Jeder hat seinen Platz im Reich Gottes

IMG_8643aEs ist Samstagnachmittag. Draußen scheint die Sonne, es ist etwas Schnee gefallen. Diese Zeilen schreibe ich euch aus unserem Hostel in Kosice in der Slowakei. Mit den slowakischen Geschwistern haben wir hier einige intensive Tage zum Thema „Wie Gott es sich gedacht hat – Die Botschaft der Wiederherstellung in den kleinen Propheten.“ verbringen können. Über dieses Thema hatten Petra und ich schon im vergangenen Jahr in Rumänien gesprochen, inzwischen haben wir es weiter ausgebaut und die Botschaft ist hier auf sehr offene Herzen gestoßen. „Und wenn ihr nur für mich gekommen seid…“, meint F., der Pastor der Gemeinde. Er ist familiär durch eine schwierige Zeit gegangen, seine Frau war an Krebs erkrankt, ihr geht es aber nach Operation und Therapie schon wesentlich besser. F. hat seit einiger Zeit die Leitung der Arbeit von S. H. übernommen, der für uns übersetzt.  Er sieht neue Weichenstellungen für seinen Dienst und seine Berufung.

IMG_8663Immer wieder ist es ein Phänomen, mit Geschwistern im Ausland gemeinsam zu beten und im Lobpreis zu sein. Auch hier ist die Erfahrung wieder sehr stark. Obwohl die sprachlichen Hindernisse da sind, scheinen sie im Gebet und Lobpreis völlig in den Hintergrund zu treten. Auch hier in Kosice fühle ich mich diesbezüglich wie zu Hause.

IMG_8704Dass unsere Reise nicht ganz einfach werden würde, hatten wir schon im Vorfeld „gespürt“. So kommt es dann auch. Das beginnt schon, als wir auf dem Weg zum Bahnhof sind. Obwohl wir mit ausreichend Vorlauf losgefahren sind, endet die Reise schon hier fast im morgendlichen Münchner Verkehrschaos. Aber eben nur fast. Vor Ort äußert sich das dann in einer geringeren Teilnehmerzahl, als die Organisatoren erwartet haben. Aber wir sollten uns durch nichts irritieren lassen – das war ebenfalls in unseren Herzen. Und das haben wir auch nicht. So ist die Zeit hier (bisher) stark, intensiv und gut, in manchem aber anders als geplant und erwartet.

IMG_8617Besonders beeindruckt sind wir von D., die seit vier Jahren wegen MS im Rollstuhl sitzt. Sie ist morgens schon da, bevor wir zum Frühstück kommen (um 9 Uhr beginnen die Lehreinheiten) und ist rund um die Uhr bis abends um 22:00 Uhr bei jedem Seminar dabei. Eine starke Ausstrahlung geht von ihr aus. „Ich habe keinen Dienst in der Gemeinde“, meinte sie, als wir alle danach fragen. Heftig widerspricht der Pastor. „D. bringt Menschen zusammen, die sonst nicht von Gott hören würden“, konstatiert er. Ja, so ist es. JEDER hat seinen Platz im Reich Gottes.

Am Sonntag haben wir noch mehrere Gottesdienste, bevor wir dann am Montagmorgen um 6:00 Uhr wieder nach München aufbrechen, um uns um 9:30 Uhr dann im Bahnhof Budapest Keleti mit C. K. zum Frühstück zu treffen …

Vom Asylcontainer in eigenes Gemeindezentrum

Ev. Christusgemeinde baut ehemaliges Firmengebäude eines Wasserski-Schlepplift-Herstellers in Dachau zu Gebetshaus um

2014_12_pastor_gebeyehuDie BFP-Gemeinde „Freie Ev. Christusgemeinde München“ hat am letzten Samstag des Jahres 2014 ihr neues, eigenes Gebäude in Dachau eingeweiht. Pastor Feleke Gebeyehu betont zu Anfang der Versammlung das Motto des Tages: „Eben-Ezer – bis hierher hat uns Gott geholfen“. Ein ehemaliges Firmengebäude wurde seitens der Gemeinde gekauft und zu einem „Gebetshaus“, wie die Gemeinde ihr Gebäude selbst bezeichnet, umgebaut. „Wir wollen, dass der Name Dachau bei den Menschen nicht nur mit der KZ-Gedenkstätte in Verbindung steht, sondern durch unsere Gemeinde dazu beitragen, dass Menschen positive, lebensverändernde Erfahrungen mit Gott machen“, so Pastor Gebeyehu.

2014_12_gebauedeBisher beherbergte das Gebäude eine Firma, die Wasser-Ski-Schleppanlagen baut, eine weltweite Einzigartigkeit. Das Gebäude war für die Firma zu klein geworden und konnte von der Gemeinde erworben werden und mit viel Eigenleistung zu einem ansprechenden Gemeindezentrum umgebaut werden, das im Hauptsaal bis zu 300 Personen Platz bietet, außerdem können Erweiterungsräume hinzugenommen werden, ebenso konnten Kinder- und Jugendräume eingerichtet werden.

