Eindrücke eines Tagesbesuchs bei „Awakening Europe“
Wo sonst „der Club“ seine Fans begeistert, sind an diesem zweiten Wochenende über 25.000 überwiegend junge Leute von einem begeistert, der ihr Leben verändert hat: JESUS. Ganz oben auf den Rängen, wo ich einen Platz mit bester Aussicht gefunden habe, vibriert und schwingt die Tribüne bedenklich, als die Menge hüpft und tanzt. „Lasst uns zeigen, dass wir total begeistert von Jesus sind“, inspiriert Ben Fitzgerald die Besucher. Auf dem Fußballrasen, der heute den geschichtsträchtigen Boden bedeckt, wo einstmals Nazi-Aufmärsche stattfanden, ist ein Kreuz aufgemalt, mit sanften Linien, wie sonst der „Strafraum“ auf dem Fußballfeld. Im Zentrum des Kreuzes positioniert sich immer wieder eine Tanzgruppe – sozusagen im „Gnadenraum“.
„Deutschland sehnt sich nach einem Christentum, das nicht nur von Jesus redet, sondern seine Macht demonstriert.“ Ich habe Daniel Kolenda, „Nachfolger“ von Evangelist Reinhard Bonnke, bei CfaN, noch nicht häufig „live“ erlebt. Seine Botschaft aber ist hammerklar und herausfordernd. „Unsere Basis müssen die Worte von Jesus selbst sein, nicht irgendwelche philosophischen Ideen. Nur sie haben lebensverändernde Kraft.“ Er ermutigt dazu, schlicht das Wort Gottes umzusetzen. „Wir sind berufen, die Kranken zu heilen.“ Seine Worte sind markig und herausfordernd, eben so, wie nur ein Evangelist es kann. „Gott wird in Europa eine Generation aufrichten, die nicht weiß, dass es das ‚unmöglich‘ gibt.“ Auf die Distanz kann ich den Übersetzer nicht ganz erkennen, aber seine Stimme kommt mir bekannt vor. In der Pause treffe ich Ramona N., Ehefrau eines Pastorenkollegen aus Bayern-Süd. „Hat nicht dein Sohn den Daniel Kolenda soeben übersetzt“? Ja, hat er. Klasse, wie hier ganz junge Leute gefördert werden.
In der morgendlichen Pressekonferenz stellen Ben Fitzgerald und Todd White dar, was sie bewogen hat, diese Veranstaltung zu initiieren. „Es war ein Impuls vom Himmel“. Vor ziemlich genau einem Jahr waren sie in Nürnberg auf einer Konferenz und währenddessen auf dem historischen sog. Reichsparteitagsgelände. Sie kommen aus der Bethel-Church in Redding/Kalifornien, die in letzter Zeit viel Erstaunliches und Gutes von sich hören lässt. „Ich hatte vorher noch keine Visionen gehabt“, bekennt Todd White, der aus der Drogenszene stammt und Jesus seit 10 Jahren folgt. Mit seinen stylischen Dreadlocks und kurzer Hose wirkt er keineswegs wie ein ehrwürdiger Konferenzsprecher, eher würde man ihn dem Ordnerteam zurechnen. „Aber dann sprach Gott zu mir, dass wir im Sommer 2015 hier in Nürnberg Menschen aus Europa zusammenrufen sollen, um Jesus anzubeten. „Unmöglich in einem Jahr ein Stadionevent dieser Art zu organisieren“, unterstreicht der „Alt-Jesus-People“ Walter Heidenreich aus Lüdenscheid. „Ich empfinde, dass wir an
der Schwelle zu etwas Neuem stehen“, ist ihm wichtig.
