„Ich bin stolz auf meine Münchner Gemeinde…“

Mittwochnachmittag. Ein richtig „nettes“ Gewitter geht über unsere kleine Zeltstadt runter. Dank “EierBrett” und separater Tastatur sitze ich „gemütlich“ in meinem Zelt und blogge ein wenig, den Computer habe ich (wohl besser so) vom Generator abgekoppelt, meine Stiefel und Regenjacke habe ich angezogen, falls wir „raus“ müssen, um etwas zu richten. Der Regen ist heftig, aber alle unsere Grabensysteme  funktionieren bestens.

Gleich soll der Nacharbeitskurs beginnen, hoffentlich hört das Gewitter bis dann auf. Kurz nach dem Mittagessen haben sich Wolkenberge über uns, 1620 Meter hoch in den Bergen, zusammengebraut. Dabei hat der Tag doch so anders begonnen…

7:00 Uhr, ein Mitsubishi, auch nicht aus den jüngsten Tagen, holt unser Team ab. Wir sind eingeladen in der „Clinic“ zu predigen. M, der hier als „Professional Nurse“, wie auf seinem Schild steht, arbeitet, hatte ich schon bei unserer LKW-Open-Air-Tour kennengelernt. Er war bisher fast jeden Abend in der Crusade und diente mit als Ordner. Ihn habe ich mit seiner herzlichen Ausstrahlung besonders ins Herz geschlossen. Er hat uns für diesen Morgen in die Klinik eingeladen.

Der Wächter der Clinic öffnet das Tor, am Eingang unübersehbar gleich ein Plakat unserer Evangelisation. Wir werden dem General Manager vorgestellt, an der Wand hängen goldgerahmte Bilder der „Großen“ von Südafrika und Kwa Zulu Natal, der hiesigen Provinz. „Schön dass ihr da seid, wir brauchen geistliche Speise“, begrüßt der Manager uns öffentlich. Das darf nicht wahr sein… Man stelle sich das in D. vor.

In der Wartehalle der Clinic sitzen ca. 40 Patienten, meistens Mütter mit Babies und ältere gebrechliche Leute, außen herum die Angestellten der Clinic, die mehr einer Ambulanz ähnelt. Mit einem Lied wird begonnen, Gebet, dann predigt S. , der mich sonst übersetzt. Der Stil und die Intensität ist überhaupt nicht „runtergefahren“, sondern wie in der Evangelisation. Wow! Am Ende der Predigt betet unser Teamleiter und ich werde gebeten, für alle Patienten und Angestellten um den Segen Gottes für den Tag zu bitten. Das tue ich gerne. Ich werde an unser Krankenhausprojekt in Ruphaidia Indien erinnert. Vermutlich läuft das in der dortigen Clinic nicht viel anders.

Beendet wird die Andacht mit einem Lied, nein mehr einem Tanz. Begeistert wird gesungen, getanzt und dann begrüßt jeder der Angestellten, inklusive des Managers, jeden Patienten einzeln per Handschlag, tanzend, selbstverständlich. Die Form, wie man sich hier die Hand gibt, habe ich inzwischen auch gelernt. Man muss dabei mehrfach die Handstellung „umschalten“ und zum Schluss werden die Daumen aneinandergedrückt, wie wenn man damit schnalzen würde.

Die Atmosphäre in der Clinic ist nach der Andacht sehr gelöst. Welch ein anderer Tagesbeginn! Zum Schluss noch ein Foto gemeinsam mit dem Manager und meinem Bruder von der LKW-Ladefläche. Dann wartet bereits das Auto für die Rückfahrt. Wir schlängeln uns durch eine Kuhherde durch, vor uns Bauarbeiten. „S. mach bitte das Fenster zu“. Ich rufe eindringlich nach hinten. Der Prediger aus der Clinic schafft es kaum, das Fenster hochzukurbeln. Flatsch, eine Ladung Wasser auf unserem Auto, ein wenig dringt durch das Fenster ein. Der Tankwagen hat die Sandstraße „benässt“, damit sie vernünftig verdichtet werden kann.

Wir kommen an der Schule vorbei, wo wir am Montag waren. Eine der Lehrerinnen sieht unser Auto und winkt uns heftig, dass wir halten. Habt ihr Zeit? Bitte kommt und helft uns. Einige der Schüler leiden wieder unter Manifestationen des Ahnenkults. Wir kommen gerne und dienen den Schülern. „Wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen“, sagt sie hilflos. Wir bieten an, dass sie die Schüler zu uns ins Zelt zum Gebet schicken sollen. Keine einfache Aufgabe für die Lehrer – und für uns.