2014_12_pastor_zachariasPastor Zacharias aus Kanada, ein langjähriger Freund der Gemeinde, hielt die Einweihungspredigt. Er betonte, dass es wichtig ist, Gott in erster Linie unser Herz zur Verfügung zu stellen, dann segne er. Wenn wir seinem Reich in unserem Herzen Priorität einräumen, wird er sich um unsere Belange kümmern. Ich überbrachte die Grüße des Bundesvorstands und auch der BFP-Region. „Von diesem Gebäude sollen auch in Zukunft einzigartige Impulse weit über die Grenzen Münchens ausgehen.“ Die Ev. Christusgemeinde besteht seit 1992 und gehört seit 13 Jahren zum BFP und hatte bisher verschiedene Räumlichkeiten in München zur Miete. Ihre letzten Räumlichkeiten im Münchner Osten waren hoffnungslos zu klein geworden und so hatte die Gemeinde sich auf die Suche gemacht und die Räumlichkeiten im Münchner „Speckgürtel“ gefunden, wo es etwas günstiger ist, als im Münchner Zentrum. Die Gemeinde hat etwa 120 Mitglieder und besteht vor allem aus Menschen, die aus Äthiopien und Eritrea stammen.

2014_12_saalIn einem kleinen Rückblick wurde die Entwicklung der Gemeinde dargestellt. Die Geschichte zu hören ist spannend: 1992 wurde mit Gottesdiensten begonnen, nachdem einige aus Äthiopien nach Deutschland geflüchtet waren. In einem Asylantenheim in einem Container wurden erste Pläne für eine Gemeinde geboren. Der Container hatte etwa acht Quadratmeter. Dort fanden die ersten Versammlungen statt. Zunächst waren es nur zwei Personen, die sich trafen. Die Gruppe wuchs schnell an und so fing man an, in zwei Zimmern gleichzeitig Versammlungen zu machen. Schnell fand man mit der Hilfe eines deutschen Bruders andere Räumlichkeiten und so wuchs die Versammlung weiter. Über Jahre war man zu Gast im „Evangeliumszentrum“, einer freien Gemeinde in München, bis diese ihre Räumlichkeiten selbst verlassen musste. Schon damals bekam die Gemeinde die Verheißung von Gott, einmal ein eigenes Haus zu haben. Das erschien damals für eine Gemeinde von Flüchtlingen völlig undenkbar. Trotz eines geringen Startkapitals von 70.000 EUR war die Gemeinde zuversichtlich, ein eigenes Gebäude erwerben zu können. Innerhalb von einem Monat kam dann das notwendige Eigenkapital von 300.000 EUR zusammen, so dass das Haus gekauft werden konnte. Auch wurden verschiedenste bürokratische Hürden überwunden, die wie Berge vor der Gemeinde standen.

2014_12_lobpreisgruppe„Kommst du am Freitag wieder zu uns zu den Rangers?“ Auch wenn ich nicht alle äthiopischen Kinder, die zu unseren Rangers in die Hinterbärenbadstr. kommen, namentlich kenne, so sind mir doch etliche Gesichter an diesem Nachmittag vertraut. Auch andere Geschwister der Gemeinde sind mir sehr vertraut, da ich hier schon öfter war und mit ihnen gemeinsam Straßeneinsätze in der Münchner Innenstadt gemacht habe.

Ein reichhaltiges Essen mit äthiopischen Spezialitäten („Injerra“) bildete den Abschluss der Einweihungsfeierlichkeiten. Auf dieses Essen hatte ich mich besonders gefreut.

Gebet hilft Unruhe zu überwinden

Freitag, gegen 12 Uhr: Ich stehe auf dem „Guten Land“ vor einer historischen Schul-Schiefertafel. In fein säuberlichen Buchstaben lese ich die Notizen einer Lektion über das Gebet. „Es hilft mir Unruhe zu überwinden“ steht dort als einer von mehreren Punkten. Wann habt ihr darüber gesprochen, will ich von D. wissen? „Das war gestern morgen in unserem Bibelstudium, das wir jeden Tag von 9 bis 10 Uhr haben.“

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Das gute Land ist eine Reha-Einrichtung von Teen Challenge. Dirk und Meike sind das Leiterehepaar. Zunächst einmal gibt es bei ihnen einen Kaffee und wir beten miteinander. Dirk schreibt gerade an seiner Biografie, wie Jesus ihn aus einem kaputten Leben herausgeholt hat und etwas Neues in seinem Leben gemacht hat. Sie freuen sich über den Austausch und dass ich gekommen bin, um D. zu besuchen.

Ich habe ein kleines „Gastgeschenk“ mitgebracht. Unsere alte FCG-M-Schneefräse hatte ich am vergangenen Wochenende den Gemeinden in Bayern-Süd per Rund-eMail angeboten, ruckzuck gab es vier Bewerber. Am Dienstag morgen bat ich den Gebetskreis dafür zu beten, dass der richtige Bewerber die Schneefräse bekommt. Dann war es klar: die nehme ich am Freitag mit nach Schnedenhaarbach bei Vilsbiburg zum Guten Land. So kann die alte Dame hier noch einen guten Dienst ableisten. Die Freude ist groß.

glZurück zur Schul-Schiefertafel. Wir sprechen mit D. über sein letztes Jahr hier im Guten Land. Es war wirklich „Gutes Land“ für ihn, wenn auch nicht immer einfach. Ich freue mich ihn zu sehen – und er auch, dass ich gekommen bin. Riesig. „Grüße die ganze Gemeinde von mir. Danke an alle, die mir schreiben.“ Sein Bart steht ihm gut. Nein, wir haben D. nicht vergessen. Wir beten gemeinsam. Im Gebet merke ich, wie D. wirklich Schritte gemacht hat. Das Gebet hilft uns wirklich Unruhe zu überwinden.

