Das große Finale: Der zweite Platz ist nicht genug!

Vize-Fußball-Weltmeister 2014 ist Deutschland schon, aber ein zweiter Platz reicht nicht, finden die Fußballbegeisterten übereinstimmend. Deswegen fiebert an diesem Wochenende (fast) eine ganze Nation, werden die Straßen leegefegt sein, die Couchen besetzt und der Tränen viele sein, sollte das Ergebnis anders ausfallen, als erwartet. Das gilt für Germania aber auch in Südamerika.

Sieben zu eins hieß es am Dienstagabend. Das Treffen unserer Erweiterten Gemeindeleitung musste rechtzeitig beendet werden, weil einige unbedingt nach Hause wollten… Verständlich. Und es hat sich ja auch gelohnt. Und nun „das große Finale“, natürlich nach unserem Abendgottesdienst…

Ich gehöre nicht zu den wirklich Fußball-Begeisterten. OK, das Endspiel an diesem Sonntag schaue ich mir vielleicht teilweise auch an, da bin ich dann doch zu deutsch. Was ich verstanden habe, ist, dass man beim Fußball in der Regel nicht den ersten Platz bekommt, wenn man nicht alles einsetzt. Das gefällt mir, wenn Menschen diese Lebensgrundhaltung haben, sich zu investieren. Das gilt im Alltag genauso, wie im Leben in der Gemeinde. „Alles für den Sieg“, heißt eine Broschüre, die wir bei den Einsätzen der Straßenkirche gerne verteilt haben. Was bin ich bereit zu investieren? Und auch, wenn ich scheinbar alles investiert habe, bleibt manchmal nur die Enttäuschung.

Hier und da resignieren wir vorzeitig, geben uns mit dem „zweiten Platz“ zufrieden. Ich sprach in dieser Woche mit jemandem, der mir sagte, er wolle sich ja an den notwendigen Punkten (es ging um Beziehungen) in seinem Leben einbringen. „Aber dann gibt es immer wieder Momente, wo ich mich zurückziehe und das nicht umsetze, was ich eigentlich will.“ Was wäre, wenn am Sonntagnachmittag Bundestrainer Löw eine Pressekonferenz einberufen würde und bekannt machen würde, der zweite Platz würde ihm reichen, die Mannschaft spielt heute nicht, sie wollten lieber Trübsal blasen. Die Chancen stehen ja sowieso nur fifty-fifty…

Undenkbar wäre das. Ein Aufschrei würde durch die Nation gehen. Frau Merkel würde aus ihrem Regierungsflieger aussteigen und die Mannschaft persönlich besuchen: „Ihr müsst spielen Jungs, das geht einfach nicht… Ich bin extra gekommen, um zu zeigen, wie wichtig mir das ist, dass ihr nicht nur spielt sondern auch gewinnt.“

Und wie machen wir es in unserem Alltag? Ob es in der Ehe, der Familie, in Beziehungen, im Beruf oder in der Gemeinde ist: Zieh dich nicht zurück, sondern setze alles dafür ein, das zu erreichen, was gut und vollkommen, das, was Gott für dein Leben vorbereitet hat. Und noch besser ist: Gott hilft dir dabei, er ist dafür nur ein Gebet von dir entfernt.

Für die deutsche Mannschaft beten werde ich allerdings nicht, denn der Bessere soll gewinnen. Und an einen „Fußballgott“ glaube ich auch nicht, höchstens, dass es einen „Fußballgötzen“ gibt.

Ich kenne nämlich etliche argentinische Christen, die ziemlich gut beten können. Darauf will ich es nicht ankommen lassen.

fussball2P.S. Was mir aber noch viel besser gefällt ist, was einige WM-Fußballer über ihre Beziehung zu Jesus und Gott sagen. Das fand ich die Woche in proKOMPAKT und bei www.facebook.com/glaubensimpulse. Um die einzelnen Aussagen der Fußballer besser lesen zu können, bitte auf das Bild klicken.

Leicht verlängerte Bauzeit…

Dienstagmorgen, 9:18 Uhr. Ich sitze in der Morgensonne auf den breiten Stufen vor dem Kölner Dom. In 15 Minuten soll mein Gesprächspartner hier sein, wir haben uns an diesem markanten Ort verabredet. Die Morgensonne ist angenehm, es gibt hier sogar kostenloses WLAN, das macht den Aufenthalt für mich immer etwas wertvoller…

kdSchräg vor mir sitzen vier ausländische Studentinnen. Sie haben keine Scheu, mich um Hilfe zu bitten, denn sie haben wichtige Fragen auf ihrem Zettel vor sich. „Wie lange wurde denn am Dom gebaut, wissen Sie das?“ Schwach habe ich in Erinnerung, dass es „sehr lang“ war. „Nein, leider weiß ich es nicht“, erwidere ich. Da habe ich eine Bildungslücke in deutscher und Architekturgeschichte. Aber das monumentale Gebäude hinter mir wirkt wirklich bombastisch. Schön, dass sie nicht aufgegeben haben, daran zu bauen, denke ich, egal wie lange es war.

Aber wozu gibt es Google. Später in der Woche wurmt mich die Frage, auf die ich keine Antwort hatte, doch. Drei Sekunden später ist das Ergebnis da: 632 (!) Jahre hat man daran gebaut, 1880 ist er erst fertig geworden. 1248 wurde mit dem Bau begonnen. Hammer! Da wirkt die Baustelle Flughafen BER richtig lächerlich.

Manche „Baustellen“ in unserem Leben dauern etwas länger. Nicht aufgeben! Dranbleiben. Auch wenn es etwas länger dauert, Umwege erfordert. Gott baut an unserem Leben, Gott baut an seiner Gemeinde. Und es lohnt sich, dranzubleiben – und in seinem Willen zu leben.

Diese Woche ist richtig vollgestopft: Predigtdienste in Velbert und Grevenbroich (die Gemeinden lassen übrigens grüßen!), umfangreiche Sitzung mit dem Vorstand der Velberter Mission, Gespräch in Köln, verschiedene persönliche Treffen, BFP-Vorstandssitzung in Erzhausen, erstes Treffen mit dem Vorstand der Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Hannover am Freitag, … Die Woche ist voll, aber erfüllt und sehr gut.

bus1Freitagabend, 19:04. Deutschland liegt 1:0 in Führung. Die Straßen in Hannover sind leergefegt. Ich fahre von meiner letzten Besprechung zum Hauptbahnhof Hannover in einem „Taxi“ mit 40 Sitzplätzen: Der Linienbus hat mich für mehrere Stationen als einzigen Fahrgast! „Alle Männer gucken Fussball“, lacht die Busfahrerin. Ich wechsle mit ihr einige Worte, während sie den Bus souverän durch die Straßen Hannovers steuert. An einer Haltestelle hat sie so viel Puffer eingefahren, dass ich aussteigen und den Bus fotografieren kann. Sie kommt aus Rumänien, erzählt sie mir und ein Bekannter von ihr sei in einer Freikirche in München, die Schuhkartons nach Rumänien transportiert hätten. Wir können in der Fahrpause nicht wirklich viel reden, da sie das ja eigentlich auch nicht soll und dann auch die Fahrgastzahl um 200% steigt. „Gute Reise“ wünscht sie mir und hält direkt vor dem Eingang zum Hauptbahnhof, wo eigentlich keine Bushaltestelle ist.

Das Eis am Hauptbahnhof Hannover ist supergut – und billiger als in München. Entspannt habe ich im ICE einen Tisch für mich – und das ohne Platzreservierung am Freitagabend. Ich freue mich auf München. Auf meine Frau, meine Familie – und meine Gemeinde.