Gleich neben dem Eingang steht eine Schlange von Schülern, die alle zu spät gekommen sind, wie mir erklärt wird. „Bekommen die eine Strafe?“, will ich wissen. Schau selber hin! Strafmaß ist ein Schlag auf die ausgestreckten Hände, wobei die Ausführenden nicht gerade zimmperlich zuhauen, wie deutlich wird. Auch das ist Südafrika – und das muss ich erstmal für mich verarbeiten….

Kaum sind wir daheim, sind zwei Herren ins Zelt gekommen, die um Gebet bitten. Das tun wir natürlich auch in diesem Fall gerne. Der eine ist gekommen, um Gott die Ehre zu geben, weil er ihm in einer ganz schwierigen Lage geholfen hätte. Ich lade beide ein, unbedingt zur Evangelisation zu kommen. Ja, sie wollen kommen.

Zwischendurch rufe ich eMails ab. Jeder eMail-Gang gleicht eher einer Zerreissprobe für meine Nerven, aber die Nachrichten, die reinkommen freuen mich sehr: Etliche Zusagen aus Deutschland sind in meiner Nachrichtenkiste. „Wir übernehmen zwei LKW-Reifen“, schreibt eine Familie, „ich habe gerade Geld für 150 Zulu-Bibeln auf das Gemeindekonto überwiesen“, „ich übernehme 10 Bibeln“, „ich 20 Liter Benzin“, „ich übernehme 200 Liter Benzin für den Generator“, usw.. Ich bin total begeistert von meiner Gemeinde, die so hinter dieser Arbeit und insbesondere auch hinter dieser Reise steht. „Hey, Münchner FCG-M-ler, Ich bin wirklich stolz auf euch!“  Große Freude und Applaus im Team als ich die guten Nachrichten aus Deutschland verkündige, besonders bei Missionar B..

Für den Vormittag haben wir zur Entspannung eine Wanderung auf den nahegelegenen Berg eingeplant. Zwei Deutsche, ein Afrikaner. Die anderen scheuen die Hitze. Kaum 200 Meter hinter unserem Zelt fällt B. in ein verdecktes Matschloch. Kein Problem, wir gehen weiter. Wir „besichtigen“ den Fluss, von dem das Rohr unseres Trinkwasser abgezapft wird. Räusper. Für mich ist es mehr als ein kleines Wunder, dass es mir körperlich so gut geht. Ich schlage vor, dass wir nicht den direkten Weg gehen, sondern den Weg über den Bergkamm nehmen. Welch eine Aussicht! Wir sind wirklich „in the middle of nowhere”. Gerne würde ich das Panorama-Video, das ich mache, ins Internet stellen, aber das würde mehre Tage dauern… Und mittendrin das gelbweiße Missionszelt. (Panoramabilder bitte durch Klick vergrößern, Zelt ziemlich genau in der Bildmitte.)

1870 Meter zeigt B.s GPS-Gerät schließlich. Auf den Gipfeln begegnen wir den Spuren des Ahnenkults. Auch auf der anderen Seite des Berges sind Häuser. Unser afrikanischer Bruder betätigt sich als „Rufer in den Bergen“ und gibt den Evangelisationstermin lautstark von der Bergspitze bekannt. Und von unten kommt tatsächlich Antwort. Den Rückweg nehmen wir direkter – und sehen dann von unten, wo wir langgegangen sind!

Zum Schluss lande ich beim zu kurzen Sprung über den kleinen „Trinkwasserfluss“ im Matsch. Zum Glück habe ich meine Stiefel an. Unser afrikanischer Freund spricht mit einer Frau, die vor ihrem ausnehmend schönem Haus sitzt. „Was hast du denn für zwei schöne Männer bei dir?“ übersetzt er uns später. Kompliment für die Deutschen.

Wir schaffen es rechtzeitig zum Mittagsteaching zurück zu sein. „Geistliche Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten“ ist heute mein Thema. Aufmerksam lauschen die Afrikaner und gehen mit. Das Handtuch um meinen Hals macht mir schweißfreies Predigten möglich. Kaum zu glauben, wie stark die Temperatur in wenigen Stunden gesunken sein wird.