Auf dem Weg nach München mache ich noch einige andere Besuche. Überall wo ich hinkomme, gibt es konkrete Gebetsanliegen. Wie gut, dass wir beten können. Gebet hat Kraft und hilft uns in unseren verschiedenen Lebenslagen.

Am Samstagmorgen kommt eine Schwester in mein Büro, die an diesem Morgen mit im Putzteam ist. In ihrer weiteren Familie gibt es eine schwierige Situation. „Komm, lass uns beten“, ermutige ich sie. „Es ist so gut in das Gemeindehaus kommen zu können und gemeinsam mit Geschwistern zu beten.“ Sagt’s und drückt auf den Einschaltknopf des Staubsaugers.

Gebet hilft wirklich die Unruhe zu überwinden.

Konsum und/oder Verzicht

Brauche ich wirklich (k)eine neue Lichterkette?
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Drei bis fünf, manchmal sogar zehn Zentimeter ist er dick – der Stapel an Prospekten und (Möbel)-Zeitungen, der auf unterschiedlichen Wegen Woche für Woche in unser Haus und daran anschließend meist direkt in den Altpapiercontainer kommt. Der Wertstoffhof unserer Stadt gehört zu den überaus frequentierten Einrichtungen, oft mit Verkehrschaos! Die Überflussgesellschaft lässt grüßen – und sie fordert uns enorm heraus. Vielleicht ist es doch ein größeres Problem, mit viel richtig umzugehen, als mit wenig?

Lust wird geweckt
Guten Morgen, Kauflust! Immer neue Ideen kommen auf den Markt. Unser Leben soll, so lehrt man uns, einfacher, schöner und angenehmer werden. Aber irgendwie wird es immer komplizierter und hektischer. Anfang November 2014 „studiere“ ich in den Flyern den Werbungsschwerpunkt „Weihnachtsbeleuchtung“. Stimmung und heile Welt werden suggeriert und man malt sich aus, wie das diesjährige Fest besonders schön werden kann – beispielsweise durch die angebotenen Lichterketten. Ich gebe zu, das spricht mich an. Ich mag Lichterketten. Diese sind Dank LED-Technologie stromsparend und ökologisch wertvoll, wird mir im Kleingedruckten suggeriert, die Bilder sehen auch heimelig und wirklich gemütlich aus. „Eigentlich wäre doch eine neue Lichterkette nicht schlecht, Schatz, was denkst du?“

Weniger ist mehr
„Wir haben im Weihnachtskarton im Keller doch genügend Lichterketten“, meint die beste Ehefrau von allen. „Ja, aber vielleicht gehen die ja nicht mehr!“ Was soll ich, was darf ich mir gönnen? Wo ist Verzicht angesagt? Welche Art von Lebensstil führe ich? Wir merken, dass wir, um des Überflusses Herr zu werden, Entscheidungen treffen müssen. „Nein, ich kaufe keine neue Lichterkette!“ Diese Entscheidungen sind emotional nicht immer leicht. Wer kleine Kinder hat, wird sich allein von ihrer Seite mit gewissen Erwartungen konfrontiert sehen. Und trotzdem ist es wichtig, verzichten zu lernen. Wer gelernt hat, freiwillig zu verzichten, wird eine höhere Lebensqualität erlangen. Das scheint zunächst unlogisch, ist aber biblisch und wird durch Erfahrungswerte bestätigt. Verzicht, der von einem „ich muss“ kommt, hinterlässt oft eine Unzufriedenheit im Herzen. Verzicht, der aus dem „ich will, ich entscheide mich von Herzen“ geboren wird, bereichert das Leben.

Jesus, das Beispiel für Verzicht
„Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns – ein Mensch wie andere Menschen.“ Jesus ist schlechthin das Beispiel für Verzicht. Er verließ freiwillig in der Unterordnung unter den Willen des Vaters die himmlische Dimension, um einer von uns zu werden. Damit zeigt er uns ein Muster, das wir anwenden können: Wer verzichtet, kann in dem leben, was der größere Plan Gottes für sein Leben ist. So zu handeln und bereit zu sein zum Verzicht, gibt wirkliche Lebenserfüllung, macht frei für das Wesentliche und setzt gleichzeitig ein Beispiel für andere. Gleichzeitig werden wir erleben, dass die „göttliche Mathematik“ wirkt: Wir haben scheinbar weniger, aber es ist doch viel mehr.

Nicht nur zu Weihnachten geben
In der Adventszeit steigt die Spendenfreudigkeit. Finanzstrategen, auch christliche, wissen das und schreiben uns ihre Spendenanliegen. Geben, loslassen und verzichten sollten durchgehend zu unseren Lebensgrundwerten gehören, nicht nur in den Weihnachtstagen. Wer das persönlich lebt, wird Segen in vielfacher Form erleben und sehen, dass der Fluss des Gebens und Nehmens unser Leben enorm bereichert.

