„Kann. Kann aber auch nicht!“

Viele von uns hatten in den letzten Wochen ein wenig Gelegenheit Urlaub zu machen. Der Effekt solcher Tage ist dann besonders groß, wenn man es schafft, das sonst unseren Alltag prägende ‚Tagesgeschäft‘ hinter sich zu lassen und sich Dingen zuwenden kann, zu denen man sonst nicht so kommt. Wir nennen das ‚abschalten‘. Bei dem einen ist es dies, bei dem anderen jenes, was er bevorzugt. Das kann man nicht generalisieren. Wichtig ist nicht in erster Linie der Standard des Hotels, in dem man ist. Wichtig aber ist, dass man äußerlich und innerlich zur Ruhe kommt. Man kann dazu kommen, kann aber auch nicht.

Ich hatte in meinem Urlaub Zeit, den Stapel der Bücher, die ich ‚unbedingt mal lesen‘ will, dramatisch zu erniedrigen. Sehr wenige eMails, kaum Termine – das war prima. Das schöne Wetter tat ein Übriges.

Besonders genossen habe ich unsere kleine ‚Bootsfahrt‘ auf dem Starnberger See. ‚Dramatische‘ 100 Meter sind wir rausgeschippert, dann war die Reise zu Ende. Nicht gezwungenermaßen, sondern freiwillig. Dort haben wir an einer Boje des nahen Segelclubs festgemacht und dann lagen wir knappe 7 Stunden ‚vor Anker‘. Ruhe, Sonne, Lesen, Reden, Nachdenken, zwischendurch ein kühles Bad… Nun wisst ihr, woher ich die sommerliche Farbe habe.

Ich werde an die Jünger erinnert. Auch sie waren auf einer kleinen ‚Bootstour‘ auf dem See Genezareth, die ihnen aber nicht die Ruhe brachte, die sie benötigten. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer, sie hatten Angst unterzugehen, weil der Sturm sie umhertrieb. Dann kam Jesus zu ihnen und brachte ihnen die Ruhe, die sie in dieser Situation brauchten.

Während ich diese Zeilen schreibe, meldet sich mein eMail-Programm. ‚Wir genießen gerade eine Schiffstour auf den Starnberger See…‘ Auch Urlaubsgrüße, direkt mit Foto, versteht sich. Das ‚Boot‘ war in diesem Fall etwas größer.
Mit Riesenschritten gehen in Bayern die Ferien dem Ende entgegen, der Alltag ruft wieder – oder hat er dich inzwischen schon wieder (voll) im Griff? Ist die Ruhe schnell dahin? Jetzt schaut man noch einmal die Fotos an, falls man solche gemacht hat – und erinnert sich.

Regelmäßige Ruhe tut uns gut. Gott hat das schöpfungsgemäß so eingerichtet. Das Leben besteht aus einer Balance von Aktivität und Ruhe. Tägliche Ruhe ist unserem Körper in der Nacht verordnet, Ruhe vor Gott müssen wir uns nehmen, wenn wir sie haben wollen. Und auch Urlaub kann so eine Ruhe mit sich bringen. Kann, kann aber auch nicht.

Äußere Sonntagsruhe hat der Staat uns verordnet, indem er die göttliche Idee des Ruhetages in Gesetze gegossen hat. Wie gut, aber an diesem Privileg wird kräftig gesägt, das wissen wir. Innere Ruhe haben wir deswegen noch lange nicht. Wir müssen uns darum kümmern, unser Leben so einrichten, dass so ein Tag sie für uns mit sich bringen kann. Wie gesagt: Kann, kann aber auch nicht.

An diesem Sonntag haben wir wieder Gelegenheit gemeinsam ‚vor Gott zur Ruhe zu kommen‘, wenn wir uns im Gottesdienst treffen und auch sonstige Schwerpunkte an diesem Tag setzen. Welch eine Chance!

Tun wir es der Idee Gottes gemäß. Es liegt an uns – meistens jedenfalls. Wie gesagt: Kann, kann aber auch nicht!