Soeben hat die BFP-Bundeskonferenz acht Minuten Dokumentation des Österreichischen Fernsehens über die Macht des Gebetes auf sich wirken lassen. Ihre Stimme ist bewegt, sie kämpft mit den Tränen, während sie hinter die Kanzel tritt und das Bekenntnis über ihre Salzburger Gemeinde ablegt. Man spürt die Echtheit.
Salzburg. Festspielstadt an der österreichisch-deutschen Grenze, zwei Monate im Jahr herrscht Festspiel-Ausnahmezustand. Während die Rednerin ihre Gedanken entfaltet, gehen meine Gedanken ein paar Wochen zurück. Kurz vor Mitternacht waren wir damals am Rande unseres Urlaubs bei abendlich-sommerlichen Temperaturen durch die Altstadt von Salzburg geschlendert – und auf eine multimediale Aufführung der Festspiele gestoßen. Sie hat Recht: diese Stadt ist wirklich besonders. Wir hatten vor wenigen Wochen den abendlichen Blick auf die malerisch beleuchtete Burg dieser historisch so reichen Stadt genossen. Selbst einem Kurzbesucher bleibt das Flair nicht verborgen.
Wie aber in so einer Stadt Gemeinde bauen? „Wie können wir diese Stadt für das Evangelium erreichen? Wir können das nur tun, wenn unsere Botschaft für die Menschen dieser Stadt relevant wird“. Die junge sympathische Österreicherin auf der Bühne der BFP-Konferenz in Willingen wirkt vor den ca. 1000 Besuchern sehr authentisch. Die Mimik und das Gestenspiel gewinnen an Dramatik und Ausdrucksstärke. „Wir haben gebetet und gefastet, dass Gott uns einen Schlüssel in die Hand gibt“. Pfingstgemeinde in Salzburg. Das sind mehrere Generationen von Gläubigen, die in der 150.000er Stadt seit mehr als sechs Jahrzehnten präsent ist. Engagiert berichtet sie über die Entschlossenheit der Gemeinde, die Aufbruch und Veränderung will.
Die beiden Hauptredner auf der Bühne an diesem Dienstagmorgen sind 29 und 30 Jahre alt. Das ist auch nicht alltäglich auf den BFP-Konferenzen. Der vollbesetzte Saal wirkt außergewöhnlich ruhig, während sie spricht. Die Botschaft der jungen Frau kommt an, die Versammlung hängt an ihren Lippen.
Inzwischen ist sie die erste ordinierte Pastorin der österreichischen Pfingstbewegung. Gemeinsam mit ihrem Mann Immanuel dienen sie als Pastorenehepaar der traditionsreichen Gemeinde, deren Pioniere rund um Pfingstväter Nikolaus und Albert Betschel die ganze Bewegung in Österreich mit geprägt haben.
„Dankbar sind wir, dass uns die älteren Geschwister von Anfang an Vertrauen geschenkt haben. In unserer Gemeinde ist eine Denkveränderung eingetreten, die Geschwister haben ein Gottesbewusstsein und geistliches Selbstbewusstsein bekommen. Dies muss sich mit einem Sendungsbewusstsein kombinieren: Wir wollen den Menschen dieser Stadt dienen.“ Die junge Frau auf der Bühne wirkt energisch und entschlossen. Neben ihrem Pastorendienst hat sie einen akademisch-theologischen Studienabschluss gemacht, um der ganzen Pfingstbewegung in Österreich besser dienen zu können. Konsequenterweise hat ihr die Bewegung die Leitung der Akademie für Theologie und Gemeindebau der Pfingstgemeinden in Österreich zum Jahreswechsel angetragen.
Nicole Fiausch kommt gebürtig aus Niederösterreich. „Ihr versteht mich ja trotzdem – auch ohne Übersetzer“. Sie lacht. Als sie über das „Stiegenhaus“ redet, das man von oben her putzen müsse, und meint, dass Veränderungen in einer Gemeinde oben, sprich bei der Leitung, anfangen müssen, brauchen die Delegierten doch etwas Nachhilfe. „Ach ja, Treppenhaus, sagt man bei euch. Und nicht auf die frischgeputzten Stiegen raufdappen, dann macht man alles wieder schmutzig…“ Nicht nur ihr Hochdeutsch ist unter anderem auf BERÖA, dem theologischen Seminar des BFP, geprägt worden – grenzüberschreitend, sozusagen.