„Wie definierst du den Zehnten?“ wurde ich unlängst gefragt. „Es ist so wie eine Ölwarnlampe im Auto“, war meine Antwort. Wenn sie leuchtet, sollte man nachdenken, etwas zu unternehmen – und zwar bald. Wenn weiterhin das Geben für Mission, individuelle Hilfe in Notlagen und Großzügigkeit Werte sind, die unser Leben bestimmen, dann hilft uns das, uns auf Wesentliches im Leben konzentrieren zu können. Aber es beginnt mit der Entscheidung für Verzicht. Allerdings müssen wir auch wissen, dass es ein „Geschäft mit der Not“ gibt. Aber lieber einmal zu viel geholfen, als einmal zu wenig.

Und zu Weihnachten konkret?
Im vergangenen Jahr entstand bei uns die Idee, Gäste zu uns in die Heiligabend-Familienfeier einzuladen. Es gab ein bewusst schlichtes aber wunderbares Essen und zwei „Familiengeschenke“ (eines für uns, eines für die Gäste), davon ein Spiel. Dies wurde am selben Abend ausprobiert. Es war ein sehr schöner Abend – für unsere Familie und unsere Gäste. Der Verzicht auf die „Familientradition“ hat sich mehr als gelohnt.

Vielleicht laden wir (die) Gäste in diesem Jahr wieder ein, auch ohne neue Lichterkette.

Über die Maßen mehr – mit der alles übersteigenden Liebe des Christus

„Meine Beine wollen nicht mehr so“, sagt er, als ich ihn am späten Donnerstagabend am Münchner Flughafen abhole. Trotzdem will er beim Predigen nicht sitzen, sondern stehen. „Ich muss die Leute in der letzten Reihe noch sehen können.“

ru03Reinhold Ulonska verkörpert ein Stück Geschichte der Pfingstbewegung in unserem Land. Er hat vielen Menschen und Gemeinden dienen können, Deutschland- und weltweit. Menschen kamen zum Glauben, Gemeinden wurden gegründet, Entwicklungen wurden angestoßen, er hat den BFP als eine Bewegung des Heiligen Geistes geprägt und geformt. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden. Mit dem Fahrrad ist er einst von Norddeutschland nach Stuttgart gefahren, um am gerade gegründeten Theologischen Institut zu studieren. Er hatte gedacht, er sei angemeldet, war er aber nicht. Trotzdem hat man ihn genommen.

Wie gut!

Kartoffeln mag er als Norddeutscher besonders, wie wir auch. Meine Frau hat am Freitag sehr passend gekocht. 24 1/2 Jahre war er Präses unseres Gemeindebundes BFP, vorher der stellvertretende Leiter – schon mit 28 Jahren. Trotz oder gerade wegen seiner markanten Art hatten die Brüder schnell seine besondere Berufung erkannt.

ru02„Wenn ich singe, was ich gerne tue, dann laufen alle raus“. Trotzdem will ich „meinen Heiland“ von ganzem Herzen und mit Begeisterung loben. Wenn er bei diesem Thema ist, dann läuft er mit seinen 83 Jahren zu Höchstform auf. Von Jesus ist er begeistert und brennt für ihn. Das sagt er nicht nur, das spürt man ihm ab.

Seine Bibel ist vollgemalt und mit unzähligen Zetteln bestückt. „Ich will zu euch heute über den Reichtum, den wir in Jesus haben, aus dem Epheserbrief sprechen.“ Die Zuhörer, die an diesem Freitagabend zahlreich gekommen sind, hängen an seinen Lippen. Und dann spricht er über den Reichtum an Gnade und den Reichtum an Herrlichkeit, den wir als Christen in Jesus haben. „Du bist wie der amerikanische Mann, der ein unscheinbares, unfruchtbares Stück Land hatte. Auf diesem Land fand man Öl und er wurde einer der reichsten Männer seiner Zeit.“ Er ermutigt die Gemeinde, den Reichtum in Christus zu entdecken und darin zu leben.

ru01„Das zieht dich aus aller Gleichgültigkeit heraus.“ Vor innerer Ergriffenheit hüpft er fast über die Kanzel. „Über die Maßen mehr kann er uns geben und tun“. Er zitiert den griechischen Originaltext. „Und die Liebe Christi übersteigt alles.“ Er ist eben wirklich begeistert von seinem Heiland. Seine Wortwahl ist geprägt von seinem Alter, das ist ganz natürlich. Aber sein Herz brennt für die Sache Gottes.

Am Ende das Abends wendet er sich den Einzelnen zu, sehr persönlich. Viele kennt er noch von vor Jahren, als er immer wieder bei uns in München war. Nostalgie? Nein, seine Botschaft ist hochaktuell. Fassen wir sie, nehmen wir sie und lassen uns davon berühren!

Wir dürfen auf die weiteren Versammlungen gespannt sein.

