Die Schlange vor dem Kaufhaus

IMG_3076abWir sind hier in Thüringen auf dem Boden der ehemaligen DDR. Meine Gedanken gehen 25 Jahre zurück, damals in Dresden, die Schlange vor dem Kaufhaus. Heute gibt es hier wieder eine Schlange – vor dem Kaufhaus des Bundescamps. Etwa 80 Ranger stehen an, um etwas von den Köstlichkeiten zu erwerben, sich Ranger-T-Shirts, usw. zu kaufen.

Schlangen gibt es auch vor den Dusch-Containern, „Dixi-Toiletten“ stehen überall in Reih und Glied – und sind meistens besetzt… Neufrankenroda, das christliche Hofgut Siloah. Ein idyllisches und gleichzeitig ideales Fleckchen Erde für das Ranger Bundescamp. Extra Wege wurden gebaut, der logistische Aufwand ist enorm.

Nebenan im Campbüro zeigt Regina auf einen zwanzig Zentimeter hohen Stapel Papier. Die Anmeldungen muss sie nachbearbeiten. Die Handys liegen in Reih und Glied – tja, sonst gibt es keine Möglichkeit zur Aufladung. „Willst du einen Kaffee“? Natürlich will ich. Nils vom RR-Büro bereitet gerade Presseausweise vor. Und Lisa weiß, wo sich mein Ausweis befindet. Mein Camp-T-Shirt habe ich schon. Es ist heiß im „Rathaus“, wie sich das Campbüro nennt.

IMG_3047aAUFBRUCH. Deutschland im Jahr 1514. Auch die Campbauten sind von diesem Thema geprägt. Noch habe ich nicht geschafft, mir auch nur einen kleinen Teil anzuschauen, aber schon jetzt steht fest: dieses Camp ist MEGA. Es verschlägt einem schon den Atem, wenn man all die Bauten sieht. Gleich neben der Münchner Frauenkirche steht das Ulmer Münster. „Du wirst bestimmt mal ein Pastor werden“, sagt jemand zum Bauleiter der Frauenkirche. „Du kommst hierher, da ist nur grüne Wiese, drei Tage später steht hier eine Kirche und du predigst“. Auf Camps hat schon manch ein Ranger eine Berufung erhalten, so weiß ich. JESUS, heißt es mit dicken Lettern vorne im „Altarraum“. Alles ist mit Seilen, Planen und Holzbalken gebaut, nach Rangerart, keine einzige Schraube.

IMG_3042aUm JESUS geht es wirklich. 7:00 Uhr, Samstag. Ich bin in der Morgenandacht für die Stammleiter und Verantwortlichen. Manfred Knecht, RR-Bundeswart skizziert das Bild, was ihm auf dem Herzen liegt. „Wir wollen, dass sich in der Lebensgeschichte vieler Anwesender der 8. bis 15. August als ein signifikantes Datum mit (Neu)-Entscheidungen für Jesus wiederfindet. Dazu braucht es unseren ganzen Einsatz“. Er vergleicht den Einsatz der Leiter beim Camp mit einem Marathon-Lauf. „Bei Kilometer 36 liegen die Leute im Graben und kotzen – aber du läufst weiter. Du willst das Ziel erreichen!“. Die Morgensonne leuchtet auf die fast 500 Anwesenden, nur Leiter. Sie wirken in der großen Burg fast etwas verloren. Applaus brandet auf. Dazu sind sie hier – und jeder hat noch sein „Startgeld“ für diesen Lauf bezahlt.

„Wir haben Toilettenpapier an einem Tag verbraucht, das wir für drei Tage kalkuliert hatten. Nein, wir rationieren es trotzdem nicht“. Der Schöller-Eisfahrer sucht verzweifelt den Ansprechpartner, bei dem er das Eis abgeben soll. „Wo finde ich Stamm 222?“, fragt mich ein Mädchen mit leicht östlichem Akzent. Auch da kann ich leider nicht helfen.

Ich bin froh, dass ich mein Fahrrad aus München mitgebracht habe. So bin ich einigermaßen beweglich. 15.000 Ranger brauchen halt Platz – da sind die Wege weit. Und dann die „Burg“, das Amphitheater – gigantisch. Hier wird heute Abend die Eröffnungsfeier stattfinden. Alles ist bis ins Detail geplant. Welcher Stamm  kommt durch welches Auge in die Burg. „Wir geben nicht auf“, tönt es von Manfred Knecht – um 11:00 Uhr sollen die letzten Genehmigungen durch das Bauamt kommen.

IMG_3083aAm Vormittag kommt eine Starkwindwarnung. Betet mit dafür, macht es per Mund-zu-Mund-Propaganda die Runde. Gegen Mittag fallen für ein paar Sekunden ein paar Tropfen, aber wie durch Wunderhand ist die Wolkenwand weggefegt.

Der Probensound dringt aus der Burg herüber (nein, gucken darf man nicht), während mir gegenüber Ranger mit Putzgeräten ausgerüstet ans Werk gehen.

Alles ist bestens vorbereitet. Das Bundescamp 2014 kann mit der Eröffnungsfeier beginnen.