Aus dem Gebetszelt dringt Gesang zu mir herüber. Das Gewitter ist vorbei, aber es regnet noch immer. Der Bibelkurs ist angelaufen. Ich schaue durch die Planenöffnung in das Zelt hinein. Leider sind wg. des schlechten Wetters nicht so viele gekommen, aber Anfangsuhrzeiten sind in Afrika ja sowie mehr freundliche Empfehlungen… Später sind es dann zwanzig, die Atmosphäre ist sehr fröhlich. Für das Wetter ein Super-Beginn.

Ich muss mit dem Blog schließen. In fünf Minuten beginnt das Abendgebet und dann ist wieder Crusade. Gut zu wissen, dass in München heute Abend auch für uns gebetet wird.

Donnerstag wird wieder herausfordernd sein, da stehe ich wieder auf dem Predigtplan für den Abend.

Zucker und Benzin im Hinterland

Am Morgen beim Frühstück sprechen wir über die Notwendigkeit wieder einkaufen gehen zu müssen. Es sind vor allem das Benzin für den Generator, das knapp wird (der Generator, einer unserer „wichtigsten Mitarbeiter“ braucht doch relativ viel) – und der Zucker. Beim Benzin denkt B. darüber nach, den Pastor zu befragen, der über ein Auto verfügt, ob der das besorgen könnte. Eine Extrafahrt zum Einkaufen wäre mit einem hohen Zeitaufwand und auch nicht unerheblichen Kosten verbunden. Aber was könnten wir wegen des Zuckers machen? Vielleicht gibt es in dem kleinen “Laden” unweit von hier etwas? Cola und Chips hat er jedenfalls…

Ein Teil unseres Teams ist heute zur „Hütten-Evangelisation“ aufgebrochen. Sie kommen begeistert zurück. „So viele offene Türen, wir konnten mit Menschen beten und ihnen das Wort Gottes geben.“ St. ist der größte in unserem Team und trägt deswegen auch spaßeshalber den Beinamen „Goliath“. Seine Stimme erinnert beim Gesang leicht an einen Löwen, so ein Volumen legt er spielend hin. Die afrikanischen Zuhörer lieben das. „Wir machen das in den nächsten Tagen noch einmal“, ist das einmütige Statement des Teams.

M. und Bnk. betreuen im Gebetszelt eine junge Frau, die zum seelsorgerlichen Gespräch und Gebet gekommen ist. Auch sie leidet unter starken negativen Einflüssen des Geisterglaubens. Wir beten als Teilteam gemeinsam für sie. Man merkt den Kampf, der in ihr stattfindet. Während der andere Teil des Teams noch unterwegs ist, kommt ein kleiner Junge, vielleicht ist er vier Jahre, auf unser Gelände. In der Hand hält er eine Schüssel. Da ich auf Englisch nicht mit ihm kommunizieren kann, kommt M. herbei. Die Schüssel ist voller Zucker. Wieder ein Geschenk aus der Nachbarschaft, vermutlich ohne zu wissen, dass wir diesen gerade besonders brauchen. Eine nette kleine Erfahrung am Rande des Geschehens. Abends kommen noch Brot, Kartoffeln, kleine Pfirsiche, Spinat, Getränke und anderes dazu… Das hilft dem Team enorm, unser Speiseplan ist vielfältig.

„Da sind ein paar junge Studenten, denen du versprochen hast, für sie zu beten.“ BnK. kommt an mein Zelt und bittet mich zu kommen. Ja, klar habe ich das, aber ich hatte sie heute morgen um 7:00 Uhr erwartet, wie ausgemacht. Ja, sie hätten das nicht geschafft, spät aufstehen, verschlafen und so…. Ich verstehe. Diesmal sind sie aber nicht nur zu zweit, sondern zu fünft, alle in Schuluniform, allerdings die einfache Variante. Gerne beten wir für ihre Prüfungen und die schulischen Fragen. Im Halbschatten unseres Wohnwagenvorzelts entwickelt sich eine kleine Gebetsversammlung, während die Sonne heiß auf unser Gelände drückt.