Gemeinsam gegen Antisemitismus und Christenverfolgung

„Ihr müsst unbedingt mal den Livestream vom Laubhüttenfest aus Jerusalem einschalten. Heute Abend spricht hier der neue israelische Staatspräsident.“ Hannelore Illgen, die Redaktionsleiterin von GEISTbewegt! und Vorstandsmitglied der ICEJ (Internationale Christliche Boschaft Jerusalem) mailte uns am Montag aus Jerusalem. Also nahmen wir am Montagabend ein wenig Zeit, um den Ereignissen in Jerusalem via Tablett beizuwohnen…

Das Christliche Medienmagazin PRO schrieb am Donnerstag dazu:

Mehr als 5.000 Christen aus 80 Ländern feierten vom 10. bis 15. Oktober in Jerusalem das Laubhüttenfest „Sukkot“. Angesichts des nur wenige Wochen zurückliegenden Gaza-Krieges äußerte sich Jürgen Bühler, Direktor der ICEJ, überrascht über diesen Ansturm. „Man kann definitiv sagen: Die Touristen sind wieder da!“, ergänzte Bühler.

In den zurückliegenden 33 Jahren hatte die ICEJ ihre Veranstaltung im „Jerusalem Convention Center“ mit 2.800 Sitzplätzen veranstaltet. Erstmals fand die Konferenz jetzt in der „Pais Arena Jerusalem“ statt, die mit 11.600 Sitzplätzen auf acht Etagen als größte Sport- und Kulturveranstaltungsstätte ihrer Art im Nahen Osten gilt. Die christliche Laubhüttenfestfeier war die erste internationale Veranstaltung in der noch nicht einmal völlig fertiggestellten, supermodernen Arena. Die Verantwortlichen der ICEJ träumen davon, sie in naher Zukunft mit christlichen Israelfreunden zu füllen.

Als Redner traten vor allem pfingstlich geprägte Prediger aus Afrika, Nord- und Südamerika, Europa, Australien und Asien auf. Unter ihnen war der Vorsitzende der „Pentecostal World Fellowship“, Prince Guneratnam aus Malaysia. Er repräsentiert nach eigenen Angaben etwa 300 Millionen pfingstlich- charismatische Christen weltweit. Zum Referentenkreis gehören ferner messianische Juden und arabische Christen aus Israel und der Palästinensischen Autonomie.

icejAuch Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat, der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin und der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ron Lauder, kamen zu Wort. Ferner waren Parlamentarier und Regierungsvertreter aus 25 Ländern, darunter auch aus neun EU-Staaten, auf der diesjährigen christlichen Laubhüttenfestfeier vertreten.

Ein besonderes Signal der Wertschätzung gegenüber den Christen war der Besuch des neuen israelischen Staatspräsidenten, der die christlichen Gäste ausdrücklich in Israel willkommen hieß. Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ron Lauder, forderte die Anwesenden auf, gemeinsam mit den Juden gegen Antisemitismus und Christenverfolgung aufzutreten. „Wer uns hasst, der hasst auch euch!“ führte er markant aus.

Das stimmt. Es ist eine wichtige Herausforderung

„Echt scheee…“ oder „Weiter“?

hb4Am Freitag schien die warme Herbstsonne auf unsere HB4 herunter und so konnte ich es nicht lassen – auch weil Annika vom Team2020 mich darum gebeten hatte – ein herbstliches Sonnenfoto von der HB4 zu machen.

„Echt schee…“ kommentierte Christl postwendend aus HH, als das Bild auf ihrem Laptop aufploppte. Ja, die frisch renovierte Fassade sieht wirklich gut aus. Was waren im Sommer noch für Befürchtungen unterwegs, als wir die Aktion „Wir streichen alles…“ ankündigten, dass wir das Gebäude in Dunkelblau streichen würden… 🙂

„Echt schee…“, sagen wir in unserem Leben immer wieder mal, legen die Beine hoch und ruhen uns aus. Wir geben uns mit dem derzeitigen Zustand zufrieden und denken nicht zukunftsorientiert. SO wollen wir als Gemeinde nicht sein. Wir gestalten alles für den Moment so schön, so ansprechend, so gut wie möglich und vertretbar – und wir scharren mit den Hufen, was wir zukünftig besser, größer und zweckmäßiger machen können.

Unser heutiges Gemeindeforum soll Gelegenheit geben, das wir gemeinsam VORWÄRTS DENKEN, eben WEITER, wie wir in den letzten Wochen immer wieder als Schwerpunkt in verschiedenen Bereichen hatten. Das Team2020 hat mit enormem Einsatz (Danke, euch allen!) in den letzten Monaten gearbeitet und vorwärts gedacht Wie soll das Gemeindezentrum der Zukunft aussehen? Das hängt eng mit der Frage zusammen, wie die Gemeinde der Zukunft aussieht. Auch die Ältesten arbeiten an diesem Thema.

Über die Gemeinde und das Gemeindezentrum der Zukunft machen wir uns im heutigen Gemeindeforum Gedanken, natürlich nicht allumfassend, aber ein kleiner Ausschnitt soll heute aufleuchten. Wer kann an dieser Zukunftsvision mitgestalten? Die Antwort hat zwei Buchstaben:

DU

Gefühlte Selbstverständlichkeit, oder ?

An diesem Wochenende steht wieder der Dank im Mittelpunkt. Danken für Selbstverständlichkeiten?