Der stark beeindruckende ORF-Film kommt mir wieder in den Sinn. „Gebet kann dein Leben wirklich verändern“. Das staatliche Fernsehen hat es wirklich prägnant und fast evangelistisch effektiv getroffen, was eine Pfingstgemeinde ausmacht. Und sie hat es in den letzten Jahren erlebt. Nicole berichtet von neuen Akzenten, die sie als Leiterehepaar gesetzt haben. Bei der langen Nacht der Kirchen sei man offiziell dabei, auf Stadtebene sei man sehr gut ins Gespräch gekommen. „Bei der diesjährigen Nacht der Kirchen sind 200 Kinder da gewesen. Unsere Leute in der Gemeinde sind begeistert für Kinder.“ Nicoles Augen strahlen, wenn sie über die „Ladys“ ihrer Gemeinde berichtet, die sich in besonderer Weise gefunden haben. Und der Film ist mittlerweile schon so oft im Fernsehen (3Sat, ORF, TW1) gezeigt worden – am Konferenzvorabend auf ORF2 gerade wieder.
Szenenwechsel. Vorhalle der „Hall of conference“ in Willingen: „Immer wenn ich die übernatürliche Kraft Gottes male, dann verwende ich diesen feuerförmigen, lichtfarbenen Lichtstrahl“. Immanuel Fiausch, Nicoles Mann, ist einer der ausstellenden Künstler der 2. BFP-Kunstausstellung. „Darf ich dir meine Bildtriologie erläutern?“ Der Montagabend der Konferenzeröffnung geht bei mir bis kurz vor Mitternacht. Immanuel hat einen kleinen Anteil daran. Engagiert nimmt er mich in die tieferen Aussagen seiner Bilder hinein. Besonders ausdrucksstark finde ich die Gesichtszüge des Lammes. Dieser Pastor, der gleichzeitig ein Künstler ist, hat wirklich eine besondere Begabung. Sein Dienst zeigt auf, wie das Evangelium auch über ungewohnte Wege die Menschen erreichen kann. „Neulich fing ein junger Mann an zu weinen, als ich ihm anhand des Bildes die Bedeutung dessen erklärt habe, was Jesus getan hat.“ So sehr hat Gott die Welt geliebt. Das Motto der diesjährigen Konferenz kommt wirklich in allen Bereichen zum Ausdruck.
Kontrastreich heben sich Immanuels schwarze Haare von den strohblonden seiner Frau ab. So unterschiedlich die beiden sind, so ergänzen sie sich und ihren Dienst in der Gemeinde. Und sie bewegen etwas. „Im kommenden Jahr werden wir mit mehren gläubigen Opernsängern eine geistlich-kulturelle Veranstaltung in der Zeit der Salzburger Festspiele machen. Da soll das Evangelium im Mittelpunkt stehen. Auch die Menschen aus diesem Hintergrund brauchen die Botschaft von Jesus.“ Kulturrelevant Gemeinde bauen ist das Schlagwort. Gemeinde muss wahrgenommen werden. Nicht nur der ORF hat wahrgenommen, dass diese Gemeinde anders ist.
Juli 2012: An diesem Sonntagnachmittag gehen meine Frau und ich gemeinsam mit Nicole und Immanuel bei traumhaftem Blick über die Festspielstadt spazieren und chillen, wie Immanuel später auf Facebook schreiben wird. Maria Plein, hoch oben über Salzburg. Zwischen den Maisfeldern streifen wir viele Themen, persönlich, gemeindlich, allgemein. Am Morgen haben habe ich gemeinsam mit Petra in der Salzburger Pfingstgemeinde dienen dürfen. Seit vielen Jahren beobachte ich die gemeindlichen Entwicklungen in Österreich. Und es freut mich zu sehen, was hier geschieht. Es sind nicht nur leere Worte, hier tut sich etwas.
Wie hieß es doch im ORF? Gebet verändert Menschen. Wirklich.
(Auf www.pfingstkirche.at ist der Ausschnitt der ORF-Doku „Die Macht des Gebets“ mit der Pfingstgemeinde Salzburg einsehbar.)
Dieser Blog-Eintrag wurde ursprünglich geschrieben als Beitrag für GEISTbewegt!, Internet und Zeitschrift des BFP.