glück haben wir als Überbleibsel der Zivilisation noch Cola und Sprite mitgebracht. Aber nur für heute.

Zum Glück gibts auch hier in der Pampa Handy-Netz. Aber eben keinen Strom. Im Flugzeugmodus verbraucht das IPad kaum Akku und ich habe meine Mini-Tastatur mit nach Afrika geschleppt. So kann ich diesen Blog schreiben, auch ohne Taschenlampe, der Bildschirm ist hell genug.

Von Agent 007 K. kommt am späten Abend noch eine Nachricht. Der Mercedes ist inzwischen in die 430-er Klasse aufgerückt. Er hat sie sicher nach Hermannsburg gebracht – und auf dem Hof seine Dienste eingestellt. Noch eine weitere Herausforderung für die Missionarin

Heute gehe ich mit den Hühnern ins Bett. Mein neuer LED-Kopfstrahler soll 50 Stunden halten, aber ich bin ja noch mehr als zwei Wochen hier. Wie gut, dass ich ausreichend Zeit eingeplant habe. Das Lebenstempo ist hier lange nicht so hoch, wie in D.. Es dauert aber auch alles eben (viel) länger.

Leichte Nieseltropfen machen sich leise auf meinem Zeltdach bemerkbar. Ich habe ein eigenes Zelt für mich – auch das grenzt fast an Luxus. Aber dafür durfte ich es auch selbst mit aufbauen…

Evangelisation in Afrika, im Rundbrief klingt das immer so einfach – bist man selbst mal dabei war…

Ready to go!

Wir sind bereit! Die Gebets- und Fastentage sind beendet, der LKW ist gepackt, das Team macht sich am Freitag in aller Frühe auf den Weg in das Evangelisationsgebiet. Dort hat es, soweit bekannt, bisher noch nie eine Zeltevangelisation gegeben.

Letzte Besprechungen am Donnerstagabend, Gebet, Lobpreis.  „Es wird sicher keine einfache Evangelisation“, sagt Ma. Man ist dort in diesem Gebiet sehr mit Ahnen- und Geisterglauben verbunden.

Es ist gut, dass für das Team gebetet wird.

Was Stoßgebete mit Stromadaptern zu tun haben

In Israel hatte ich sie schon beim Baden im Meer verloren (und wiedergefunden, meine Blogleser wissen das), hier hätte ich sie dringend gebraucht: meine geliebte Sonnenbrille, noch aus dem vergangenen Jahrtausend. Aber wer denkt bei minus 8 Grad in München schon daran, dass man eine Sonnebrille brauchen könnte? So weit reicht mein alterndes Hirn dann leider nicht…

Südafrika ist schön, wirklich. Es ist grün, richtig saftig grün. Zuckerrohrplantagen und Eukalyptusbäume so weit das Auge reicht. „Nein, die Löwen sind hier auch nur noch eingesperrt zu finden“, lacht B. Ich hatte mir das Land eher braun und karg vorgestellt, aber die zwei Stunden Autofahrt von Durban in das Kwazulu Natal Gebiet sind ein komprimierter Einstieg. Vorbei geht’s an runden afrikanischen Hütten, Frauen mit Holz auf dem Kopf – so habe ich mir Afrika vorgestellt. „Da unten liegt Kwa Siza Bantu.“ Wir halten an und ich fotografiere die bekannte Missionsstation von Erlo Stegen.

Die Nacht beim Stopover in JoBurg ist kurz. Genau genommen ist sie „null-komma-fünf“, eine halbe Stunde Schlaf im Flieger nach Durban. Das ruckartig zum Stillstand kommende Flugzeug weckt mich auf: Du bist da! 428.000 Kilometer zeigt der Tacho – der Mercedes, mit dem B. mich abholt, dürfte auch bald in Rente gehen wollen. „Unser Pickup streikt gerade“ ist B. in Sorge. Der Allradantrieb schaltet sich immer automatisch ein. Die Mechaniker wissen noch keine Lösung. Alltagsprobleme eines Missionars, die das Leben auf Trab halten.