Am Freitag feiern wir die Deutsche Einheit, der Mauerfall jährt sich zum 25. Mal. Als ich in der Woche zu einem Termin in Magdeburg war, war mein Herz neu von Dankbarkeit erfüllt im Hinblick auf dieses historische Ereignis. Die Mauer ist weg. An manchen Stellen, so fällt mir auf, kann man die „DDR“ noch sehen und fühlen, aber vieles hat sich dramatisch verändert. Neulich besuchten wir Freunde, die wir vor der „Wende“ in Dresden besucht hatten. Gemeinsam haben wir dankbar Rückblick gehalten. Das vereinigte Deutschland ist für uns gefühlte Selbstverständlichkeit, aber immer wieder Grund zur Dankbarkeit. Für mich auf jeden Fall.

Quelle: www.freeimages.com/
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Wieder haben wir ein Jahr lang Versorgung und (mehr oder weniger) Wohlstand erlebt. Auch das ist gefühlte Selbstverständlichkeit ERNTEDANK erinnert uns daran, dass es einen Grund für Ernte gibt: Gott lässt nicht aufhören Saat und Ernte. Wir halten einen Moment inne und danken – bewusst. Ich finde es hilfreich, Dank LAUT auszudrücken, durch Worte, Gesang, Gebete. Es gibt viele Varianten.

Welches sind deine gefühlten Selbstverständlichkeiten? Worüber machst du dir wenig Gedanken, sondern nimmst es „einfach“ für dich?

Gesundheit? Beziehungen? Familie? Arbeit? Gelingen? Den zusätzlichen freien Tag in dieser Woche? …

Während ich das schreibe, bin ich gerade dankbar, dass es heute keinen Bahnstreik gibt. Und dass ich den Anschlusszug (trotz Verspätung, die alles durcheinander zu wirbeln drohte) problemlos bekommen habe.

Es gibt immer Anlass zum Danken. Tue es einfach. Es ist nicht besonders schwer, man muss sich nur entscheiden.

Geht WEITER…

rr006Die Aussendung der zwölf Apostel (Luk. 9, 1-6)
1 Eines Tages rief Jesus seine zwölf Apostel zu sich und gab ihnen Vollmacht, Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen.
    2 Dann sandte er sie mit dem Auftrag aus, allen Menschen vom Kommen des Reiches Gottes zu erzählen und die Kranken gesund zu machen.
    3 »Nehmt keinen Wanderstab mit«, wies er sie an, »und auch kein Gepäck, keine Verpflegung und kein Geld, ja nicht einmal ein zweites Hemd.
    4 Und in welches Haus ihr eintretet, dort bleibt, und von da geht weiter! .
    5 Wenn die Einwohner eure Botschaft nicht hören wollen, dann schüttelt beim Fortgehen den Staub von euren Füßen als Zeichen, dass ihr diesen Ort dem Gericht überlasst.«
    6 So begannen sie durch die Dörfer in der Umgebung zu ziehen, verkündeten die gute Botschaft und heilten die Kranken.

Jesus sendet seine Jünger aus. Es ist damit ein Auftrag verbunden, der übernatürlich ist. Menschlich gesprochen können sie das nicht tun: Sie können keine Krankheiten heilen, sie können keine Dämonen autreiben. In ihrer Sendung sind sie also völlig auf die Hilfe Gottes angewiesen.

Genauso in der Versorgung: Wer macht eine Reise ohne Tasche, ohne Gepäck, ohne Verpflegung – und letztlich auch ohne Geld? Keiner! Das würde man „schlecht vorbereitet“ nennen, vielleicht sogar unverantwortlich. Wir waren in den letzten Tagen in Israel unterwegs: Dort bei der Hitze Reisen ohne Verpflegung, besonders ohne Wasser zu machen, ist eigentlich keine gute Idee. Und trotzdem macht Jesus es so, er sendet seine Jünger in der Weise aus. Muss man sich da nicht wirklich überfordert fühlen?

Auch wir fühlen uns mit dem, was Gott uns an Auftrag gibt, manchmal überfordert. Und trotzdem ist es Gottes Auftrag für uns. Stellen wir uns dem? Als Gemeinde nehmen wir den Auftrag Gottes wahr, wir leben ihn, wir setzen ihn um. Wir halten ihn nicht für menschlich zu schwierig, sondern wir vertrauen Gott. Und er wird uns alles dafür geben, was nötig ist – davon bin ich überzeugt.

Tretet in ein Haus ein und bleibt dort: Das Haus ist ein Bild für das, was wir bereits erreicht und erlebt haben. Das wertschätzen wir, dort bleiben wir, das verleugnen wir nicht. So sind wir als Gemeinde dankbar für das, was Gott uns bisher schon gegeben hat.

Und von da geht WEITER: Das ist der entscheidende Punkt: WEITER gehen.

Wo gilt das für dich persönlich, wo für uns als Gemeinde? Wir haben jetzt nach diesen Sommerwochen einen „Neustart“ in den Herbstteil des Jahres. Gehen wir WEITER?

Ich lade uns zu diesem WEITER ein. Gehen wir den nächsten Schritt, gehen wir in das nächste „Haus“. Die Jünger taten das, was Jesus ihnen gesagt hatte. Sie gingen von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus. Und sie machten das, was Jesus ihnen gesagt hatte – und waren darin erfolgreich.

