Wassertropfen an der Kletterrose

Samstagmorgen, ein Blick aus meinem Bürofenster im ersten Stock. Draußen ist es ungemütlich kalt. An den Zweigen der mittlerweile riesigen Kletterrose vor meinem Fenster, die sich bis zum Dach hochzieht, halten sich standhaft einige Tropfen des gestrigen starken Regens. Es ist ein ungewöhnlicher Anblick, sie kleben förmlich an den Rosenzweigen, so dass ich gleich meine Kamera zücke und aus dem Fenster ein paar Fotos schieße.

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Kaum bricht die Sonne durch und kann ihre Kraft entfalten, werden die Tropfen immer weniger. Trotzdem ist unverkennbar: Nach den ungewöhnlich sonnigen Herbsttagen der letzten Wochen bricht der Winter ein und hinterlässt seine Spuren – an diesem Samstagmorgen in ungewöhnlicher Form: Nur durch die Kälte können sich die Tropfen in dieser Art und Weise an den Ästen festhalten.

Starkregen…
Am Freitag in dieser Woche schüttet es wie aus Eimern. Nasse Füße, nasse Jacke, nasse Haare, die Scheiben des Autos beschlagen sehr – das ist meine Erfahrung des Tages. Einfacher ist es, wenn die Sonne scheint, aber so ist es im Leben – wir müssen mit unterschiedlichen Momenten klarkommen.

Die Anschläge von Paris vor mehr als etwa einer Woche sind auch wieder so etwas wie ein schwerer „Regenguss“ gewesen. Wie gehen wir damit um, wie fühlst du dich dabei? Da mag einen Angst beschleichen. Da legt sich ein Schleier auf uns, etwas, was an uns kleben bleiben will. Für manche Menschen wird daraus eine richtige Hysterie. Ohne Zweifel: Die Ereignisse waren schrecklich. Paris liegt in Europa, deswegen trifft es uns stärker. Fast im Nebensatz erwähnen die Nachrichten am Freitag, dass an dem Tag des Anschlages in Paris etwa 50 Menschen in Nigeria bei zwei Anschlägen umgekommen sind. Das hatte ich nicht wirklich registriert…

Eigentlich trifft das Bild nur sehr bedingt, aber ich will es trotzdem so benutzen: An manch einem bleiben vom „Regen des Lebens“ etliche „Tropfen“ hängen, so wie an meiner Rose, nur mit dem Unterschied, dass es nicht immer ganz so „malerisch“ ist, sondern durchaus tiefe Spuren hinterlässt.

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Während ich den Artikel weiterschreibe, tut draußen die Sonne ihr Werk. Ich bin mit den Zeilen noch nicht ganz fertig, da ist das Bild schon völlig anders, die Tropfen sind fast komplett weg, die Sonne hat ganze Arbeit geleistet. Das fasziniert mich richtig.

Ich lese Johannes 16,33 in einer modernen Übersetzung: „Ich habe euch das alles gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. Hier auf der Erde werdet ihr viel Schweres erleben. Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden.“ In der Welt habt ihr Angst, klingt es in meinen Ohren. Welche Kraft haben doch die Worte der Bibel.

Wie die Sonne, die die Rosen-Regentropfen beseitigt hat.

„Ich bin nicht dein Schaukelstuhl gewesen“

Velbert-Langenberg ist nur ein eingemeindeter Vorort des legendären „Velbert“ – eine Stadt, die (man staune) keinen eigenen Bahnhof hat. Für mich als bekennenden Bahnfahrer also eine kleine Hürde via S-Bahnhof in Langenberg zur Regiokonferenz BFP-NRW zu kommen, auf der ich an diesem Samstag als Sprecher eingeladen bin.

Vorher bewundere ich aus dem Fenster des Regionalexpress die „Stelzen“ der Wuppertaler Schwebebahn, denke mit einem leicht verschlafenen Morgengebet an meinen Vorstandskollegen Friedhelm und die Wuppertaler CGW. Um 5:45 Uhr aus Erzhausen losfahren, das fällt auch mir nicht ganz leicht, zumal der Abend vorher auch nicht ganz früh zu Ende war: Als Vorstand hatten wir den Mitarbeitern der BFP-Geschäftsstelle in Erzhausen unseren Dank für ihren super Dienst für den Bund im Rahmen eines netten Abendessens zum Ausdruck gebracht: „Keiner geht mir von den Mitarbeitern ohne ein kleines „tee-ologisches Geschenk nach Hause“, flachst unser Bundesschatzmeister gutgelaunt. Wertschätzung ist ihm wichtig.

In Velbert angekommen komme ich kaum zum Örtchen durch, um meinen Morgenkaffee vom Essener Bahnhof wegzubringen. Überall werde ich mit „Hallo“ und „Schön, dass du da bist“ begrüßt. Mein Jacket ist anschließend gut ausgestaubt …

Uwe Liermann, der Noch-Regionalsekretär sitzt mit seinem „Läppi“ am Eingang. Am Nachmittag leitet er souverän weite Teile der Geschäftssitzung. Seine Art zu führen und zu strukturieren begeistert mich. „Das habe ich in der Logistikbranche gelernt.“ Richtig gut hat er das gelernt, finde ich. Später wird er zum stellvertretenden Regionalleiter gewählt und Marc Strunk zum Regionalsekretär. „Damit kann ich mich mehr meiner Berufung der Beratung und Unterstützung widmen“, meint Uwe nach seiner Wahl.

„Du hast an mir nicht geklebt und mich auch nicht als Schaukelstuhl benutzt“. Egbert Warzecha „interviewt“ in seiner Laudatio für den scheidenden Regionalleiter, Carsten Buck, den „Stuhl“, auf dem dieser als Regionalleiter saß. Herzliches Gelächter. Die Versammlung erhebt sich, dankt mit „Standing Ovations“ dem scheidenden Regionalleiter und beruft mit „bayerischen Ergebnissen“ Egbert als Regionalleiter und sein Team in dieNachfolge.

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Es geht Schlag auf Schlag: Der frisch gebackene Regionalleiter entfaltet mit motivierenden Worten seine nächsten Schritte, die Regionalfinanzen werden etwas angepasst, neue Gemeinden vorgestellt und GROWEB gibt seinen Bericht. Ich bin begeistert, wie sich diese Initiative des „Alt-Regionalleiters“ zu einem sprießenden Pflänzchen entwickelt hat. Meine Erinnerung verlässt mich etwas, waren es 26 Initiativen, die mit GROWEB unterwegs sind oder schon zu einer Gemeindegründung geworden sind?

Um 16 Uhr hält mich ein weiterer Kaffee gerade noch wach. „Das war eine klasse Tagung – die Region ist sehr gut aufgestellt, eine Hammer-Tagung“, sage ich zu Missionsleiter Thomas Halstenberg, der mich zum Gästezimmer der Velberter Mission begleitet. Die Laudatio von Egbert will ich mir gleich per Email zusenden lassen. Trotzdem muss ich jetzt erstmal eine halbe Stunde pennen, bevor wir mit Thomas bis Mitternacht weiter über (Velberter) Mission und das Ziel, die Unerreichten zu erreichen, brüten …