Aber beim Gebet für die schulischen Leistungen will ich es nicht belassen. Ich bitte BnK. sie zu fragen, ob sie denn schon Jesus angenommen hätten. Der eine war bereits in der Versammlung, sagt er. Er hätte sich auch beim Aufruf gemeldet, sei aber nicht nach vorne gekommen. BnK. erklärt ihnen in kurzen Sätzen die wichtigsten Aspekte des Evangeliums. Mittagsversammlung. Ob er für sie beten dürfe, dass sie Jesus annehmen? Ja, darf er. Alle sind bereit, Ehrfürchtig werden die Schultaschen, tlw. nur Plastiktüten, abgelegt und das Gebet der Lebensübergabe nachgesprochen. So schlicht und einfach geht das hier! Mir ist natürlich klar, dass damit noch kein wirklicher Durchbruch geschehen sein muss, aber ein Anfang ist gemacht. Ich lade sie ein, am Abend in die Versammlung zu kommen, um mehr zu hören. Ich bin gespannt, was aus den Jungs wird. Ich würde mich freuen sie im Himmel wieder zu treffen. Dort will ich dann sowieso in der afrikanischen Abteilung, sollte es diese denn überhaupt geben, vorbeischauen…

Beim Mittagsgebet nehmen wir das Buch mit den Namen derjenigen, die sich entschieden haben und halten es im Gebet mit erhobenen Armen vor dem Herrn hin. Die Liste ist wieder gewachsen, zwar langsamer, als in den ersten Tagen. Wir beten, dass die Menschen im Glauben wachsen und in den Glaubensgrundkurs kommen. Wieder ist eine Mutter mit einem Baby da, es ist noch ganz klein. Wie alt es denn ist, will ich wissen – vor einer Woche geboren. Wie niedlich. Gegen Ende des Gebets verirrt sich noch eine Kuh in´s Missionszelt, frei nach dem Motto, dass das „Haus Gottes“ offen für alle ist. Die Ziegen aus der Nachbarschaft scheinen dafür mittlerweile kapiert zu haben, dass unsere Mülltonne für sie tabu ist…

Ich schreibe noch schnell eine eMail und bitte unsere Gemeinde in München und die Gemeinden  der Region um Unterstützung für die zusätzlichen Ausgaben der Evangelisation. Mehrere Reifen für den LKW, Bibeln für die Evangelisation, Kosten für das Benzin des sonst nicht notwendigen Generators. Ich bin sicher, ich kann auf meine Gemeinde zählen…

In der Abendversammlung bin ich wieder total begeistert, wie klar B.s Gabe zur Evangelisation ist. Diesmal predigt er über Zachäus. Jesus kommt in die Stadt – und Zachäus ist neugierig. Beispielhaft spricht er über die Neugierde der südafrikanischen Verkehrspolizisten, die „immer“ etwas finden würden, wenn sie einen anhalten, so jedenfalls die Erfahrung des Evangelisten. Selbst habe ich auch schon oft über die Geschichte gepredigt, aber welche Details er alle – in feiner evangelistischer Weise herausholt – begeistert mich zutiefst.

Auch die Kinder sind an jedem Abend zahlreich vertreten. Sie haben im Zelt ihren eigenen Block. Sie lauschen diszipliniert der Predigt, auch sie reagieren auf die Aufrufe. Kaum Störung, sehr gutes Verhalten, das macht den Dienst wirklich einfacher. Am Freitag gibt es trotzdem ein spezielles Kinderprogramm.

Wieder reagieren viele auf den Aufruf. Morgen beginnt der Nacharbeitskurs. Bitte komme, wenn du dich für Jesus entschieden hast. BnK. lädt eindringlich ein. Während des ganzen Abends wird im Gebetszelt für Menschen, die besonders Gebet brauchen, gebetet und ihnen gedient. Das fordert das Team sehr heraus, aber sie stehen zusammen.

Abends ist auch der Pastor da. Er erklärt sich bereit, sich um das Benzin für den Generator zu kümmern. Eine Sorge weniger für das Team. Danke, Herr!

Aktuelle Gebetsanliegen Südafrika

Stand: 31.01.2012, 11:00

  • Besucherzahl hat sich eingependelt, wir haben noch freie Stühle,
    Gebet für ein volles Zelt
  • Effektive Haus- zu Haus Evangelisation
  • Einsätze in Schule und Krankenhaus (weitere geplant)
  • Freisetzung von belasteten Personen
  • Für den Glaubensgrundkurs, der am Mittwoch startet
  • Für die Neubekehrten
  • Kranke, die in die Versammlungen kommen
  • Gesalbter Dienst des Musikteams

Außerdem:

  • Für das Wetter!
  • Für die Prediger der Evangelisation, zunächst die Einheimischen, dann mehrmals B., später ich
  • Kraft für das Team in allen äußeren Herausforderungen
  • Für die Familienmitglieder der Teams, die nicht vor Ort dabei sind
  • Technische Widrigkeiten in vielen Details