Ich wünsche uns gemeinsam einen starken Herbst, in dem wir WEITER gehen.

Bist du dabei?

Das Tor ist – offen!

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Mittwoch, 4:00 Uhr. Erbarmungslos klingelt der Wecker. Gefühlt ist die Nacht noch lange nicht zu Ende. Glücklicherweise ist die beste Ehefrau von allen bereit, den morgendlichen Chauffeur zum Flughafen zu stellen.

5:15 Uhr – 50 Cent kostet sie, die verschließbare Plastiktüte. Erbarmungslos landet mein Shampoo in der Mülltonne. Diesmal reise ich nur mit Handgepäck und habe nicht an die Kulturtasche gedacht. Vaseline zählt bei der Flugsicherheit auch zu den Flüssigkeiten – und was nicht in das Tütchen passt, muss in die offene Tonne…

5:48 Uhr – Was machst denn du so früh hier? Jutta, ehemals aus Augsburg, begrüßt mich stürmisch, während ich mich zum Gate begeben will. Wir tauschen kurz ein paar Gedanken aus und sind erfreut, uns hier unerwartet wieder zu treffen.

6:32 Uhr – Der Morgenkaffee im Flieger mit den „roten Herzen“ tut richtig gut. Auch ich gehöre zu denjenigen, die die Statistik bereichern, dass über den Wolken mehr Tomatensaft getrunken wird, als auf dem Boden. Irgendwie komisch, aber immer komme ich auf die Idee, den zu bestellen…

Frank-Selfie7:38 Uhr – „Sie können das Ticket auch bei mir kaufen“. Die freundliche Mitarbeiterin der Berliner Verkehrsbetriebe hilft mir, die offene Tür des namensvoluminösen Jet-Express-Bus TLX mit dem richtigen Ticket zu besteigen. Genau 29 Minuten später stehe ich vor dem Brandenburger Tor. Schnell noch ein „Selfi“ mit dem Mobiltelefon gemacht. Dann muss ich unbedingt DURCH das Tor gehen. Es ist offen. Wirklich.

IMG_4287a8:14 Uhr – Pariser Platz 6a, direkt neben dem Brandenburger Tor. Marc Brenner, Präses der Gemeinde Gottes, kommt mir im dritten Stock entgegen. Dass die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) hier zu einem eher symbolischen Beitrag ein Büro, direkt gegenüber dem Reichstag, haben kann, um die freikirchlichen Interessen bei der Bundesregierung vertreten zu können, ist ein echtes Wunder, ein offenes Tor. Aus dem Fenster kann man das Brandenburger Tor fast berühren, gleich rechts glänzt das Reichstagsgebäude in der Morgensonne.

8:32 Uhr – VEF-Präsident Ansgar Hörsting beginnt unser Vorstandstreffen mit einer Andacht über Psalm 139. Von allen Seiten umgibst du mich, Herr. Welch ein gutes Wort für diesen Tag. Die Sitzung ist vollgepackt mit Themen und Entscheidungen, die die Belange der VEF in Deutschland betreffen. Es ist ein herzliches und gutes Miteinander, das sich in den knapp vier Monaten seit unserer Wahl entwickelt hat.

IMG_430212:27 Uhr – Schnell noch ein Vorstandsfoto vor der imposanten Kulisse des geschichtsträchtigen Tors gemacht, dann müssen wir uns auch schon auf den Weg machen – natürlich durch das Tor hindurch.

12:38 Uhr – „Hier müssen wir abbiegen“. Gemeinsam gehen wir durch den Berliner Tiergarten, um zu unserem Tagungshotel zu kommen. Mission.Respekt. heißt der Kongress, bei dem ich den BFP gemeinsam mit zwei anderen Pastoren aus unserem Bund vertrete. Herzliche Begrüßung beim Empfang, gleich lerne ich auch ein paar neue Leute kennen. Das ist immer ein wichtiger Nebeneffekt auf Tagungen.

14:02 Uhr – Präses Michael Diener, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, heißt den Kongress willkommen. Die Zusammensetzung der Teilnehmer ist höchst interessant. Sie kommen aus den unterschiedlichsten kirchlichen Hintergründen. Wie können wir in einer sich verändernden, mulitreligiösen Welt unser christliches Zeugnis heute glaubwürdig vermitteln? Die Fragestellung ist zentral. Ist das Tor noch offen? Ein Referent kommt aus Rotterdam. Er arbeitet in einer Gemeinde, in deren unmittelbarem Umfeld etwa 85% der Bewohner „nicht-niederländisch geboren“ sind. Das Umfeld sei völlig multireligiös, führt er aus. Er plädiert dafür, ein klares christliches Profil zu zeigen, aber auch offen für das Gespräch zu sein.

15:38 Uhr – In unserer Kleingruppe sitzt ein baptistischer Professor. Gemeinsam tauschen wir uns über das Gehörte aus. Wir sind uns einig, dass wir als Christen furchtlos unser Zeugnis weitergeben sollen. Aber auch andere Töne sind hörbar, die Mission weniger und Respekt mehr betonen. Eine von vier „Lauschern“ kommt in unsere Gruppe. Ihre Aufgabe ist es, später aus dem, was sie in den Kleingruppen gehört haben, im Plenum zu berichten.

