Rendsburg in Schleswig-Holstein. Man schreibt das Jahr 1962. Ich selbst bin noch im zarten Windelalter. Auf dem „Viehmarkthallenplatz“ meiner Heimatstadt fährt ein VW-Käfer vor. Heraus steigt ein (damals noch blutjunger) Evangelist, der von einer Rendsburgerin – unwissend, wer es ist – herzlich begrüßt wird. Auf dem zentralen Platz der Stadt ist ein Evangelisationszelt mit 250 Stühlen aufgebaut, sie schiebt Wache. „Unser Pastor hat sich gegen die Ältesten durchgesetzt und einen jungen Evangelisten eingeladen, der noch nicht ganz grün hinter den Ohren ist. Hoffentlich müssen wir nicht eher mit der Evangelisation aufhören…“.
Rumms. Reinhard Bonnkes Zuversicht wird zu Brei. Trotzdem: Drei Wochen evangelisiert er in Rendsburg. Dass ich selbst unter den „Zuhörern“ bin und unter den Zeltstühlen herumkrabbele, weiß ich nur aus den Erzählungen meiner Eltern. Die Lokalpresse kommt und berichtet über den Evangelisten, der sich nach eigenen Worten bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht rasiert hatte – und es setzt ein „Run“ auf die Evangelisation ein. Franz Wegner, damals Pastor der Rendsburger Pfingstgemeinde, hatte die Vision für den Dienst von Reinhard. Rendsburg ist, gerade von der Bibelschule kommend, Bonnkes erste Zeltevangelisation. Viele kommen zum Glauben. Was noch viel wichtiger ist: Sie wird zu einem wichtigen Schlüssel für seinen weiteren Dienst.
Dass dieser Evangelist ab 1978 in einem Zelt mit 10.000 Sitzplätzen predigen würde, ist damals nicht denkbar. 1984 wächst es mit der 34.000- er Ausgabe in eine neue Dimension hinein: Ein Zelt dieser Größenordnung gibt es damals weltweit kein zweites.
Kurz darauf: Die „Katastrophe von Kapstadt“, die keine Katastrophe ist. Orkanwinde zerstören das neue Zelt bei seinem ersten offiziellen Einsatz, noch bevor dieser überhaupt richtig begonnen hat. Doch diese Katastrophe wird kein Feuerlöscher, sondern wirkt als „Brandbeschleuniger“.
Nigeria. 2002. Jahrelang aus diesem Land ausgesperrt, predigt der deutsche Evangelist vor Millionen von Zuhörern. Es geht ihm nicht um Zahlen, sondern darum, dass Menschen durch die Kraft des Evangeliums Lebensveränderung erfahren.
Willingen. 2011. Erwartungsvoll kommen 1200 Pastoren und Gemeindeleiter zur 116.BFP-Konferenz ins Hochsauerland. Diesmal ist nicht nur Reinhard da, sondern auch sein Nachfolger Daniel Kolenda. Gemeinsam dienen sie der Bewegung, die einst den Evangelisten nach Afrika ausgesandt hat. Mit dem Akkordeon an der Straßenecke begannen die Evangelisationen in Lesotho. Daraus wurde mehr. Viel mehr. 58 Millionen ausgefüllte Entscheidungkarten seit 2000, so lese ich am Vorabend der Konferenz in der neuesten Publikation von CFAN. Welch eine Ernte für den Himmel!
Dazwischen liegen 700 Seiten „Feuer-Biografie“. Spannend zu lesen, von der ersten Seite bis zur letzten. Das Feuer Gottes ist nicht nur im Sieg in der Stärke da, sondern auch in den Niederlagen und Enttäuschungen. Reinhard schreibt in seiner Autobiografie offen und ehrlich über alle Seiten seines Dienstes. Und das inspiriert, das macht Mut, selbst neue Schritte zu gehen. Und auch bei Niederlagen nicht stehen zu bleiben. Sie können zum Katalysator für Größeres werden!
Bonnkes eigene Beschreibungen sind manchmal schwindelerregend und spannend zugleich. Dies aber ist kein erdachter Roman, sondern eine Geschichte, die das Leben geschrieben hat. Oder besser, die Gott geschrieben hat. Vielleicht manchmal auch nur zugelassen. Sie ist kein Lehrbuch für Evangelisten, aber ein echtes „Lernbuch“.
Ich lese selten so dicke Bücher, aber dieses habe ich mit großem Gewinn fast „aufgefressen“, sogar bis in die späten Nachstunden hinein. Ich konnte es kaum zur Seite legen. Eine Woche Familienbesuch in dem oben beschriebenen Rendsburg, dann war es durch.
Reinhard Bonnke, heiß geliebt – und leider oft „verrissen“, besonders in seinem Heimatland, während man ihm andererorts größte Wertschätzung entgegenbringt. Außer dem Papst kommt kein Deutscher an Zuhörerzahlen, vor denen er gepredigt hat. Seine Autobiografie ist ein ehrliches Zeugnis vom Werk Gottes in seinem Leben – und in Afrika.
„Heiliger Geist – Erbe und Auftrag“. Das Konferenzthema in Willingen ist der Pulsschlag Bonnkes. Die Taufe im Heiligen Geist ist eine seiner wichtigen Botschaften bei den Evangelisationen. Und es ist ein Thema für unser Land, das immer wieder neu Betonung braucht.
Stellen wir uns dem Auftrag.