GODfest Ministries wurde etabliert und dann „Awakening Europe“ vorbereitet. „Wir erwarten, dass daraus eine europäische Bewegung wird“, ist Paul Manwaring überzeugt, der als ehemaliger Gefängnisaufseher jetzt mit im Team ist. Ihm ist wichtig, dass Menschen sich nicht nur dienen lassen, sondern sie selbst mit Mut und Entschlossenheit dienen. Schweden und Tschechien sind schon für die nächsten Events vorgesehen. „Du musst es zulassen, dass Gott dir hilft, die Unsicherheit zu überwinden. Es geht um Jesus, nicht um dich“, ist Mathias „Kuno“ Kuhn überzeugt, der seine schweizerische Herkunft nicht verschweigt, sondern das Erbe seines Landes als Geschenk für das geistliche Potential Europas sieht. „Wir stehen zu Europa, auch wenn wir nicht in der EU sind“ konstatiert er deutlich – und hat eine große Gruppe Schweizer mit auf die Konferenz gebracht, was man am entsprechenden Applaus deutlich merkt.
Glaubenskonferenzen haben manchmal einen „nicht geringen“ Altersdurchschnitt. Mein Herz hüpft förmlich, in die vielen SEHR jungen Gesichter sehen zu können. Die junge Generation ist berührt, wirft ungeniert die Hände in die Höhe und versinkt geradezu in der Anbetung. Klasse, hier ist wirklich eine „neue Generation“ unterwegs.
Anbetung im Stadion? Nun, im Freien ist Lobpreis nicht immer ein einfaches Unterfangen. Aber die Arena, in der sonst die „Clubberer“ (so nennt man die Nürnberger Fans) toben, wird zum heiligen Ort und die Post geht für Jesus ab. Das akustisch günstig gebaute Stadion entwickelt sich schnell zu einem Ort, an dem – trotz oder gerade wegen der großen Menschenmenge – Lobpreis intensiv abgeht. Was ich am Donnerstagabend im Live-Stream via God.tv schon spüre, setzt sich am Freitag nahtlos fort: Selten habe ich in einer Großveranstaltung so eine intensive Anbetung und so einen Freiraum gespürt. Mehrfach nimmt sich die Lobpreisband auf der Bühne zurück und ein Fluss der Anbetung und der Begeisterung bewegt sich im Rund des Stadions, so dass es richtig fasziniert. Und dann wieder wird voll aufgedreht – wirklich voll. Ohrenstöpsel gibt es für 1 EUR am Infopoint, steht auf dem Beamer zu lesen.
Ob nicht die deutsche Geschichte für ihn bedrückend, wie eine Decke wirke, will ich von Todd White persönlich wissen, manch einer aus unserer Nation würde ja so denken. „Es hängt von deinem Selbstverständnis ab“, sagt er, gestikuliert stark und wedelt mit den Dreadlocks. „Wenn ich davon überzeugt bin, dass das Licht in mir stärker als die Finsternis ist und im Glauben gehe, dann erlebe ich das auch so – egal wo ich mich befinde. Und dann ist keine Bedrückung da.“ Das gefällt mir. Es geht ihm um Jesus, auch in seiner Verkündigung. Sehr klar, sehr prägnant.
In den Pausen treffe ich viele bekannte Gesichter. BFP-Pastorenkollegen, Freunde, Geschwister aus anderen Gemeinden – und meinen Cousin, den ich 25 Jahre nicht gesehen habe. Viel an Freude und Begeisterung schwappt über. Menschen beten überall füreinander, im Gebetszelt werden Menschen zum Heilungs- und Prophetiedienst motiviert und zugerüstet.
Auch wenn ich nur einen Tag in Nürnberg dabei sein kann, nehme ich einen tiefen Eindruck mit nach Hause. Es ist in unserem Land geistlich VIEL möglich. Europe will be saved! Nein, das Ziel ist noch nicht erreicht, aber es ist vor Augen.
Und die Sicht, die ausländische Freunde auf unsere Nation haben, ist oft ganz anders – viel mehr die Adlerperspektive. „Ihr D(d)eutschen (Christen), steht auf und lebt in eurer Berufung.“