IMG_4305a19:05 Uhr – Ich komme etwas zu spät zum abendlichen Gottesdienst. Neben Marianne ist in der vorletzten Reihe noch ein Platz frei. Sie ist eine couragierte evangelische Pfarrerin, am Nachmittag hatten wir uns schon in einer weiteren Gesprächsgruppe getroffen. Die Begegnung mit den unterschiedlichsten Menschen ist für mich sehr bereichernd. Immer wieder wird in den Pausen über das Gehörte diskutiert, zustimmend – oder auch nicht. In Reihe eins der Kirche hat auch Bundestagspräsident Lammert Platz genommen, in der zweiten Reihe rechts sitzt Bundesgesundheitsminister Gröhe. Die Personenschützer mit dem Knopf im Ohr, die die beiden Politiker auf Schritt und Tritt begleiten, halten sich dezent im Hintergrund, beobachten die Szenerie aber genau.

20:42 Uhr – Mittlerweile habe ich in der kurzen Pause einen Platz links in Reihe zwei gefunden. Ich will ein paar Fotos schießen. Die sich anschließende Podiumsdiskussion plätschert zunächst etwas dahin, weil sich die Diskutanten weitgehend einig sind. Bundestagspräsident Lammert setzt sich vehement dafür ein, dass die Religionsfreiheit in unserem Land „mit Klauen und Zähnen verteidigt“ werden muss. „Das ist ein hohes Gut, das wir in unserer Demokratie haben.“ Applaus brandet auf. Mich beeindruckt wie er den Anwesenden Mut macht, christliche Positionen klar zu formulieren. Ja, das Tor ist offen, auch für die christliche Botschaft.

22:10 Uhr – Die Dame vom Catering-Service ist freundlich aber bestimmt. „Herr Minister, Sie müssen etwas essen. Und Sie auch, bitte.“ Wir sollen das Gehörte durch gezielte persönliche Kontakte vertiefen. Minister Gröhe nickt mir aus der gegenüberliegenden Reihe freundlich zu, als ob wir uns lange kennen würden. So nutze ich die Gelegenheit zu einem sehr persönlich gehaltenen Austausch mit ihm und kann auch über unsere Anliegen als Gemeindebewegung sprechen. Geistliches ist ihm nicht fremd. Als er noch CDU-Generalsekretär war, hatte der jetzige Bundesgesundheitsminister unserem Präses Justus zu seiner Wahl gratuliert.

IMG_4391a23:15 Uhr – Obwohl ich schon mehr als 19 Stunden auf den Beinen bin, reizt mich die laue Berliner Luft noch zu einem abendlichen Spaziergang. Vorbei an der Philharmonie schlendere ich unter dem imposanten Dach des Sony Centers zum Potsdamer Platz. Hier stehen ein paar Elemente der ehemaligen Berliner Mauer, auf dem Boden ist der genaue Verlauf markiert. Weiter geht es, vorbei am monumentalen Denkmal für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus und an der amerikanischen Botschaft.

IMG_4386a23:55 Uhr – Die amerikanische Botschaft direkt am Tor erinnert an die Worte, die Ronald Reagan am 12. Juni 1987 wenige Meter weiter ausgerufen hatte: „Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!“. „Die Mauer (…) wird auch noch in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben“, hatte Erich Honecker im Januar 1989 gesagt. Als knapp ein Jahr später die Mauerteile mit dem Kran weggehoben werden, sitze ich am Fernseher und habe Tränen in den Augen. Das Tor ist – offen!

00:05 Uhr – Das Brandenburger Tor ist hell beleuchtet. Und es ist – offen! Wieder gehe ich bewegt hindurch. Ein paar Leute, die offensichtlich aus China kommen, haben irgendeinen Grund hier zu feiern. Sicher nicht das, was wir 2014 feiern: 25 Jahre ist es her, da ist dieses Tor um diese Zeit noch geschlossen. Wenige Wochen später ist es offen. Ja, es war so ungefähr im August 1989, da hatten wir in der Nähe von Frankfurt Übernachtungsgäste, die auf einer Gebetskonferenz für Deutschland waren. „Wir haben im Gebet gestern die Regierung der DDR abgesetzt und gebetet, dass die Mauer fällt“, erzählten uns unsere damaligen Gäste beim Frühstück. So viel Glauben hatte ich damals nicht und bedächtig den Kopf geschüttelt. Und heute, 25 Jahre später: Es berührt mein Herz, hier konkret zu sehen, was in unserem Land geschehen ist. Dafür bin ich Gott dankbar. Auch an diesem Abend.

IMG_4444a00:55 Uhr – Ob ich liege oder gehe – die Worte des Psalmschreibers, die Ansgar Hörsting am Morgen gelesen hatte, sind wieder da. Müde öffne ich die Tür zu meinem Zimmer und falle fast ins Bett. Klick! Es reicht, die Schlüsselkarte ans Schloss zu halten – und schon ist die Tür offen, für mich.

01:05 Uhr – Ich bin dankbar für alle Impulse, für alle Begegnungen, für alle Bewahrung, die dieser Tag mit sich gebracht hat. Und ich bin dankbar für alle offenen Türen und Tore in meinem Leben.

Dein Tor ist – offen! Und? Gehst du hindurch?