In JoBurg auf dem Aiport halte ich mich mit eMails wach… Das funktioniert ganz gut. Dummerweise passt der deutsche Schukostecker nicht in die südafrikanischen Steckdosen und die Erfinder meines „Alle-Länder-Reiseadapters“ hatten Südafrika wohl auch nicht auf dem Schirm. Ein kurzes segnendes Stoßgebet für meinen leeren Akku – und ein freundlicher Sicherheitsmensch mit gelber Warnweste, der Nachtdienst hat, besorgt mir aus dem Fundus des Flughafens leihweise einen entsprechenden Adapter. Gebetserhörung. Man muss nur höflich fragen – oben und unten.

1200 Höhenmeter sind überwunden – zwei Autostunden später: Der Feigenbaum im Garten der Familie H. ächzt fast unter der Last. Da fehlt nur die beste Ehefrau von allen, ihr Herz würde bei diesen ihren Lieblingsfrüchten aufgehen. Es ist Mango-Saison. Köstlich! Auch der Begrüßungskuchen von K, den sie mir unter „Gefällt-mir“ meiner Facebook-Freunde angekündigt hatte, ist exzellent.

„Ich freue mich“ – aus der Heimat kommt eine Mail von der „bEva“ mit mehreren gesammelten netten „Freude-Meldungen“. Ich bin entspannt. Der liebe S. ist extra gekommen und hat das Fahrrad repariert. So ist auch das am Tag der Abreise auftretende innerstädtische Transportproblem gelöst. Ich bin erleichtert – und freue mich auch.

21:13 – „mir ist zu kalt“, sagt K: und macht die Tür zur Küche zu. Die Eidechsen sonnen sich auch nicht mehr. Kalt? Ich sitze noch auf der Veranda unter den üppig mit Früchten behangenen Weinranken, die Grillen zirpen schon seit Stunden im zehntausendfachen unermüdlichen Afrika-Chor. Langsam klappen meine Augenlider runter, aber den Blogeintrag will ich noch fertig bekommen.

Inzwischen ist klar, wo wir die Evangelisation machen werden. Etwa sechs Stunden Autofahrt weg, unterhalb der Drakensberge in der Nähe von Lesotho. „Da ist es wirklich richtig afrikanisch“, meint B. Der lokale Pastor freut sich sehr, dass wir kommen, auch wenn der Termin ganz kurzfristig zustande gekommen ist. Im Büro von B. hängen schöne Plakate mit dem ursprünglichen Termin und Ort. „Das ist jetzt Geschichte“, sagt B.. So ist halt Afrika.

Morgen wird das Team kommen, das sich in den vergangenen Tagen bereits zum Fasten und Gebet getroffen hat, um die Evangelisation und sich selbst vorzubereiten. Das Team wird für jede Arbeit neu zusammengestellt und ergänzt. „Zum Zeltaufbau musst du nicht mitkommen, das wird stressig“, sagt B.. Doch, ich will aber mitkommen. Darum bin ich ja hier, um von A bis Z, oder mindestens Y, mit dabei zu sein.

Ma., die lokale Mitarbeiterin, geht extra zum Frisör, um für die Evangelisation „hübsch“ zu sein. Mit der veränderten Frisur kenne ich sie im ersten Moment gar nicht wieder. „Ihr Weißen habt es mit euren Haaren viel einfacher, ihr müsst sie nur waschen.“  Das ist auch eine Sicht der Dinge. Sie hat im Sommer geheiratet. Interessiert fragt mich ihr Mann, ob wir in Deutschland denn auch Zeltevangelisation machen würden… Er dient im Team als Übersetzer.

K. findet eine passende Arbeitshose für mich. „Die kann ruhig schmutzig werden“. So bin ich gut für die nächsten Tage gerüstet. Den Anzug zum Predigen habe ich sowieso dabei.